Schlagwort: Buddhismus –

MAY PEACE SPREAD – MÖGE SICH FRIEDEN VERBREITEN

Jenseits von Religionen und Ideologien gefällt mir die Vorstellung, dass der Wind durch die Gebetsfahnen bläst und damit gute Wünsche über die Welt trägt

tibet

Mögen sie auch bei allen ankommen.

Und das ist ein buddhistischer Text, der ebensogut zu Weihnachten, zu Neujahr wie zu jedem anderen Tag passt:

„Mögen alle fühlenden Wesen Glück und die Ursache des Glücks besitzen,
Mögen alle fühlenden Wesen von Leiden und der Ursache des Leids getrennt sein,
Mögen alle fühlenden Wesen niemals von der Freude, die frei ist von Leiden getrennt sein,
Mögen alle fühlenden Wesen in Gleichmut verweilen, der frei ist von Anhaftung und Ablehnung.“

Sonntag 12. November 2023 – Farben und Hass am 50. Herbsttag

Der Bach wurde renaturiert und erinnert in ganz, ganz klein an den Tagliamento, einen Fluss, der nie reguliert wurde. „Natürlich ist hier gar nix“ sagt der F „aber besser als vorher und vielleicht kommt die Natur wieder“. Na gut, mir gefällt es jetzt schon.

Wir sind am Bach entlang gegangen und waren im Schatten, die Farben bleich und durchscheinend, aber weiter oben, hat es noch in den schönsten Herbstfarben geleuchtet. Im Vorjahr war es anders: es war auch sehr lange warm, aber dann kam der Frost von einem Tag auf den anderen und die Bäume hatten kaum Zeit das Chlorophyll aus den Blättern herauszuholen. Es gab kaum Herbstfarben und die Blätter starben ohne Farbenrausch.

Ich mache gerade wieder einmal ein buddhistisches Seminar und wir sind gerade beim Thema „Hass“, wie viel Macht man jemandem über sich gibt, wenn man ihn/sie hasst, wie stark die Fesseln sind, mit denen man sich durch Hass und andere negative Emotionen wie Neid oder Eifersucht an jemanden kettet. Alles sehr wahr und ebenso schwierig umzusetzen. Aber es lohnt, es bringt geistige Freiheit und Handlungsspielraum.

Auch allein

Ich bin über den Blog Klapperhorn auf Drabbels (Texte mit genau 100 Wörtern) gestoßen. Ich versuche mich jetzt daran, „Alltagsdrabbels“ zu schreiben, ohne Wortvorgabe, mit Inspiration aus meinem täglichen Leben.

Es ist einfach so, dass meine Füße genau wissen, wo das Parkett knarrt, wenn ich bei der Gehmeditation draufsteige, meine Hände wissen, wie man das leicht verzogene Fenster bewegt und ich finde mit geschlossenen Augen von einem Raum in den anderen. Viele der Anwesenden sind mir vertraut, äußerlich und innerlich. Wir leben schon lange mit ähnlicher Philosophie.

Ich habe die Gruppe aus eigenem Entschluss verlassen, weil es einiges gab, das ich nicht mittragen wollte, aber die Situation hat sich verändert und ich werde mich vielleicht wieder anschließen. Meinem Körper sind solche Gedanken und Überlegungen egal, er fühlt sich ohnehin zuhause.


Drabbel Nr.8

Samstag 21. Mai 2022 – Spirituelles kulinarisch verpackt.

Äußerst interessante Neuigkeiten vom buddhistischen Verein gab es gestern beim Foto-Treffen. Die Entlarvung des Gurus als so eine Art Playboy hat den Verein viele Mitglieder gekostet, auch mich. Mir tut es aber nach wie vor leid um die Inhalte, die dort gelehrt wurden, um die Menschen, die ich dort kennengelernt habe. Nun scheint es, dass sich innerhalb des Vereins eine Gruppe formiert, die sich neu konstituieren möchte, die Verehrung des Gurus ablehnt und sich auf Praxis und Lehre konzentrieren möchte. Wenn daraus etwas wird, das mir gefällt, denke ich daran, mich zu beteiligen. Mir ging es immer um Meditation und buddhistische Lehre als Philosophie, nicht um Verehrung von irgendjemandem und schon gar nicht von diesem Menschen. Aber, langsam voran. Bevor ich mich irgendwie engagiere, muss schon noch einiges geklärt werden.

Ein weiterer anhaltender Gewinn dieses Treffens, ist ein Lokal, das wir entdeckt haben, ein georgisches. Köstlich, kann ich nur sagen! Abgesehen von klassischen Teigtaschen, gab es Kreationen wie gefüllte Karotten, diverse Nusssaucen, und die Nachspeisen, ein Gedicht ! Ob das alles tatsächlich georgisch ist, kann ich nicht überprüfen, finde ich auch nicht wichtig. Für die Wiener*innen : https://cafeansari.at/ , Sehr empfehlenswert. Nennt sich Café ist aber de facto ein Restaurant.

Kein Tod, keine Angst

„This body is not me; I am not caught in this body, I am life without boundaries, I have never been born and I have never died. Over there, the wide ocean and the sky with many galaxies all manifests from the basis of consciousness. Since beginningless time I have always been free. Birth and death are only a door through which we go in and out. Birth and death are only a game of hide-and-seek. So smile to me and take my hand and wave good-bye. Tomorrow we shall meet again or even before. We shall always be meeting again at the true source. Always meeting again on the myriad paths of life.“-Thích Nhất Hạnh, No Death, No Fear

Ist möglicherweise ein Schwarz-Weiß-Bild von 2 Personen und außen

In der Ruhe liegt die Kraft

Beim Menschen wie bei den Pflanzen
Volle Aufmerksamkeit und Energie für das Austreiben, das zum Zugang zur Sonnenbestrahlung führt und die Photosynthese ermöglicht.
Ruhe muss nicht passiv sein und nicht langsam

Samstag 2. Jänner 2021

Der Bot, der die Meldung  „muchas gracias. ?Cómo puedo iniciar sesion?“ von x verschiedenen Adressen verschickt, ist unermüdlich, seit Monaten. Derzeit sind es wenigstens nicht hunderte Spams pro Tag sondern nur noch Dutzende, auch die sind lästig zum Löschen. Sollte ein Kommentar von jemandem im spam gelandet sein, habe ich ihn ungeschaut gelöscht. Tut mir leid, falls da ein echter Kommentar dabei war, aber die muchas-gracias-Spammeldungen sind einfach zu viele um sie einzeln anzusehen.

Die fünf Tage Beschäftigung mit spirituellen Themen hat mir eine Menge Stoff zum Nachdenken und Nachfühlen gebracht, war aber sehr anstrengend. Das online-setting war letzten Endes gar nicht so schlecht, weil es mir ermöglicht hat, mich zurückzuziehen, wann immer ich wollte, ohne dass dies besonders aufgefallen wäre oder irgendjemanden gestört hätte. Die Kommunikation wäre in natura eine viel bessere gewesen, aber ich hätte nicht fünf Tage lang acht Stunden durchgehalten. Somit ist die Bilanz eine positive.

Der D war heute auch im Atelier, was sich sehr gut getroffen hat, weil ich den Tag mit dem Eröffnen der Ölfarben-Tuben gefeiert habe. Er hat mir eine Menge Tipps gegeben, hauptsächlich zu den kleinen Hilfsmitteln zum Farbmischen, zum Pinselreinigen, zur mehrfachen Verwendung von Terpentinersatz. Es lässt sich sehr gut lernen, wenn jemand mit Erfahrung daneben steht und seine Kenntnisse gerne und gut weitergibt.

Sonntag, 27.Dezember 2020 – Körper und Geist

Sinn und Zweck der Meditation ist es, Körper und Geist im Jetzt zu synchronisieren. Der Körper ist logischerweise immer in der Gegenwart. Mit Hilfe der Konzentration auf den Atem übt man, auch den Geist in der Gegenwart zu halten. Also nicht über Vergangenes nachzudenken und auch nicht über Zukünftiges. Man macht keine Pläne und keine Bewertungen von Vergangenem. Einfach ist das nicht. Wenn es aber auch nur für Sekundenbruchteile gelingt, ist es ein so gutes Gefühl, dass es den Aufwand lohnt. Regelmäßige Übung bringt auch mehr Gelassenheit und Ruhe.

Auch das kontemplative Fotografieren, Miksang, funktioniert so. Wenn einen das Motiv anspringt, dann kann es einen kurzen Moment der direkten Wahrnehmung geben, einen Moment der direkten Verbindung zwischen Fotografierenden und Motiven. Es braucht dann keine Erklärungen, was denn das ist, ob es jemandem gefällt und warum und wieso.  Das Fotografieren ist eigentlich nur nebensächlich und dient nur dazu, den Eindruck mit anderen zu teilen. Das Wesentliche ist die direkte Wahrnehmung, diese Verbindung mit der Welt jenseits von Erklärungen und Bewertungen. Das ist das gleiche Glücksgefühl, das man zB bei Naturbetrachtungen hat, wenn man in die Bilder eintaucht ohne sie zu beschreiben und zu bewerten, einfach nur erlebt.

Ich nehme gerade an einer online-Veranstaltung teil: 5 Tage Meditation und Vorträge unter dem Titel „Insel des Jetzt im Strom der Zeit“. Allerdings nehme ich zu meinen Bedingungen teil: nur maximal eine Stunde Meditation pro Tag, mehr schaffe ich derzeit nicht. Die Stunde aber schaffe ich gut, schließlich habe ich jahrelange Erfahrung, nur in den letzten Jahren hatte ich damit aufgehört. In den Vorträgen geht es auch um Inhalte, die ich kenne, trotzdem sind sie inspirierend.

Begeistert bin ich nicht von dem online-setting. Prinzipiell, es hat natürlich auch seine Vorzüge. Wenn man ein Hintergrundbild installiert, kann man in jedem Outfit vor der Kamera sitzen, was vor allem Früh am Morgen deutliche Vorzüge hat.

Freitag, 30. Oktober 2020

Gerade haben wir das letzte Stück Kuchen, von der letzten Gästin verputzt. Ein veganer Mohnkuchen, der sehr gut geschmeckt hat. Erstaunlich für mich, weil ich mich gar nicht erinnern kann schon irgendwann einen veganen Kuchen gegessen zu haben und meine Vorstellung davon, war so ein vor Trockenheit wie Sand zwischen den Zähnen knirschendes  eher ungenießbares Produkt . Aber nein, gar nicht. Nicht nur der mitgebrachte, selbst gemachte war sehr gut, auch der von mir gekaufte ebenfalls vegane Kuchen aus der Bäckerei hat mir geschmeckt. Man lernt eben noch immer dazu.

Mit den Gästen wird es in nächster Zeit eher traurig aussehen. Es scheint, dass es im Rahmen eines kleinen Lockdowns eine Ausgangsbeschränkung ab 20:00 geben wird. Dass man seine Gäste dann um 19h rausschmeißen müsste, damit sie noch gut nachhause kommen, ist eher unlustig. Aber ich versteh´s, es steigen die Infektionszahlen sehr stark an, die freien Intensivkrankenbetten werden weniger und das medizinische Personal wird bald überlastet sein.

Die Theater werden wohl wieder gesperrt werden und ich fürchte auch die Fitness-Center. Heute war ich noch einmal beim Kieser-Training in einem sehr wenig besuchten Studio und hoffe, dass Montag oder Dienstag auch nochmal geht und dann eben wieder vier Wochen Pause. Auch nicht gesund.

Ich gönne mir einen buddhistischen Kurs in fünf Teilen an fünf aufeinander folgenden Donnerstagen. Gestern war der erste Teil, der nächste wird wohl notgedrungen über zoom stattfinden müssen. Ich kann mich gar nicht entscheiden, was mir unangenehmer ist: ein Präsenzkurs mit Maske oder ein online-Kurs. Lustigerweise hat das Meditationszentrum den Status eines religiösen Zentrums und darf daher auch offen haben, aber die Abendkurse werden sich wahrscheinlich mit den abendlichen Ausgangsbeschränkungen überschneiden oder auch nicht, man wird sehen. Morgen sollen die neuen Bestimmungen verkündet werden. Ich habe sie schon satt diese Pressekonferenzen deren Hauptinhalt die Ankündigung einer nächsten Pressekonferenz ist …

Morgen Vormittag wird es aber interessant: der D hat wieder ein potentielles Atelier aufgetrieben und wir können es morgen besichtigen. Ich bin schon sehr gespannt.

Samstag 26.September 2020 – Er war´s !

Der F war´s der 400 € gespendet hat! Obendrein noch quasi auf meinen Namen, weil er die Daten des Erlagscheins der Caritas benützt hat, der an mich adressiert war. Erzählt hat er mir nichts davon, nur irgendwann nebenbei erwähnt, dass er für Beyrouth spenden wollte. Ich bin beeindruckt, sehr beeindruckt. Noch nie habe ich eine annähernd so hohe Summe gespendet.

Bodhichitta nennt sich die buddhistische Praxis, bei der man anderen Menschen gute Gedanken schickt, unter anderem solchen mit denen man kein besonders gutes Verhältnis hat. Leuten, die man mag oder solchen denen man neutral gegenübersteht freundliche Gedanken zu schicken, ist ja keine Kunst. Es ist einfach und hinterlässt ein gutes Gefühl. Bei Menschen, die man eigentlich nicht leiden kann, ist das eine andere Sache eine ziemlich schwierige sogar, aber das Gefühl danach ist mindestens genauso gut.

Ich glaube ja nicht daran, dass die freundlichen Gedanken tatsächlich bei anderen ankommen, aber ich bemerke, dass es etwas mit mir macht, wenn es mir gelingt, an jemanden den/die ich so gar nicht leiden kann mit Freundlichkeit zu denken. Eine gute Übung, die man immer und überall praktizieren kann.

Emotionen und Reaktionen

Mein Verhältnis zu Bergen war immer ein sehr distanziertes. Österreich ist zwar ein Land vieler Berge, aber meine Heimatstadt Wien liegt in der pannonischen Tiefebene und es hat mich immer überall anders hingezogen als in die Berge. Es war auch keiner meiner Lebenspartner ein Bergmensch. Mit dem Auftauchen von F in meinem Leben hat sich das aber verändert. F ist Oberösterreicher, in gebirgigen Gegenden aufgewachsen, auf viele Berge geklettert und fühlt sich in den Bergen zuhause, ganz besonders in seinen Bergen, wo er jeden Gipfel benennen kann.

Aus allgemein bekannten Gründen wollten wir beide in diesem Sommer weder in ein Flugzeug steigen noch uns den möglichen Wirrnissen an Grenzübergängen aussetzen und so fuhren wir zwecks Tapetenwechsel und Erholung in die Berge, nach Bad Gastein. Der Ort selbst liegt schon über 1000 Meter, was sich sehr angenehm auf die Sommer-Temperatur auswirkt, und ist von ein paar 2000-Plus-Bergen umgeben.

Mir geht die Landschaft nicht so unter die Haut wie dem F, aber gefallen hat sie mir wohl. Die Wolkenschatten zum Beispiel haben mich fasziniert.

Die vielfältige Vegetation auf den Wiesen hat mich auch begeistert. Eigentlich sieht man sie auf diesem Foto nicht, hier ging es mir mehr um ein Bild der Gräser vor dem Horizont

Manche Ausblicke waren einfach erhebend. Ich habe mich bemüht dieses Gefühl der Ruhe und Weite und über den Dingen stehen irgendwie zu speichern. Ohne Unterstützung durch Bilder kann ich es aber nicht abrufen, bei manchen Fotos schon.

Heute gelingt mir auch die viel geübte und hoch geschätzte Möglichkeit einen Augenblick des Innehaltens zwischen Emotion und Reaktion zu legen. Die angelernte Automatik der Reaktion kurz zu unterbrechen. Womöglich ist das die größte aller möglichen Freiheiten.

Das kann auch beim Bloggen von Vorteil sein, für die eigene Psychohygiene. Nein, ich muss nicht sofort antworten, ich muss nicht versuchen mich zu erklären, ich kann mir die Zeit nehmen, die Sinnhaftigkeit der Reaktionen abzuschätzen, darüber nachzudenken, was mir meine mögliche Reaktion bedeutet, ob sie mir überhaupt etwas bedeutet …

Samstag 29. August 2020 – Blasen im Sumpf

Was  mir an die 10 Jahre des Meditierens und eine Annäherung an buddhistische Philosophie gebracht haben, merke ich, wenn der Boden auf dem ich normalerweise gut stehe und gehe Tendenzen zum Sumpf entwickelt. Seltsame Vegetation, leichtes Einsinken beim Gehen, es steigen ein paar Blasen auf, die anzeigen, dass im Untergrund etwas gärt.

Dann lasse ich die Blasen aufsteigen aus dem sumpfigen Untergrund und sehe ihnen zu, wie sie von einer Spur von Luftbewegung wild herum gewirbelt werden, wie sie durch verschiedene Schichten von Emotionen durch tauchen, verschieden gefärbt werden, ihre Form verändern. Viele von ihnen kenne ich gut. Im Lauf der Jahre sind sie mir vertraut geworden und wir haben eine ganz gute Beziehung zueinander entwickelt. Ich tue nicht mehr so, als würde ich sie nicht kennen. Nein, ich begrüße sie ganz artig, weiß woher sie kommen und dass sie bald weiterfliegen werden, wenn ich ihnen das ermögliche.

Es ist eigentlich so einfach, nur dazusitzen und sich selbst zuzusehen beim Denken und beim Fühlen und den schillernden Blasen zuzusehen und gar nichts zu tun um die Situation zu verändern. Mir fällt es allerdings manchmal ziemlich schwer, nicht sofort irgendetwas zu unternehmen um Probleme zu lösen, um unangenehme Situationen zu verändern. Lösungsorientierung ist nicht in jedem Zusammenhang eine glückliche Eigenschaft. Denn Emotionen kann man nicht lösen, man kann sie nur aushalten, durchgehen und am anderen Ende gestärkt herauskommen und die Blasen fliegen lassen.

Nummer 13 der Buchchallenge – ein bisschen Weisheit

Nr. 13

EIN BUCH, DAS DU MAGST OBWOHL DU DAS GENRE NICHT MAGST

Der Begriff „Genre“ verfolgt mich jetzt schon eine Weile obwohl ich ihn so gar nicht mag. Aber darum geht es hier ja nicht.

Was ich auch in den allermeisten Fällen nicht wirklich mag, sind die sogenannten „Lebensberatungsbücher“. Eine Ausnahme bilden da die Bücher von Pema Chödrön. Gut, die kann man vielleicht nicht wirklich zu diesem „Genre“ zählen.

Pema Chödröm ist Amerikanerin, lebt aber seit Jahrzehnten als buddhistische Nonne. Während diese Zeit hat sie eine Menge Bücher geschrieben, die ich – und viele andere – als sehr klug und praktisch verwertbar empfunden haben. Ich schreibe den Klappentext eines Buches ab:

„Nicht flüchten sondern anschauen“ ist das Motto dieses praktischen Krisenmanagements für Körper, Geist und Seele. Pema Chödröns Ratschläge sind oft von provokanter Direktheit und fordern den Leser auf, sich voller Neugier auf das weite Feld seiner Schwierigkeiten vorzuwagen. Pema Chödrön ermutigt ihn dabei durch die offenherzige Schilderung eigener schmerzhafter Erfahrungen und die zuversichtliche Botschaft, dass Gelassenheit und Mitgefühl erlernbar sind“

Ich lasse auch die Autorin selbst zu Wort kommen:

Wenn wir also nicht versuchen, uns zu ändern – heißt das, dass wir bis zu unserem Tode zornig bleiben und an den Dingen haften müssen? Das ist eine vernünftige Frage. Das Sich-selbst-verbessern-Wollen funktioniert deshalb auf lange Sicht nicht, weil wir dann gegen unsere eigene Energie angehen. Selbstverbesserung mag vorübergehend etwas bewirken, aber zu dauerhafter Transformation kommt es nur, wenn wir uns selbst als Quelle von Weisheit und Mitgefühl achten. (…) Nur wenn wir ohne         alles Moralisieren, ohne Härte, ohne Täuschungsmanöver mit uns selbst umgehen, können wir von schädlichen Mustern ablassen.“ p 41

Vielen Dank  an Ulrike von Blaupause7, von der die Aufgaben für diese Challenge stammen und die auch eine Teilnehmerliste führt

Ja- Nein ……. geht es – geht es nicht ……. will ich – will ich nicht

Man stelle sich vor: ein großes, schön gestaltetes Meditationszentrum in einer breiten, offenen Straße, umgeben von Wiener Innenstadt. Zweimal in der Woche open-house zur Meditation. Vielfältige Seminare rund um den Buddhismus finden dort statt, von allgemeiner Philosophie über speziellere Themen bis zur Vajrayana-Gruppe  Es gibt auch verschiedene Kunstprogramme, weil der Gründer der Linie sehr kunstinteressiert war, daher wird von Ikebana bis kontemplativer Fotografie (Miksang) vieles praktiziert. Nicht wenige der Menschen, die in engerem oder weiterem Verhältnis zu dieser Organisation stehen, sind mir sehr lieb und wert und ich habe den Kontakt zu ihnen nie abbrechen lassen. Viele gehören der Organisation nicht mehr an, aber auch darunter gibt es Menschen mit denen ich nach wie vor Freundschaften pflege.

Worin besteht also das Problem? Darin, dass es sich um tibetischen Buddhismus handelt, das heißt, dass der „Linienhalter“, also gewissermaßen der Chef der Organisation von großer Bedeutung ist. Und der derzeitige Linienhalter ist ein Mensch, der – wie vor wenigen Jahren publik wurde – ein höchst dekadentes Leben führt und sich von der Organisation dabei finanzieren lässt. Als sich herausgestellt hat, dass es zu sexueller Belästigung unter Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen gekommen ist und der von seiner Lehrtätigkeit zurückgetretene Linienhalter sich aus den USA nach Nepal abgesetzt hat, bin ich wie viele andere ausgetreten.

So weit, so schlecht. Tatsächlich halte ich sehr viel von der buddhistischen Lebensphilosophie und auch der eine oder andere Ansatz aus der Mystik bringt bei mir Saiten zum Klingen. Die Meditation für sich genommen, abseits von Philosophie oder Religion ist einfach ein starkes Instrument der eigenen Psycho-Hygiene und viele der buddhistischen Lehren sind für das alltägliche Leben äußerst hilfreich. Ich habe in diesem Zusammenhang sehr viel gelernt. Nicht die mindeste Sympathie habe ich für die hierarchische Organisationsstruktur dieser Organisation. Geradezu lächerlich finde ich, was in den USA rund um den Linienhalter betrieben wird. Es mangelt mir auch völlig an der Bereitschaft und vor allem an der Sehnsucht mich irgendjemandem zu unterwerfen, weder in spiritueller noch gar in sonst irgendeiner Hinsicht. Das nahezu blinde Vertrauen in den Lehrer ist aber notwendig wenn man Vajrayana, auch Tantra genannt, praktizieren möchte.

Blindes Vertrauen liegt nicht nur nicht in meiner Natur, ich halte es sogar für höchst bedenklich, wenn nicht gefährlich.

Seit zwei Jahren wälze ich nun in unterschiedlicher Intensität die Frage, was ich mit dieser Situation anfangen soll. Wie kann ich mein Interesse befriedigen ohne mich den Regeln, die für mich nicht akzeptabel sind zu fügen.Ich betreibe regelmäßig Miksang-Fotographie und treffe mich auch in privatem Rahmen mit einigen von denen, die aus der Organisation nicht ausgetreten sind und jedes Mal genieße ich es sehr und jedes Mal versuche ich zu analysieren, was es denn ist, was ich in dieser Gruppe genieße, was ich anderswo nicht bekomme.

Es sind einfach die Lehren, die mich faszinieren und die Tatsache, dass man diese philosophischen Grundlagen menschlicher Existenz auf verschiedenen Ebenen begreifen kann. Man kann viele dieser tiefgründigen Sichtweisen in ein westliches Leben integrieren, man muss weder an Wiedergeburt glauben noch tantrische Rituale praktizieren um von buddhistischen Lehren zu profitieren.

Und so habe ich beschlossen, wieder mit der einigermaßen regelmäßigen Meditation zu beginnen und habe mich gestern Abend einer Gruppe angeschlossen, die sich mit dem Thema Freundlichkeit beschäftigt. Die Gruppe besteht hauptsächlich aus Menschen, die ich kenne und mag und es wird eine abgewandelte Form des Bodhichitta praktiziert. Bodhichitta ist eine Praxis bei der allen Menschen Gutes gewünscht wird, denen, die man liebt, denen, die einem gleichgültig sind und denen, die man nicht leiden kann.

Meine Herausforderung besteht darin, die Existenz der Organisation und des Linienhalters zu ignorieren und mich ausschließlich mit der Essenz der Sache zu beschäftigen. Ich habe gestern bemerkt, dass ich das viel besser kann als früher. Ich muss nicht jedesmal, wenn mir ein Wort aus dem Text nicht gefällt lange darüber reden, warum es mir nicht gefällt. Ich habe bemerkt, dass es tatsächlich eine Form der Freiheit ist, eine an sich spontane Reaktion bewusst anders zu gestalten.

Es ist mir aber auch bewusst, dass, es eine sehr feine Grenze ist zwischen Loslassen und Unehrlichkeit sich selbst und anderen gegenüber.