Mit der Goldie-Gruppe habe ich an einer Besichtigung unseres frisch renovierten Parlaments teilgenommen. Die Pallas Athene, die schon seit Eröffnung des Hauses als „Reichsrat“ in der Monarchie vor dem Gebäude steht, strahlt frisch vergoldet. Obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob sie nicht schon vor der Gesamtrenovierung neu vergoldet wurde.
Auf dem Parlament weht neben der österreichischen und der EU-Fahne auch die Fahne des Bundeslandes, das gerade den Vorsitz in der zweiten Kammer, dem Bundesrat, führt. Es ist dies derzeit das Burgenland, das östlichste und jüngste Bundesland.
Das von Theophil Hansen in den Jahren 1871–1883 errichtete Gebäude wurde in fünf Jahren grundlegend saniert und renoviert, so eng wie nur möglich an der historischen Substanz, was sehr gut gelungen ist.
Saniert wurden rund 55.000 m² Netto-Geschoßfläche, 740 Fenster und 600 historische Türen sowie 500 historische Luster und Leuchten. Die Nutzfläche wurde um rund 10.000 m² erweitert.
Wir hatten eine sehr gute Führung, die sowohl auf den kunsthistorischen Aspekt als auch auf die historische Entwicklung des Parlamentarismus in diesem Haus einging.
Die untere anderem von Mark Twain beschriebenen Zustände in diesem Vielvölker-Reichsrat machen vieles verständlich. Alle Abgeordneten durften zwar Reden in ihrer Muttersprache halten, es wurden aber nur die auf Deutsch gehaltenen Reden protokolliert, die auch bis heute noch gelesen werden können, nunmehr auf der homepage des Parlaments. Alles, was in anderen Sprachen gesagt wurde, verschwand in den Wirren der Geschichte. So sieht Wertschätzung nicht ganz aus. Das Konstrukt der Vielvölkermonarchie war auf diese Weise nicht lebensfähig.
Überall, sogar auf den Schlüssellöchern, findet sich das FJI (für Franz-Josef I) , es gibt im Plenarsaal eine Kaiserloge, tatsächlich besuchte Franz-Josef in seiner gesamten Herrscherzeit das Parlament genau zweimal.
Kaiser Franz Joseph, der anfangs absolut regierte, stand dem Parlamentarismus, den er dem erstarkenden Bürgertum zugestehen musste, lange Zeit misstrauisch gegenüber. Er hielt sich aber strikt an die von ihm sanktionierte Verfassung. Die schrittweise Ausweitung des Wahlrechts musste dem skeptischen Kaiser im 19. Jahrhundert von den jeweiligen Regierungen mühsam abgerungen werden.
Bei dem Ausdruck „allgemeines gleiches Männerwahlrecht“ habe ich allerdings leicht gezuckt.
Man bekommt bei dieser Führung ein Wechselbad von unerfreulichen historischen Details und einer wunderschönen Architektur zu sehen. Theophil Hansen hat in den von ihm gebauten Gebäuden bis ins kleinste Detail alles selbst entworfen, zum Beispiel die Türschnallen.
Sehr gelungen finde ich auch den nahezu unsichtbaren Einbau neuester Technik in die historischen Mauern, Türen, Fenster, Böden. Auch Heizung und Kühlung mit Fernwärme bzw Fernkälte sind praktisch unsichtbar.
Die historischen Holzsitze in den drei Sitzungssälen wurden repariert, saniert und wieder aufgestellt.
Auch der Bundesratssaal mit seinen historischen Vertäfelungen mit den alten Wappen blieb nahezu unverändert.
Mein persönliches Highlight waren die Glaskuppeln, vor allem diese aus böhmischem Glas
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …