Schlagwort: Tod –

Transformation 1

Bei Buchalow wird in dieser Woche das Thema Transformation von vielen Seiten aus betrachtet.

Hier findet die Transformation durch Wasser und Licht statt, auf der Basis Asphalt. Es ist eine Zwischenstufe zwischen Leben und Tod, zwischen Licht und Dunkelheit zwischen Stadt und Natur.

Aber ich halte nicht allzuviel von der Erklärung von Bildern. Wenn ein Bild zu jemandem spricht, erklärt es sich selbst. Wenn es keine Kommunikation zwischen Betrachter*in und Bild gibt, dann sind es eben Partner, die nicht zusammenpassen.

Über und unter der Erde

Bevor Schönbrunn wieder geöffnet wurde, sind wir öfters auf einem nahe gelegenen Friedhof spazieren gegangen. Ruhe, viel Platz, jede Menge Pflanzen und Grabsteine. Viele Grabsteine erzählen Geschichten oder regen zumindest dazu an, sich welche auszudenken. Der älteste Grabstein, den wir finden konnten, wurde für jemanden gesetzt, der 1790 geboren wurde. Dieser Friedhof wurde 1862 eingeweiht als Weiterführung mehrerer kleinerer Friedhöfe, die als Folge einer großen Choleraseuche und der Bevölkerungsentwicklung zu klein geworden waren.

Es erstaunt mich immer wieder, welche Informationen über die Verstorbenen als relevant erachtet und auf den Grabsteinen eingraviert werden. Abgesehen von der österreichischen Titelsucht, die praktisch von jedem Grabstein herunterlacht, werden auch die Besitztümer aufgeführt. „Hausbesitzer“ gibt es viele und „Hausbesitzersgattinen“ aber eine „Hausbesitzerin“ ist mir noch nicht untergekommen.

Man sieht hier die verschiedenartigsten Gräber, vom Mausoleum bis zum kleinen Holzkreuz ohne irgendeine Grabplatte. Auch Menschen mit Vorliebe für … Jugendstil sind nicht unsterblich.

Freitag 28.Februar 2020 – Krematorium

Das ist das Krematorium am Wiener Zentralfriedhof, „Feuerhalle“ genannt, „Krematorium“ ist wohl ein zu stark belastetes Wort. Das Foto ist zwei Jahre alt, von dem Tag an dem mein Vater hier verabschiedet wurde.

Heute wurde hier meine kürzlich verstorbene Kollegin verabschiedet, allerdings mit einer religiösen Zeremonie, womit ich nicht gerechnet hatte, viele andere auch nicht. Aber man geht zu so einer Veranstaltung um sich zu verabschieden und Präsenz zu zeigen und nicht um seine Weltanschauung zu bekunden. Niemand hatte jemals davon gehört, dass die Verstorbene irgendwie religiös gewesen wäre und viele waren sehr befremdet einen Priester auftauchen zu sehen. Das wird wohl ein Wunsch der Familie gewesen sein. Ich fand es sehr schade, dass niemand aus der Familie, dem Freundeskreis oder der Kollegenschaft ein paar Worte gesprochen hat. Ob das innerhalb einer religiösen Zeremonie nicht möglich oder nicht üblich ist, weiß ich nicht.  Es war dann wohl für den Priester auch etwas schwierig, weil weit über die Hälfte der Anwesenden sich nicht bekreuzigten und die Gebete nicht mitsprachen. Es herrschte also eine etwas seltsame Atmosphäre, als wären zwei Welten ohne Vorbereitung aufeinander getroffen. Der Saal war voll, es waren auch viele Schüler*innen da. Viel wurde geweint und viel umarmt. Innerhalb eines halben Jahres ist es die zweite Kollegin, die eine Krebserkrankung nicht überlebt hat.

Auf dem Heimweg wurden Anekdoten erzählt. So finde ich es richtig, Trauer, Verabschiedung, der Horror vor der eigenen Sterblichkeit mit der man angesichts des Todes unausweichlich konfrontiert wird und dann wieder zurück ins Leben.

Dienstag 28.1.20 – Tod

Wir hatten heute Notenkonferenz und schon von weitem war die schwarze Fahne am Schuleingang nicht zu übersehen. Die Kollegin mit dem Bauchspeicheldrüsenkrebs ist heute in der Früh gestorben. Knapp drei Monate nach der Diagnose. Die dritte Extrem-Chemo wurde abgebrochen, weil sie überhaupt keine Kraft mehr hatte und wahrscheinlich sollte sie in Ruhe sterben können. Mehr wissen wir nicht, weil sie schon seit einer Woche auf Nachrichten nicht mehr geantwortet hat. Mehr gibt es auch nicht zu wissen, die conditio humana liegt jenseits der Kommentare. Sie war eine überdurchschnittlich freundliche und wohlwollende Frau …

Eine Schweigeminute von 150 Menschen …

Lebensstufen

 

Julian Barnes

„Lebensstufen“

btb Verlag – deutsch: 2014

Ein tiefsinniges, lesenswertes, bedenkenswertes Buch über Ballonfahrten, Fotografieren, Lieben, Sterben und Trauern. Über Höhen und Tiefen, den technischen Fortschritt und menschliche Beziehungen.

Allein schon der erste Satz: „Man bringt zwei Dinge zusammen, die vorher nicht zusammengebracht wurden, und die Welt hat sich verändert.“

Zunächst könnte man denken, es handle sich um eine Geschichte der Ballonfahrt, oder der Fotografie.  Höhe, Tiefe und Abbildungen werden jedoch als Metaphern verwendet um das eigentliche Thema des Buchs, die Trauer in einen größeren Rahmen zu setzten.

„Man empfindet den schmerzlichen Verlust des gemeinsamen Vokabulars, der Metaphern, Neckereien, Abkürzungen, Insider-Witze, Albernheiten, vorgeblichen Rügen, amourösen Fußnoten – all der versteckten Anspielungen, die voller Erinnerungen sind, aber wertlos, wenn man sie Außenstehenden erzählt. “ p.108

Ich möchte auch noch den Klappentext zitieren:

„Julian Barnes neues Buch handelt von Ballonfahrten, Fotografie, Liebe und Trauer. Davon, dass man zwei Menschen miteinander verbindet und sie wieder auseinanderreißt. Und von seiner Trauer über den Tod seiner Frau – schonungslos offen, präzise und zutiefst berührend.“

„Ein Taj Mahal aus Papier“ THE OBSERVER

Heftiger Kontrast

Und ein paar Schritte entfernt der große, unglaublich prächtig blühende Rosengarten. Mir war nicht nach Rosen fotografieren, nur ein Bild habe ich gemacht, weil man das Gitter sieht vor dem die Bilder stehen mit den Kurzbiographien der Abgebildeten.

Tod – ABC-Etüden

Ein plötzlicher Ruck, die Seile spannen sich, der Sarg steht an seinem Platz. Reden, Gesänge, Blumen, harte, schwarze Schatten. Gepresstes Atmen hinter Sonnenbrillen. Das Aufprallen der Erde auf dem Holz, endgültig. Fassungslosigkeit, Panik, immer präsente Angst um das eigene Leben. Die Rituale bleiben leer und stützen und halten nicht mehr.

Irren durch den Friedhof, zwischen den Steinen mit den bekannten Namen mit den unerbittlichen Daten und den verblassten Bildern, zwischen den machtlosen Inschriften und Lichtern. Groß und prächtig die Mausoleen, armselig die verwitterten Holzkreuze und namenlosen Steine auf den Soldatengräbern.

Hochaufragende Mauern menschlicher Hybris zerfallen vor unseren Augen.

Doch dann: der zärtliche, weiche Nieselregen durchdringt die Erde, durchdringt das Holz und vereint, was zusammengehört.

 

Die ABC-Etüden bei Christiane

Es soll ein Text entstehen mit einer Länge von  maximal 300 Wörtern, in dem die 3 vorgegebenen Wörter vorkommen.

Diesmal sind das „weich“ – „Nieselregen“ – „irren“

Die Art des Textes kann frei gewählt werden. 

Im Fenster des Altenheims

Er hat mich berührt, dieser kaputte Blumentopf im Fenster des Altenheims. Überall anders hätte ich ihn als lebensphilosophisch, kreativ oder eben einfach kaputt gesehen. Aber nicht im Fenster des Altenheims. Dort wurde er mir zur riesengroßen Projektionsfläche für so manches …..