Schlagwort: Herbst –

Weiter gedrabbelt.

Wilhelm hat darüber sinniert, ob nicht Fotos, neu oder aus dem Archiv als Ausgangspunkt für Drabbles geeignet wären. Ja, sagt er. Ja, sage auch ich, unbedingt. In meinem Fall aber nicht jeden Tag und nicht in regelmäßigen sondern in unregelmäßigen Abständen.

Ein Brückengeländer schützt nicht vor Regen und Schnee oder sonstiger Unbill des Wetters, noch nicht einmal einen Raben und auch dann nicht wenn es Schmiedeeisen im Jugendstil ist. Es schützt auch nicht vor Überschwemmungen und Erdbeben. Ob in Höhlen, auf Bäumen, in hochtechnisierten Hochhäusern oder an Brückengeländern hängt Leben am seidenen Faden.

Ob man als Obdachloser und ohne Krankenversicherung unter der Brücke schläft oder mit verstopften Arterien im bequemen Lehnsessel sitzt und raucht, immer knapp am Herzinfarkt vorbei. Aus philosophischen Höhen betrachtet, ist es nur ein gradueller Unterschied, denn Leben ist immer ungeschützt.

Für den einzelnen ist der Unterschied enorm.


Drabble Nr. 12

Freitag 2. Dezember 2022 –

Öffne ich einen neuen Beitrag, normalerweise eine weiße Seite, steht da „was denkst du über Fleischkonsum?“ Was immer ich über Fleischkonsum denken möge, ist das eine wirklich unmögliche Art für vegetarische Ernährung zu werben. Ich möchte mich nicht mit meinem Blog über Fleischkonsum oder sonst irgendetwas „unterhalten“!

Geschneit hat es. Von weißer Pracht kann man nicht sprechen, denn es war in kürzester Zeit wieder alles weg, aber für einen kleinen Spaziergang im Schnee bzw Schneeregen hat es doch gereicht und ein paar Stunden lang waren Parks und Dächer leicht angezuckert.

Wieder einmal haben meine diversen Zugermäßigungskarten ihre Berechtigung gezeigt. Von Wien nach Linz, immerhin fast 200 Kilometer, habe ich heiße 2Euro80 bezahlt, bei der Rückfahrt nochmal soviel. Beide Züge waren allerdings bis auf den letzten Platz voll besetzt und viele Leute sind auch noch gestanden. Das wäre aber auch nicht anders gewesen, wenn ich mehr bezahlt hätte.

Leider hatte ich in Linz gar keine zusätzliche Zeit wofür auch immer, außer für die Dinge wegen derer ich hingefahren bin. Schade, den auf der Linzer Landstraße herrsche fröhliches Treiben, an dem ich gerade nur vorbei gegangen bin.

Seit gestern gibt es einen Strompreisdeckel in Österreich, was sehr erfreulich ist. Angeblich kann sich ein durchschnittlicher Haushalt dadurch 5oo Euro im Jahr ersparen. Ein Anreiz zum Stromsparen ist so ein Preisdeckel nicht. Zu einem Gaspreisdeckel konnte sich die Regierung bislang nicht durchringen. Nachdem es aber in Deutschland einen solchen Preisdeckel gibt, wird es wohl nicht lange dauern bis wir auch einen solchen bekommen, zumindest für die Industrie um mit der deutschen Konkurrenz preismäßig mithalten zu können.

Montag 28. November

„Mit der Hilfe von Heisenberg erweitert sich etwa der berühmte Satz von Ludwig Wittgenstein „Die Welt ist alles, was der Fall ist“ auf „Die Welt ist alles, was der Fall ist und der Fall sein könnte“

PROFIL – Newsletter vom 28.11 – Christian Rainer

Eine sehr schöne Definition für das Weltbild eines Agnostikers/ einer Agnostikerin zu denen ich mich auch zähle.

Ein Streik, noch dazu einer, der 24 Stunden dauert, ist in Österreich etwas absolut Außergewöhnliches und somit Bemerkenswertes. Leere Bahnsteige, bis auf einige Sauriernachkommen wie dieser rechts unten.

Alles rot, alles gesperrt

Sonntag 27. November 2022

An und für sich mag ich den Schönbrunner Weihnachtsmarkt sehr. Es war aber wohl nicht die allerbeste Idee an einem Sonntag Nachmittag hinzugehen. Massen von Menschen. Den Sprachen nach zu schließen gut 80% Touristen. Der Weg zu meinem Lieblingslebkuchenstandl war völlig versperrt. Vor dem Stand an dem Orangenpunsch angeboten wird, stand eine lange Schlange. Wir gingen rundherum in den Schlosspark und beschlossen nicht nur auf die Lebkuchen und den Punsch sondern auch auf die sonstigen kulinarischen Genüsse zu verzichten und machten uns auf in Richtung des Lieblingsjapaners auf der anderen Seite des Parks auf. Dort isst man immer gut, so auch heute.

Keramikstücke, Kerzen, Kugeln, Düfte und was es sonst noch auf diesem schönen Handwerksweihnachtsmarkt zu sehen und zu kaufen gibt, habe ich auf einen Wochentag um die Mittagszeit verschoben. Das ist erfahrungsgemäß der beste Zeitpunkt, zu dem die wenigsten Leute unterwegs sind. Und der F ist sicher froh wenn er nicht mitgehen muss um mir beim Kugelnbewundern und Keramikbegrapschen zuzusehen.

Ab Mitternacht bis Montag Mitternacht streiken die Eisenbahner. In Österreich haben wir wenig Erfahrungen mit Streiks. Der letzte Eisenahnerstreik war vor annähernd zwanzig Jahren und nun herrscht so eine kribbelige Stimmung. Wie kommt man am besten zur Arbeit? Die Schüler*innen sind bei schwierigen Anfahrtswegen entschuldigt. Nun ja, die Eltern aber nicht. Kinderbetreuung muss eventuell spontan aus dem Ärmel geschüttelt werden. Die Medien warnen vor zu erwartenden großen Staus und empfehlen früher wegzufahren als sonst. Für Pendler, die schon im Normalfall sehr früh unterwegs sind, eine wahre Freude.

Auch bei den Handelsangestellten stocken die Gehaltsverhandlungen und sie erwägen Freitag und Samstag auch einen Streik zu veranstalten. Das würde die Einkaufssamstag-Leute hart treffen.

Im Hintergrund leuchtet das Elefantengras.

Samstag 26. November 2022

Das neueste im Weihnachtsbuchgeschäft sind – so habe ich gerade gehört – die Weihnachtskrimis. Mit lustigen, geschmackvollen Titeln wie „tödlicher die Glocken nie klingen“ oder „stille Nacht, mörderische Nacht“ . Zum Kotzen.

Stricknadeln aus Bambus wollte man mir kürzlich verkaufen, weil sie sich angeblich viel besser anfühlen als metallene. Naja, klingt ja ganz gut. Allerdings kosten die Werke aus Bambus sieben Euro mehr als die Metallenen.

Preismäßig gute Nachrichten gibt es vom Benzin. An billigen Tankstellen kostet er mittlerweile 1,547, was doch im Vergleich zu 2,2 eine deutliche Verbesserung ist.

Die meisten Insekten fliegen ans Licht, Pflanzen wachsen normalerweise zum Licht. Wie ist das eigentlich mit den Menschen?

Mittwoch 23. November – Elefantengras im Regen

Zugig ist es auf den Bahnsteigen, über die ich kürzlich gereist bin, zugig, dunkel und kalt. Ich wollte aber nun mal unbedingt zur Hausversammlung in PB, Thema: Energieversorgung. Am frühen Nachmittag dort angekommen, wollte ich eine Runde drehen. Zum Radfahren war es mir zu feucht und so bin ich ausgiebig im Regen spaziert. Laut Statistiken regnet es in PB etwa doppelt so viel wie in Wien. Eine gute Wahl für mich. Die Landschaft zeigte sich zwar eindeutig spätherbstlich, aber die Wiesen noch erstaunlich grün.

Es geht darum die derzeitige Öl-Heizung durch etwas Nachhaltigeres zu ersetzen. Der Kriegstreiber wird noch zum Heiligen der Energiewende werden. Ein sehr gelungener Treppenwitz der Geschichte.

Bei der letzten Versammlung waren wir bei Photovoltaik plus Wärmepumpe stehen geblieben. Diese Version ist Geschichte, weil dabei nicht genügend Energie für alle produziert werden könnte. Die Hausverwaltung hat nun den Gründer eines Projekts für regional-autonome Energieerzeugung geladen. Seine Präsentation klingt sehr überzeugend. Drastische Senkung der derzeit horrenden Kosten für Warmwasser und Heizung und regionale Autonomie durch Verwertung erneuerbarer Rohstoffe.

Das Elefantengras (Miscanthus), das von einem Bauern in der Nähe angebaut wird, soll 50% der Energiepflanzen ausmachen. Eine unkomplizierte Pflanze, die eine enorme Trockenmasse erzeugt und auch noch hübsch aussieht. Jetzt müssen noch 51% der Nachbarn zustimmen und es kann losgehen.

Samstag 19.November 2022 – Miksang und Punsch

Alle Jahre wieder, so um diese Zeit herum beginnt in Wien der Punsch-Ausschank an allen Ecken und Enden. Und alle Jahre wieder wundere ich mich darüber, dass von Punsch die Rede ist und von „Kinderpunsch“. In einem Land mit zahllosen Alkoholkranken herrscht für Erwachsene anscheinend Alkoholzwang. Wenn man diesen nicht beachtet, hat man sich unter die Kinder einzureihen. In dem Café, in dem wir heute nach dem Fotografieren eingekehrt sind, herrschte diesbezüglich Pioniergeist und auf der Karte stand „Punsch“ und „alkoholfreier Punsch“. Ein Grund zum Jubeln, denn was einmal in einem Lokal Einzug hält, verbreitet sich auch in anderen. Beide Punschsorten waren übrigens köstlich und eine Spur weniger teuer als an den Standln auf der Straße. Also ein Hoch auf die Konditorei Oberlaa!

Wir haben auf dem Wiener Hauptbahnhof fotografiert und alle übereinstimmend festgestellt, dass es ein Bahnhof mit hektischer Atmosphäre und sehr kalter Beleuchtung ist. Es gibt aber natürlich auch interessante Fotomotive, wenn man den Fotoblick einschaltet.

Bevor ich es vergesse: es hat doch tatsächlich geschneit und damit ist es wohl mit dem überwarmen Herbst vorbei.

Wenn es wahr ist, dass der Rosmarin blüht, wenn es zu großen Temperaturschwankungen kommt, dann müsste er jetzt bald von Blüten übersät sein.

Freitag 18.November 2022

Meine Netzkarte für sämtliche Öffis in Wien, Niederösterreich und Burgenland bekommt eine weitere Chance sich zu amortisieren. Ich fahre zunächst einmal zur Hausversammlung in PB, wo die Beratung über die zukünftige Energieversorgung des Hauses in die zweite Runde geht. Die Hausverwaltung ist effizient und ich bin gespannt, wie viel die geplanten Sonnenkollektoren samt Wärmepumpe kosten werden und ob es zu einem Mehrheitsbeschluss kommt. Die Lösung ist ja ziemlich alternativlos, aber es gibt immer wieder Leute, die gegen alles sind, selbst aber keine anderen Ideen beizusteuern haben.

Energie und deren Preise sind ja derzeit ein Thema in aller Munde und es werden Sonnenkollektoren, Photovoltaikanlagen ohne Ende bestellt. Es gibt zwei sehr gute Ansätze: man speichert die in der eigenen Anlage produzierte Energie in einer Batterie, die man im Bedarfsfall verwenden kann. Das ist die in der Anschaffung teurere Lösung. Oder man speist die selbsterzeugte Energie ins allgemeine Netz und wird dafür bezahlt. Auch nicht schlecht. Das sind aber natürlich sehr kleine Beträge und auch diese Anlage ist nicht billig und es braucht auch lange bis sie sich amortisiert. Billig ist ja aber derzeit ohnehin gar nichts.

Ich bin richtig im Blätter-Fotografier-Modus. Meine Miksang-Gruppe hat allerdings beschlossen beim nächsten Treffen nicht Natur sondern Stadt zu fotografieren, zur Abwechslung. Also noch schnell ein Blätterbild.


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