Mein Verhältnis zu Bergen war immer ein sehr distanziertes. Österreich ist zwar ein Land vieler Berge, aber meine Heimatstadt Wien liegt in der pannonischen Tiefebene und es hat mich immer überall anders hingezogen als in die Berge. Es war auch keiner meiner Lebenspartner ein Bergmensch. Mit dem Auftauchen von F in meinem Leben hat sich das aber verändert. F ist Oberösterreicher, in gebirgigen Gegenden aufgewachsen, auf viele Berge geklettert und fühlt sich in den Bergen zuhause, ganz besonders in seinen Bergen, wo er jeden Gipfel benennen kann.
Aus allgemein bekannten Gründen wollten wir beide in diesem Sommer weder in ein Flugzeug steigen noch uns den möglichen Wirrnissen an Grenzübergängen aussetzen und so fuhren wir zwecks Tapetenwechsel und Erholung in die Berge, nach Bad Gastein. Der Ort selbst liegt schon über 1000 Meter, was sich sehr angenehm auf die Sommer-Temperatur auswirkt, und ist von ein paar 2000-Plus-Bergen umgeben.
Mir geht die Landschaft nicht so unter die Haut wie dem F, aber gefallen hat sie mir wohl. Die Wolkenschatten zum Beispiel haben mich fasziniert.
Die vielfältige Vegetation auf den Wiesen hat mich auch begeistert. Eigentlich sieht man sie auf diesem Foto nicht, hier ging es mir mehr um ein Bild der Gräser vor dem Horizont
Manche Ausblicke waren einfach erhebend. Ich habe mich bemüht dieses Gefühl der Ruhe und Weite und über den Dingen stehen irgendwie zu speichern. Ohne Unterstützung durch Bilder kann ich es aber nicht abrufen, bei manchen Fotos schon.
Heute gelingt mir auch die viel geübte und hoch geschätzte Möglichkeit einen Augenblick des Innehaltens zwischen Emotion und Reaktion zu legen. Die angelernte Automatik der Reaktion kurz zu unterbrechen. Womöglich ist das die größte aller möglichen Freiheiten.
Das kann auch beim Bloggen von Vorteil sein, für die eigene Psychohygiene. Nein, ich muss nicht sofort antworten, ich muss nicht versuchen mich zu erklären, ich kann mir die Zeit nehmen, die Sinnhaftigkeit der Reaktionen abzuschätzen, darüber nachzudenken, was mir meine mögliche Reaktion bedeutet, ob sie mir überhaupt etwas bedeutet …