Die Gastronomie ist geschlossen, aber die Geschäfte sind offen und auch die Museen. Zu meiner ganz großen Freude. Schon im Mai hat die Albertina modern eröffnet und seitdem mache ich immer wieder Anläufe um mir das neue Museum anzusehen. Nicht dass das besonders kompliziert wäre: die Albertina modern liegt im Zentrum von Wien mit einer U-Bahn-Station gleich daneben. Heute bei strahlendem Sonnenschein habe ich es endlich geschafft.
Die Albertina Modern ist im Künstlerhaus untergebracht, einem Gebäude, das 1868 fertiggestellt wurde und einen reizvollen Kontrast zu der darin ausgestellten modernen Kunst darstellt.
Ich hatte damit gerechnet ein eher leeres Museum anzutreffen, schließlich gibt es in Wien derzeit keine Touristen und die paar wenigen würden ja wohl nicht ausgerechnet heute Nachmittag die Albertina modern besuchen wollen. Tatsächlich waren keine Menschenmassen unterwegs, aber doch wesentlich mehr Museumsbesucher als ich vermutet hätte. Sehr viele junge Menschen, sogar eine englischsprachige Gruppe mit Führerin war unterwegs. Unter normalen Umständen ist das ja nicht bemerkenswert, heute schon.

Die Essl-Sammlung inklusive Fotografie-Ausstellung habe ich mir vorgenommen, eine Anzahl von Werken, die nicht zu klein und nicht zu groß war. Mit zu wenig kann ich gut umgehen, aber zu große Ausstellungen sind immer frustrierend. Alles wahrzunehmen und aufzunehmen ist unmöglich, was also soll man weglassen? War die Entscheidung richtig ? Vielleicht doch lieber alles oberflächlich ansehen als irgendetwas auslassen usw usf
Vieles hat mir gefallen, anderes nicht. Vieles fand ich inspirierend, anderes ließ mich kalt. Schon vor langer Zeit habe ich für mich entschieden, dass mich Debatten darüber, was Kunst sein darf und was nicht, überhaupt nicht interessieren. Weder beschäftige ich mich mit Kunstkritik noch muss ich gar von Kunst leben. Ich genieße den absoluten Luxus, Werke betrachten zu können, die mich ansprechen, die mich irgendwie berühren, die ich schön, interessant, aufwühlend finde und alle anderen links liegen lassen zu können. Nichts zwingt mich im Bereich der Kunst objektiv, zurückhaltend, fair zu sein. Was mich anspricht, beachte ich, was nicht nicht. Ich kann durchaus die künstlerische und/oder handwerkliche Qualität eines Werks anerkennen ohne dass es mir irgendetwas gibt. Und manchmal dagegen finde ich ein paar Linien überwältigend.
Ein Beispiel von einem Werk, das ich heute sehr beeindruckend fand:
„Die Päpste“ oder „heilende Akrobatik“ von Virgilius Moldowan, 2008.Der Künstler wurde 1955 in Brasow, Rumänien geboren und lebt seit 1986 in Wien
Überlebensgroße Silikonfiguren von den Päpsten Karol Wojtyla und Joseph Ratzinger.


Die Darstellung ist hyperrealistisch und zeigt die körperlichen Spuren des Alters

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