Wie immer bei Christiane
Diesmal 5 oder 6 vorgegebene Wörter in einem 500 Wörter-Text unterbringen
Die Wörter stammen aus den zwei Durchgängen im Mai von der Puzzleblume und mir

Vorbemerkung: „Amok laufen“
Aus dem Malaiischen stammt das Wort amok oder amuk, das im Deutschen zumeist in der Wendung Amok laufen „in blinder Wut umherrennen und wahllos töten“ gebraucht wird. (…)Heutige Amokläufer sind dagegen zumeist allein handelnde junge Männer, die nach einer Phase des Grübelns ihre Aggressionen gegen andere wenden und sich im Anschluss nicht selten selbst töten.
Niemandem ist irgendetwas aufgefallen, es war alles ganz normal, man konnte doch nicht ahnen …. und so weiter und so fort, denkt der Kommissar, der mit diesem Fall betraut ist. Ich brauch´ gar niemanden zu fragen, ich weiß eh schon, was alle sagen werden.
„Sechzehnjähriger erschießt Mitschüler und Lehrer“ Mit fünf hat er schießen gelernt. Der Vater besitzt ein Dutzend Gewehre, die im Haus herumliegen, weil was soll denn da schon passieren.
Das Zimmer des jugendlichen Mörders wird von einem riesigen Bildschirm dominiert. Das Hintergrundbild ist ein Wetterbericht von vor fünf Jahren. Unerklärliche Kuriositäten gibt es in solchen Fällen immer. Im Zimmer ist es geradezu gespenstisch ordentlich. Gespenstisch auch die Ecke mit Postern von Monstern und blutüberströmten Brutalohelden, die für viele Gamer wahrscheinlich zur Familie gehören. Auch eine Zeichnung von Rudi selbst hängt da mit einem Reptilienkopf, der gerade einen Menschen verschlingt. „Der wahre Rudi“ steht auf dem Blatt. An einer Wand hängt noch ein Jagdgewehr und am Türstock klebt die Meß-Giraffe, die die körperliche Entwicklung des Buben dokumentiert.
Überlebt haben zwei Mitschüler, die am Tag des Amoklaufs nicht in der Schule waren. Ob ihnen etwas aufgefallen sei in den letzten Tagen. Sie schütteln stumm die Köpfe. Schließlich kommt, dass der Rudi doch schon lange komisch war. Er ist wie mondsüchtig herumgeschlichen und hat laut mit sich geredet und Geräusche gemacht wie bei einem Kampf und dann hat er manchmal von Leuten aus Computerspielen geredet, als wären sie echt und er hätte gerade mit ihnen gekämpft. Ja eben, überhaupt nicht auffallend, wer hätte sich da irgendwie beunruhigen sollen, dachte der Kommissar.
Im Sprechzimmer der Schule sitzt Rudis Deutschlehrerin dem Kommissar gegenüber. Sie durchwühlt einen Stoß Papiere auf dem Tisch, findet, was sie sucht und hält ihm ein Doppelblatt hin. Einer von Rudis Aufsätzen sagt sie. Während der Kommissar liest, spielt sie nervös mit einem irisierenden Anhänger. Der Kommissar verkneift sich die Frage, ob dies ein Instrument zum Hypnotisieren von Schülern sei.
Rudi hatte so eine Art Alter Ego, irgendein blutrünstiges Fantasiewesen aus seinen Spielen. An manchen Tagen, glaube ich, nahm er diese Identität ein. Dann sprach er kaum, zeichnete verstreute Leichenteile. In den letzten Monaten schrieb und sprach er von seinen Fantasiefiguren, als wären sie real. Sie haben ja den Aufsatz gelesen. Ich weiß nicht, ob ihm klar war, wie befremdlich das auf andere wirkt, sogar auf seine Klassenkameraden, die sicher selbst auch öfter spielen. Irgendwann hat sich wohl die Grenze zwischen Spiel und Leben verwischt, es war ihm nicht mehr klar, dass jemand, den er erschießt, nicht wieder mit neuen Leben aufsteht wie in seinen Spielen. Warum ich nichts getan habe, werden Sie fragen. Aber was? Die Eltern weigerten sich irgendetwas zu unternehmen, die Schulpsychologin ist einmal im Monat für einen Halbtag im Haus.
Der Kommissar seufzt und denkt, dass es andere auch nicht leicht haben.