Schlagwort: Wetter

Mittwoch 11. Mai 2022 – Napló

An der Ungarischfront geht es gerade hoch her. Wir haben einen ersten Test gemacht mit dessen Ergebnis ich ganz zufrieden bin, nur bei den Vokabeln hapert es noch etwas. Wenn man aber bedenkt, wie schwierig sie zu merken sind, weil es kaum jemals irgendeine Ähnlichkeit mit einer mir bekannten Sprache gibt, dann sieht es damit auch nicht so schlecht aus. Als kleine Kostprobe die Wochentage, besonders der Donnerstag hat es mir angetan.


hetfő – kedd – szerda – csütörtök – péntek – szombat – vasárnap

Ich habe eine sehr brauchbare ungarische Tastatur gefunden, die auch vorliest. Die Akzente sind ja leicht zu setzten, Umlaute gibt es auf einer deutschen Tastatur auch, aber im Ungarischen unterscheidet man zwischen langen und kurzen Umlauten:
őőőőő   ööööö
űűűűű    üüüüü

Meine Begeisterung für die Sprache ist ungebrochen. Einer meiner Mitlernenden meinte, dass seine Motivation durch die Wiederwahl von Orbán doch deutlich beeinträchtigt wäre. Für mich ist das nicht so. Weder hat Orbán die Sprache erfunden noch beeinflusst er sie und ewig wird er auch nicht an der Macht bleiben.

Auf bis zu dreißig Grad soll die Temperatur heute ansteigen. Ich verstehe wirklich nicht, was es denn da zu jubeln gibt. Dreißig im Mai, fünfundvierzig im Juli ?

Sonntag 1.August 2021

Gestern war es mörderisch schwül, nicht einmal besonders heiß, also knapp an die 30 Grad, aber schwül wie bei Monsum. Heute dagegen, ein wunderbar kühler, frischer Tag mit viel Regen. Die Innenräume bekamen frische Luft und konnten ordentlich abgekühlt werden und es muss nicht gegossen werden. Bisher hatten wir in Wien viel Glück: Hitze Starkregen und Gewitter, aber keinen Hagel und keinen Orkan. So wie die Lage ist, muss man sich darüber ja schon freuen.

Bevor ich die Wien-Werbung vorübergehend einstelle hier noch ein Bild von dem Regenbogen-Fussgängerübergang von oben. Fußgängerübergänge heißen bei uns Zebrastreifen, was aber bei diesem farbigen Exemplar nicht so gut passt.

Dienstag 27. Juli 2021

Heute ist wieder so ein Warten-aufs-Unwetter-Tag. Es zieht sich alles zu, wird fast dunkel, immer schwüler. Dann blauer Himmel und alles wieder von vorne. Es nervt – zumindest mich – ganz gewaltig. Der F nimmt an einer online-Fortbildung statt, die bei Hitze auch ordentlich anstrengend ist. So ein zähflüssiger Tag, an dem es schwierig ist, die Freuden des Hier und Jetzt zu sehen oder gar zu genießen.

Seit ich das erste Mal einen solchen gesehen habe, benütze ich Terminkalender, die im Juli beginnen, angepasst an den Jahresrhythmus des österreichischen Bildungsbetriebs. Ich habe es immer auch so empfunden: das Jahr endet im Juni, Juli und August sind losgelöste Zwischenzeiten, in denen andere Gesetzmäßigkeiten herrschen und das Jahr beginnt dann wieder im September. Vorgestellt hätte ich mir, dass diese subjektive Zeiteinteilung auch so bleiben wird. Zu meiner eigenen Verblüffung habe ich mir aber überlegt in diesem Jänner auf die allgemeine Zeiteinteilung umzusteigen. Nachdem ich mir aber schon im Frühling einen wunderschönen, lindgrünen Terminkalender gekauft hatte, findet dieser Umstieg in diesem Kalenderjahr noch nicht statt. Aber allein die Vorstellung …

Wiener Nächte

Blitz, Donner, Gewitter, Starkregen, der wie Hagel klingt, die Nächte sind in Wien derzeit sehr laut und abwechslungsreich. Leider schafft meine Kamera keine Blitze, weil sie zu unberechenbar sind

Sonntag 25.Juli 2021

Unsere Wochenend-Frühstücks-Gespräche sind derzeit sehr sportlastig. Heute hat mir der F die Strategien innerhalb eines Radteams geschildert. Der Anlass war, dass eine österreichische Radlerin, erstaunlicherweise eine völlig unbekannte Amateurin Olympia-Gold gewonnen hat. Die Frau ist dreißig und von Beruf Mathematikerin an einer Uni. Sowas imponiert mir auch, die perfekte Balance zwischen Geist und Körper.

In der Nacht besuchte uns ein Gewitter samt Regen. Außenjalousien nicht ganz zu, Fenster offen. Dadurch hört man den Regen und riecht die nasse Erde …

Mittwoch 29.April 20

Ich habe ein Bild von einem weitläufigen Sandstrand vor Augen. Immer mehr Luftblasen steigen auf, immer mehr Augen oder Tentakel oder sonstige Körperteile erscheinen vorsichtig. Die Vergrabenen kommen langsam wieder ans Licht. Die meisten greifen zunächst zum Telefon. Es werden wieder Termine vereinbart, persönliche Termine, keine Videokonferenzen. Ich habe nächste Woche schon zwei Termine, einer davon ist die Zahnärztin, aber sogar darauf freue ich mich. Es hat schon direkt etwas Abenteuerliches bekommen, in einen Bus zu steigen, irgendwo hinzufahren und dort Menschen zu treffen und seien es die Zahnärztin und ihre Assistentinnen. Persönliche Begegnungen welcher Art auch immer werden höchst wertvoll. Das ist immerhin ein positiver Effekt. Für die Wirtschaft ist es eher katastrophal, wenn die Kunden so vereinzelt auftauchen, dass man Gelegenheit hat, jeden besonders wertzuschätzen.

Zu den allerunflexibelsten Berufsgruppen, zu jenen, die völlig außerstande sind, neue Gegebenheiten in ihr berufliches Weltbild einzubauen, gehören die Leute von den Wetterberichten. Das jubilierende Tremolo in der Stimme, wenn „viel Sonne und hohe Temperaturen“ angekündigt werden, kann offenbar nicht abgestellt werden. Egal in welcher Jahreszeit wir uns befinden, egal wie bedrohlich die Trockenheit, wie schädlich die sommerlichen Temperaturen im April. Wenn alle bei fünfzig Grad im Schatten nach Wasser japsen, wird immer noch „wieder ein sonniger, wolkenloser Tag“ gejubelt werden. Nun ja, weder die Tonalität der Wetterberichte noch der Ärger darüber, ändert irgendetwas an der Trockenheit.

Sonntag 23. Februar 2020

Draußen brüllt der Sturm und es ist viel zu warm, drinnen bespricht der Fernseher die Verdreifachung der Infizierten durch das COVID-19 in Italien. 300 Km von der österreichischen Grenze, 700 Km von Wien entfernt. In Norditalien herrschen mittlerweile gruslige Zustände: Orte abgeriegelt, Schulen geschlossen, die Menschen werden aufgefordert zuhause zu bleiben. Und die Person 0, also jene von der die Infektion ausgegangen ist, wurde noch nicht gefunden. Ja, es nützt nichts, ich fürchte mich vor Pandemien, inzwischen wohl auch mit einiger Berechtigung. Ein wahrhaft ungemütlicher Sonntag.

Montag 10. Februar 2020

Es war der Tag der Regenbogen, nicht der Tag des Sturms wie prophezeit. Mein erster Blick aus dem Fenster zeigte einen Regenbogen, keinen gestückelten sondern einen kompletten Bogen mit kräftigen Farben und langer Lebensdauer. Am Nachmittag bot sich der Anblick eines weiteren perfekten Regenbogens über der Stadt. Dazwischen Schauer, Regen, Graupel …

Dienstag 4.6.19 – Das Wetter in Kabul?

Ich liebe Wetterprognosen. Egal, ob sie von meiner unmittelbaren Umgebung handeln oder vom anderen Ende der Welt. Es interessiert mich durchaus, wie das Wetter zum Beispiel in Kabul ist und wird, obwohl das ein Ort ist, den ich freiwillig nicht besuchen würde. Auch die Temperaturen zum Beispiel in Neukaledonien oder die Niederschlagsmengen in Alaska, alles, was mit Wetter zu tun hat, fasziniert mich. Ich weiß gar nicht, warum ich nicht Meteorologie studiert habe. Eine exakte Wissenschaft, keine Frage, aber auf so vielen unberechenbaren Faktoren beruhend, dass sie doch auch noch einen leicht mystischen, chaotischen  touch hat. Wer weiß wie viele Meteorologen in irgendeiner dunklen Hinterkammer noch so ein klassisches Glas mit Frosch und Leiter haben, für alle Fälle, falls die Computerwettermodelle versagen.

Als Wintermensch schaue ich mir im Sommer gerne Wetterberichte von der südlichen Halbkugel an, zum Beispiel Schneefälle in Patagonien. Auch auf dem smartphone habe ich ein halbes Dutzend Wetterapps installiert, die ich mir immer wieder gerne anschaue. Was für ein Genuss wenn bei 38 Grad wenigstens auf einem Display Schnee fällt.

Jetzt kommt ja leider wieder die Zeit, in der die Wetterleute im Fernsehen mit Tremolo in der Stimme bejubeln, dass es in den nächsten Tagen über 30 Grad haben wird, wie herrlich. Wahrscheinlich erinnern sie sich nicht mehr, wie grauenhaft der vorige Sommer war und wie lange er gedauert hat und wie unerträglich es in der Stadt war, auf dem Land höchstens eine Spur angenehmer.

Wenn ich an Hitze denke, denke ich an das wunderbare kühle, feuchte Irland und bei Irland fällt mir wieder das Fräulein Readon ein und ich ärgere mich über mich selbst, weil mir ihre Geschichten wahrscheinlich abgehen werden und es ärgert mich auch beträchtlich, dass mir ihr Blog vor Augen geführt hat, dass ich nicht immun bin gegen soap-operas und  sentimentale Geschichten. Andererseits ist doch der enorme Erfolg im virtuellen wie im realen Leben dieser erfundenen Vita und dieses erfundenen Leidens gepaart mit einer wahrscheinlich echten Arroganz, die als bescheiden, ja demütig daherkommt äußerst lehrreich, für mich zumindest, die ich mir einbilde Manipulation sofort zu erkennen. Nun, in diesem Fall war das nicht so, zumindest nicht sofort