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Durchgang zur Sonne

Während meiner Reha bin ich viel spazieren gegangen und habe viel fotografiert. Dafür werde ich in den nächsten Tagen wohl nicht so viel Zeit haben. Ich hätte ja noch geschätzte 793 Wasserspiegelungs- und Regenbilder, aber etwas Abwechslung muss auch sein. Hier scheint die Sonne, hinter dem Durchgang. Den Bildtitel kann man natürlich in viele Richtungen interpretieren.

Donnerstag 7.3.19 – Der Neueinstieg

Neun Stunden Unterricht nach 3-monatigem Krankenstand ist nicht unbedingt stimmbänderschonend, aber es ging ganz gut. Gefreut habe ich mich Kollegen und Schüler wiederzusehen und eine besondere Freude war es, sämtliche Stiegen des Hauses wieder normal benützen zu können. Auch die Umgebung der Schule ist nun wieder leicht zu erreichen und leicht zu begehen. Den Unterschied zwischen einem hinkenden Schritt und einem federnden koste ich so richtig aus, auf den gleichen Strecken, die vor drei Monaten so mühsam waren und jetzt so leicht sind.

Eigentlich war ich nach drei Wochen Reha ziemlich müde, trotzdem hat der Schwung gestern gereicht um auszupacken und zu waschen und den Arbeitstag vozubereiten. Es ist ja wohl nicht gut möglich, gleichzeitig erschöpft und energiegeladen zu sein, aber genauso kam es mir vor.

Dienstag 5.3.19- Zum Abschied

Zum Abschied ein Sonnenuntergang.

Mitnehmen werde ich eine deutliche Besserung, viele Informationen und Tipps und viele Zettel mit der Beschreibung diverser Übungen, die ich noch drei Monate lang machen soll. Ich werde mich sehr bemühen, meine Selbstdisziplin etwas aufzupäppeln.

Koffer packen zur Heimreise geht schnell: alles was im Zimmer ist, gehört mir. Na, die Leselampe natürlich nicht und der bequeme Sessel auf dem man so gut stricken kann leider auch nicht.

Montag 4.3.19 – Reha-Endspurt

Ich bin sehr zufrieden. Ich habe alles, was vorgesehen war mit einiger Energie und Motivation  durchgezogen und auch noch etliche Einheiten Ergometer, Krafttraining und Schwimmen zusätzlich absolviert. Morgen ist das Programm noch sehr dicht, offenbar spuckt der Computer am letzten Tag alles aus, was noch übrig geblieben ist. Auch den morgigen Tag werde ich hoffentlich  noch gut überstehen, aber ich habe jetzt schon das dringende Bedürfnis nach einer Pause. Wird leider nicht wirklich stattfinden, weil ich meinen Stundenplan schon bekommen habe und der sieht am Donnerstag 9 Stunden Unterricht vor bis 21:45. Das ist aber zumindest körperlich nicht anstrengend.

Die Biegsamkeit meines neuen Hüftgelenks hat sich von 85 auf 105 Grad verbessert und da ist noch einiges drin, weil jetzt erst die 11. Woche nach der OP ist. Vor allem habe ich die Angst verloren, dass irgendeine falsche Bewegung gleich katastrophale Folgen haben könnte. Woran ich noch weiterarbeiiten muss, ist die Muskelkraft. Das eine Bein ist doch noch wesentlich schwächer. Bekanntlich dauert Muskelaufbau elendig lang, während der Abbau im Handumdrehen zu schaffen ist.

Eigentlich wollte ich mit dem Taxi nachhause fahren, ebenso bin ich auch hergekommen, aber die Verwaltung hat mir einen Gratistransport geradezu aufgedrängt. Ich möchte ja nicht Leuten, die sich ein Taxi viel weniger leisten können als ich einen Platz wegnehmen, sie haben aber geradezu darauf bestanden. Gut, übertrieben edelmütig bin ich dann fürchte ich auch nicht.

Samstag 2.3.19 – Das Leben ruft wieder

Beim Spaziergang durch das Rosarium hat es der F deutlich an Begeisterung fehlen lassen, als ich ihm vorschlug sich ebenfalls mit Rosenzucht zu beschäftigen und dann seinen schönsten Erfolg nach mir zu benennen. Nun ja, etwas größer wäre da die Chance auf eine nach mir benannte Apfelsorte. Der F. liebt Äpfel ist alles in allem aber eher  ein Theoretiker.

Ich schwimme sehr gerne und habe nun das Pech, dass das neue Hüftgelenk noch eine Weile sehr gut einwachsen muss um die Beinbewegung beim Brustschwimmen zu verkraften. „Extreme Außenrotation“ lautet das Stichwort. Ich habe mich also an der Rückenschwimmschulung beteiligt. Nun ist Rückenschwimmen als Technik ja nicht weiter kompliziert, reichlich schwierig ist es aber doch in einem öffentlichen Bad, weil man dummerweise im Hinterkopf keine Augen hat und ständig mit irgendjemandem oder irgendetwas zusammenstößt.I

In Kultur war ich auch unterwegs. Das Stück habe ich schon vor etlichen Jahren einmal in Lissabon gesehen. Es war allerdings sprachlich sehr anspruchsvoll und ich habe damals in der portugiesischen Version nicht alles verstanden. Schon damals hatte es mir aber gefallen, diesmal umso mehr. Das Stück eignet sich sehr für  den Einbau von aktuellen und regionalen Themen und war eine sehr gelungene Mischung aus Dramatik und Humor, die von einer Truppe aufgeführt wurde, die mit  Ausnahme einer professionellen Schauspielerin aus Laiendarstellern bestand und zu der auch zwei Männer gehörten. Das Bühnenbild war einfach, aber eindrucksvoll und leuchtend,ebenso wie die Texte.Leuchtend war für mich der ganze Abend, weil ich merkte, dass ich wieder genügend Kraft und Energie habe um den ganzen Tag in Bewegung zu sein. Es war schön und beschwingt abends bei lauen Temperaturen durch eine hübsche Stadt zu gehen. Es wäre auch noch schön gewesen mit meiner Begleiterin den Abend bei einem Getränk ausklingen zu lassen, aber das ging ja nicht, weil die Anstalt so früh sperrt.

Jedenfalls war dieser Abend auch noch der Anknüpfungspunkt für eine sehr interessante Unterhaltung mit einem mitrehabilitierenden Herren, der die Veranstaltung auch besucht hatte und von Beruf Familienrichter ist. Es ging um die Sinnhaftigkeit von Wegweisungen, um Frauenhäuser, um Indizien für ein mögliches Ausrasten eines potentiellen Täters. Ich habe ja von der Materie nicht viel Ahnung, war aber sehr beeindruckt von dem Einblick in eine Welt, die sehr viel mehr Menschen betrifft, als ich jemals gedacht hätte.

Alltag #5 – Kurzfristiger Alltag

Teil 5 von Ullis Alltagsprojekt

Derzeit unterscheidet sich mein Alltag in vieler Weise von meinem alltäglichen Alltag. Es gibt ja einen langfristigen, alltäglichen  Alltag und einen oder eigentlich sehr viele kurzfristige. Wir Menschen sind ja solche Gewohnheitstiere, dass vieles in kürzester Zeit zum Alltag wird.

Ein herausragendes Merkmal meines derzeitigen Alltags im Reha-Zentrum ist das ständige Umziehen und Umpacken. Rein in den Badeanzug, Handtuch und Bademantel mitgenommen, Vorsicht die schrittzählende Uhr ist nicht wasserdicht, ach und die Badeschlapfen angezogen und der Schlüssel muss auch irgendwo hin. Nachher wieder umziehen, Badeanzug in die Dusche gehängt, abgetrocknet, Schuhe umgezogen, auf zum Radfahren. Lesestoff mitgenommen, Schlüssel wird vorübergehend gegen Chip und Pulsmeßgerät für das Ergometer eingetauscht. Anschließend Strombehandlung, dafür muss man ein Leintuch mitbringen und ein Handtuch, oder auch nicht, je nach Therapeut*in. Nun zur Massage, der BH bleibt im Zimmer. Ist es der muskelbepackte Masseur oder ein/e andere/r ? Kann man sich nicht aussuchen, gut, sehe ich ein. Es kann ja nicht sein, dass ein Masseur nicht stark sein darf. Das Moor fehlt noch. Zu dieser Behandlung kommt man am besten im Bademantel mit maximal einem Höschen drunter, weil unweigerlich alles moorig wird.

Der Body-Builder-Masseur arbeitet auch gelegentlich bei den Moorpackungen. Er ist stark in Muskeln und schwach im zwischenmenschlichen Umgang. Oh, was haben Sie denn für eine lange Wunde am Bauch, sagt er doch glatt. Ich würde mich ja gerne in der Illusion wiegen, dass ich ihn so vernichtend angeschaut habe, dass er im Boden versunken ist, aber ich fürchte, er hat nicht einmal bemerkt wie irritiert ich war.

Zum Krafttraining muss man nur sich selbst mitbringen und eventuell ein Handtuch, muss aber nicht sein, weil ohnehin alles, was man angegriffen hat mit Feuchttüchern abgewischt werden muss. Physio- oder Ergotherapie ist in puncto Ausstattung unproblematisch, einfach Turnbekleidung, Mappe mit Beschreibung der bisher gemachten Übungen, das Leintuch, das Theraband

Zwischendurch in den Speisesaal, auf keinen Fall im Bademantel, alles andere geht durch. Es gibt hier auch Menschen mit höchst eigenartigem Outfit: Handtuch um die Hüften und ein T-Shirt drüber, ein Pyjama-Oberteil und eine kurze Hose, rosa Wuschelhausschuhe und der Rest in Pseudo-Raubtier enger anliegend als die eigene Haut.

Zwischen den Behandlungen und Aktivitäten gibt es immer wieder einmal den einen oder anderen Vortrag, von sehr unterschiedlicher Qualität. Einige scheinen nicht mehr zu wissen, als auf ihren Präsentationsfolien draufsteht, andere machen einen rundherum kompetenten Eindruck, reine Glückssache, wen man da erwischt.

Zum Spazierengehen muss man sich je nach Wetter winterlich einpacken oder frühlingshaft entblättern. Wenn nur die Wetterprognosen immer stimmen würden.

Alles in allem ist dieser bald zu Ende gehende Kurzzeit-Alltag durch sehr viel Bewegung gekennzeichnet

Im Fenster des Altenheims

Er hat mich berührt, dieser kaputte Blumentopf im Fenster des Altenheims. Überall anders hätte ich ihn als lebensphilosophisch, kreativ oder eben einfach kaputt gesehen. Aber nicht im Fenster des Altenheims. Dort wurde er mir zur riesengroßen Projektionsfläche für so manches …..

Das letzte Eis

Ich bin noch nicht wirklich im Frühling angekommen. Zumindest fotografisch. Vor ein paar Tagen war es hier noch eiseskalt und Teiche und Bäche gefroren. Und weil ich doch  bei Wasserfotos nie widerstehen kann, bin ich mit eiskalten Fingern herumgelaufen und habe Eis fotografiert.

Es wird nun aber wohl doch wirklich Zeit den blog auf Frühling umzustellen und umzudekorieren. Das ist aber am Laptop etwas mühsam und …. naja spätestens in einer Woche.

Freitag 21.2.19 bis Sonntag 24.2.19

Freitag war ein sehr intensiver Reha-Tag. Ich wurde durch so ziemlich alle Arten von Turnen und Training gejagt. Die Frage, ob man in der Rückenmuskulatur einen Muskelkater haben kann, hat sich auch geklärt: ja, kann man und ja, habe ich. Leider hat sich für meine Lieblingsrehagenossin von voriger Woche kein Ersatz gefunden. Es gibt eine Menge netter Leute, aber so richtig auf der gleichen Wellenlänge bin ich mit niemandem. Macht ja auch nichts, ich bin ja nicht hier um Freundschaften zu schließen.

Dafür war mein Samstagstreffen schön und interessant. Nach Lelia, Esmeralda und Antonio in Portugal und Ingrid und Veronika im Waldviertel habe ich mich mit einer Teilzeit-Badenerin getroffen und einen inspirierenden, entspannten Nachmittag und Abend verbracht. Dafür, dass ich eigentlich nie die Absicht hatte die Blogerei  mit dem Leben zu verbinden, sind sechs gelungene Treffen ein echter Gewinn.

Ich habe auch ein bisschen ganz junge Kunst gesehen, was in Baden nicht unbedingt der Mainstream ist und eine Anregung für eine Abendveranstaltung bekommen. Die Wiederaktivierung von kulturellem Leben gehört eigentlich auch zu meinem Reha-Programm, schließlich bin ich monatelang immer nur zwischen Arbeit und zuhause hin- und hergefahren und mehr war mit der kaputten Hüfte nicht möglich, dann vier Wochen Krücken. Aber zur völligen Gesundung gehört ganz eindeutig auch eine Wiederaufnahme von sozialem und kulturellem Leben.

Am Sonntag kam der F vorbei, der noch nicht oft in Baden war und es bot sich mir die seltene Gelegenheit mich besser auszukennen als meine Begleitung. Eine äußerst seltene Gelegenheit, weil mein Orientierungssinn unterirdisch ist und mit einem dreidimensionalen Universum eigentlich überfordert.