Ich eröffne eine Abteilung in der Impulswerkstatt, in der ich mich mit den „handwerklichen“ Aspekten des Schreibens befassen möchte. Ich nehme natürlich meine eigenen Texte als Beispiel und die konstruktiven Kommentare, die ich dazu bekomme als Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit den Themen. Selbstverständlich werden hier nicht die Texte anderer Leute zerlegt, nur meine eigenen, damit habe ich genug zu tun.
Dieser erste Beitrag bezieht sich auf den Text „Der Bauer, der meinte, die Natur zu unterstützen“.
Punkt Nr.1 – Personengestaltung. Zunächst die Darstellung der Kinder in dieser Geschichte (Danke Nati, Danke Christiane) . Ich gebe den beiden ganz recht darin , dass die Figuren der Kinder mehr als schemenhaft sind. Womöglich ist nicht einmal ganz klar geworden wie viele es sind. Da müsste ich ein bissl nachbessern. Zwar waren die Kinder, wie schon erwähnt, nur als Dekoelement gedacht, die zu einem Bauernhof einfach dazugehören, aber etwas mehr Ausarbeitung würde nicht schaden. In diesem Punkt wie in anderen zeigt sich, dass ich ein Problem mit der Länge der Texte habe. Würde ich die Stränge, die in diesem Text angelegt sind ausarbeiten , würde der Text wesentlich länger. Ja, und dazu fehlt mir noch die Geduld, oder die Disziplin oder die Motivation oder alle drei.
Vielleicht fehlt mir auch das persönliche Interesse an den Figuren. Ich erfinde sie schnell und lasse sie dann sofort wieder los. Darüber grüble ich noch. In diesem Zusammenhang: danke Katha für den Kommentar zum Bauern
Punkt Nr.2 – der Dauerbrenner „Erzählperspektive„. (Danke Ule). Tja, innere Monologe mag ich sehr, sie bieten viele Möglichkeiten über die Wahrnehmungen und Gefühlslage der Personen zu schreiben. Die auktoriale Position wiederum ermöglicht mehr Überblick über sämtliche Figuren und Handlungsstränge und mehr Abstand. Ideal finde ich den Wechsel zwischen verschiedenen Erzählperspektiven. Nur erschwert dieser Wechsel die Strukturierung von kurzen Texten und führt oft dazu, dass sich die Leser*innen nicht auskennen. Je kürzer der Text desto linearer sollte wohl die Erzählstruktur sein.
Punkt Nr.3 – die Sprache. Flumsi meinte einmal, dass ich eine barocke Sprache hätte. Das hat mir gefallen, also in meiner Interpretation von „barock“. Gerda hat dem Bauern am Anfang dieses Textes sogar eine gewisse archetypische Qualität zugesprochen. Das hängt wahrscheinlich auch mit der Sprache zusammen und hat mir auch gefallen. Insgesamt bin ich mit meiner Sprache ganz zufrieden.Zum Training: viel schreiben und möglichst verschiedene Dinge würde ich sagen.
Zum Anfang bietet sich die Kurzgeschichte an. Ich habe mir eine Charakterisierung von Kurzgeschichten aus dem Netz gefischt und lege sie einmal an mein Geschreibsel an.
Merkmale von Kurzgeschichten
Kurzgeschichten sind durch mehrere relativ eindeutige Besonderheiten gekennzeichnet. Jedoch weist nicht immer jede Kurzgeschichte alle dieser Eigenschaften auf. Typische Merkmale sind:
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Überschaubare Textlänge: Meistens sind Kurzgeschichten zwischen zwei und fünf Seiten lang. Diese ist noch etwas zu kurz
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Unmittelbarer Beginn: Es gibt keine Einleitung, die grundlegende Fragen zu Personen, Ort und Zeit klärt. Passt
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Geringe Anzahl von Charakteren: Es treten nur wenige Personen auf. Diese werden nicht detailliert beschrieben oder vorgestellt. Oft werden keine Namen verwendet, sondern lediglich Personalpronomen wie „er“ oder „sie“. Passt
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Alltags- oder Umgangssprache: Die Sprache in der Kurzgeschichte ist meist schlicht gehalten. Naja, passt teilweise
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Alltägliche Handlung: Üblicherweise werden in der Kurzgeschichte relativ gewöhnliche Geschehnisse dargestellt. Allerdings kommt es dabei zu einem Konflikt oder einem überraschenden Wendepunkt. Passt
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Offener oder halb offener Schluss: Das Ende der Kurzgeschichte bleibt unklar. Oft bricht die Handlung einfach ohne Hinweis auf den Ausgang ab. Beim halb offenen Schluss kann es diesbezüglich Andeutungen geben. Passt
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Chronologische und lineare Erzählung: Normalerweise treten in Kurzgeschichten keine Zeitsprünge auf. Meist wird außerdem lediglich ein sehr kurzer Zeitraum betrachtet. Da gibt es in diesem Text kein Problem. Im allgemeinen mag ich aber Zeitsprünge , das Verflechten verschiedener Zeitebenen und Handlungsstränge sehr gerne. Fazit: schwierige zeitliche Konstruktionen lassen sich nur in längeren Texten verwirklichen.
Nun, das ist jetzt schon ziemlich lang geworden. Fortsetzungen werden folgen.
Prima Idee, Myriade, das Werden, die Nachüberlegungen und möglichen Didagmata (gr: was man draus gelernt hat) aufzuzeichnen. Das ist eine sehr schöne Lernform, die gerade durch das Format (Erzählung im Blog) nahegelegt wird. Ich finde es sehr anregend!
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Natürlich lernt man auch aus den Fehlern anderer, aber die eigenen eignen sich dafür noch besser 🙂 Ich lerne auch viel aus Kommentaren anderer, auf verschiedenste Art. Ja, ich bin mit der Idee sehr zufrieden und freue mich, dass du auch etwas damit anfangen kannst.
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Theoretisch kann man sich an die Merkmale halten, um besser zu werden, zu lernen.
Ich schreibe aber weil es mir Freude macht, um meinen Stil zu entwickeln. Da schaue ich nicht nach gewissen Normen und Regeln. Dass einzig wichtige ist mir das der Text schlüssig ist, man es sich vorstellen kann und nicht über wiedersprüchliche Details beim Lesen stolpert.
Mich wundert dass du es so auseinander klamüserst, da du dich oft vorgegeben Regeln und Normen widersetzt. Zumindest kam es bei mir oft so an und das macht dich aus.
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Das ist ein sehr interessanter Kommentar , liebe Nati. Es stimmt schon, dass ich Regeln, die ich nicht sinnvoll finde freiwillig nicht befolge. Aber hier geht es mir um Kritik und Lernen und auch um Entwicklung. Ich möchte dazulernen, natürlich ohne meine persönlichen Eigenheiten aufzugeben. Wenn man aber immer nur in der eigenen Suppe kocht und von außen nichts annimmt, erstarrt man, statt sich zu entwickeln. Daher habe ich mir dieses Format der Selbstkritik + Anregungen ausgedacht. Die Anregungen sollen einerseits aus der Theorie des Schreibens kommen und andererseits aus den Kommentaren der Lesenden. Ich unterscheide sehr stark zwischen Regeln und Normen und Anregungen. Letztere dienen der Inspiration und müssen ja nicht befolgt werden. Interessant finde ich aber die einen wie die anderen.
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Damit wäre geklärt, dass Etüden Kurzgeschichten sind – falls jemand das angezweifelt hätte 😁 Schön, die Länge. Aber alles andere passt schon sehr. 👍👍👍
Interessant, diese Unterabteilung, ich bin sehr gespannt, was du da noch ausgraben wirst.
Denkst du darüber nach, die Kurzgeschichtenstruktur zu verlassen? 🤔
Mittagskaffeegruß 😁⛅☕🥐👍
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Etüden sind wohl „Kürzestgeschichten“ Ich nutze die Gelegenheit um die Einführung von „Doppeletüden“ anzuregen, für die man bis zu 600 Wörtern schreiben dürfte wobei die drei Wörter doppelt verwendet werden können aber nicht müssen. Ich versteck mich vorsichtshalber hinter dem Adventkranz falls diese Anregung deinen Unmut erregen sollten 😉 🙂
Nein, vorläufig gefällt mir die Kurzgeschichtenstruktur sehr gut. Wahrscheinlich kann man aber mit entsprechender Geduld und Motivation eher problemlos eine Kurzgeschichte als Kern für einen längeren Text nehmen. Es muss ja nicht gleich ein 600Seiten Roman werden…
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Magst du dir das mit den „Doppeletüden“ bitte mal für das Sommerpausenintermezzo merken und dann noch mal vorschlagen? 😉
Nein, ich widerspreche dir. Du brauchst für einen Roman m. E. mehr Futter am Knochen, dafür ist die Struktur einer Kurzgeschichte zu simpel. Du brauchst Handlungsbögen, Entwicklungen, Irrungen, Wirrungen, eine Klimax (die vielleicht die Kurzgeschichte umreißen könnte), wobei ich denke, dass das auch zu wenig wäre …
Aber vielleicht verstehe ich dich ja auch falsch: Was ist ein „längerer Text“, was den Umfang angeht? Hmmmm 😉
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Ja, ich gebe dir recht, dass eine Kurzgeschichte zu einfach gestrickt ist für zB einen Roman, aber ich denke, es kann vieles angelegt sein, das ausgebaut und entwickelt werden kann. Also ich stelle mir vor, dass man eine Grundstruktur „auspolstern“ kann, in ein vorhandenes grobes Netz immer mehr Details hineinhängen …
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Wäre das dann (Frage beim ersten Kaffee, mag nicht suchen) nicht eher eine Novelle? 🤔
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Mit dieser Unterscheidung habe ich mich nicht beschäftigt.
Mittlerweile bist du dann beim wievielten Kaffee? 🙂
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Die neue Kanne läuft gerade durch 😉
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Super interessant und lehrreich. Ich habe noch nie versucht meine Geschichten selbst zu analysieren. Bin auf jeden Fall gespannt auf deine weiteren Analysen.
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Ich glaube, dass es sich lohnen wird und man da eine Menge daraus lernen kann. Alle Geschichten eignen sich aber wahrscheinlich nicht dafür.
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Ich freu mich auf weitere Teile der Serie!
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Hallo Tala ! Ist das die richtige Anrede? Ich freue mich über jede weitere Person, die gerne über das Schreiben nachdenkt !
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Ja, das ist die ganz richtige Anrede 🙂 Es hilft mir sehr, mich mit anderen über Schreiben auszutauschen, denn manchmal steckt man einfach fest und braucht einen kleinen Schubs von außen. Liebe Grüße, Tala
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Ja, das finde ich auch. Man sieht auch die eigenen Texte nicht so, wie sie andere sehen.
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Ich les meinen eigenen Text, produziert in den letzten fast 4 Jahren, gerade wieder von vorn und versuche mit ein bisschen Abstand drauf zu schauen. Am Anfang der Geschichte hatte ich eine Idee im Kopf, die ich so schnell wie möglich aufschreiben wollte. Dabei hatte ich keine Geduld oder Zeit die Personen und das Setting so zu beschreiben, dass es für einen Außenstehenden anschaulich wird. Das versuche ich jetzt gerade noch einzuflechten, denn es nützt ja nichts, wenn die nähere Beschreibung eines Orts erst auf Seite 40 kommt 😉
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Das wäre für Leser*innen wohl eher frustrierend 😉
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