Schlagwort: Schreiben

Es ist alles nur Chimäre aber mich unterhalts …. *)

Um ins Schreiben einzusteigen, schleiche ich über einen schmalen Weg, der nur streckenweise von dornigen Ranken befreit ist. Er windet sich irgendwo zwischen Gedanken und Emotionen, schweift einmal ins eine Gebiet, einmal ins andere. Im Vorbeigehen ziehe ich leicht zerfledderte Erinnerungen aus Blüten und Müllcontainern, versuche Giftpflanzen zu vermeiden und erinnere mich doch genau an ihren Nachgeschmack. Manche Wegstücke müssen mit der Machete frei geschlagen werden, andere bestehen aus Treibsand. Die Muse ist eine Chimäre, man muss sich schon selbst in Bewegung setzen

*) Nestroy „Die Papiere des Teufels oder der Zufall“

89. Station meiner Literaturweltreise – Russland 2 – Angezogen hat mich eigentlich der Titel des Buchs

Hier geht es zu meiner Literatur- und Kunstweltreise

George Saunders ist ein in den USA sehr bekannter amerikanischer Autor von Kurzgeschichten und hat 2017 seinen Erstlingsroman „Lincoln im Bardo“ herausgebracht. Nach einem sehr abwechslungsreichen Weg (Studium der Geophysik, Jobs in allen möglichen Bereichen) wurde er 1985 in das Programm für kreatives Schreiben der Syracuse University aufgenommen, das er 1988 mit dem Master abschloss. Nach einigen Zwischenstationen lehrt er seit 1997 selbst kreatives Schreiben im Programm der Syracuse University.

Die deutsche Übersetzung dieses Buchs ist 2021 im vorzüglichen Münchner Luchterhand Literaturverlag herausgekommen. ISBN 978-3-630-87697-9.

Es ist eigentlich so etwas wie ein unsystematisches Lehrbuch des Schreibens, eine schriftliche Fassung einer seiner Lehrveranstaltungen an der Syracuse University. Am Beispiel von sieben Kurzgeschichten russischer Autoren des 19. Jahrhunderts erläutert er wichtige Regeln und Prinzipien kreativen Schreibens.

„Wenn wir diese Erzählungen, die meistenteils still, häuslich und unpolitisch sind, zu lesen beginnen, mag der Gedanke vielleicht seltsam erscheinen, aber dies ist eine Literatur des Widerstands, geschrieben von progressiven Reformern in einer repressiven Kultur, unter ständiger Bedrohung durch die Zensur, in einer Zeit, da die politische Haltung eines Schriftstellers zu Exil, Haft, ja Todesstrafe führen konnte. Der Widerstand in diesen Erzählungen ist still, eher nicht geradeheraus, und er erwächst aus dem vielleicht radikalsten Gedanken, den es gibt: dass jedes Menschenwesen Aufmerksamkeit verdient und dass man den Ursprüngen allen guten und bösen Potentials im Universum auf die Spur kommen kann, indem man eine einzige Person, auch eine ganz bescheidene, und die Windungen und Wendungen ihres Innenlebens genau betrachtet“ S13

Folgende Erzählungen werden analysiert:
Anton Tschechow „auf dem Wagen“ (1897)
Iwan Turgenjew „Die Sänger“ (1852)
Anton Tschechow „Herzchen“ (1899)
Leo Tolstoi „Herr und Knecht“ (1895)
Nikolai Gogol „Die Nase“ (1836)
Anton Tschechow „Stachelbeeren“ (1898)
Leo Tolstoi „Aljoscha der Topf“ (1905)

Saunders hat nicht etwa die gleichen Maßstäbe an alle Texte angelegt sondern hat an verschiedenen Geschichten verschiedene Dinge erläutert. Er ist dabei nicht von Prinzipien des Schreibens sondern von den jeweiligen Texten selbst ausgegangen.

„Im Buddhismus heißt es , jegliches Leben sei wie „ein Finger, der auf den Mond zeigt“. Der Mond (die Erkenntnis) ist das wesentliche und der zeigende Finger versucht, darauf hinzuweisen, aber wir dürfen Finger und Mond nicht miteinander verwechseln. Wer von uns schreibt, wer davon träumt, eines Tages eine Erzählung zu schreiben wie diejenigen, die wir gelesen und geliebt haben, in denen wir lustvoll verschwunden sind und die uns für kurze Zeit wirklicher erschienen als die sogenannte Wirklichkeit, dessen Ziel (der Mond) ist ein Zustand des Geistes, aus dem heraus wir vielleicht so eine Erzählung schreiben können. All das Werkstattgerede und die Erzähltheorie, und die aphoristischen, cleveren, handwerklich ermutigenden Parolen sind nichts weiter als Finger, die auf diesen Mond zeigen, um uns zu diesem Zustand des Geistes zu führen. Und das Kriterium, nach dem wir einen angebotenen Finger annehmen oder verwerfen, lautet „ist das hilfreich? „
In diesem Sinne biete ich alles Folgende an.“ S 19

Und er bietet eine Menge an. Zunächst eine ganz grundsätzliche Überlegung, was wohl den Leser/die Leserin dazu bringt, nach einer Zeile auch die nächste, übernächste ….. zu lesen.

„Gibt es Gesetze der Literatur, so wie es Gesetze der Physik gibt? Funktionieren manche Dinge einfach besser als andere? Was schmiedet die Verbindung zwischen Autor und Leser, was zerstört sie?
Und wie finden wir das heraus? S 24

Die Aufzählung sämtlicher Fragen und Antworten zum Thema „Schreiben“, die Saunders aufwirft, sprengen eindeutig den Rahmen einer Buchbesprechung. Sie sind auch auf die jeweiligen Texte bezogen und können meist nicht sehr aufschlussreich sein, wenn man die Texte nicht gelesen hat.

Saunders abschließende Bemerkungen haben mir auch sehr gut gefallen:

„Nach meiner Erfahrung funktioniert ein künstlerisches Mentorat im besten Fall ungefähr so: der Mentor äußert meinungsstark seine Ansicht, so als wäre sie die einzig mögliche und richtige. Der Studierende gibt vor, diese Haltung zu übernehmen. Er glaubt dem Lehrer einfach ( probiert seine ästhetischen Prinzipien versuchsweise an, wie ein Kleidungsstück, beugt sich seinem Ansatz), um herauszufinden, ob da was dran sein könnte. Am Ende der Mentorszeit klinkt die Studierende sich wieder aus, distanziert sich von der Ansicht des Lehrers, die sich sowieso inzwischen anfühlt wie schlecht sitzende Kleidung, und kehrt zu ihrer eigenen Denkweise zurück. Aber vielleicht hat sie ja unterwegs ein paar Erkenntnise mitnehmen können. Wahrscheinlich waren ihr die gar nicht ganz neu, die Lehrerin hat sie nur daran erinnert“ S 508

Am Ende des Buchs bietet der Autor drei praktische Übungen an, die ich sehr interessant finde:
1. Übung im Streichen – sukzessive soll ein Text von 600 Wörtern auf die Hälfte zusammengestrichen werden. Es wird ein geeigneter Text angeboten und Möglichkeiten diskutiert.

2. Übung im Steigern – Es soll eine Geschichte von 200 Wörtern geschrieben werden, es dürfen aber nur 50 verschiedene Wörter verwendet werden.

„Die meisten Autor:innen neigen dazu, Erzählungen mit langen Expositionen zu schreiben, kommen aber nie in die ansteigende Handlung hinein.Ich habe schon ganze Romane von Studierenden gelesen, die so liefen – Seiten über Seiten brillianter Exposition, ohne dass die Spannung anstieg. (…)
Aus Gründen, die mir verschlossen bleiben, enthalten Erzählungen, die bei dieser Übung zustande kommen fast immer Ansteigende Handlung. Manche Studierende werden eher witziger und unterhaltsamer und dramatischer als in ihren „echten“ Texten. S 527

3. Übung mit Übersetzungen – Das ist eine Übung, die nur mit Texten von bekannten Autoren möglich ist, da nur sie in verschiedenen Übersetzungen in verschiedenen Sprachen zur Verfügung stehen und auch recht aufwändig in der Beschaffung der Beispiele.

Alles in allem ein sehr empfehlenswertes Buch für alle, die sich fürs Schreiben interessieren oder auch für analytisches Lesen und Literatur im Allgemeinen.

Vielen Dank …

…für eure interessanten Wortbeiträge. Ich werde mich am Wochenende damit vergnügen, einen Text daraus zu machen.

Es soll eine Kurzhitzewelle heute und morgen geben, wir werden also einen glühenden Ungarischkurs erleben. Und nächste Woche voraussichtlich Dienstag und Mittwoch soll es richtig schlimm werden, wenn es „nur“ 35 , 36 Grad werden, können wir uns noch glücklich schätzen, es gibt auch Prognosen, die 38 bis 40 vorhersagen. Prinzipiell sind wir nächste Woche in PB aber auch das Hinfahren bei diesen Temperaturen wird schon heftig werden. Es wird auf jeden Fall Zeit, den Badeteich auszuprobieren.

Blick durchs Elefantengras

Was für einen Brandtext ich zu diesem Foto schreiben könnte. Warum ich es nicht tue, weiß ich, aber zufrieden bin ich damit nicht. Weder mit dem Wissen, warum ich keine tiefgehenden Texte schreibe noch mit dem, was daraus folgt.

Gerade habe ich einen Blog entdeckt, in dem ich Gedanken und Emotionen wie meine eigenen wiederfinde. Ich überwinde mich selten, so klar und unverhüllt zu schreiben, so ehrlich zu analysieren und zu sezieren. Ich bin noch nicht einmal sicher, ob ich das überhaupt möchte. Auf jeden Fall fühle ich mich aber inspiriert.

Überlegt habe ich auch warum manche Texte schreiben, die sie „Gedichte“ nennen obwohl sie mit Lyrik rein gar nichts zu tun haben. Vielleicht ist es das Bedürfnis, Tiefgehendes in einer Art zu beschreiben, die es aus dem Alltag heraushebt, aus der alltäglichen Sprache und aus den Empfindungen und Erlebnissen, die man anderen problemlos zugänglich macht.

Vom Aneinanderreihen von Wörtern

Ich weiß nicht, ob man es so generalisieren kann, aber für mich ist es um vieles einfacher Geschichten aus Märchen- und Phantasiewelten zu schreiben als solche aus dem Leben. Das hat nichts damit zu tun, dass mir die einen eher einfallen würden als die anderen, ich finde sie einfach viel schwieriger umzusetzen und wüsste gerne, warum das so ist.

Dass Fantasy-Geschichten eine Flucht-vor-der-Welt-Lektüre sind, ist schon klar, dass das Schreiben solcher Geschichten eventuell dieselbe Funktion für die Schreibenden erfüllt, kann ich auch gut nachvollziehen, aber ich komme nicht darauf, warum es soviel einfacher ist. Auch eine Geschichte aus anderen Welten braucht ja Struktur, Handlung, Spannungsbogen und Anfang und Ende ist also eigentlich weder schwieriger noch einfacher zu schreiben. Auch so eine Geschichte muss sich glaubwürdig auf bestimmten Sprachebenen bewegen …

Hat es mit dem eigenen Schreibstil zu tun, der sich mehr oder weniger gut in Phantastischem oder Realem umsetzen lässt, oder mit der Art von Figuren, die man gerne beschreibt ? Vielleicht liegt es auch daran, dass es so einfach ist, eine festgefahrene Handlung damit weiter zu treiben, dass man irgendwelche Wesen aus Phantasiewelten auftauchen lässt, denen man alle möglichen Eigenschaften zuschreiben kann? Allein durch das Hinarbeiten auf das Auftauchen so eines Wesens erzeugt man eine Handlungsstruktur, das geht aber bei einer Geschichte aus der realen Welt ganz genauso, nur taucht da eben zB kein Drachen auf sondern irgendetwas oder irgendjemand anderer.

Tatsächlich fällt mir das Schreiben solcher Geschichten leicht, aber sehr viel interessanter finde ich Geschichten aus der realen Welt, Figuren, die es tatsächlich gibt, oder geben könnte, Handlung aus dem Alltag, das Menschliche in allen Dimensionen und Sichtweisen

Ping Pong, der zweite

Jutta Reichelt lädt zum Schreiben von Ping-Pong-Texten ein. Da bin ich doch unbedingt dabei.

Das ist Juttas Ausgangstext:

Sie wollte das Wort nicht in den Mund nehmen. Sie konnte es ja selbst nicht mehr hören. War froh, wenn es ihr aus dem Kopf herausfiel, wenn sie nicht daran dachte. Abends passierte das manchmal, wenn sie eine Serie sah, in der es noch kein … (aber das war doch jetzt auch kindisch, wenn sie es nicht aussprach, als wäre damit irgendetwas gewonnen) … also … jetzt hatte sie den Faden verloren. Faden … Sie erinnerte sich an eine lange vergessene Handarbeit (was war es bloß gewesen?), die sie in der Grundschule hatte anfertigen müssen. Sie erinnerte sich an schwitzige Finger und wie alles immer enger und strammer geworden war, wie sie immer mehr Kraft aufwenden musste, bis schließlich der Faden riss. Eine Tante hatte sie gerettet. Diese Tante spielte Golf und besaß einen Jaguar und neben ihr wohnte der Botschafter eines kleinen afrikanischen Landes. Die Mutter behauptete, er mache der Tante den Hof, aber das stimmte vielleicht auch gar nicht …

Als Kommentar auf die ersten Texte, die geschrieben wurden, meinte Jutta, dass es ruhig auch ein paar weniger erzählerische und etwas originellere Texte sein dürften. Die Formulierung ist von mir. Jutta ist viel höflicher.

Und das ist Ping-Pong Myriade 2 – Reaktion 2 auf Ausgangtext

An Fäden hängt das menschliche Schicksal. Manchmal weben die Parzen, manchmal lassen sie lose Fäden flattern und nicht selten ziehen sie Stränge aus fertigen Geweben, die dadurch ihre Festigkeit verlieren, ihre Dichte und Flexibilität. Die drei Parzen erfreuen sich an anderem als am Glück der Menschen. Verworrene Gewebe bringen sie zum Strahlen, lange lachen sie darüber, wenn ein Faden schon beim Spinnen zerreißt und in kein Gewebe jemals eingearbeitet wird. Erreichen sie beim Färben besonders abstoßende Farben, so malen sie sich aus, zu welch unglücklichen Leben von Menschen diese Farben führen werden. Gerne bewahren sie aber manche Gewebe, die verfilzt sind, viel kleiner als sie sein könnten und im Wind nicht mehr vibrieren.

Die Parzen lieben die Menschen nicht. Es ist auch nicht ihre Aufgabe.

Impulswerkstatt – November- Zusammenfassung

Liebe Mit-Schreibende, Mit-Malende, Mit-Zeichnende, Mit-Inspirierte

Liebe Besucher und Besucherinnen

Der zweite Monat dieses Projekts endet heute (na ja, vielleicht reiche ich noch etwas nach, man muss ja nicht so dogmatisch sein)

Hier könnt ihr nachlesen, worum es sich bei diesem Projekt handelt.

Das Archiv des Projekts in dem alle Beiträge gesammelt sind, befindet sich hier

Die Teilnahme ist für alle offen: Texte jeder Art, Bilder, Fotos, Zeichnungen, Betrachtungen, Musik, Installationen, Kochrezepte, Bastelanleitungen usw usf. als Resonanz auf die Fotos des Monats sollen hier gesammelt werden. Meine Idealvorstellung wäre so eine Art Puzzle aus verschiedensten Teilen

 

Wie also sah es aus im November in der Impulswerkstatt :

Zunächst eine Ankündigung in Sachen Projektorganisation: Frau Flumsel, Sabine, Flumsi (es handelt sich um dieselbe Person) verlässt die Projektorganisation. Hier nachzulesen. Schade, ich hoffe aber, dass sie als Impulswerkstattbesucherin weiterhin mitmacht. Daraus folgt, dass ihr bitte alle eure Beiträge hier auf diesen Beitrag verlinkt bzw auf andere von meinen Beiträgen, die das Logo „Impulswerkstatt“ haben.

Es gibt:

  • eine Einladung am Anfang des Monats mit Impulsfotos
  • mindestens eine Zusammenfassung in der Mitte des Monats,
  • eine Zusammenfassung am Ende des Monats und
  • unregelmäßige Beiträge aus der Abteilung „Schreibtheorie“, die ich kürzlich eröffnet habe

Alles, was ihr dorthin verlinkt, finde ich leicht. Ich finde auch an anderen Orten, aber nicht immer und das wäre doch schade.

Ich habe mich über alle Beiträge gefreut, die im November in der Impulswerkstatt entstanden sind. Die Vielfalt regierte. Ich selbst hatte ein kreatives Tief, warum auch immer, aber es wird wieder und ich freue mich auf den Dezember.

Die November-Beiträge kann man nicht so leicht in zwei Gruppen teilen wie die Oktober-Beiträge, je eine Gruppe pro Foto. Im Oktober waren es die Schlange und der Stein, die inspiriert haben. Im November waren die Fotos vielleicht etwas weniger zugänglich. Nicht etwa absichtlich, es hat sich eben so ergeben.

Es wurden im November sehr viel mehr verschiedene Themen behandelt:

Blasen 8, 9, 14, 17, 19, 20

Hoffnung  11

Meer, Wellen 1, 2, 5, 7

Zaun 3, 10, 13, 16, 18

Mensch (Technik) versus Natur 4, 6,

Netze 12

Pflanzen 15

Die Stichworte sind alphabetisch geordnet, die Zahlen beziehen sich auf die Nummerierung der Beiträge in der Reihenfolge ihres Eintreffens. Nachdem es unnötig kompliziert gewesen wäre, die Beiträge so vielen verschiedenen Kategorien zuzuteilen, habe ich sie hier einfach in der Reihenfolge ihres Eintreffens aufgezählt und ein bisschen beschrieben.

  1. Der erste Beitrag ist von Gerda und beschäftigt sich mit dem Meer, dessen Rauschen man auch hört
  2. Schneebälle und Seifenblasen von Heidi
  3. Heidis Drahtzaum
  4. Nati zum Themenkreis Mensch-Natur
  5. Iris-Chinomso zu Wellen
  6. Gerdas Beitrag zum Thema Formensprache von Technik und Natur
  7. Sabine-Flumsi zum Meer
  8. Die Seifensiederin von Monika Maria
  9. Werners Krimi-Exkurs
  10. Iris-Chinomso zu Korn und Stacheldraht
  11. Sabine und die Hoffnung
  12. Buchalows Netze
  13. Maribey ist vorbeigekommen
  14. Myriades Luftblasen
  15. Petras Farne zum Getreide
  16. Judiths Getreideweg
  17. Ules heitere Bläschen
  18. Myriades Bauer
  19. Gerdas Mops hat die Sonne gefressen
  20. Myriades Bubbles
  21. Kathas Drops

Ihr seht, es ist von vielem etwas dabei. Nochmals vielen Dank für alle Beiträge und wir lesen, sehen, hören einander hoffentlich wieder im Dezember.

Die Einladung dazu folgt am 2. Dezember

Impulswerkstatt – Betrachtungen zum Schreiben

Ich eröffne eine Abteilung in der Impulswerkstatt, in der ich mich mit den „handwerklichen“ Aspekten des Schreibens befassen möchte. Ich nehme natürlich meine eigenen Texte als Beispiel und die konstruktiven Kommentare, die ich dazu bekomme als Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit den Themen. Selbstverständlich werden hier nicht die Texte anderer Leute zerlegt, nur meine eigenen, damit habe ich genug zu tun.

Dieser erste Beitrag bezieht sich auf den Text „Der Bauer, der meinte, die Natur zu unterstützen“.

Punkt Nr.1 – Personengestaltung. Zunächst die Darstellung der Kinder in dieser Geschichte (Danke Nati, Danke Christiane) . Ich gebe den beiden ganz recht darin , dass die Figuren der Kinder mehr als schemenhaft sind. Womöglich ist nicht einmal ganz klar geworden wie viele es sind. Da müsste ich ein bissl nachbessern. Zwar waren die Kinder, wie schon erwähnt, nur als Dekoelement gedacht, die zu einem Bauernhof einfach dazugehören, aber etwas mehr Ausarbeitung würde nicht schaden. In diesem Punkt wie in anderen zeigt sich, dass ich ein Problem mit der Länge der Texte habe. Würde ich die Stränge, die in diesem Text angelegt sind ausarbeiten , würde der Text wesentlich länger. Ja, und dazu fehlt mir noch die Geduld, oder die Disziplin oder die Motivation oder alle drei.

Vielleicht fehlt mir auch das persönliche Interesse an den Figuren. Ich erfinde sie schnell und lasse sie dann sofort wieder los. Darüber grüble ich noch. In diesem Zusammenhang: danke Katha für den Kommentar zum Bauern

Punkt Nr.2 – der Dauerbrenner „Erzählperspektive„. (Danke Ule). Tja, innere Monologe mag ich sehr, sie bieten viele Möglichkeiten über die Wahrnehmungen und Gefühlslage der Personen zu schreiben. Die auktoriale Position wiederum ermöglicht mehr Überblick über sämtliche Figuren und Handlungsstränge und mehr Abstand. Ideal finde ich den Wechsel zwischen verschiedenen Erzählperspektiven. Nur erschwert dieser Wechsel die Strukturierung von kurzen Texten und führt oft dazu, dass sich die Leser*innen nicht auskennen. Je kürzer der Text desto linearer sollte wohl die Erzählstruktur sein.

Punkt Nr.3 – die Sprache. Flumsi meinte einmal, dass ich eine barocke Sprache hätte. Das hat mir gefallen, also in meiner Interpretation von „barock“. Gerda hat dem Bauern am Anfang dieses Textes sogar eine gewisse archetypische Qualität zugesprochen. Das hängt wahrscheinlich auch mit der Sprache zusammen und hat mir auch gefallen. Insgesamt bin ich mit meiner Sprache ganz zufrieden.Zum Training: viel schreiben und möglichst verschiedene Dinge würde ich sagen.

Zum Anfang bietet sich die Kurzgeschichte an. Ich habe mir eine Charakterisierung von Kurzgeschichten aus dem Netz gefischt und lege sie einmal an mein Geschreibsel an.

Merkmale von Kurzgeschichten

Kurzgeschichten sind durch mehrere relativ eindeutige Besonderheiten gekennzeichnet. Jedoch weist nicht immer jede Kurzgeschichte alle dieser Eigenschaften auf. Typische Merkmale sind:

  • Überschaubare Textlänge: Meistens sind Kurzgeschichten zwischen zwei und fünf Seiten lang. Diese ist noch etwas zu kurz

  • Unmittelbarer Beginn: Es gibt keine Einleitung, die grundlegende Fragen zu Personen, Ort und Zeit klärt. Passt

  • Geringe Anzahl von Charakteren: Es treten nur wenige Personen auf. Diese werden nicht detailliert beschrieben oder vorgestellt. Oft werden keine Namen verwendet, sondern lediglich Personalpronomen wie „er“ oder „sie“. Passt

  • Alltags- oder Umgangssprache: Die Sprache in der Kurzgeschichte ist meist schlicht gehalten. Naja, passt teilweise

  • Alltägliche Handlung: Üblicherweise werden in der Kurzgeschichte relativ gewöhnliche Geschehnisse dargestellt. Allerdings kommt es dabei zu einem Konflikt oder einem überraschenden Wendepunkt. Passt

  • Offener oder halb offener Schluss: Das Ende der Kurzgeschichte bleibt unklar. Oft bricht die Handlung einfach ohne Hinweis auf den Ausgang ab. Beim halb offenen Schluss kann es diesbezüglich Andeutungen geben. Passt

  • Chronologische und lineare Erzählung: Normalerweise treten in Kurzgeschichten keine Zeitsprünge auf. Meist wird außerdem lediglich ein sehr kurzer Zeitraum betrachtet. Da  gibt es in diesem Text kein Problem. Im allgemeinen mag ich aber Zeitsprünge , das Verflechten verschiedener Zeitebenen und Handlungsstränge sehr gerne. Fazit: schwierige zeitliche Konstruktionen lassen sich nur in längeren Texten verwirklichen.

Nun, das ist jetzt schon ziemlich lang geworden. Fortsetzungen werden folgen.

Freitag 20.November 2020

Der Hermann Schmidt Verlag schickt einen Newsletter mit dem Hinweis auf ein Buch mit dem Titel  „Erfolgreiches eigenes Atelier“. Lustiger Zufall. Auf „erfolgreich“ in dem hier genannten Sinn lege ich ja keinen Wert, erfolgreich für meine Vorstellungen soll es aber schon werden. Es soll mich zum regelmäßigen Malen motivieren, dazu meine derzeitigen Themen „Brücke“  und „Abstrahierung“ endlich auch anders als im Kopf anzugehen.

Der D hat bei der Vertragsunterzeichnung die gesamte Kaution bezahlt, in bar. Eine seltsame, irgendwie anachronistische Vorgangsweise. Und jetzt warte ich darauf, dass er mir seine Kontonummer mitteilt, damit ich meinen Anteil überweisen kann, denn wir sehen einander derzeit ja nicht. Aber nix, keine Kontonummer. Manchmal können auch großzügige Menschen leise nerven!

Andere nerven lauter. Es gibt da die alte Geschichte vom buddhistischen Meister, der gefragt wird, warum er bloß mit jemandem befreundet ist, der ein extrem unangenehmer, unhöflicher, unverläßlicher Mensch ist und in allem und jedem andere Standpunkte auf äußerst rechthaberische Weise vertritt. Und der Meister erklärt, dass dies sein wichtigster und  liebster Freund sei, weil er an ihm und seinen Verhaltensweisen Gelassenheit und Loslassen üben kann. Ich übe auch. Wenn auch vielleicht nicht mit so viel Erfolg wie der besagte Meister. Andererseits ist ja der Erfolg seiner Bemühungen nicht überliefert, was vielleicht seine Gründe hat.

Es nervt mich außerdem, dass mir zu meinem grünen Foto in der „impulswerkstatt“ so gar nichts einfällt, abgesehen von zwei möglichen Fantasygeschichten zu denen ich aber keine Lust habe. Eine dritte Idee hatte ich gestern, sie nimmt aber auch noch keine konkreten Formen an. Dabei habe ich gestern Unkraut gejätet und Pflanzen aus dem Wasser in die Erde befördert. Gärtnerisches wirkt oft sehr inspirierend. Diesmal nicht. Es gibt ja eigentlich viele Ansatzpunkte: das Grün, die Ähre, der Stacheldraht, die Verbindung von Stacheldraht und Ähre, Krieg und Frieden, Durchhaltevermögen, Behinderungen, Freiheit und und und aber nichts will sich zu einem Text formen.

 

 

Ich oder Er/Sie ? Projekt X

In letzter Zeit habe ich von verschiedenen Gesichtspunkten aus darüber nachgedacht, welche Vor- und Nachteile das Schreiben aus einer auktorialen oder neutralen Erzählperspektive oder aber aus der Ich-Perspektive bietet. Ich schreibe sehr gerne in Ich-Form, aber diese Sicht auf die Welt aus einer „Froschperspektive“ eignet sich nicht immer. Wenn Zusammenhänge und die Standpunkte anderer Personen als der Ich-Erzählerin vorkommen sollen, wird es schwierig. Wie man ja aus dem Leben weiß: die reine Ich-Perspektive, der Tunnelblick beschränkt das Sehfeld und die Erfahrung. Andererseits kann es auch sehr interessant sein, eine Geschichte aus der Ich-Perspektive zu erzählen und den Umstand, dass die Kenntnis von Fakten und der Haltung und Meinung anderer sehr begrenzt ist zu benützen.

Um zu ergründen, wie dieses Thema in der Praxis gelöst wird, habe ich intensiv mit dem Blick auf die Erzählperspektive gelesen und habe gefunden, dass verschiedene Autoren verschiedene Lösungen finden um einerseits aus einer neutralen Position heraus zu erzählen, aber die einzelnen Personen der Handlung auch streckenweise aus einer Ich-Perspektive zu Wort kommen zu lassen. Da gibt es Dialoge und Monologe aus der Sicht der handelnden Personen, Briefe, Tagebucheintragungen. Diese Strukturen kommen mir sehr verlockend vor. Sie machen den Aufbau des Textes zwar komplizierter, aber allein der Textaufbau bringt eine gewisse Spannung in die Handlung.

Tatsächlich bin ich eine sehr spontane Schreiberin und denke während des Schreibens kleiner, kurzer Texte über solche Dinge nicht nach. Es wird mir aber immer klarer, dass ein langer, komplexer Text doch Überlegungen in diese Richtung erforderlich macht.

Projekt X – Beflügelndes

Wie hier auch schon öfter erwähnt, hat mir dieses Buch außergewöhnlich gut gefallen, sowohl was das Thema als auch was die Sprache betrifft.

Im letzten Teil hat es dann noch ein besonders Schmankerl zu bieten: der Protagonist, der sich sein Leben lang mit  Übersetzungen von und in verschiedene Sprachen beschäftigt hat, beschließt nun, auch selbst zu schreiben. Dadurch entsteht die faszinierende Situation, dass in einem Roman ein Stück weit beschrieben wird, welche Gedanken zum Schreiben auftauchen können und wie ein literarischer Text entsteht. Es ist die Figur des Protagonisten, der über eine von ihm zu schaffende literarische Figur nachdenkt und nachfühlt und darüber, wie man daran herangehen kann, einen erzählenden Text zu schreiben.

„Das Nachdenken über das Schreiben, auch wenn es noch rhapsodisch und ungeordnet war, hatte eine neue Wachheit in ihm entstehen lassen. War schreiben wie aufwachen? “ p. 514

„Und vielleicht ist der Versuch einer eigenen Stimme einfach auch zu groß für mich. Eine Frage der Begabung. Oder ist es noch etwas anderes: die Furcht mir in meinen eigenen Worten zu begegnen.“ p.516

„Wieviel muss man festgelegt haben, bevor man mit dem Schreiben beginnen kann ? Nun habe ich alle diese vielen Bücher übersetzt, all diese Erzählungen, und weiß über das Schreiben so wenig“ p 518

„(…) spüre ich eine erste, glückliche Ungeduld, bald mit dem Schreiben zu beginnen“ p. 519

„Als das Flugzeug in Heathrow landete, wurde Leyland bewusst, wie weit er mit seiner Figur plötzlich schon war. Dabei stand noch kein einziger Satz. Würde es immer so sein, dass die Phantasie weit vorauseilte und dann durch die langsame Arbeit an einzelnen Sätzen eingeholt werden musste?“p 527 

Noch vieles mehr an interessanten Betrachtungen kann man zwischen diesen kurzen Zitaten lesen. Weitere Denkanstöße und Impulse gibt es bei Jutta Reichelt zu lesen. Sie hat einerseits Impulse zur Kreativitätsförderung gegeben und auch auf Betrachtungen zum Thema Literatur hingewiesen. Es wird in ihren Beiträgen auf eine Menge verschiedener Autoren verwiesen, die sich mit Hintergründen und Theorie des Schreibens befasst haben.

Vieles beschäftigt mich derzeit in diesem Zusammenhang. Ich bin gespannt, ob es auch so laufen kann und wird, wie ich es beim Schreiben größerer Arbeiten immer gehalten habe: zuerst sammeln, Informationen und Ideen, das alles dann irgendwo im Hinterkopf verstauen und dann kommt der Moment, an dem es so weit ist und sich alles (fast) von selbst zu einem Ganzen fügt und reif ist, geschrieben zu werden.

Ein letztes Zitat von Pascal Mercier:

„Die Phantasie – das spüre ich so deutlich in diesen Tagen – ist der eigentliche Ort der Freiheit“ p. 556

 

 

 

Triggerwarnung

Ein kleiner Beitrag zu unserer Trigger-Diskussion.

Ein Text, bei dem sich mir – die ich von dem Thema zum Glück nicht betroffen bin – die Haare aufstellen. Sehr gut geschrieben, sehr gut nachvollziehbar …..  Und doch von einer Frau geschrieben, die selbst traumatisiert ist. Geschrieben für viele bei ihr Mitlesende in derselben Situation.

Freitag 7.6.19 – Pfingstrosen und Missionare

Um diese Jahreszeit kann man Maturanten und mormonische Missionarsknaben weder vom Outfit her noch aufgrund ihres Alters unterscheiden. Sehr, sehr junge Männer in schwarzen Anzügen, manchmal auch noch mit Krawatten und im Normalfall mit einem Rucksack ausgestattet, sind eben entweder Gymnasiasten, die an diesem Tag ihre mündliche Matura hatten oder junge Amerikaner mormonischen Glaubens, die in Europa missionieren. Ich glaube, das gehört zu deren religiösen Pflichten.

A propos junge Männer und religiöse Pflichten: in Israel kämpft die säkulare Gesellschaft gegen die Weigerung der religiösen Fundamentalisten, den Wehrdienst ebenso wie alle anderen zu leisten. Aufgrund ihres enormen Kinderreichtums machen die Fundamentalisten schon 20% der israelischen Bevölkerung aus. Ich habe ein Interview mit einem Vertreter der Religiösen gehört, der meinte, dass „die anderen“ nicht verstehen wollten, dass es in Israel eben eine völlig gerechtfertigte „Arbeitsteilung“ gebe, die darin besteht, dass die einen zur Armee gehen und die anderen die Torah studieren. Wobei beide Seiten meinen, dass ihr Beitrag für das Land wichtig ist. Sehr schwierige Situation.

Ich mag ja rosa als Farbe nur in homöopathischen Mengen , aber bei Magnolien und Pfingstrosen mache ich da eine Ausnahme. Kürzlich habe ich daher einen Strauß Pfingstrosen gekauft, 11 Stück um 4 €, von denen 10 wunderschön aufgeblüht sind, die 11. wird vielleicht noch. Nachdem sie so schön sind und so gut riechen, wollte ich noch einen zweiten Strauß und ging in das Blumengeschäft an der U-Bahn, wo es ebenfalls Pfingstrosen gab, allerdings  zu einem Preis von sage und schreibe 5€ pro Blüte. Ich fragte die Blumenhändlerin, ob sie ihre Preisgestaltung nicht überdenken wolle, denn ich würde ihr ihren Bestand abkaufen, aber natürlich nicht um diesen Preis. Ach, sie wäre ja abhängig von den Preisen ihres Lieferanten. Gut, dann nicht. Ich empfahl ihr, den Lieferanten zu wechseln und kaufte nichts, in der Hoffnung im Supermarkt oder auf dem Markt andere Pfingstrosen zu finden, heute oder morgen. Wirklich unverschämt sowas!

Im Rahmen der Read-on-Geschichte schrieb Nathalie vom Fundevogelnest, dass sie den Sog zum Erfinden fiktiver Identitäten verstehen kann. Inzwischen habe ich darüber nachgedacht und kann ihn wohl auch verstehen, aber die Gefahr durch die intensive Beschäftigung mit einer fiktiven Persönlichkeit völlig den Bezug zur Realität und den Boden unter den Füßen zu verlieren, sehe ich auch sehr deutlich. Habe ich denn überhaupt Lust zu schreiben ? Doch, aber …….. Es gibt da mehrere Abers.

 

Fingerübungen mit der Sonne

  • Die Sonne hat sich zu einem kurzen Besuch entschlossen
  • Man glaubt es kaum, heute scheint die Sonne
  • Wenn im Winter vormittags die Sonne scheint, trifft sie direkt auf das Fenster meines Arbeitszimmers
  • Der Himmel ist offen – für alles, was da kommen mag
  • Die Sonne ist die Grenze nach oben
  • Winterblau mit Schleiern und indirekter Beleuchtung
  • Frau Sonne blinzelt nach längerem Schlaf

Wenn es inhaltlich nicht viel zu sagen gibt, ist es interessant, sich mit der Form zu beschäftigen. Wie viele hunderte Formen gibt es für die Aussage: „es scheint die Sonne“.

Es bringt durchaus auch Erkenntnisse, in einem Stil zu schreiben, den man sonst nicht wählen würde, der einem völlig gegen den Strich geht.

Vielleicht haben auch andere Lust, sich etwas auszudenken.