Kategorie: SPORADISCHES TAGEBUCH

Die unvollkommene Mohnblume – Impulswerkstatt

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Hier finden sich alle Beiträge aus der Mai-Juni-Runde

Es wird allerhöchste Zeit, dass ich selbst wieder einmal einen Beitrag zur Impulswerkstatt beisteuere, wenn schon keinen Text, so ein Foto. In PB blüht der Mohn wild wohin man schaut, aber es gibt keine Mohnfelder wie im oberen Waldviertel, was nicht heißt, dass es hier nicht auch jede Menge Mohngebäck und Mohnkuchen gäbe. Ein Mohn-Birnen-Kuchen etwa hat heute ganz großartig geschmeckt während wir bei einer Modenschau auf dem Rathausplatz zugesehen haben. Eine sehr sympathische Veranstaltung.

Donnerstag 9. Mai 2024 – Pflanzen, Fluss und Plakate

Die letzten von den kürzlich gekauften Blumen und Gemüsepflanzen noch eingesetzt und heftig eingewassert. Die Wohnungssitterin kann erst am Samstag gießen und die Wettervoraussage bietet so ziemlich alles. Ein paar Sachen in meinen kleinsten Koffer geworfen und ab nach PB. Es steht ein langes Wochenende bevor.Ich bin immer noch ziemlich matsch und habe mir ein Spazier- und Lesewochenende vorgenommen. Im Normalfall kommen die Dinge nicht so, wie man sie sich vornimmt, aber vielleicht ist diesmal die Ausnahme.

Das Auto war zwar seit Hèviz noch nicht in der Werkstatt, der Service-Termin ist erst nächste Woche, aber es fährt völlig problemlos. Der ungarische Mechaniker muss ein unerkanntes Genie sein.

Seit Tagen denke ich über ein paar Texte nach, aber es wird und wird nix. Ich warte darauf, dass es mir demnächst wieder gelingen wird, Worte sinnvoll aneinander zu reihen, einen kleinen Spannungsbogen einzuziehen und einen guten Schlußsatz, der über den Text hinausführt. Ich bin schon recht ungeduldig.mit mir selbst.

Endlich einmal haben wir das Fischrestaurant an der Donau offen vorgefunden. Der Blick aus dem Gastgarten ist so schön, dass ich unbedingt draußen sitzen will und gerne meine ungarische Jacke anziehe und mich auch noch in eine der roten Decken des Hauses einwickle. So kalt ist es ja nun auch wieder nicht, aber es erhöht den Gemütlichkeitsfaktor. Auf unsere Seite des Flusses scheint die Sonne nicht mehr, aber auf die andere und dort sieht es aus wie an einem Sommernachmittag mit besonders grünem Grün. Die Rechnung bringt leichte Ernüchterung, aber es hilft ja nichts.

Die Lage in der österreichischen Innenpolitik ist gerade wieder einmal hoffnungslos aber nicht ernst. Nein, ich will nicht herausfinden, von wem der Satz nun eigentlich stammt, er passt einfach hervorragend. Die Wahlplakate der FPÖ für die EU-Wahl sehen aus, als stammten sie aus der gleichen Quelle wie die Orbán -Plakate, die in Ungarn hinter Glas herumhängn.

Samstag 4.5. Offene Ateliers, Blumen und Gemüse.

Am Freitag versanken wir in einem Blumenmarkt, also ich zumindest. Der F musste mich wieder herausziehen und hatte große Mühe mich davon abzuhalten, von sämtlichen Pflanzen mindestens ein Exemplar zu kaufen, von der Palme bis zum Kleinkaktus. Der Jammer ist, dass bei unserem Extremklima im sechsten Stock mit knallender Sonne und strahlenden Bodenplatten sehr viel gegossen werden muss und sogar dann überlebt vieles nicht. Vernünftigerweise kann ich also gar nicht alles mitnehmen, was mich anlacht.

Etliche Gemüsepflänzchen haben wir auch gekauft. Einmal noch ein Versuch mit einer Zucchini, rote Kohlrabis weil die anderen im Vorjahr so völlig unproblematisch waren, Pflücksalat (danke für den Tipp, Andrea) , ein Paprikapflänzchen als Ersatz für die im Vorjahr von der Zucchini erstickten, eine Zitronengurke. Na, ich bin gespannt.

Auch Samstag war ein erfreulicher Tag. Es wurde ein Tag der offenen Ateliers im Bezirk veranstaltet und ich habe eine Runde gedreht. Von den Werken, die ich gesehen habe, haben mir einige auch gefallen, nicht allzu viele, aber doch und ich war sehr überrascht wie viele kleine Ateliers es doch in unmittelbarer Umgebung gibt. Leben kann man davon sicher nicht und es sind wohl hauptsächlich Hobby-Künstler mit einem Brotberuf oder eher wechselnden kleinen Jobs.

Die folgenden beiden Bilder stammen von zwei mittelalterlichen Frauen, die gemeinsam einen großen Ausstellungsraum belegt hatten. Die Landschaften sind mit einer speziellen Wachstechnik gemacht.

Dieses fand ich technisch recht gelungen, es hatte für mich aber wenig Aussage

Einen sehr skurrilen Monolog habe ich mitgehört. Eine der malenden Frauen hat lauthals verkündet, wenn sich ein Galerist bei ihr blicken ließe, würde sie ihn hochkant hinauswerfen, weil der wolle ihr doch sicher vorschreiben, wie und was sie malen solle. Bevor sie sich das antäte, würde sie lieber arbeiten gehen. Sie arbeitet nach eigenen Angaben als Fahrradbotin. Die Themen ihrer Bilder haben mich nicht angesprochen: Menschen, die auf Tische kotzen oder ohne Kopf durch Fußgängerzonen gehen. Mir schien, dass die Gefahr des Besuchs eines Galeristen nicht sehr groß wäre, zumal die Bilder technisch sehr schlecht waren, aber ich will nicht bösartig sein. Tatsächlich habe ich die Atmosphäre genossen. Diese ausgeflippten zumeist jungen Menschen, die an Tischen auf den Straßen saßen und die Bohême feierten und doch immerhin einige Werke, die mir gefallen haben oder die ich sonst irgendwie bemerkenswert fand.

Das folgende hat sicher sehr viel Arbeit gemacht. Leider sagt es mir gar nichts, aber vielleicht jemand anderem. Der Hersteller war eine sehr auffällige Erscheinung: ein junger Mann, der als Frau gelesen werden wollte und dafür ein Minirockerl trug, das nicht allzu knapp über den Po-Backen endete. Er war sehr laut und unterhielt sich in schlechtem Englisch mit zwei Amerikanern, die ihrerseits gekleidet waren wie Mormonen auf Missionierungstournee in Europa, also schwarzer Anzug und Business-Rucksäcke. Allein dieses Trio hat mir so gut gefallen, dass es mir die Tour schon wert war.

Eine sehr sympathische, junge Malerin stellte in einem kleinen Café aus, das mir noch nie aufgefallen war, obwohl es gar nicht so weit weg von meiner Wohnung ist. Erstaunt hat mich, dass ein Gemeinschaftsatelier in der Nähe, das ich kenne, wo Bilder gemalt werden, die in einer anderen Liga spielen, als alles, was ich an diesem Tag gesehen habe, nicht offen war. Dort hätte ich gerne wieder einmal hineingeschaut.

Am Sonntag habe ich dann begonnen, die erworbenen Pflanzen einzusetzen. Ich mag das Herumwühlen in der Erde gerne. Aus den beiden großen Komposttöpfen, die wir betreiben, habe ich gedüngt. Eine Menge Käfer, Würmer, Asseln leben und arbeiten in der Erde, die Natur hat den sechsten Stock erobert. Es war heiß und die Pflanzen in kleinen Töpfen, wie wir sie aus dem Blumenmarkt mitgebracht hatten, mussten auch dringend gegossen werden. Fertig bin ich noch lange nicht, aber es macht mir ja Freude.

Verwandte

Ein Bonobo, einer unserer nächsten Verwandten. Das ist jene Affenart, die den Grundsatz „make love not (irgendeine andere Tätigkeit einsetzen) so richtig verinnerlicht hat und permanent in die Praxis umsetzt.

Ein Schimpanse, auch ein Familienmitglied, aber schon um einiges weniger friedlich.Solche Vernichtungskriege wie der homo sapiens führen sie aber alle nicht.

Muss es einen Titel geben …

Schritt vor Schritt auf dem Weg zur Schlachtbank. Ich gehe zu Fuß um den Kreislauf richtig anzukurbeln, als ob das in diesem Moment irgendwas Hilfreiches bewirken würde. Es ist früh am Morgen, die Menschen sind zielstrebig unterwegs, auch in dem grünen Vorort mit den Schlachtbänken. Manche stürmen in Businesskleidung voran, andere sind in Kopftücher eingeschminkt und noch andere unter Kapuzen versteckt. Keine schlechte Idee eigentlich, wenn ich mich unter einer Kapuze verkrieche, finde ich dann den Weg nicht oder sieht mich keiner? Es kostet mich schon so viel Energie meine Gedanken einigermaßen im Zaum zu halten . Muss ich da noch über weitere Synonyme für Schlachtbank nachdenken. Schafott? Nein, das passt nicht so gut, da geht es eher um den Kopf. Marie-Antoinette soll sehr gefasst zur Guillotine gegangen sein, was man ihr anscheinend nicht wirklich zugetraut hätte. Mir wiederum traut man nicht zu, dass ich so feig bin. Wenn ich jetzt rechts abbiege und einmal um diesen Häuserblog gehe, dann komme ich fünf bis zehn Minuten später zur Aufnahme. Mache ich doch glatt.

Schritt vor Schritt bin ich nun unweigerlich bei der bürokratischen Anlaufstelle gelandet. Um die zwei Stunden soll es dauern bis man vorbereitet ist für die Filmaufnahmen im Inneren und die anschließenden diagnostischen Abschabungsmaßnahmen. Unendlich lange Formulare, Fragen über Fragen, Untersuchungen, immerhin auch ein paar Informationen und dann warten. Nicht trinken dürfen macht durstig. Nicht zu wissen wie lange, macht noch durstiger. Weiter warten. Niemand weiß, ob der Zeitplan hält, es können ja immer Notfälle dazwischen kommen. Vielleicht muss ich auch Schritt vor Schritt wieder gehen und ein anderes Mal wiederkommen.

Aus meinem Zimmer Aussicht auf alte Bäume, Löwenzahnwiesen und eine Kapelle. „Mein Anwalt, Schneider, Kammerdiener, selbst meine Frau, sollen an Gott glauben. Ich glaube dann nämlich weniger beraubt und betrogen zu werden“ *) soll Voltaire geschrieben haben. Ein sehr unsympathisches Zitat, aber ich kann es gut nachvollziehen. Mit anderen Worten, ich befinde mich in einem Ordenskrankenhaus, einem sehr geschäftstüchtigen, einer Kette mit mehreren Häusern, eines davon eine orthopädische Klinik. Die Mutter Oberin soll selbst ein wichtiger Teil der Geschäftsführung sein. Seelsorge gibt es hier auch, sogar Leute mit schwarzer Seele wie ich dürfen mit sehr netten Freiwilligen plaudern. Ich habe doch auf dem Fragebogen zum Thema Seelsorge „nein“ angekreuzt. Hoffentlich werden hier sonstige Angaben etwas ernster genommen.

Zweimal habe ich schon nachgefragt, ob ich denn pünktlich drankommen werde. Die Schwestern haben freundlichst geantwortet, dass sie das auch nicht wissen und mich dann an eine Flüssigkeitsinfusion gehängt, ich vermute zur Ruhigstellung. Tropf, tropf ….. warten.

Doch, doch, doch, ich komme noch heute an die Reihe, geradezu überpünktlich. Das OP-Hemd, hinten offen, erinnert mich natürlich an ein Totenhemd, ich habe keine Ahnung wie ein Totenhemd aussieht, außer, dass es keine Taschen haben soll. Je nervöser ich bin, desto banaler werden die Assoziationen. 11:23 kommt mich der Bettenschieber abholen. Praktisch ist es, wenn die Kundschaft in diversen Fahrgelegenheiten verschoben werden kann, effizient, hygienisch, na was will man mehr. Wir flutschen durchs Haus durch lange Gänge in das untere Stockwerk mit den OP-Sälen. Die Ärztin wartet schon, vom Anästhesisten keine Spur. Ja, wo ist er denn? Die Ärztin telefoniert. „Der OP-Saal ist leer, die Dame steht schon vor der Tür“ Er ist unterwegs. Meinetwegen hätte er sich ruhig Zeit lassen können. Kalt ist es hier, hoffentlich finden das die zahlreichen hier ansässigen Bakterienstämme auch und wandern in wärmere Gefilde ab, möglichst bevor sie mich wahrgenommen haben.

Ich darf mich selbst auf die Schlachtbank legen, weil ja in der Dokumentation steht, dass meine Lendenwirbelsäule etwas angeschlagen ist, und das künstliche Hüftgelenk obendrein … Zum Glück warten wir auf den Anästhesisten und nicht auf Dr. Frankenstein. Schon wieder so ein blöder Gedanke! Ich werde angeschlossen an diverse Geräte, die ich alle nicht sehen kann, ich will sie eh nicht sehen, zugedeckt, nur die zu bearbeitenden Eingänge bleiben frei, die Arme müssen zur Seite ausgestreckt werden. Nachdem hier überall Kreuze herumhängen ist meine Assoziation dazu unpassend aber fast unvermeidlich. Schließlich, der Anästhesist ist eingetroffen und hat sich sogar vorgestellt, stülpt mir jemand ein Sauerstoffgerät übers Gesicht. Reine Ablenkungstaktik, denn die Narkoseflüssigkeit kommt über den Zugang am weit ausgestreckten Arm. „Spüren Sie schon was?“

„Die OP ist schon vorbei“ sagt jemand von rechts. Die Uhr behauptet, es wäre eine halbe Stunde vergangen. Sie wird schon recht haben. .

*) zitiert nach Yuval Noah Harari „Sapiens“ Penguin Verlag S 141

Donnerstag 25.4.2024 – Wiedersehen

Seit Wochen war ich nicht im Atelier, unter anderem wegen der Augenentzündung, die schon schlimm genug war ohne dass ich mir noch Farbe ins Auge geschmiert hätte. Nicht, dass mir das schon passiert wäre, aber das erste Mal kann ja im ungünstigsten Moment stattfinden. Heute habe ich mich dort mit dem D und der A-D getroffen, die ich auch beide schon ewig nicht mehr gesehen habe. Es war sehr nett und vertraut. Wenn man einmal bis zu einem gewissen Grad von Vertrautheit vorgedrungen ist, lässt sich dieser Zustand auch sehr schnell wieder herstellen, egal wie lange man einander nicht gesehen hat.

Viele von meinen Bildern stehen im Atelier herum, sie reifen gewissermaßen. Ich bin ihnen auch schon lange nicht mehr begegnet und habe mich auch über dieses Wiedersehen sehr gefreut. Die Rezeption auch eines eigenen Bildes verändert sich ja. Wenn man es ein paar Wochen nicht gesehen hat, kann es plötzlich sehr gut gefallen oder gar nicht mehr. Ich finde es ganz und gar unvorhersehbar in welche Richtung sich diese Veränderungen der eigenen Wahrnehmung entwickeln. Jedenfalls ist es ein sehr schönes Gefühl sich umgeben von eigenen Bildern in einem Raum aufzuhalten.

Nein, ganz so schlimm sieht es in unserem Atelier doch nicht aus, die Scheiben sind dicht.

Héviz – ein vielschichtiges Erlebnis

Wir haben ja nur ein paar Tage dort verbracht und sind mit dem Autoproblem schlecht eingestiegen. Der Aufenthalt war aber sehr angenehm, Unterkunft und Verpflegung erstklassig. Der riesige Thermalsee von Héviz, der obendrein ganz in der Nähe des Balaton liegt, war der Magnet für unseren Kurzurlaub in Ungarn

Der Heilsee in Hévíz ist mit einer Fläche von rund 4,4 Hektar der größte natürliche und biologisch aktive Thermalsee der Welt, in dem man im ganzen Jahr baden kann. Dieser wird durch eine Thermalquelle aus einem Krater in 38 Metern Tiefe gespeist. Die Quelle ist mit 410 Litern pro Sekunde derart ergiebig, dass sich das Wasser innerhalb von etwa 84 Stunden komplett austauscht. *)

Ein seltsames Gefühl war es doch über einer Quelle in 38 Metern Tiefe zu schwimmen, in Begleitung von Seerosen und Enten übrigens. Die besonders heißen Bereiche“ sind unter dem Gebäude in der Mitte.

Ein etwas kleines Foto und obendrein gefladert, aber so sieht der See von oben aus.

Das Wasser enthält Schwefel, Kohlendioxid, Kalzium, Magnesium sowie Hydrogenkarbonat und es besitzt leicht radioaktive Eigenschaften. Das Thermalwasser soll dadurch zur Entspannung des Körpers und damit zum Erfolg bei der Behandlung von rheumatischen und motorischen Beschwerden beitragen. Ferner wird im Winter der Bereich über dem Wasserspiegel zu einem riesigen Freiluft-Inhalatorium, da es zu einer starken Dampfentwicklung kommt. Diese Dämpfe sollen sich wohltuend auf die Stimmbänder auswirken. *)

Die Sache mit dem Freiluft-Inhalatorium hat sich zumindest an dem Tag, an dem wir dort waren, nicht bestätigt. Ich hatte mir den See riesenkochtopfartig mit ausgiebigem Wasserdampf vorgestellt. Es war aber gar kein Dampf zu sehen, obwohl die Außentemperatur im einstelligen Bereich lag. Das Wasser war aber doch so warm, dass man angenehm im Freien schwimmen konnte.
Tatsächlich sind wir eine gute Stunde im Wasser gewesen, was doppelt so lange ist wie empfohlen aber wir waren auch nur einmal im Seebad.

Es gab auch in unserem Hotel – neben mehreren Becken mit Normalwasser – zwei kleine Thermalbecken, die in manchen Teilen des Gebäudes einen schwefligen Geruch erzeugt haben. Leise Anklänge an die Hölle, aber nur geruchlich.

Auch der Schlamm vom Grund des Sees wird für physiotherapeutische Maßnahmen angewandt. Er enthält sowohl organische als auch anorganische Bestandteile, wobei die wichtigsten davon Schwefellösungen und Radiumsalze sind.

Die Wassertemperaturen des Sees betragen im Sommer etwa 33 bis 36 °C, im Winter rund 23 bis 25 °C. Dadurch ist ein ganzjähriger Badebetrieb unter freiem Himmel möglich. *)

So sieht der Eingang zum Thermalbad aus. Zu Lande und gespiegelt im Wasser

Zu den beiden Drachen, die den Eingang bewachen, meinte der F das wären wohl durch das radioaktive Wasser mutierte Miezekatzen. Eine natürlich völlig aus der Luft gegriffene Theorie. Als ob Katzen – mutiert oder nicht – ruhig herumsitzen und ein Wappen halten würden.

Der See ist riesig, das Badgebäude ist auch sehr groß. gut organisiert, bis auf die Tatsache, dass man nur in Forinth bezahlen kann. An den Kassen wird nicht gewechselt und man muss, wenn man nicht genug Forinth hat, an einem Bankomaten mit Gebühren wechseln. Nicht besonders kundenfreundlich, aber als Bürgerin eines Tourismuslandes verstehe ich vollkommen, wie sehr einem die vielen Touristen, die alle das gleiche wollen und nur als Ausnahme für sich selbst, auf die Nerven fallen können. Die Angestellten an der Kasse waren auch sehr freundlich, sie haben nur nicht gewechselt. Forinth werden übrigens mit HUF abgekürzt, was für ein Reitervolk wie die Ungarn doch eine sehr passende Abkürzung ist.

Von HTME – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=519215

Wer immer dieses Foto aufgenommen hat, hatte dabei dasselbe Problem wie ich mit der Metallstange vom Zaun (links unten), die man wegen der Spiegelungen nicht wegschneiden kann, die aber verhindert, dass die Türmchen ganz zu sehen sind.

Man kann im See baden oder im Untergeschoß des Badegebäudes. Dort unten herrscht der Charme einer etwas verwahrlosten Fabrikshalle: die zahlreichen Metallsäulen sind von Schwefelablagerungen bedeckt. Jedes verwendete Material sieht irgendwie extrem beansprucht und halb verrottet aus. Also die Instandhaltung der inneren Schwimmbecken, wo das Wasser noch wärmer ist als draußen und vielleicht die Mineralien besonders konzentriert, kommt mir etwas vernachlässigt vor. Die letzte Renovierung fand 2006 statt, es sieht aber alles um einiges älter aus.

Insgesamt war es aber ein wirklich schönes Erlebnis und wie man auf dem historischen Foto sehen kann, waren die baulichen Gegebenheiten früher schlimmer

Héviz hat eine lange Geschichte:

Funde römischer Münzen aus dem See weisen darauf hin, dass die Gegend vor knapp 2000 Jahren bereits besiedelt war.
Forschungen belegen, dass germanische und slawische Stämme zur Zeit der Völkerwanderungen ebenfalls das Gewässer nutzten.
Hévíz wird erstmals im Jahr 1328 als Locus vulgariter Hewyz dictus (im Volk Hewyz genannter Ort) urkundlich erwähnt.
Die Kur in ihrer heutigen Form mit dem Badebetrieb besteht mittlerweile seit über 200 Jahren. Im Jahr 1795 ließ Graf Feštetićs den Ort zum Heilbad ausbauen, indem er Badehäuser und Kureinrichtungen errichten ließ. Das Thermalbad wurde in den Jahren von 1964 bis 1968 erbaut und im Jahr 1987 durch einen Brand beschädigt. Zuletzt wurde es im Jahr 2006 baulich erneuert. *)

*) Quelle: Wikipedia

Der Familie Festetics gehört in der Gegend sehr viel. Das ist ähnlich wie bei den Esterházys im Burgenland. Wir haben ein Festetics-Schloss besichtigt mit einem sehr schönen Park mit verschiedensten, alten Bäumen und mit bestens bestückten Gewächshäusern mit Dutzenden verschiedenen blühenden Kakteen in allen formen und Farben. Die Fotos davon sind im Nirvana gelandet. Ebenso jene von der schönen Balatonpromenade . Die Theorie mit der defekten Speicherkarte der Kamera hat sich übrigens bestätigt. Einen internen Speicher hat die Kamera leider nicht und somit sind die Bilder eben pfutsch. Ärgerlich, aber es gibt wahrhaftig Schlimmeres.

Dienstag 23. April – das Auto-Wunder und der Ungarnaufstand 1956 – Impulswerkstatt

Unser ungarischer Automechaniker war offenbar sehr viel effizienter als er selbst angenommen hat. Wir sind ohne jedes Problem zunächst in der Gegend von Héviz herumgefahren, zum Balaton und dann zurück nach Wien. Nicht das allerkleinste Geräusch.

Der Zustand der Straßen hatte sich nun einmal in ein paar Tagen nicht gebessert. Manche Strecken waren ganz in Ordnung, andere hatten ordentliche Löcher, aber das Auto hat alles weggesteckt. Wir fuhren durch kleinere und größere Dörfer. Ein einziges habe ich in Erinnerung, das wirklich heruntergekommen aussah. Ansonsten waren es teilweise ganz schmucke Dörfer teilweise solche, die sehr einfach aussahen mit sehr kleinen Häusern, Vorbauten aus Hartplastik. Menschen waren kaum zu sehen. Nun sind wir ja durch Westungarn gefahren. Je näher man der Grenze kommt desto gepflegter sieht alles aus. Im Osten des Landes ist es sicher noch eine andere Sache.

Nachdem das Auto so klaglos funktionierte, waren wir nach einer Weile schon so entspannt, dass wir sogar eine Zwischenstation gemacht haben, in Sümeg, wo wir uns eine Burg und eine Kirche angesehen und diesen Gedenkstein gefunden haben. Es wird der lokalen revolutionären Gruppe gedacht, die am 27. Oktober 1956 dort getagt haben soll. Höchstwahrscheinlich wurde sie dann von den sowjetischen Panzern niedergewalzt.

An der Straße zur Brücke von Andau, über die 1956 so viele Ungarn nach Österreich geflüchtet sind, nachdem der Aufstand gegen die UDSSR blutig gescheitert war, steht auch diese Holzskulptur aus der Impulswerkstatt.

Montag 22. April 2024 – EU-Wahlen auch in Ungarn

Unter meinen verschwundenen Fotos befindet sich auch ein viel besseres von diesem Plakat, aufgenommen an einer prominenten Stelle an einer Uferpromenade des Balaton. Ich hatte ihm schon nachgeweint aber plötzlich habe ich im Vorbeifahren ein gleiches gesehen. Der F hat an einem ziemlich unorthodoxen Platz angehalten und ich bin hingestürzt um es nochmals zu fotografieren. Leider hatte ich keine Zeit eine bessere Beleuchtung zu suchen, aber gut, man sieht ein wenig davon.

Das wundervolle Plakat ist hinter Glas, vielleicht fürchtet man Schmieraktionen. Wegen der Spiegelung , die ausnahmsweise nicht erwünscht ist, kann man es auch sehr schlecht lesen. „migráció“ und „gender“ erklärt sich selbst. Als dritten Schrecken, den die EU angeblich verursacht, steht hier „háború“ = Krieg. Man beachte, dass von der Leyen ein männliches Gesicht bekommen hat. Von den anderen Feinden Orbáns, die hier als „Diener von Brüssel“ bezeichnet werden, kenne ich nur Peter Magyar, der große Demos gegen Orbán organisiert hat. Die anderen drei gehören sicherlich der Opposition an.

Warum dieses Land mit seinen ungemein freundlichen Menschen einen Orbán gewählt hat, lässt sich sicher nicht in zwei Sätzen analysieren….

Das darf nicht wahr sein

Es wird wirklich Zeit für eine neue Kamera ! Oder liegt es an mir?Heute ist es mir zum zweiten Mal passiert, dass die Kamera die Fotos eines ganzen Tages einfach nicht gespeichert hat. Dabei habe ich mir die meisten davon am Display angeschaut, da müssen sie ja gespeichert gewesen sein. Und jetzt sind sie eben weg, aufgelöste Pixel oder was weiß ich. Pechsträhne, sich häufende, undurchschaubare Fehlleistungen ?

Nicht den ganzen Tag …

haben wir in dieser schönen Wohngegend verbracht, zwei Stunden haben auch vollkommen gereicht, denn so schön war sie nun auch wieder nicht.

Die Lage hat sich etwas verbessert, aber repariert ist das Auto nicht. Das würde länger dauern als wir hier sein werden. Aber immerhin, mehrere kompetente Mechaniker meinen, dass wir in diesem Zustand bis nachhause kommen können. Falls nicht, gibt es immerhin zwei Optionen wie wir von irgendeinem Punkt unterwegs alle drei nach Wien kommen. Der F meinte, wir hätten den Abenteuerzusatz doch nicht buchen sollen, aber dafür ist es jetzt zu spät.

Wir hatten großes Glück mit diesem Mechaniker: er ist schon gestern zum Hotel gekommen um sich das Auto anzusehen und heute hat er sich Zeit genommen und zwei Stunden geschraubt und gedreht und die Reifen an- und abmontiert. An meiner Beschreibung sieht man, wie viel ich davon verstehe. Was mir aber klar ist ; es ist in Ungarn nicht einfacher als anderswo Freitag Nachmittag eine Werkstatt zu finden,

Der restliche Tag war durchaus entspannend und immerhin das Essen ganz köstlich. Irgendetwas zu lachen gibt es auch immer. Das Navi hat schon auf deutsch eine sehr gewöhnungsbedürftige Aussprache, jedesmal lache ich, wenn es „Favoriten“ englisch ausspricht, sein Ungarisch ist aber noch viel schlimmer, im Vergleich dazu, ist menes geradezu perfekt.

Donnerstag 18. April, 2024 – Magyarországon

Bis kurz vor dem Ziel lief alles bestens. Wir sind nicht auf der Autobahn sondern auf Nebenstraßen gefahren. Alles grün, die ungarischen Landstraßen werden nicht nur von Bäumen gesäumt sondern auch von Büschen und dadurch ist ein undurchdringliches Dichicht entstanden, das keinen Blick hindurch erlaubt. Hinter dem Dickicht könnten sich menschenleere Landschaftrn oder dichtbesiedeltes Land befinden. Den Eindruck der menschenleeren Gebiete hatte ich hauptsächlich In der ungarischen Tiefebene. Hin und wieder ein winziges Dorf, nur durch ein Schild gekennzeichnet, verborgen hinter Bäumen und blühenden Büschen. Große Rapsfelder schreien in Gelb. Geradezu geschwelgt habe ich in ungarischen HInweistafeln, Aufschriften, Werbungen, in allem, was ich gesehen habe, in Minimalgesprächen mit Ungarn.

Die Straßen waren streckenweise miserabel, voller Löcher, teilweise schlecht ausgebessert, teilweise gar nicht. Dafür gab es sehr wenig Verkehr. Nicht sehr lange vor unserem Ziel gab das Auto ein ziemlich besorgniserregendes Geräusch von sich, das wir nicht deuten konnten. Es hörte auf, kam wieder, die letzten paar Kilometer waren erschreckend. Zum Glück schafften wir es bis zum Hotel. Ein besonders netter Rezeptionist organisierte einen Mechaniker, morgen werden wir mehr wissen.

Es war ein sehr langer, insgesamt wenig entspannter Tag. Sollte die Werkstatt das Problem finden und beheben, könnte aus der Entspannung noch was werden, wenn nicht, wird es schwierig und aufwändig. Allein schon die ziemlich begrenzten Möglichkeiten nach Wien zurückzukommen. Vorläufig bin ich optimistisch und gehe heute für meine Verhältnisse sehr früh schlafen, die Theorie mit den Pechsträhnen geht mir aber im Kopf herum.

Es ist alles nur Chimäre aber mich unterhalts …. *)

Um ins Schreiben einzusteigen, schleiche ich über einen schmalen Weg, der nur streckenweise von dornigen Ranken befreit ist. Er windet sich irgendwo zwischen Gedanken und Emotionen, schweift einmal ins eine Gebiet, einmal ins andere. Im Vorbeigehen ziehe ich leicht zerfledderte Erinnerungen aus Blüten und Müllcontainern, versuche Giftpflanzen zu vermeiden und erinnere mich doch genau an ihren Nachgeschmack. Manche Wegstücke müssen mit der Machete frei geschlagen werden, andere bestehen aus Treibsand. Die Muse ist eine Chimäre, man muss sich schon selbst in Bewegung setzen

*) Nestroy „Die Papiere des Teufels oder der Zufall“

So viel …

… zu den gesunden Sprossen. Die Schimmelformationen sind ja sehr hübsch, aber kaum zum Verzehr geeignet.

Gesund ist das eindeutig nicht. Da kaufe ich mir doch lieber die fertigen Sprossen. Dabei habe ich nicht die Freude, sie wachsen zu sehen, aber es ist weniger Aufwand und sicherlich gesünder.
Hätte ich Schimmel züchten wollen, wäre es aber ein voller Erfolg geworden, diese feinen, kunstvollen Fäden, wie Spinnweben. Die Pflänzchen wachsen dazwischen auch ganz ungerührt.

Vielleicht versuche ich es noch einmal, immerhin habe ich ja Berge von Samen gekauft. Also die Schalen mit Essig ausbürsten, in der Sonne trocknen, nochmals ausbürsten, neu säen …. und abwarten…