Was mich an der Geschichte amüsiert hat, ist, dass der Bierbrauer, der viele „in Feuerschaden versetzt hat“ gleich nach Zahlung des Schadenersatzes die Stadt verlassen hat. Die „böse Feuerstätte“, die den Brand verursacht hat, gefällt mir auch.

Auf dem Weg von PB nach Wien haben wir einen Bummel-Stopp in Melk gemacht. Das Stift ist wunderschön, von innen, von außen, von weitem und aus der Nähe. Trotzdem ist es für mich kein gutes Gefühl, dass es immer da oben thront und dass man in der Stadt immer darunter ist, immer aufschauen muss.
Im Gegensatz zu anderen Kleinstädten ähnlicher Größe, die Richtung Westen liegen, ist Melk, der Eingang zur Wachau, belebt. Es gibt Geschäfte mit hübschen, unnötigen Dingen, man sieht Menschen auf der Straße, Touristen, die Richtung Stift unterwegs sind. Die Stadt selbst hält ihre mittelalterlichen und etwas neueren Häuser gut in Schuss. Man hat – auch im Winter – die Wahl zwischen verschiedenen Lokalen, Veranstaltungen werden angekündigt. Das Gleichgewicht zwischen Ruhe und Belebtheit wird zumindest außerhalb der Saison gut gehalten. Weiter östlich im Kerngebiet der Wachau herrscht der Massentourismus.
Vorigen Donnerstag habe ich Orthopäde2 besucht wegen einer zweiten Meinung und wegen heftiger Antipathie gegen Orthopäde1. Der Unterschied lag schon einmal darin, dass Nummer 2 mich tatsächlich untersuchte, orthopädisch und neurologisch. Bei Nummer1 stand dies nur auf der Rechnung. Außerdem erläuterte Nummer 2 die MRT-Bilder ausführlich und sah einen Zusammenhang zwischen mir und den Bildern, sprich er nahm mich als Mensch zur Kenntnis, was man von Nummer 1 nicht behaupten kann, der hauptsächlich damit befast war, mir eine bestimmte Behandlungsmethode zu horrenden Preisen verkaufen zu wollen.
Es war rundherum wesentlich angenehmer und Vertrauen erweckender, aber Fakt bleibt natürlich die Stenose an mehreren Stellen der Wirbelsäule und dass niemand sagen kann, ob, wann und in welchem Ausmaß der Nerv „zurückkommt“. Trainieren, trainieren, trainieren ist die Devise. Und dem eigenen Eindruck und den Physios glauben, dass es langsam besser wird.
Jedenfalls genieße ich einmal die Feiertage in der wunderschönen Landschaft des Nibelungengaus und des Strudengaus und freue mich darüber wie entspannt auch der F ist.
„Umi , Uma“ heißt „hin und zurück“
Eigentlich erst zum dritten Mal bin ich öffentlich nach PB gefahren, das ja administrativ auch zum Waldviertel gehört. Während der Schulferien ist das noch ein wenig schwieriger als sonst, weil zwar nicht die Züge, aber die Busse, die hauptsächlich Schulkinder befördern, in extrem großen Intervallen fahren. Mit anderen Worten, die öffentlichen Verkehrsverbindungen im Waldviertel sind sehr verbesserungswürdig.
Ich stand also am Donnerstag am Bahnhof eines Nachbarorts von PB auf der anderen Seite der Donau und wusste, dass ein Bus, der mich zumindest in die Nähe meiner Wohnung bringen würde erst in einer Stunde geplant war. Auf einem Lampenmast am Ausgang des Bahnhofs fand ich die Nummer eines Taxis und rief dort an, aber der Fahrer hatte gerade an diesem Tag keine Zeit. Fix beförderte ich ihn in die Schublade mit der Aufschrift „Unverlässliches“ und überlegte, was ich nun in einer Stunde anfangen könnte.
Vor dem Bahnhofslokal saß eine Runde Männer in Bier und Gespräch vertieft. Einheimische, die sich als sehr nett und hilfreich erwiesen und mir ein Taxi aus dem Nebenort besorgten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hätte ich das selbst nicht gefunden auch nicht mit Hilfe von google. Jedenfalls erwies sich dieses Taxi als eine ideale Lösung. Der Besitzer hat zwei Kleinbusse und auch einen zweiten Fahrer, ist jederzeit erreichbar und holt mich zu einem moderaten Preis von wo auch immer ab. Sehr zufrieden bin ich mit dieser Lösung. Es ist ja nicht so, dass ich ständig nur mehr mit dem Taxi fahren möchte, aber es besteht die Möglichkeit, wenn die Busse gar nicht fahren oder nur zur falschen Zeit oder ich den einzig passenden versäume. Also ein Sicherheitsnetz im Hintergrund.
Nach PB gefahren bin ich um die Lieferung von Matratzen und Lattenrosten in Empfang zu nehmen. Die Betten kommen ja voraussichtlich erst im Oktober. Hat fast perfekt geklappt. Ein Trumm haben sie vergessen, aber das brauchen wir nicht dringend und so kommt es eben mit der nächsten Lieferung. Die Alternative wäre gewesen zu warten, dass die Lieferanten nochmals zurück zum Lager fahren und es abholen. Nachdem das Lager aber in gut 100 km Entfernung liegt, wäre es sehr spät geworden und ich wollte nicht warten.
Wir können also ab sofort in PB übernachten. Entweder liegen die Matratzen eben am Boden, oder wir benützen die Lattenroste auch gleich mit, dann ist eigentlich kaum ein Unterschied zu einem Bett. Zur Schonung des Bodens kann man eine Decke unter die Lattenroste legen und geht schon. Das Herumliegen eigener Matratzen schließt irgendwie die Besitznahme dieser Wohnung ab. Es fühlt sich schon fast zuhause an.
Was Gewässer betrifft, so liebe ich am meisten das Meer, allerdings muss es Gezeiten haben, sonst ist es für meine Begriffe kein Meer sondern ein großer Salzwassersee. Wobei ein See sich wie ein Ersatz für das Meer, den Ozean anfühlt. Ein Fluss aber steht für sich selbst. Nicht als Metadon für den Ozeanjunkie sondern als lebendiges, fließendes Gewässer. Diese etwas wirren Betrachtungen stellte ich an, als ich noch einen Spaziergang an der Donau machte. Die Donau steht hoch und fließt lebendig. Von der Donaulände ließ ich mich abholen und erreichte einen der ganz seltenen Züge, die mich direkt nach Wien bringen. Ein durch und durch guter Tag war das !
F. hat mich von meinem Lieblingskurhaus abgeholt und wir haben auf dem Heimweg nach Wien Station in Melk gemacht.
Möglicherweise haben sich die Bewohner von Melk irgendwann gewissermaßen vom Himmel beschützt gefühlt. Ich finde die Dominanz des Stifts über der Stadt eher bedrückend. Es ist eine sehr hübsche, kleine Stadt, die wir aber bei der Wohnungssuche eben deswegen ausgeklammert hatten. Wir sind in der heiteren, belebten Fußgängerzone spaziert. Das letzte Mal als wir dort waren, war gerade harter Lockdown und wir haben das Auto mit dem Wiener Kennzeichen diskret abgestellt. Heiter war die Stimmung damals nicht und das Stift hat noch etwas dominanter gewirkt als sonst. Aber im Normalbetrieb ist Melk ein sehr angenehmer Aufenthaltsort. Gegenüber liegt auch ein großes Stück Donauauen, in dem wir schon gegangen sind.
Das Stift selbst ist auch barock-prächtig. Ein Benediktiner-Stift, das in seiner heutigen Form von Jakob Prandtauer in den Jahren 1702 bis 1746 errichtet wurde, aber schon auf mehr als 900 Jahre Geschichte zurück blicken kann. Die Stiftsbibliothek ist eine Fundgrube für alte Texte. Es wurden dort auch etliche Fragmente des Nibelungenlieds gefunden. Auch die Gärten sind eine Pracht, die ich bei nächster Gelegenheit mit Freude erkunden werde, PB liegt schließlich ganz in der Nähe. Allein schon der Ausblick von der Terrasse des Stifts ist einen Besuch wert.
Das Nibelungenlied, in dem Melk als „Medelick“ erwähnt wird, ist omnipräsent. Ich habe nie Mittelhochdeutsch gelernt, kann den Text also nur ungefähr verstehen.
Gerade habe ich noch darüber gejammert, dass ich die Wohnung eh nicht bekommen werde und nun habe ich sie schon gekauft. Es fehlt nur noch der Eintrag im Grundbuch, das wird noch 2, 3 Monate dauern.
Erstaunlich schnell ist alles gegangen. Die Ummeldungen von Strom, Wasser und Heizung, die Schlüsselübergabe. Wir haben Wohnung, Keller und Garage in Besitz genommen. Ein komisches Gefühl muss das sein, anderen Leuten die Wohnung zu überlassen, in der man fünfzehn Jahre gelebt hat.
Die Wohnung ist halb möbliert, hat alle nötigen Geräte, die sogar noch recht neu sind. Natürlich ist nicht alles genauso, wie ich es gerne haben möchte, aber es muss ja nicht alles auf einmal sein. wenn ich mir allerdings dieses Prachtstück ansehe, freue ich mich schon auf den Winter. Es gibt auch eine Zentralheizung, aber das ist ja kein Vergleich !
Ich bin sehr besorgt. Kommenden Freitag möchte ich den Kaufvertrag für die Wachau-Wohnung unterschreiben, aber es gibt Probleme. Die Verkäufer haben offenbar die Erklärungen des Notars nicht verstanden, haben jetzt plötzlich erkannt, dass sie vom Kaufpreis für die Wohnung ihre offenen Kredite, die im Grundbuch stehen, auszahlen müssen und sind irgendwo zwischen verwirrt und verärgert.
Genau so entsteht die Empörung gegen „die da oben“. Man glaubt alles zu durchblicken, hat aber keine Ahnung und kommt auch nicht auf die Idee jemanden zu fragen. Und dann steht man da, hat sich völlig verkalkuliert, kennt sich überhaupt nicht mehr aus und nachdem jemand daran schuld sein muss, kommt hier halt nur der Notar in Frage, der eh auf den Punkt mehrmals hingewiesen hat. Die Verkäufer haben aber anscheinend nichts von dem verstanden, was ihnen der Notar erklärt hat, aber zu allem freundlich genickt.
Ich komme zum Glück als Schuldige an dem Debakel nicht in Frage, aber wenn sie sich womöglich entschließen, doch nicht verkaufen zu wollen, würde mir das extrem leid tun. Geduld ist angesagt …
Bukolisch ist ja leicht übertrieben. Schafe habe ich in der Gegend noch keine gesehen, aber bukolisch im Sinne von ländlich passt ja auch. Marie-Antoinette hatte die Illusion im Schloss Versailles als Schafhirtin zu leben. Ganz so wirklichkeitsfremd bin ich nicht. Aber die Gemeinde, in der meine zu kaufende Wohnung liegt, hat gerade zweitausend und ein paar Einwohner. Das ist bukolisch genug, auch ohne Schafe.
Rüdiger von Bechelaren oder Pöchlarn, ein Gefolgsmann des Hunnenkönigs Attila oder Etzel soll in Pöchlarn als Markgraf residiert haben, daher die Bezeichnung „Nibelungengau“ für die Region, die im Westen, donauaufwärts an die Wachau anschließt. Beide Regionen bieten die gleiche schöne Landschaft, aber im Nibelungengau gibt es deutlich weniger Touristen als in der Wachau. Ich schreibe trotzdem meistens Wachau, einfach, weil es kürzer ist und „Wachau“ bei mir Bilder weckt, die ich auf das Stichwort „Nibelungengau“ nicht sehe.
Bei der Schönheit der Karten hier ist einige Luft nach oben, aber sie vermitteln doch einen ungefähren geographischen Eindruck. Man beachte, dass Wien und Bratislava, die am nächsten beieinander liegenden Hauptstädte Europas sind.
So durch dies und das mäandernd wie dieser allererste Teil, wird der Rest der bukolischen Chronik sicher auch werden. Ich habe keine Lust auf etwas wie:
Montag 12.1.10h: wir fahren auf der Autobahn in Richtung Melk. Der Verkehr ist dicht und es schneit …
Ein „Erlebnis“, das in der Großstadt undenkbar ist, hatte ich schon. Die Noch-Besitzerin meiner Wohnung bot mir an, jederzeit an ihrem Arbeitsplatz vorbeikommen zu können um mir den Wohnungsschlüssel abzuholen und mir in der Wohnung anzuschauen, was immer ich möchte. Und das obwohl sie und ihr Mann noch dort wohnen.
Nette Leute sind das, die zwei Ecken weiter in ein Haus ziehen und uns schon eingeladen haben, jederzeit vorbeizukommen. Jetzt wäre es natürlich interessant zu wissen, ob das tatsächlich so gemeint ist und üblich, dass man ganz unangemeldet auftaucht. Es wird sich herausstellen.