Samstag 4.5. Offene Ateliers, Blumen und Gemüse.

Am Freitag versanken wir in einem Blumenmarkt, also ich zumindest. Der F musste mich wieder herausziehen und hatte große Mühe mich davon abzuhalten, von sämtlichen Pflanzen mindestens ein Exemplar zu kaufen, von der Palme bis zum Kleinkaktus. Der Jammer ist, dass bei unserem Extremklima im sechsten Stock mit knallender Sonne und strahlenden Bodenplatten sehr viel gegossen werden muss und sogar dann überlebt vieles nicht. Vernünftigerweise kann ich also gar nicht alles mitnehmen, was mich anlacht.

Etliche Gemüsepflänzchen haben wir auch gekauft. Einmal noch ein Versuch mit einer Zucchini, rote Kohlrabis weil die anderen im Vorjahr so völlig unproblematisch waren, Pflücksalat (danke für den Tipp, Andrea) , ein Paprikapflänzchen als Ersatz für die im Vorjahr von der Zucchini erstickten, eine Zitronengurke. Na, ich bin gespannt.

Auch Samstag war ein erfreulicher Tag. Es wurde ein Tag der offenen Ateliers im Bezirk veranstaltet und ich habe eine Runde gedreht. Von den Werken, die ich gesehen habe, haben mir einige auch gefallen, nicht allzu viele, aber doch und ich war sehr überrascht wie viele kleine Ateliers es doch in unmittelbarer Umgebung gibt. Leben kann man davon sicher nicht und es sind wohl hauptsächlich Hobby-Künstler mit einem Brotberuf oder eher wechselnden kleinen Jobs.

Die folgenden beiden Bilder stammen von zwei mittelalterlichen Frauen, die gemeinsam einen großen Ausstellungsraum belegt hatten. Die Landschaften sind mit einer speziellen Wachstechnik gemacht.

Dieses fand ich technisch recht gelungen, es hatte für mich aber wenig Aussage

Einen sehr skurrilen Monolog habe ich mitgehört. Eine der malenden Frauen hat lauthals verkündet, wenn sich ein Galerist bei ihr blicken ließe, würde sie ihn hochkant hinauswerfen, weil der wolle ihr doch sicher vorschreiben, wie und was sie malen solle. Bevor sie sich das antäte, würde sie lieber arbeiten gehen. Sie arbeitet nach eigenen Angaben als Fahrradbotin. Die Themen ihrer Bilder haben mich nicht angesprochen: Menschen, die auf Tische kotzen oder ohne Kopf durch Fußgängerzonen gehen. Mir schien, dass die Gefahr des Besuchs eines Galeristen nicht sehr groß wäre, zumal die Bilder technisch sehr schlecht waren, aber ich will nicht bösartig sein. Tatsächlich habe ich die Atmosphäre genossen. Diese ausgeflippten zumeist jungen Menschen, die an Tischen auf den Straßen saßen und die Bohême feierten und doch immerhin einige Werke, die mir gefallen haben oder die ich sonst irgendwie bemerkenswert fand.

Das folgende hat sicher sehr viel Arbeit gemacht. Leider sagt es mir gar nichts, aber vielleicht jemand anderem. Der Hersteller war eine sehr auffällige Erscheinung: ein junger Mann, der als Frau gelesen werden wollte und dafür ein Minirockerl trug, das nicht allzu knapp über den Po-Backen endete. Er war sehr laut und unterhielt sich in schlechtem Englisch mit zwei Amerikanern, die ihrerseits gekleidet waren wie Mormonen auf Missionierungstournee in Europa, also schwarzer Anzug und Business-Rucksäcke. Allein dieses Trio hat mir so gut gefallen, dass es mir die Tour schon wert war.

Eine sehr sympathische, junge Malerin stellte in einem kleinen Café aus, das mir noch nie aufgefallen war, obwohl es gar nicht so weit weg von meiner Wohnung ist. Erstaunt hat mich, dass ein Gemeinschaftsatelier in der Nähe, das ich kenne, wo Bilder gemalt werden, die in einer anderen Liga spielen, als alles, was ich an diesem Tag gesehen habe, nicht offen war. Dort hätte ich gerne wieder einmal hineingeschaut.

Am Sonntag habe ich dann begonnen, die erworbenen Pflanzen einzusetzen. Ich mag das Herumwühlen in der Erde gerne. Aus den beiden großen Komposttöpfen, die wir betreiben, habe ich gedüngt. Eine Menge Käfer, Würmer, Asseln leben und arbeiten in der Erde, die Natur hat den sechsten Stock erobert. Es war heiß und die Pflanzen in kleinen Töpfen, wie wir sie aus dem Blumenmarkt mitgebracht hatten, mussten auch dringend gegossen werden. Fertig bin ich noch lange nicht, aber es macht mir ja Freude.

34 Gedanken zu “Samstag 4.5. Offene Ateliers, Blumen und Gemüse.

  1. Beim Atelierrundgang wäre ich gern dabei gewesen (wäre ich nicht mit meinen eigenen Pflanzen beschäftigt gewesen ;)) ), aber dank deiner lebendigen Schilderung kann ich mir wenigstens alles richtig gut vorstellen! Ich mag so eine Atmosphäre auch sehr gern!

    Liebe Grüße, Andrea

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    1. Richtig erstaunt hat mich, dass es in meiner Wohngegend so viele Ateliers gibt. Ob aus dem Gemüse was wird oder nicht ist spannend und ungewiss, alle Jahre wieder 😊🙃 Bei dir sind die Bedingungen für die Pflanzen sehr viel besser…

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  2. Pflanzenverkäufen zu widerstehen ist schlimmer als an einem Kuchenbuffet vorüberzugehen.
    Die Landschaft ist hübsch, aber richtig gut gefallen mir der Zeitungsfransenteppicch und das letzte Bild mit Köpfen, das meiner verabeitenden Erinnerungs-Empfindung entspricht, nachdem ich einige Stunden in einem dichteren Menschengemenge verbracht habe als sonst.

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    1. Es freut mich richtig, dass dir das Zeitungsding gefällt und somit auch jemand anderem gefallen könnte der/die es vielleicht kaufen möchte. Als Künstler zu leben, egal wie die Produkte aussehen, muss finanziell sehr hart bis unmöglich sein.
      Der Vergleich mit dem Kuchenbuffet trifft die Sache ganz genau! Bei mir kommen noch Buchhandlungen und Wollgeschäfte dazu 😊🎶

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  3. Guten Morgen 🙂

    oh ja, in der Erde wühlen, das ist auch mein Ding. Und: einen schönen Samstag hattest Du da! Wäre ich gerrne dabei gewesen. Nr. 2 gefällt mir am besten, danke fürs Zeigen!

    Bei uns ist es so, dasz der örtl. Kunstverein den Tag der offenen Ateliers ausruft – da darf dann aber auch nur der dabei sein, der dort protegiert wird (und das sind nicht allzu viele). Und die Wege zwischen den paar Ateliers sehr weit…

    Ich hatte seinerzeit mal selbst, nur für mich, einen solchen Tag gemacht (mit kleiner Notiz in der Zeitung plus persönlich verschickten Einladungen) – das kam gut an und ich bot dann über Sommer regelmäszig Hof-Lesungen (einmal eine Dichterin, ansonsten lasen mein damaliger Partner und ich kürzere Literatur, z.B. Jean Giono „Der Mann mit den Bäumen“) – das war auch gut besucht…dann bekam ich jedoch immer wieder anonyme Drohbriefe, bis ich es aufgab. Es paszt halt dem etablierten Kunstverein gar nicht, wenn Alternativen angeboten werden und dann finden sich immer Mittel und Wege, nicht nur in meinem Fall. Zwei auszerhalb des Vereins entstandene Galeriecafes muszten schlieszen (die Umstände und Repressalien sind mir nicht bis ins Detail bekannt), zwei weiteres Projekte im Entstehen wurde durch Mauschelei gestoppt und den neugebackenen Eigentümern die Immobilien auf dubiose Art und Weise wieder weggenommen (am Ende wollte sie aber gar niemand anders haben und sie verfielen weiter…) – ich setze die Liste mal lieber nicht fort. Dieses Kaff der etablierten Spiezser ist kein gutes Pflaster und etl. Künstler sowie eine Kunsthistorikerin mit eigner Agentur wanderten aus…

    Morgensonnengrüsze für eine gute neue Woche

    Mascha

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    1. Huch, das klingt ja nach geradezu mafiösen Zuständen! Drohbriefe?! Furchtbar. Erstaunlich, dass Leute was dagegen haben können, dass Literatur öffentlich gelesen wird oder Bilder ausgestellt und verkauft. Wenn das öffentliche Klima so unangenehm und intolerant ist, macht das wohl auch weniger Freude als in einem offenen Ambiente.

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      1. Im eigenen Ort wars immer ein Kampf gegen Windmühlenflügel (meine jahrelang kontinuierlich wechselnden Ausstellungen im Rathauskorridor – unterm Schirm der Kulturamtsleiterin als ehem. Lehrerin von mir – ) wurden von der Presse totgeschwiegen und um diesen unerquicklichen Ort zu verlassen, fehlte das Auto – bemalte alte Schranktüren transportiert man nicht auf dem Buckel mit dem Bus – auch ein Grund, warum ich nie wieder einen Anfang gewagt/gefunden habe. Es fehlt einfach die techn. Vorraussetzung 😦

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          1. Inzwischen ist es auch sehr friedlich (bis auf gelegentl. Foodsharing-Schlachten), seit ich mich aus allem raushalte und völlig zurückgezogen ohne jegl. Kontakte lebe - Das war ja alles eher vor 2000…dann hab ich aufgegeben.

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  4. mir gefallen die landschaftsbilder (encaustik?) am besten. sie haben so etwas verträumt-schläfriges wie das, was man letzthin beim morgendlichen blick aus dem fenster sieht, und sind, wenn man die hersteller mit ihren bügeleisen sieht (falls meine vermutung stimmt) zunächst in ihrem zauber nicht vorstellbar. aber das gilt letztlich für alle im entstehen befindlichen werke. die vision vom ergebnis hat am beginn nur der künstler.

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    1. Irgendeine Wachstechnik ist es jedenfalls.. Ja die Bilder sind sehr stimmungsvoll, eine weiche, neblige Stimmung. Schön ist es wenn die Vision vom Ergebnis auch erfüllt werden kann

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  5. Bei dem nahen kleinen Wochenmarkt muss ich jeden Dienstag auch stets sehr darum kämpfen, nicht in dem ausladenden Blumenstand zu versinken und über Gebühr Pflanzliches einzukaufen. 😉
    Von den Bildern gefallen mir das erste und das letzte sehr gut. Wenn du mal nach München kommst, dann zeige ich dir die Theresienstraße samt Umgebung, da gibt es viele kleinere Galerien, in denen man stets viel entdecken kann.

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      1. Und für Reisende über 65 gibt es den Seniorentarif bei der Westbahn. Den man allerdings leider noch nicht online buchen kann. Als ich vor einigen Tagen meine Tickets für Wien – hin am 3. Juli, zurück am 5. Juli – bestellt habe, wurde ich darauf hingewiesen, dass ich mich am Westbahnschalter im Münchner Hauptbahnhof hätte einfinden sollen, um den Seniorentarif zu buchen.

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