Kategorie: Sommer 23

93. Station meiner Kunst- und Literaturweltreise – Spanien 3 (Euskadi) – am sechsundneunzigsten Sommertag bzw am ersten Herbsttag

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In Krems gibt es nicht nur eine schöne Altstadt, eine große Justizstrafanstalt und eine Donaupromenade sondern auch die Kunsthalle Krems, deren Ausstellungen mich noch nie enttäuscht haben: von Jonas Burgert über die afrikanischen Portraits bis zur aktuellen Ausstellung von Eduardo Chillida. Die Dreier-Metallskulptur und der Alabasterblock stammen aus dieser Ausstellung.

An und für sich und überhaupt poste ich ungern Beiträge mit vielen Fotos. Hier mache ich eine Ausnahme.

Eduardo Chillida (1924 -2002) in San Sebastian geborener Baske gilt als einer der bedeutendsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts und Meister der abstrakten Skulptur. Bekannt wurde er durch seine Monumentalplastiken im öffentlichen Raum. Seine Möglichkeiten reichen aber von monumentalen Metallskulpturen bis zu kleinen, zarten Zeichnungen auf Papier

Wirklich nett gemeint, es wurden tatsächlich Proben der vielfältigen Materialien des Künstlers ausgelegt, aber eine wahre Haptikerin wie mich, kann das natürlich nicht davon abhalten die Werke selbst anzugreifen. Beim Papier habe ich mich zurückgehalten, dem tut es sicher nicht gut, wenn es begrapscht wird, aber Ton, Stahl, Alabaster …

Zunächst einmal Metall:

Die Verteilung der Kunstwerke in den Räumen ist sehr luftig gestaltet, sehr angenehm zu betrachten. Ich war an einem Wochentag dort und es gab ganz wunderbar wenige Besucher.

Eines von Chillidas bekanntesten Werken: Peine del viento. Wer jemals in San Sebastián (auf baskisch Donostia) war, hat es wahrscheinlich gesehen.

Meine Skulptur Peine del viento XV ist die Lösung einer Gleichung, die anstelle von Zahlen Elemente enthält: das Meer, den Wind, die Klippen, den Horizont und das Licht. Die Formen des Stahls vermischen sich mit den Kräften und Erscheinungsformen der Natur, sie stehen im Dialog miteinander. Sie sind Fragen und Affirmationen. Vielleicht dienen sie als Symbole der Bask:innen und ihres Landes, das zwischen zwei Extremen liegt, dort wo die Pyrenäen aufhören und der Ozean beginnt.
Eduardo Chillida

Als Gegensatz zum Metall eine kleine Zeichnung auf Büttenpapier. Eine von mehreren Zeichnungen von Händen, die ausgestellt wurden. Ich habe dabei an Gerda gedacht, die auch immer wieder Hände zeichnet. Die blauen Punkte gehören zur Beleuchtung, nicht zu der Zeichnung.

Chillida hat auch sehr große Ton- und Schamottkonstruktionen geschaffen.

Schließlich das eigentliche Thema dieser Ausstellung „gravitaciones“. Ich hatte gehört, dass es hängende Werke aus Papier sind und mir so etwas ähnliches wie Mobiles vorgestellt. Ein Irrtum, die Werke sind wohl aus Papier und hängen, aber nicht im Raum sondern an der Wand

Ich fand die Ausstellung ungemein inspirierend mit ihren klaren Linien, die so viel Raum eröffnen, mit den Gegensätzen von Licht und Schatten, Fülle und Leere.

Zum Ende kommt noch einmal Eduardo Chillida zu Wort mit einem sehr apodiktischen Statement, das man richtig oder falsch finden kann. Beiträge zur Definition von Kunst gibt es ja geradezu unendlich viele.

Man kann in sehr unterschiedlichen Bereichen tätig sein, doch was der Kunst in allen Ausdrucksformen, was allen Künsten gemein ist, sind zwei Bestandteile, die nicht fehlen dürfen: Poesie – Kunst bedarf eines bestimmten Grads an Poesie – und ein bestimmtes Maß an Konstruktion; ansonsten gibt es keine Kunst.

Eduardo Chillida

Mittwoch, 20. September 2023 – Widerwärtiges am dreiundneunzigsten und vorvorletztem Sommertag

Was für ein Traumpaar: Alice und Herbert! Diese Harmonie! Selten sieht man soviel intellektuelle Übereinstimmung und emotionalen Gleichklang. Unisono wird da solch ein Wahnsinn wie Umweltschutz abgelehnt, eine ganz widerwärtige Sache. Wichtig „liebe Freunde“, ist doch ganz anderes: Wurmschutzmittel, zubetoniertes Land und natürlich der Herbert an der Spitze, weil der ist ja gegen das System, auch wenn er selbst unbedingt Kanzler werden wird. Das ist ganz was anderes.

Herberts Festung Österreich kommt möglicherweise auch etwas ins Wanken, wenn er nicht nur Alice sondern auch Marine und Victor und Mateusz einladen möchte. Er wird sich eine Visa-Regelung finden oder er lässt die von ihm eingeladenen Gleichgesinnten an einer Hintertür der Festung ein, das hat ja Tradition. Donald, Wladimir und Jinping sind ohnehin um eine Nummer zu groß und Giorgia hat schon abgesagt, sie ist zu beschäftigt.

Afrikanische und Asiatische Nationalisten kommen ja als Gruppenmitglieder überhaupt nicht in Frage, da spießt sich die Ideologie an allen möglichen Spitzen. Wie sollen sich denn zwei nationalistische, rassistische Diktatoren auf eine gemeinsame zu schützende Nation einigen? Gut, beim Herbert und der Alice ist das ja überhaupt noch Zukunftsmusik, ebenso beim Donald. Hoffentlich bleibts dabei.

Dienstag 19. September 2023 – Tore zum Herbst oder sonst wohin am zweiundneunzigsten Sommertag

Ich habe eine besondere Vorliebe für Tore jeder Art, wobei mich gar nicht so besonders interessiert, wohin sie führen, was hinter dem Tor liegt, sondern die Tore selbst. Dieses Tor gibt es nun schon lange nicht mehr, aber seine eleganten Lebensdaten haben mir gefallen.

Heute Nacht hat es geregnet, seit Wochen wieder einmal und die gestrigen 30 Grad haben sich abgekühlt. Aber – so spricht der Wetterbericht – nur vorübergehend. Mitte der Woche geht es schon wieder in Richtung Endzwanziger.

Trotzdem ist wohl meine persönliche Badesaison zu Ende: die Wiener Bäder haben Sonntag für diesen Sommer geschlossen und nach PB komme ich erst in zwei Wochen wieder. Es ist sehr unflexibel Bäder nach dem Datum statt nach dem Wetter zu schließen, aber man muss natürlich auch an die Angestellten denken, die wissen sollen/müssen, wann ihre Sommerbeschäftigung endet.

Die politischen Umfragen sind schon lange zum Kotzen, aber es wird immer noch schlimmer.

Sonntag 17. September – ein blauer am neunzigsten Herbsttag

Nachdem es am Lunzer See so schön war, beschlossen wir auch am Sonntag baden zu gehen. Wir haben ja in PB, am Ort der Zweitwohnung, einen Badeteich. Er kommt -vor allem was die Wasserqualität betrifft – nicht an den Lunzer See heran, ist aber auch nicht schlecht und für einen Badeteich ziemlich groß.

Er ist einer von der blauen Sorte.

Das Teich-Gelände hat einen Pächter, der ein kleines Lokal betreibt und die Infrastruktur wie Toiletten und Duschen betreut. Als wir am Sonntag dort waren, stellte sich heraus, dass der Pächter auf Urlaub war, das Gelände aber durch einen kleinen Eingang betreten werden konnte. Dort hing eine Tafel mit der Aufschrift „Betreten erlaubt. Baden auf eigene Gefahr“. Eine sehr entspannte Lösung zumal man den Teich ohnehin von verschiedenen Seiten erreichen kann ohne an der die Kasse des Pächters vorbeizukommen.

So sieht die Seite der Infrastruktur aus. Ein ganz seichter Bereich für kleine Kinder, ein Sprungbrett und mehrere Stiegen zum Hineingehen. Auch wenn es nicht mehr warm genug zum Baden ist, ein angenehmer, leicht zu erreichender Aufenthaltsort.

Samstag 16. September 2023 – mobile Mauern und kalte Strömungen am neunundachtzigsten Sommertag.

Viele Berg- und Alpenseen glänzen in wunderschönen Blau- und Grüntönen , aber eine so grüne Symphonie wie den Lunzer See sieht man doch nicht jeden Tag. Die Fotos geben diese Pracht nur sehr annähernd wieder.

Das Strandbad in dem wir waren, könnte man unbesorgt sofort unter Denkmalschutz stellen. Die Garderobenkästchen sind aus altem Holz und haben riesige Schlüssel. Alles ist schäbig, aber es macht einen sehr sympathischen Eindruck. Erinnert mich an das Bad in Payerbach-Reichenau, ein Jugendstil-Bad mit K. K-Flair und ebenfalls unendlich schäbig.

Aber in Payerbach gibt es keinen See in allen Grüntönen mit glasklarem Wasser in Trinkwasserqualität. Kalt ist das Wasser. Ich dachte immer der Traunsee wäre der kälteste See Österreichs, aber der Lunzer See steht ihm zumindest in nichts nach, wenn er nicht noch kälter ist. Laut Messung des Strandbads hätte das Wasser heute 19.5 Grad gehabt. Ich bin aber sehr skeptisch. Es hat sich um nichts wärmer angefühlt als der Atlantik und der hat 17, 18 Grad. Außerdem hat der Lunzer See noch eiskalte Unterströmungen, die sich anfühlen als würde man in eine Schicht Eiswürfel hineinschwimmen. Es war mit anderen Worten eine ganz wunderbare Abkühlung an einem heißen Tag. Es umschwammen uns jede Menge Fische, eine einzelne Ente und ein handzahmer Schwan.

Bevor wir uns ins Wasser stürzten, nutzten wir den „Tag der offenen Gemeinde“ in PB und besuchten das Rathaus und den Bürgermeister. Außerdem demonstrierte die Feuerwehr die verschiedenen Stufen des Hochwasserschutzes, was sehr interessant war. Beim Hochwasser 2002 gab es die derzeitige Stufe 3 noch nicht. Sie besteht aus mobilen Mauern, die das gesamte Gemeindegebiet schützen und mehreren gewaltigen unterirdisch installierten Pumpen, die große Mengen an Regenwasser in den Fluss pumpen. Das Jahrhundert-Hochwasser 2013 hat die Gemeinde recht gut überstanden.

Freitag 15. September 2023 – kürzer und kürzer am achtundachzigsten Sommertag

Langsam bekomme ich Routine dabei, nur fürs Wochenende in PB zu packen. Es braucht nicht annähernd soviel Zeug wie ich anfangs immer mitgeschleppt habe. Gut, das weniger Mitnehmen liegt nicht nur an meiner weisen Einsicht, dass ich eigentlich viel weniger brauche sondern auch daran, dass inzwischen eine voll ausgestattete Wohnung auf uns wartet. Und immer wartet die Donau und der Sonnenuntergang, allerdings immer früher.

Um diese Jahreszeit werden die Tage so rasant kürzer und es baut sich bei mir immer der Eindruck auf, dass ich vielleicht irgendetwas versäumen könnte.

Jahreszeitenprojekt von Royusch – September – Schönbrunn durchs Jahr

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Es ist wie bei mittelalterlichen Menschen: die Teile sind noch dieselben, alles ist mehr oder weniger wo es hingehört, aber es wird alles langsam ein bisschen schäbig, ein bissl zernepft. Der Gesamteindruck stimmt noch, aber das leuchtende, strahlende ist nicht mehr da.

Die Glyzinienhecke ist nun von weitem schöner als aus der Nähe

Bei sehr starker Überbelichtung ist sogar noch ein gewisses Strahlen herauszuholen. Es ist auch noch ein heißer Tag, 32 Grad bei blauem Himmel, aber es ist nicht mehr Hochsommer.

Der Höhepunkt der sommerlichen Tourismussaison ist überschritten. Es sind nach wie vor viele Touristen in Wien, aber es ist nicht mehr ganz so voll und die Gruppen kommen mir etwas kleiner vor. Irgendwie schrumpfen die Superlativen.

Mittwoch 13.September 2023 – GK-Text Nummer 2

Durch Kurse, Schulungen, Prüfungen wurde er geschleust bis er in Wien am Lenkrad eines Busses sitzen durfte. Mit seinem 18 Meter langen Gelenkbus glitt er elegant durch Straßen und Gassen, wo Verkehrszeichen fast immer von fast allen respektiert wurden, blieb vor Fußgängerübergängen stehen, achtete auf das rechtzeitige, verlässliche Öffnen und Schließen der Türen.
Beim Fahrtraining musste er immer wieder lächeln, wenn von schwierigen Situationen die Rede war. Was hier als schwierige Situation empfunden wurde, war in seiner Heimatstadt Nairobi alltägliche Routine von der einfacheren Art.
Seine Finger glitten immer wieder zum Schalter für die Klimatisierung, die er auf volle Stärke aufgedreht hatte. Die Leute im Bus sollten nicht sagen, dass der Schwarze es gerne warm hatte, dass der Afrikaner an die wilden Außentemperaturen gewöhnt war.
GK 2.

Dieser ganz kurze Text, von nun an GK-Text genannt, ist mir heute eingefallen, als ich zum ersten Mal in Wien einen dunkelhäutigen Busfahrer sah und es im Bus richtig kalt war, bei 30 Grad Außentemperatur.
Ich habe gerade keine große Lust auf Beschränkungen der Wortanzahl und eröffne also eine neue Serie ganz kurzer Texte, so lange es mir Freude macht.

Samstag 9. September 2023, Granatäpfel und Friedhofskerzen am zweiundachzigsten Sommertag

Beim Pharmaziestudium – so erzählte mir meine Apothekerfreundin gestern – lernt man auch Dinge wie das richtige Aufschneiden von Granatäpfeln. Das trifft sich gut, denn ich habe gerade meine Begeisterung für Granatapfelkerne und ihre vielseitige Verwendung entdeckt. Im georgischen Lokal, wo wir gemeinsam schlemmten, waren praktisch überall Granatapfelkerne drin, von den mit Walnusscreme gefüllten Karrotten bis zum Lammragout. Ich bin gerade erst bei diversen Salaten angekommen, aber das wird noch.

Bei Interspar gab es ein sehr prominent aufgestelltes, großes Regal mit Gartenutensilien jeder Art. Der Garteninhalt wurde nun durch Friedhofskerzen ersetzt. Das war schon ein deutliches Indiz und tatsächlich sind auch die Lebkuchen schon voll aufgeschlagen.

Er war schmächtig, ja dürr. Dennoch trug er immer Hemden, die ihm deutlich zu eng waren, die Knöpfe drohten, jeden Moment abzuspringen. Immer wenn ich ihn sah, fragte ich mich, wem diese Hemden passen könnten, welche Statur jemand haben müsste um sie bequem tragen zu können. Ihm gelegentlich zuzuhören warf bei mir auch noch andere Fragen auf.
GK1-Text

Donnerstag 7. September 2023, Röhre und Eisberge, am achtzigsten Sommertag

In der Röhre war ich heute, kawuuuummmmm … und mit Kontrastmittel . Jetzt nuckle ich schon am dritten Liter Wasser um das Zeug wieder auszuspülen. Die Magnetresonanzdiagnostik ist übrigens eine Art Abfallprodukt der Forschung bei CERN, ein wirklich sehr nützliches Abfallprodukt.

Den Bericht über die Shakleton-Expedition in die Antarktis habe ich im Rekordtempo ausgelesen. Von allen bisher gelesenen Polexpeditionsbüchern hat mir dieses am besten gefallen. Es ist nicht zu viel, es ist nicht zu wenig und es ist nach Originaltagebüchern und Zeitzeugenberichten geschrieben. Der einzige Fehler, den die Ausgabe hat, die ich von der Bücherei entlehnt habe, ist, dass sie keine Karten beinhaltet, die einen Eindruck von den Entfernungen und Hindernissen vermitteln würde, die die Mitglieder dieser Expedition gemeistert haben.

Wenn man liest mit welch schlechter oder fehlender Ausrüstung und wie lange diese Gruppe aus 28 Männern unterwegs war, zu Fuss über Packeis, in winzigen offenen Booten über extrem gefährliche Strecken kann man gar nicht glauben, dass tatsächlich alle überlebt haben. Einer von ihnen erlitt einen Herzanfall, von dem er sich aber unterwegs wieder erholte, einem weiteren, der ursprünglich als blinder Passagier des Expeditionsschiffs Endurance an Bord gekommen war, mussten die Zehen eines Fußes amputiert werden, aber abgesehen davon, kamen alle in erstaunlich gutem gesundheitlichen Zustand zurück zur Insel Südgeorgien, von wo sie weggefahren waren.

In Klammer: die arktische Insel Südgeorgien ist nicht nach dem Land Georgien sondern nach dem britischen König George III benannt worden

Die Endurance, das Schiff der Shakleton-Expedition, das vom Eis zerdrückt wurde, hat man übrigens vor einem Jahr gefunden, auf etwa 3000 Meter Tiefe im Weddell-Meer. Für wen es interessiert.

Lustige Zufälle gibt es: in der Buchhandlung, wo ich heute ein Buch zu einem ganz anderen Thema abgeholt habe, sah ich auf dem Regal der bestellten Bücher „Erebus“ von Michael Palin, das sich jemand bestellt hat. Wäre nett gewesen mit ihm oder ihr einen Plausch über Polexpeditionen zu machen.

Samstag 2.9.2023 – Schleusen und Albanistik am fünfundsiebzigsten Sommertag

Sehr viele Schiffe fahren täglich durch die Schleuse am Donaukraftwerk, auch sehr lange. Aus der Nähe betrachtet sehen die Tore gar nicht so solid aus, was sie aber natürlich sein müssen um die enormen Mengen an Wasser zu halten, die in die Schleusenkammer hineingepumpt werden.

Ganz dicht sind sie auch nicht, aber auf die kleinen Rinnsale, die man herunterspritzen sieht, wird es wohl insgesamt nicht ankommen.

Eigentlich ist es zu heiß zum Radeln entlang der Donau, aber ich war schon so lange nicht mehr in PB, dass das heute unbedingt sein musste. Es hat noch richtig sommerliche Temperaturen um die 29 Grad, aber auf dem Land kann man sich ja darauf verlassen, dass es abends kühl wird.

Das ungarische Kulturinstitut hat ein herausragendes Talent dafür Verantaltungen jeder Art anzubieten, die bestenfalls eine winzige Gruppe von Interessenten finden kann, wenn überhaupt. Kürzlich gab es einen Vortrag über die Forschungsbereiche ungarischer Albanistik.Ich interessiere mich wirklich für sehr viel, aber die ungarische Albanistikforschung gehört nicht dazu. Nun gibt es eine Ausstellung von Werbeplakaten für Urlaub am Balaton aus den Jahren 1930 bis 1936. Auch diese werde ich mir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht anschauen.

Freitag 1.September 23 – Licht und Abend am 74.Sommertag

Nach längerer Zeit sind wir wieder einmal in PB. Ich feiere den Abschluss meines Ungarisch-Sommerkurses, der F begeht einen Moment der Stressfreiheit zwischen zwei Projekten. Es steht uns also ein sehr entspanntes Wochenende bevor.

Auch die Donau ist sehr entspannt. Es hat kein Hochwasser gegeben. Mein Laptop ist auch sehr entspannt, es hat nicht das mindeste Bildbearbeitungsprogramm und grinst über die windschiefen Bilder.

Windschief oder nicht, der Abendspaziergang war sehr schön . Auch der Mond war entspannt und hat sich mit ein paar Wolken einige Ringe zugelegtund sah damit kurz aus wie Saturn aus der Nähe

Mittwoch 30.August 2023 – Ungarisch und polar – am zweiundsiebzigsten Sommertag

Gestern hat meine Intensivkursleiterin von einer Frau erzählt, die sehr gut ungarisch spricht. Soweit die gute Nachricht: man kann diese Sprache auch als Erwachsene wirklich gut lernen. Die schlechte Nachricht war dann, dass sie dreizehn Jahre dafür gebraucht hat. Nun denn, ein Langzeitprojekt ist eben ein Langzeitprojekt. Von den acht anderen Teilnehmern können fünf sehr viel mehr als ich. Die sind auf der langen Zeitschiene eben schon etwas weiter gekommen. Ich lerne bei diesem Kurs eine Menge, muss das alles aber noch festigen, was der weitaus größere Aufwand ist. Der Weg ins Langzeitgedächtnis wird immer steiniger, je älter man wird.

Meine Begeisterung für Polarreisen ist ebenso ungebrochen wie jene für Ungarisch. Dieses Buch war eigentlich für die gerade endlich vergangene Hitzewelle gedacht, die Bücherei hat aber eine Weile gebraucht um es durch ganz Wien zu schicken. Ich lese es auch jetzt bei weitaus angenehmeren Temperaturen noch gerne. Der neue Tisch eignet sich auch als Hintergrund für Buchfotos sehr gut

Donnerstag 24. August, sechsundsechzigster Sommertag, ohne Abkühlung aber mit Flugzeugabsturz

Von meinen Kurskollegen kommen fünf direkt von der Arbeit. Hut ab! Nach acht oder mehr Stunden Arbeit noch fast vier Stunden Ungarischlernen und das zwei Wochen lang ist keine Kleinigkeit. Auch das Institut ist zu loben: es wurden sogar zwei Klimageräte aufgestellt in dem großen Raum, in dem der Kurs stattfindet. Wahrscheinlich ein Ergebnis der Erkenntnis, dass sich bis Kursende vielleicht nichts an der Lage ändern wird. Die Abkühlung, die zuerst für Donnerstag vorhergesagt war, wurde dann für Samstag vermutet, dann für Sonntag und nun sind wir bei Dienstag angelangt. Langsam entsteht der Eindruck, dass es nie wieder aufhören wird.
Für Leute, die ohnehin Kurse an dem Institut absolvieren, sind die sommerlichen Intensivkurse gratis bzw durch die Minderheitenförderung finanziert. Es gibt ja im Burgenland, das erst 1921 ein Teil Österreichs wurde, eine ungarische Minderheit, die Schulen und sonstige Bildungseinrichtungen betreibt und darunter fällt auch diese Sprachschule.

Was habe ich gerade gehört: Prigoschin ist nicht wie andere Oligarchen aus dem Fenster gefallen oder vergiftet worden, nein, er starb offenbar bei einem Flugzeugabsturz. Darüber, dass sein Ableben nur eine Frage der Zeit war, waren sich alle einig, politische Beobachter, Journalisten von der seriösen Seite und vom Boulevard, auch die große Politik. Wenn Biden meint, er wäre nicht überrascht von der Nachricht, so trifft das wohl auf ziemlich alle zu. Aber wer weiß, vielleicht war es auch ein Manöver Prigoschins, der dann irgendwann als strahlender Held wieder auftauchen will und sicher keine Skrupel hätte, andere für sich in den Tod zu schicken. Skrupel sind in dieser Weltgegend derzeit ohnehin ein so rares Gut, dass erst gar niemand versucht es zu erwerben.