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Mittwoch, 5. April 2023 – Materialbild und Primel im Zwergwuchs

Zu fuss bin ich ins Atelier gegangen, hin und zurück, weil das einen guten Teil der täglichen zehntausend Schritte ausmacht. Mit Mütze, Schal und Handschuhen wie im tiefen Winter. Ich war fast ein Monat nicht dort, zwei Wochen Corona und vorige Woche habe ich es auch nicht geschafft.

Aber dafür heute habe ich mich mit einem wirklich wilden Bild aus Mandarinennetzen und Karton, mit etwas Strukturpaste und viel schwarzer und weißer Farbe vergnügt. Es ist nicht fertig, sieht aber schon ziemlich ausgeflippt aus. Es fehlt unbedingt eine Verbindung zwischen dem zentralen Objekt und der Struktur links unten, die anderen Teile halten einander …

Das ist alles, was von meinen vorjährigen Pflanzungen vor dem Atelier übrig geblieben ist. Eine einzige Primel, dafür in goldgelb, wie ich sie gerne mag. Ob auch irgendetwas von den Kräutern überlebt hat, wird sich zeigen, eher nicht. Der Boden ist auch nicht so, dass es hier üppige Blumen und Kräuter geben könnte. Ich habe allerdings einen kleinen Pflanzplan, von dem ich aber noch nicht weiß, ich ich ihn auch ausführen werde.

Die Hausbewohner haben – so scheint es – auch Pläne für die Grünfläche, es stehen Tische, Sessel und zwei Liegen herum. Nachdem es in diesem Haus aber mindestens zwei zerstrittene Leute gibt, die einander mittels Zetteln ausrichten, was ihnen an dem jeweils anderen nicht passt, kann ich mir nicht vorstellen, dass es auf der Grünfläche und unter den Bäumen friedliche, idyllische Zustände geben wird.

Sie ist da!

Wer? die Kaltfront, die Abkühlung, der Regen. Leider genügt ja ein Tag nicht, um die zu warme Luft aus der Wohnung rauszukriegen, auch nicht bei Fenster und Türen in drei Himmelsrichtungen, aber wir tun unser Bestes.

Diesen wunderbaren kühlen Nieselregentag habe ich dazu genützt um ins Atelier zu stürmen. Mein Bild „sieben Tore“ steht nun schon seit vielen Wochen auf der Staffelei und wartet auf seine Fertigstellung. Jedes Mal denke ich, dass ich nun die Richtung habe, aber dann komme ich ein paar Tage später zurück und finde, dass es so doch auch wieder nicht passt. Erfahrungsgemäß bin ich irgendwann zufrieden, aber diesmal dauert es wirklich sehr lange.

Drei oder maximal vier Stunden hält die kreative Phase bei mir. Dann geht nur noch Grundieren oder Pinsel auswaschen oder Ähnliches. Ich weiß nicht, wie das bei anderen ist, aber wenn bei mir der Fluss aufhört, geht es einfach nicht mehr, ich sehe keine Strukturen mehr, der Blick ist einfach weg. An und für sich ein deprimierender Zustand, wenn ich nicht wüsste, dass der Fluss und der Blick wiederkommen. Zwar nicht unbedingt dann, wenn ich sie haben möchte aber doch meistens zum richtigen Zeitpunkt.

Montag 15.April 2022 – Kreativer Nachmittag quasi im Wasser.

Die ältesten Jeans mit einem dreiviertelkaputten Umschlag, die schäbigsten sneakers, die bei einem Farbfleck nur kühl lächeln würden, ein Malhemd, das ohnehin schon so voller Farbflecke ist, dass es auf ein Dutzend weiterer nicht ankommt und ab ins Atelier.

Vor der Tür in der Wiese sehe ich, dass eine von den Primeln, die ich im Vorjahr gepflanzt habe ganz wider Erwarten nicht nur überlebt hat, sondern ganz lieblich lila blüht. Vielleicht vermehren sie sich auch, wer weiß.

Ausnahmsweise habe ich die letzten Male einen Arbeitstitel für ein Bild gewählt. Es sollte „die sieben Tore der Weisheit heißen“ und auch eine Blümchenwiese beinhalten. Die fröhlichen Bilder widersetzen sich mir aber immer. Die sieben Tore der Weisheit sahen zwischenzeitlich eher wie Ragnarök oder sonst ein Weltuntergang aus. Dann habe ich sie etwas gezähmt und jetzt bin ich gespannt, was morgen daraus wird.

Ein kleiner Eindruck kurz nach dem Ragnarök-Stadium, das ganze Bild ist viel größer und noch lange nicht fertig. Falls überhaupt irgendeines meiner Bilder jemals fertig wird.

Es macht einen Unterschied

… ob man Objekte in der Natur vorfindet und sie genauso fotografiert, wie sie liegen/stehen/hängen etc oder ob man sie komponiert. Ich mag das Komponieren nicht allzu gerne, aber nachdem diese Objekte schon sehr lange herumliegen und ich sie auch nicht nebeneinander gefunden habe, muss es halt so auch gehen.

Gescheitert oder verschoben?

So genau kann ich das noch nicht sagen. Hier sieht man eines der Objekte, aus denen im vergangenen Sommer ein Projekt werden sollte, ein Zeichen- oder Malprojekt. Die Objekte liegen nun aber schon seit Monaten im Atelier herum. Nachdem der D, mein Atelierskollege gerade für ein Monat in Irland ist, wäre es ein sehr geeigneter Zeitpunkt um ein Projekt zu beginnen oder wieder aufleben zu lassen. Aber wann tue ich Dinge schon zum geeigneten Zeitpunkt?

Andererseits können auch zu ungeeigneten Zeitpunkten interessante Dinge entstehen. Zum Beispiel wenn der D wieder einmal gefühlte siebzehn Modelle eingeladen hat. Sein neuestes Projekt, aus dem aber wahrscheinlich eh nichts werden wird, ist es, ein Podest zu bauen, auf dem seine Modelle sitzen sollen.

Donnerstag 10.März 2022

Der Bus, mit dem ich heute ins Atelier gefahren bin, fährt auch an einer Kaserne vorbei und so saßen in diesem Bus als ich einstieg eine Gruppe von vielleicht 15 jungen Männern in Uniform. Sie waren sehr jung, Präsenzdiener von 18, 19 Jahren also aus meiner Sicht halbe Kinder, die sich über dies und das unterhielten unter anderem über die Bewachung von Botschaften und und des Büros des Bundespräsidenten und über Waffenschulungen. Ich war so froh, dass diese Burschen in keinen Krieg ziehen müssen.

Seit Mitte Dezember habe ich weder den D noch die A-D gesehen, wir haben nur geschrieben und der D produziert ein Portrait nach dem anderen, die ich mir dann im Atelier ansehen kann. Heute habe ich eines gesehen, das mir wirklich gut gefallen hat, es sieht aber nicht nach ihm aus. Vielleicht stammt es von einem Maler, bei dem er Unterricht nehmen wollte. Ich mag mich daran nicht beteiligen, weil ich mich für realistische Portraits nicht interessiere

Nachdem ich mit der Beschwerde über den Ungarischkurs so erfolgreich war, habe ich mich gleich heute bei meinem Biokistenlieferanten darüber beschwert, dass seine teuren Erdbeeren nach gar nichts schmecken und nachdem ich schon am Beschweren war, wollte ich gerade den Atelier-Vermieter anrufen um mich darüber zu beschweren, dass die Heizung schon wieder nicht funktioniert aber da sprang sie auch schon an und es wurde heiß wie in der Hölle. Über die Höllentemperaturen hätte ich mich eventuell ja auch noch beschweren können, aber ich wollte es nicht übertreiben.

Trotz

Manche Bilder lassen sich nicht malen. Diese beiden weigern sich seit Monaten. Nicht nur habe ich sie schon gefühlte zwanzig Mal völlig verändert, sie wollen auch auf gar keinen Fall zusammen gehören.

Ursprünglich hatte ich eine Darstellung des Dharma im Sinn. Daraus ist nichts geworden. Über x Zwischenstufen haben sie sich immer wieder verändert, doch konnte ich einfach nicht erkennen, ob sie nun fertig sind oder nicht. Sie bleiben also weitere Monate am selben Platz stehen, jedes Mal wenn ich ins Atelier komme, sehe ich sie da stehen und denke „was mache ich mit euch?“ Leider antworten sie nicht. Unsere Kommunikation beschränkt sich darauf, dass sie mir mitteilen, was sie nicht wollen.

Wenn ich sie mir jetzt so ansehe, könnte ich sie „Krieg“ nennen und sie würden plötzlich doch zusammenpassen …

Nicht sehr heiter

Das ist ein altes Bild, das weder mit Covid noch mit der Ukraine zu tun hat. Je nach Beleuchtung sieht es ziemlich verschieden aus, aber beide „Versionen“ falls man sie so nennen kann, denn es ist ja ein und dasselbe Bild, sind wenig fröhlich.

einmal vor einer Fensterscheibe also mit Licht von hinten
und einmal im Freien

Sonntag 9. Jänner 2022 – Trennung im Atelier

Bis jetzt waren wir zumindest theoretisch ein Dreiergespann: Der D, die A und ich, wobei die A. in dem ganzen Jahr, in dem wir das Atelier schon haben, nur ein einziges Mal dort war. Tja, nun es ist soweit und sie verlässt uns. Es war natürlich zu erwarten. Mit fünfzig ein erstes Kind zu bekommen, ist an sich schon keine Kleinigkeit auch ohne ein aufwändiges Hobby wie das Malen. Sie hat den Aufwand der Betreuung eines Kleinkinds einfach völlig unterschätzt und ein ganzes Jahr lang die Miete für das Atelier mitgezahlt ohne irgendeinen Nutzen davon zu haben.

Zwar war ursprünglich vereinbart, dass sie sich für zwei Jahre verpflichtet, aber ich bin ihr absolut nicht böse, wenn sie jetzt aussteigt und der D wohl auch nicht. Ich finde, sie hat sich durchaus fair verhalten. Wir werden die Miete durch zwei statt durch drei teilen und nicht jemand dritten suchen. Eigentlich ist ja für drei aktive Benutzer des Ateliers ohnehin kein Platz, zumal der D ja praktisch immer Modelle einlädt.

Es tut mir leid, dass die A nicht einsteigen kann. Wir haben ähnliche Pläne und Vorstellungen Mit dem D verstehe ich mich menschlich sehr gut, aber wir sind malerisch auf ganz anderen Wegen unterwegs und können einander nicht viel brauchbares Feedback geben.

Ach, alles frisch gestrichen und geputzt und noch ganz leer. Da hat sich doch einiges verändert

Und dann habe ich gestern auch dieses unfertige Bild ins Atelier befördert

Die Details gefallen mir sehr gut, aber wie aus diesen Einzelbereichen auf der riesigen Leinwand ein zusammenhängendes Bild entstehen soll, ist mir noch nicht klar.

Immerhin habe ich schon mal die Richtung gefunden und ich habe eine vage Vorstellung, wie ich die Einzelteile verbinden könnte, aber noch eine sehr vage. Ich werde mir das zukünftige Bild wohl noch eine Weile ansehen und es wirken lassen und dann wird (hoffentlich) der Tag kommen, an dem ich die entscheidenden Linien und/oder Flächen hinzufügen werde. So sieht es jetzt aus:

Donnerstag 6.Jänner 2022

Seit vor Weihnachten war ich heute das erste Mal wieder im Atelier. Das ging nur, weil der F mich hingeführt und wieder abgeholt hat. Es ist zwar nicht weit, aber das ist eben sehr relativ. Glücklicherweise funktioniert die Heizung wieder, denn es soll nun viel kälter werden.

Ich habe die Gelegenheit mit dem Auto unterwegs zu sein genutzt um eine Menge großer Bilder bzw Leinwände ins Atelier zu befördern. Wir haben ja dort noch keine Regale, der Platz wird langsam eng, auch der D hat viele zu lagernde Leinwände und so habe ich meinen Claim abgesteckt.

Vor zwei Jahren habe ich an einem Sommer-Malkurs teilgenommen. Er fand in einem alten Kloster statt und wir hatten sehr viel Platz. Das Ergebnis war viel Freude und das Erlernen diverser Techniken aber auch mehrere sehr große Bilder, die nicht wirklich fertig sind. Nun muss ich zunächst entscheiden, welche ich noch weiter bearbeiten möchte und welche nicht.

Kandidat Nr. 1 ist dieses Bild, zu dem mir auf den ersten Blick gar nichts einfällt. Ich denke, ich beginne einmal damit festzustellen, wo oben und unten ist …..

Mittwoch 1.Dezember 2021 – Genau ein Jahr

Unglaublich trist waren die letzten Tage. Finster, sehr kalt, stürmisch, grausliche Nachrichten aus aller Welt. Aber heute gibt es etwas zu feiern: vor einem Jahr haben die A, der D und ich unser Atelier übernommen.

Was die örtlichen Gegebenheiten betrifft, so handelt es sich immer noch um eine Garage und zwei Kellerabteile, die zusammengelegt und mit einer Glasfront versehen wurden. Es laufen nach wie vor jede Menge Leitungen über die Decke, darunter leider auch gelbe. Die Gastherme für unsere Heizung und die Heizung und das Warmwasser im ersten Stock hängt auch noch da, aber immerhin hat es der Vermieter endlich geschafft, einen Kohlenmonoxydmesser anzubringen. Das räumliche ist also nach wie vor sehr bescheiden.

Aber der ideelle Wert! Für mich ist das Atelier nach wie vor ein Ort der Freude und der Inspiration, auch gleichzeitig ein Ort der Kommunikation und der Möglichkeit des Rückzugs. Also der ideelle Gewinn liegt um vieles höher als die Ausgaben. Beim D ist es wohl ähnlich. Er meinte, dass das Atelier ihn während der Lockdowns gerettet hätte. Die A hat noch nichts von sich hören lassen, ob sie nun aussteigt oder nicht wissen wir noch nicht.

Berücksichtigen muss man aber wohl auch, wie glücklich unsere Mitbewohner die zahlreichen Spinnen sind und was für eindrucksvolle Netze sie immer wieder herstellen, da können unsere Bilder nicht mithalten.