Schlagwort: Krieg

Alte Götter

Gerdas Collagen mit meinem Bild gefallen mir ausnehmend gut. Seit ich sie gesehen habe, spuken sie mir im Kopf herum

Verstoßen und vergessen sinnen die alten Götter auf Rache. Gnadenlos, erbarmungslos verhüllen sie sich und warten an Kreuzwegen. Wehe dem Menschen, der ihnen begegnet.

Schwer zu ertragen sind die Bilder von alten Menschen, die vor ihren mehr oder weniger zerstörten Häusern versuchen, sich an einem kleinen Feuer zu wärmen. Ich frage mich immer, ob die Journalisten, die die erschütternden Bilder machen auch irgendetwas dort lassen, Lebensmittel, Kleidung, Heizmaterial

Butscha und Andau

Über die grauenhaften Bilder und Berichte aus Butscha, einem Vorort von Kiew muss ich nichts sagen, es fehlen einem ohnehin die Worte.
Dies ist eine der Figuren auf dem Weg zu der Brücke von Andau, über die 1956 im letztmöglichen Moment noch viele Flüchtlinge aus Ungarn ins österreichische Burgenland kamen.
Vergleicht man die beiden Ereignisse, so hatten die Menschen bei der Invasion Ungarns durch die Sowjetunion 1956 insgesamt mehr „Glück“ als die Menschen in der Ukraine 2022 bei der Invasion ihres Landes durch die Russische Föderation.

Freitag 1. April 2022 – Brot vor Stahl

In der Gemüsekiste waren Kohlrabi mit vielen, langen Blättern, die bei mir so etwas wie einen Kochanfall ausgelöst haben. Suppe aus Kohlrabiblättern schmeckt erstaunlich gut. Zwar beinhaltet meine Version auch einiges an Schlagobers, sie schmeckt aber auch ohne, glaube ich. Sicher sagen kann ich es nicht sagen, weil ich immer Schlagobers verwende oder eventuell Sauerrahm

Bei Gasmangel, so erfahre ich, würden die Haushalte vor der Industrie versorgt und innerhalb der Industrie gilt der Grundsatz „Brot vor Stahl“. Schrecklicher Satz. So stelle ich mir die Stimmung in den 1930er-Jahren vor. „Brot vor Stahl“ lässt in meinem Kopf Panzer fahren, Soldaten aufmarschieren, Menschen hungern…

Dienstag 22. März 2022

Zwei Termine pro Tag, egal welche, schaffe ich gut. Einer am Vormittag, einer am Nachmittag oder am Abend, eindeutige Pause dazwischen. Drei, außer drei ganz kurze sind mir zuviel. Es stresst mich, wenn ich irgendwo bin oder irgendetwas tue und ständig auf die Uhr schauen muss und berechnen, wie lange ich noch allerhöchstens bleiben kann um zum nächsten Termin wenigstens einigermaßen rechtzeitig zu kommen. Muss ja zum Glück meistens nicht sein, manchmal geht es aber nicht anders.

Vor unserer Haustür in Wien stehen zwei Autos mit ukrainischem Kennzeichen. Am vorigen Wochenende haben wir auf der Westautobahn viele UA-Kennzeichen gesehen und auf dem Dach eines Hauses gegenüber weht eine blaugelbe Fahne. Dieses Wochenende im Stadtzentrum wohin man schaut Plakate und Transparente gegen den Krieg. Es ist tragisch allgegenwärtig. Die Bilder aus den Medien kann man ausblenden, bei den selbst erzeugten Bildern ist das nicht so einfach.

Donnerstag 10.März 2022

Der Bus, mit dem ich heute ins Atelier gefahren bin, fährt auch an einer Kaserne vorbei und so saßen in diesem Bus als ich einstieg eine Gruppe von vielleicht 15 jungen Männern in Uniform. Sie waren sehr jung, Präsenzdiener von 18, 19 Jahren also aus meiner Sicht halbe Kinder, die sich über dies und das unterhielten unter anderem über die Bewachung von Botschaften und und des Büros des Bundespräsidenten und über Waffenschulungen. Ich war so froh, dass diese Burschen in keinen Krieg ziehen müssen.

Seit Mitte Dezember habe ich weder den D noch die A-D gesehen, wir haben nur geschrieben und der D produziert ein Portrait nach dem anderen, die ich mir dann im Atelier ansehen kann. Heute habe ich eines gesehen, das mir wirklich gut gefallen hat, es sieht aber nicht nach ihm aus. Vielleicht stammt es von einem Maler, bei dem er Unterricht nehmen wollte. Ich mag mich daran nicht beteiligen, weil ich mich für realistische Portraits nicht interessiere

Nachdem ich mit der Beschwerde über den Ungarischkurs so erfolgreich war, habe ich mich gleich heute bei meinem Biokistenlieferanten darüber beschwert, dass seine teuren Erdbeeren nach gar nichts schmecken und nachdem ich schon am Beschweren war, wollte ich gerade den Atelier-Vermieter anrufen um mich darüber zu beschweren, dass die Heizung schon wieder nicht funktioniert aber da sprang sie auch schon an und es wurde heiß wie in der Hölle. Über die Höllentemperaturen hätte ich mich eventuell ja auch noch beschweren können, aber ich wollte es nicht übertreiben.

Freitag 3.März 2022 – Panzer und Bilder

5000 € an die Grenzposten koste es, so lese ich, einen Mann in „wehrfähigem Alter“ (allein schon bei dem Wort graust mir) freizukaufen und ihn über die Grenze aus der Ukraine herauszuholen. Leider weiß ich nicht mehr, wo ich das gelesen habe, vielleicht stimmt es auch nicht, aber Korruption gibt es schließlich überall. Ein paar tausend euro für ein Leben …

Details aus dem täglichen Leben in Russland kann man auf diesem Blog lesen, auch sehr interessant, differenziert.

Eigentlich habe ich genug davon, dass die Panzer durch mein Wohnzimmer fahren. Ob ich jetzt genau weiß, welche Stadt gerade eingenommen wird, hilft ja niemandem.

Statt Panzer zu zählen, war ich im Atelier und habe an einem ausnahmsweise fröhlichen Bild gemalt. Also bis jetzt ist es fröhlich, das heißt noch nicht, dass es das im fertigen Zustand auch noch sein wird. Ich hoffe aber.

Und was für ein Glück, dass ich gestern abend alle Nachrichten verweigert habe und so nichts über das brennende Atomkraftwerk erfahren habe.

Soviel zur Kirche

Der Patriarch ließ wissen, dass die russisch-orthodoxe Kirche im Kriegsdienst eine Bekundung von „Nächstenliebe nach dem Evangelium“ erblicke und ein Beispiel der Treue zu den hohen sittlichen Idealen des Wahren und Guten. Dem Präsidenten wünschte Kirill Seelenfrieden und Gottes Hilfe bei seinem hohen Dienst am russischen Volk.
FAZ – 26.2.22
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-russisch-orthodoxe-kirche-im-ukrainekrieg-17834385.html

Samstag 26.Februar 2022

Wenn wir jetzt im Krieg wären, müsstest du einrücken, sage ich zum F, mit allem, was sich daraus ergibt. Was für eine Horrorvorstellung! Und wenn wir flüchten müssten, hätten wir kurze Zeit uns zu überlegen, was wir mitnehmen können. Aber halt, flüchten müsste ich ja allein, weil der F ja einrücken müsste. So schaut´s aus, wenn man die Dinge auf ihre Essenz reduziert.

Handeln statt Diskutieren

Man kann den russischen Einmarsch in die Ukraine analysieren. Man kann sich in die Geschichte der Ukraine vertiefen oder in die psychologischen Folgen der Auflösung der UDSSR. Man kann sich über militärische Strategie informieren, das Weltbild Putins betrachten oder über den russisch-stämmigen Bevölkerungsanteil im Osten der Ukraine nachdenken. Man kann sich hochemotional über Putin auslassen, über die NATO, über die Gefahren eines Atomkriegs.

Aber bringt das irgendjemandem irgendetwas? Als Intellektuelle/r freut man sich, wenn man die Ereignisse in der Welt strukturieren und einordnen kann, dadurch machen sie weniger Angst.

Tatsache ist, dass Krieg herrscht, in einem ohnehin armen Land. Das allerbeste wäre, den Krieg zu beenden, am besten sofort. Dies steht aber nicht in der Macht des/der Einzelnen und so müssen wir uns auf die zweitbeste Handlungsweise zurückziehen: die Unterstützung jener, denen unsere klugen Analysen nicht helfen. Spenden für die Opfer des Krieges kann man über viele seriöse, vertrauenswürdige Organisationen, wie zum Beispiel:

UNICEF hat eine Spendenkampagne unter dem Titel „Nothilfe Ukraine“ eröffnet

thttps://unicef.at/ukraine/?gclid=CjwKCAiAvOeQBhBkEiwAxutUVKJqTI1XijkwHE-PeDSMx-qyLXTskTHdpAtUYa8oP3T2oCGumQPC6xoC904QAvD_BwE.
Man kann dort auch zB für das SOS-Kinderdorf Luhansk spenden https://www.sos-kinderdorf.at/aktuelles/kriegsausbruch-ukraine

Die CARITAS https://www.caritas-wien.at/spenden-helfen/auslandshilfe/laender/ukraine

Nachbar in Not:
NACHBAR IN NOT: Hilfe für die Ukraine
IBAN: AT21 2011 1400 4004 400

Das sind alles österreichische links. Die beiden ersten lassen sich aber sicher sehr einfach von .at in .de umwandeln.