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Dienstag 4. April 2023 – Kugeln, Eier und Ingwer

Der Ostermarkt in Pöchlarn war vom Angebot her sehr überschaubar, dafür waren aber auch die Preise ungefähr halb so hoch wie am Schönbrunner Ostermarkt in Wien.

Lustig fand ich, dass eine große Anzahl der in Schönbrunn angebotenen Deko-Objekte ebenso gut als Ostereier wie als Weihnachtsbaumkugeln verwendbar waren. Prächtige Eier-Kugeln waren darunter, schöne Handarbeit, mit Spitzen und allen möglichen Materialien.
Ich habe unsere Frühlingsdeko um duftende Pflanzen- und Kräuterkränze aufgestockt, die ich bei einer ungarischen Standlerin erworben habe, was mir die Gelegenheit geboten hat, ein paar kleine, schlichte ungarische Sätze zu formulieren. Ich war sehr stolz darauf, dass sie mich verstanden hat.

Im Rahmen meines Gesundheitsprogramms habe ich nach einem Rezept zum Einlegen von Ingwer gesucht und gefunden, dass man dazu Reisessig braucht. Ich habe befürchtet, dass ich dafür mehr als ein Asia-Geschäft würde durchstöbern müssen, aber nein, im Biosupermarkt ums Eck gibt es doch tatsächlich Reisessig. In der Makrobiotikabteilung, naja. Ausprobieren werde ich die Sache erst nach Ostern und bin schon sehr gespannt. Der eingelegte Ingwer, den man in asiatischen Restaurants bekommt ist rosa, meiner wird vielleicht grün oder blau …

Heute hatten wir zwar strahlenden Sonnenschein, aber einstellige Temperaturen und einen wirklich eisigen Wind und obendrein sind zwei Frostnächte angekündigt. Hoffentlich überleben meine blühenden Bäumchen. Den ganzen Winter lang hat es nicht gefroren, aber in den Osterferien soll es kälter sein als in den Weihnachtsferien.

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Mittwoch, 29.März 2023 – Blut, Kunst und Essen

Zweimal musste ich zum Blut abnehmen in der Arztpraxis anrücken, weil es beim ersten Mal irgendein Problem beim Computersystem gab und nicht zu eruieren war, welche Blutwerte der Arzt haben wollte. Nächstes Mal lasse ich mir einen papierenen Überweisungsschein geben und gehe wieder direkt ins Labor. Immer wieder erstaunlich, dass die Abgabe von einer gar nicht so kleinen Menge Blut überhaupt nicht beeinträchtigt.

Sehr gefreut habe ich mich seit Wochen auf eine Ausstellung der deutschen Impressionistin Ruth Baumgarte. Dann kam Corona dazwischen und eigene Terminverwaltungsunfähigkeit, Ergebnis: die Ausstellung ist schon vorbei. Selbstgeißelung wäre angebracht gewesen. Aber wenigstens einen Katalog wollte ich mir besorgen und fuhr zu diesem Zweck mit deutlich weniger Blut als zuvor in die Albertina. Glücklicherweise kann man dort in den Shop hinein ohne Eintritt ins Museum zahlen zu müssen. Obwohl ich den Katalog so unbedingt haben wollte, dass ich wahrscheinlich auch den Eintritt bezahlt hätte und mir dann eben eine oder mehrere aktuelle Ausstellungen angesehen hätte.

Normalerweise fahre ich aus dem Stadtzentrum nachhause mit der U-Bahn, aber nach zwei Wochen Hausarrest wollte ich nicht schon wieder in den Untergrund und habe einen Bus genommen, der durch die halbe Stadt fährt und dreimal so lange braucht wie die U-Bahn. Es hat sich gelohnt und die Eindrücke von Menschen, Gebäuden, Geschäften waren zahlreich und vielfältig. Dies vor allem weil der Bus durch sehr unterschiedliche Gegenden fährt. Muss ich öfter machen, Sightseeing in der eigenen Stadt, aber nicht unbedingt nur auf den touristischen Pfaden.

Zufällig sind wir vor ein paar Tagen an einem noch gar nicht eröffneten Lokal vorbeigegangen, ein vegetarischer Vietnamese, und wollten es heute ausprobieren. Man beherrscht dort die Kost aus Pilzen und Tofu Köstlichkeiten zu erzeugen, die wie Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte aussehen und schmecken, aber eben keine sind. Der Thunfischsalat ohne Thunfisch war ein Gedicht: die Teile, die wie Thunfisch schmeckten, waren obendrein knusprig. In der Suppe schwammen Gemüse, die ich noch nie gesehen habe, die auch so groß waren, dass es nicht ganz einfach war, sie zu essen, aber zum Glück ist das kein Schickimicki-Lokal und man muss sich über die richtige Technik zum Essen unbekannter Dinge keine Gedanken machen. Jedenfalls ein Lokal, das wir ganz sicher öfter besuchen werden.

Auf dem Heimweg sind wir an einem türkischen Bäcker vorbeigekommen, der von fünf Uhr früh bis Mitternacht geöffnet hat und wo es ausgezeichnete Körndl-Baguettes gibt. Auch ein interessantes Konzept: die Backstube ist von der Straße aus sichtbar. Es wäre allein schon eine kleine Sensation, dass ein Bäcker noch eine eigene Backstube hat und nicht alles tiefgekühlt geliefert bekommt. Die Pruduktpalette ist vielfältig: von Brot und Weckerln auf österreichische Art zu türkischen Fladenbroten und öltriefenden Süßigkeiten wie Baklava und Verwandte bis zu Keksen und Torten. Letztere sind allerdings nicht zu empfehlen, sie kommen an Wiener Konditorprodukte nicht heran. Alles in allem auch eine sehr erfreuliche Entdeckung.

Der Multi-Kulti-Ansatz funktioniert in manchen Bereichen schlecht in anderen gar nicht, aber im Bereich der Kulinarik sehr gut, sowohl als Gesprächsthema als auch beim Essen und Einkaufen von Produkten aus aller Welt.

Parlamentarische Kultur am Montag

Mit der Goldie-Gruppe habe ich an einer Besichtigung unseres frisch renovierten Parlaments teilgenommen. Die Pallas Athene, die schon seit Eröffnung des Hauses als „Reichsrat“ in der Monarchie vor dem Gebäude steht, strahlt frisch vergoldet. Obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob sie nicht schon vor der Gesamtrenovierung neu vergoldet wurde.

Auf dem Parlament weht neben der österreichischen und der EU-Fahne auch die Fahne des Bundeslandes, das gerade den Vorsitz in der zweiten Kammer, dem Bundesrat, führt. Es ist dies derzeit das Burgenland, das östlichste und jüngste Bundesland.

Das von Theophil Hansen in den Jahren 1871–1883 errichtete Gebäude wurde in fünf Jahren grundlegend saniert und renoviert, so eng wie nur möglich an der historischen Substanz, was sehr gut gelungen ist.

Saniert wurden rund 55.000 m² Netto-Geschoßfläche, 740 Fenster und 600 historische Türen sowie 500 historische Luster und Leuchten. Die Nutzfläche wurde um rund 10.000 m² erweitert.

Wir hatten eine sehr gute Führung, die sowohl auf den kunsthistorischen Aspekt als auch auf die historische Entwicklung des Parlamentarismus in diesem Haus einging.

Die untere anderem von Mark Twain beschriebenen Zustände in diesem Vielvölker-Reichsrat machen vieles verständlich. Alle Abgeordneten durften zwar Reden in ihrer Muttersprache halten, es wurden aber nur die auf Deutsch gehaltenen Reden protokolliert, die auch bis heute noch gelesen werden können, nunmehr auf der homepage des Parlaments. Alles, was in anderen Sprachen gesagt wurde, verschwand in den Wirren der Geschichte. So sieht Wertschätzung nicht ganz aus. Das Konstrukt der Vielvölkermonarchie war auf diese Weise nicht lebensfähig.

Überall, sogar auf den Schlüssellöchern, findet sich das FJI (für Franz-Josef I) , es gibt im Plenarsaal eine Kaiserloge, tatsächlich besuchte Franz-Josef in seiner gesamten Herrscherzeit das Parlament genau zweimal.

Kaiser Franz Joseph, der anfangs absolut regierte, stand dem Parlamentarismus, den er dem erstarkenden Bürgertum zugestehen musste, lange Zeit misstrauisch gegenüber. Er hielt sich aber strikt an die von ihm sanktionierte Verfassung. Die schrittweise Ausweitung des Wahlrechts musste dem skeptischen Kaiser im 19. Jahrhundert von den jeweiligen Regierungen mühsam abgerungen werden.

Bei dem Ausdruck „allgemeines gleiches Männerwahlrecht“ habe ich allerdings leicht gezuckt.

Man bekommt bei dieser Führung ein Wechselbad von unerfreulichen historischen Details und einer wunderschönen Architektur zu sehen. Theophil Hansen hat in den von ihm gebauten Gebäuden bis ins kleinste Detail alles selbst entworfen, zum Beispiel die Türschnallen.

Sehr gelungen finde ich auch den nahezu unsichtbaren Einbau neuester Technik in die historischen Mauern, Türen, Fenster, Böden. Auch Heizung und Kühlung mit Fernwärme bzw Fernkälte sind praktisch unsichtbar.

Die historischen Holzsitze in den drei Sitzungssälen wurden repariert, saniert und wieder aufgestellt.

Auch der Bundesratssaal mit seinen historischen Vertäfelungen mit den alten Wappen blieb nahezu unverändert.

Mein persönliches Highlight waren die Glaskuppeln, vor allem diese aus böhmischem Glas

Was nicht alles möglich ist

Angesichts der verschiedenen Lager in der derzeitigen Gesellschaft, die ich nicht näher definieren möchte, wahrscheinlich sind sie auch vielfältiger oder mehr in sich gespalten als man von außen wahrnimmt, vergisst man leicht, dass es ja auch noch andere Gruppierungen gibt, die schon sehr lange bestehen, denen es aber weder durch die Anzahl ihrer Anhänger noch durch ihre Inhalte gelingt, nennenswerte Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erlangen.

Mich erstaunt daran nicht nur, dass es überhaupt noch Monarchisten gibt, sondern vor allem solche aus Mähren, ein Gebiet, das in der Habsburgermonarchie sehr stiefkindlich behandelt wurde. Schönreden und Schöndenken gehört zu den vielen bemerkenswerten Möglichkeiten des menschlichen Gehirns. Völlig unabhängig von realen Gegebenheiten, kann man offenbar alles verklären

Samstag 18.Februar 2023 – Bücher und Sonne

Strahlend blauer Himmel, zweistellige Plusgrade, starker Wind, aber von Frühling noch nichts zu sehen, ist ja auch viel zu früh dafür. Dafür ein faszinierender Kondensstreifen. Nicht nur, dass er aussah wie ein Spitzenband, er blieb auch sehr lange bestehen.

Der F wollte mir gerne den zweiten Teil seines Weihnachtsgeschenks überreichen und zu diesem Zweck fuhren wir zu einer spanischen Buchhandlung, die eine große Auswahl an zeitgenössischer lateinamerikanischer Literatur anbietet. Der Stoß der Bücher für meine Literaturweltreise wächst und wächst und ich freue mich auf jedes. Lesungen gibt es auch in dieser Buchhandlung, etwas woran ich schon ziemlich lange nicht mehr teilgenommen habe.

Nicht nur geschenkt hat mir der F den Stoß Bücher, er hat sie auch geschleppt, während wir noch eine Runde im Augarten gedreht haben. Der Flakturm ist nun wahrlich kein erfreulicher Anblick, aber als Mahnmal sehr geeignet. Die Leute, die regelmäßig im Augarten unterwegs sind, nehmen ihn wahrscheinlich gar nicht mehr wahr.

Spaziergänger*innen aller Altersstufen, kleine Kinder mit Laufrädern. Die sind ja besonders süß, wenn sie durch die Gegend flitzen mit ihrer überwältigenden Energie, größere Kinder und Jugendliche bei Ballspielen. Die samstägliche Sonne hat viele herausgelockt. Auch das Café Sperling ist voll. Wir haben aber Glück und ergattern einen Tisch von dem gerade jemand aufgestanden ist.

Es war so warm, dass wir in der Sonne im Freien gesessen sind, ohne Jacken. Sehr gut haben wir gegessen, ungewöhnlich kombinierte ausgewogene Zutaten nur war die Portionsgröße umgekehrt proportional zum Preis. Das ist nun aber schon monatelang überall so. Gerne hätte ich noch in das Museum und/oder den Shop der Augartenmanufaktur hineingeschaut, leider hatten sie schon geschlossen. Irgendwann …



Dienstag 14.Februar 2023- Dinkel und Schuhologie

Sehr lange, sagt der F, war der Dinkel voll im Trend, dann ist er für 1000 Jahre aus der Mode gekommen. Aber heute ist er wieder da, das Dinkelbrot und vor allem die Dinkelweckerl sind allgegenwärtig. Solche Ernährungstrends sind spannend zu beobachten, Beginn, Blüte und wieder in der Versenkung verschwinden. Ich finde Werbung überhaupt sehr aufschlussreich: welche Bevölkerungsgruppen, wie angesprochen werden (sollen) und was dies über die Gesellschaft aussagt. Es sagt sehr viel aus.

Auch während des Trainings im Kieserstudio habe ich keine Stöpseln im Ohr und kein Handy in der Hand, ich betreibe Schuhforschung. Es ist höchst interessant zu erkunden, welche Leute, welche Art von Schuhen tragen. Auf der Straße beschränke ich mich derzeit darauf festzustellen, wo für mich die klobigen, weißen Sportschuhe am wenigsten dazu passen. Beim Training sind diese anscheinend unverzichtbaren Treter natürlich auch beliebt, es gibt aber doch mehr Abwechslung bei der Fußbekleidung. In weiterer Folge versuche ich dann herauszufinden, wem welche in der Garderobe herumstehenden Schuhe gehören. Manche erkenne ich wieder, ohne aber zu wissen, wer sie trägt, andere, denen ich schon öfter begegnet bin, sehe ich dann auch an den Füßen der Besitzerinnen hereinkommen oder hinausgehen. Die Freuden skurriler Gedankengänge.

Er/Sie/Es fliegt

Diesem netten Saurier-Vögelchen – hier einmal als Rekonstruktion und einmal als Skelett zu sehen – möchte ich auch nicht unbedingt begegnen.

Faszinierend durch welche „Umbauten“ aus einem Vierbeiner ein Flugwesen werden kann. Besonders seltsam sehen für heutige Verhältnisse die Hände aus, die am Flügelgelenk hängen.

Eine weitere Seltsamkeit ist die Kombination aus Prachtarchitektur und Urzeitwesen.

Projekt Royusch – Schönbrunner Ansichten übers Jahr – Februar

Hier geht es zu Royusch und den anderen Beiträgen

So sah die Glyzinien-Hecke im Jänner aus, in einem Wort: kahl. Die Nebengebäude des Schlosses schimmern mit roten Dächern durch.

Die eigentliche, verschneite Winter-Ansicht bietet der Februar. Der nasse Schnee haftet an den Stämmen und an den roten Dächern im Hintergrund, die derzeit weiß sind.



Hier sieht man die barock geschwungenen Beete hinter dem Schloss im Jänner, umgegraben und leer.

Im Februar aber liegt Schnee und eine Menge Leute trampeln auf den Beeten herum