Schlagwort: Alltag –

Mittwoch, 5. April 2023 – Materialbild und Primel im Zwergwuchs

Zu fuss bin ich ins Atelier gegangen, hin und zurück, weil das einen guten Teil der täglichen zehntausend Schritte ausmacht. Mit Mütze, Schal und Handschuhen wie im tiefen Winter. Ich war fast ein Monat nicht dort, zwei Wochen Corona und vorige Woche habe ich es auch nicht geschafft.

Aber dafür heute habe ich mich mit einem wirklich wilden Bild aus Mandarinennetzen und Karton, mit etwas Strukturpaste und viel schwarzer und weißer Farbe vergnügt. Es ist nicht fertig, sieht aber schon ziemlich ausgeflippt aus. Es fehlt unbedingt eine Verbindung zwischen dem zentralen Objekt und der Struktur links unten, die anderen Teile halten einander …

Das ist alles, was von meinen vorjährigen Pflanzungen vor dem Atelier übrig geblieben ist. Eine einzige Primel, dafür in goldgelb, wie ich sie gerne mag. Ob auch irgendetwas von den Kräutern überlebt hat, wird sich zeigen, eher nicht. Der Boden ist auch nicht so, dass es hier üppige Blumen und Kräuter geben könnte. Ich habe allerdings einen kleinen Pflanzplan, von dem ich aber noch nicht weiß, ich ich ihn auch ausführen werde.

Die Hausbewohner haben – so scheint es – auch Pläne für die Grünfläche, es stehen Tische, Sessel und zwei Liegen herum. Nachdem es in diesem Haus aber mindestens zwei zerstrittene Leute gibt, die einander mittels Zetteln ausrichten, was ihnen an dem jeweils anderen nicht passt, kann ich mir nicht vorstellen, dass es auf der Grünfläche und unter den Bäumen friedliche, idyllische Zustände geben wird.

Mittwoch, 29.März 2023 – Blut, Kunst und Essen

Zweimal musste ich zum Blut abnehmen in der Arztpraxis anrücken, weil es beim ersten Mal irgendein Problem beim Computersystem gab und nicht zu eruieren war, welche Blutwerte der Arzt haben wollte. Nächstes Mal lasse ich mir einen papierenen Überweisungsschein geben und gehe wieder direkt ins Labor. Immer wieder erstaunlich, dass die Abgabe von einer gar nicht so kleinen Menge Blut überhaupt nicht beeinträchtigt.

Sehr gefreut habe ich mich seit Wochen auf eine Ausstellung der deutschen Impressionistin Ruth Baumgarte. Dann kam Corona dazwischen und eigene Terminverwaltungsunfähigkeit, Ergebnis: die Ausstellung ist schon vorbei. Selbstgeißelung wäre angebracht gewesen. Aber wenigstens einen Katalog wollte ich mir besorgen und fuhr zu diesem Zweck mit deutlich weniger Blut als zuvor in die Albertina. Glücklicherweise kann man dort in den Shop hinein ohne Eintritt ins Museum zahlen zu müssen. Obwohl ich den Katalog so unbedingt haben wollte, dass ich wahrscheinlich auch den Eintritt bezahlt hätte und mir dann eben eine oder mehrere aktuelle Ausstellungen angesehen hätte.

Normalerweise fahre ich aus dem Stadtzentrum nachhause mit der U-Bahn, aber nach zwei Wochen Hausarrest wollte ich nicht schon wieder in den Untergrund und habe einen Bus genommen, der durch die halbe Stadt fährt und dreimal so lange braucht wie die U-Bahn. Es hat sich gelohnt und die Eindrücke von Menschen, Gebäuden, Geschäften waren zahlreich und vielfältig. Dies vor allem weil der Bus durch sehr unterschiedliche Gegenden fährt. Muss ich öfter machen, Sightseeing in der eigenen Stadt, aber nicht unbedingt nur auf den touristischen Pfaden.

Zufällig sind wir vor ein paar Tagen an einem noch gar nicht eröffneten Lokal vorbeigegangen, ein vegetarischer Vietnamese, und wollten es heute ausprobieren. Man beherrscht dort die Kost aus Pilzen und Tofu Köstlichkeiten zu erzeugen, die wie Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte aussehen und schmecken, aber eben keine sind. Der Thunfischsalat ohne Thunfisch war ein Gedicht: die Teile, die wie Thunfisch schmeckten, waren obendrein knusprig. In der Suppe schwammen Gemüse, die ich noch nie gesehen habe, die auch so groß waren, dass es nicht ganz einfach war, sie zu essen, aber zum Glück ist das kein Schickimicki-Lokal und man muss sich über die richtige Technik zum Essen unbekannter Dinge keine Gedanken machen. Jedenfalls ein Lokal, das wir ganz sicher öfter besuchen werden.

Auf dem Heimweg sind wir an einem türkischen Bäcker vorbeigekommen, der von fünf Uhr früh bis Mitternacht geöffnet hat und wo es ausgezeichnete Körndl-Baguettes gibt. Auch ein interessantes Konzept: die Backstube ist von der Straße aus sichtbar. Es wäre allein schon eine kleine Sensation, dass ein Bäcker noch eine eigene Backstube hat und nicht alles tiefgekühlt geliefert bekommt. Die Pruduktpalette ist vielfältig: von Brot und Weckerln auf österreichische Art zu türkischen Fladenbroten und öltriefenden Süßigkeiten wie Baklava und Verwandte bis zu Keksen und Torten. Letztere sind allerdings nicht zu empfehlen, sie kommen an Wiener Konditorprodukte nicht heran. Alles in allem auch eine sehr erfreuliche Entdeckung.

Der Multi-Kulti-Ansatz funktioniert in manchen Bereichen schlecht in anderen gar nicht, aber im Bereich der Kulinarik sehr gut, sowohl als Gesprächsthema als auch beim Essen und Einkaufen von Produkten aus aller Welt.

Samstag 4.Februar 2023 – Sturm, Ungarisch und Mist

Seit Dienstag stürmt es gewaltig, mit kurzen Unterbrechungen. Heute Nacht war besonders unangenehm, es hörte sich an, als würde das Dach gegenüber herunterkommen. Es waren zum Glück aber nur ein paar Dachziegel. Nach dem letzten Ungarischkurs des Wintersemesters getraute ich mich nicht über die Brücke, denn sie war aus Sturmgründen so gut wie ausgestorben und ich konnte auch eine Frau sehen, die vom Sturm regelrecht gegen das Brückengeländer gedrückt wurde und Mühe hatte auf der anderen Seite anzukommen. Ich verzichtete also auf den nächtlichen Spaziergang in Regen und Wind, der mir gefallen hätte, wenn der Wind kein Sturm gewesen wäre, und ging zur Station der Straßenbahn, die über die Brücke fährt.

Meine bisherige Ungarischlehrerin ist für ein halbes Jahr in Brasilien, wo sie ihre Masterarbeit schreibt. Vertreten oder abgelöst wird sie von einer Frau, die zufällig in der gleichen Straße wohnt wie ich. Interessante Zufälle gibt es! Diese Frau jedenfalls traf ich an der Straßenbahnhaltestelle und wir fuhren gemeinsam nachhause. Lustig fand ich, dass sie meinte, dass sie, wenn Ungarisch nicht ihre Muttersprache wäre, niemals auf die Idee käme, diese extrem schwierige Sprache lernen zu wollen. Was das extrem schwierige betrifft, stimme ich ihr voll zu, bin aber nach wie vor von dieser Sprache total fasziniert und motiviert. An dem Punkt, von dem an das Lernen vielleicht etwas einfacher wird, bin ich aber leider noch nicht angekommen.

Bei heftigen Windböen und auch noch strömendem Regen fuhren wir zum Mistplatz. Mit den Überresten des Christbaums, etlichen kaputten Geräten, darunter meine kürzlich verstorbene Schreibtischlampe, einem Schwung unnötiger Kabel und gefühlten Kilos an alten Druckerpatronen. Ich war ganz beschwingt den Krempl nicht mehr herumstehen zu haben. Der F offenbar auch, denn er blieb an einer gelinde gesagt nicht sehr günstigen Stelle stehen um in ein Blumengeschäft hinein zu huschen und den Besitzern mitzuteilen, dass ihre auf dem Gehsteig ausgestellten Pflanzen auf der anderen Straßenseite gegen eine Wand gedrückt, gelandet wären. So edel dass er beim Aufsammeln geholfen hätte, war er dann doch nicht, er war aber ohnehin schon klitschnass.

Montag 30. Jänner – 2023 Installateursglück

Meine Erfahrungen mit Installateuren sind eindeutig und fundiert. Man sucht zunächst eine möglichst lange Liste von in der Nähe befindlichen Firmen und beginnt dann mit den Anrufen. Man übergießt die Personen am anderen Ende der Leitung mit jedem nur verfügbaren Gramm an Charme und hofft auf einen einigermaßen fixen Termin in einigermaßen naher Zukunft. Möchte man sein ganzes Bad renovieren lassen, sieht die Sache natürlich anders aus, aber wenn es nur darum geht, verstopfte Rohre zu reinigen, ist das Anlocken eines Installateurs eine schwierige Sache.

Soweit meine Ausgangsposition. Ich rufe die erste Firma auf der Liste an, am Telefon ein freundlicher Mensch, der sich als Chef der Firma entpuppt, mir mitteilt, dass er gerade unterwegs ist und mich zurückrufen wird. Ungewiss ist dieser Anruf denke ich mir, aber ich warte eine halbe Stunde bevor ich die nächste Firma anrufe. Nach der versprochenen viertel Stunde, kein Anruf, nach einer halben Stunde auch noch nichts. Beharrlichkeit, denke ich mir, ohne Beharrlichkeit kein Installateur und rufe nochmals bei derselben Firma an. Der Chefinstallateur entschuldigt sich wortreich, es hätte etwas länger gedauert aber jetzt läge sein Terminplan vor ihm. Er denkt eine Weile laut, mit vielen „Hms“ und „vielleicht da“ und „wenn ich“ ….

Ich gehe davon aus, dass er mit Tagen und Wochen jongliert und mittlerweile auf seinem Kalender mindestens Ende Februar angekommen ist. Doch nein, zwischen 13.30 und 14:30 können wir kommen, sagt er. Heute ??? frage ich und kann es gar nicht fassen. Entweder hat es erdbebenartige Veränderungen bei den Installateuren gegeben oder meine Vorurteile sind falsch.

Jedenfalls kam Punkt 14:00 ein bestens ausgerüsteter Installateur, noch dazu einer mit ungarischem Akzent, was mich daran erinnert hat, dass ich meine Aufgaben für den Kurs noch nicht gemacht habe. Ich habe aber nicht versucht, mein Ungarisch an ihm zu üben, denn man soll arbeitende Leute nicht ablenken. Er hat den vibrierenden Rohrentstopfer benützt, der Geräusche erzeugt hat, bei denen mir ganz anders geworden ist. Die Rohre haben geklungen als würden sie gleich aus der Wand springen. Offenbar war die Operation aber erfolgreich, das Wasser fließt wieder ab, wenn auch etwas blubbernd. Dies wäre ein Anzeichen dafür, dass die Überlüftung am Dach nicht funktioniert, sagt der Installateur. Aha, ich schreibe mir „Überlüftung“ auf.

Nach Entgegennahme eines netten Sümmchens, das allerdings dem angekündigten Preis entspricht, verlässt mich der Installateur nach erfolgreichem Werk. Ich rufe die Hausverwaltung an und informiere sie über Blubbern und Überlüftung. Sie versprechen mir, dass ein weiterer Installateur vorbeikommt und fragen mich, warum ich denn wegen der Verstopfung nicht bei ihnen angerufen hätte. Tja, äh … ich habe selbst einen Installateur gefunden, der am gleichen Tag gekommen ist, am gleichen Tag! Der Herr in der Hausverwaltung sieht das ein. Na gut, dann schicken Sie mir halt die Rechnung, oder lassen Sie ihren Installateur die Rechnung gleich auf uns ausstellen. Ich bin überwältigt, dass ich obendrein die Kosten refundiert bekomme. Eine sehr gelungene Operation.

Montag 16. Jänner 23 –

Ich entwickle mich noch zur Spezialistin für Stromverrechnung und deren Beobachtung. Erfreulicherweise gibt es auch für die Wohnung in PB so ein Smart Meter, mit dem der Stromverbrauch fast in Echtzeit gemessen wird. Es funktioniert allerdings noch nicht, obwohl ich eingeloggt bin. Ich fürchte, dass ich mit den bürokratischen Telefonaten noch nicht wirklich durch bin.

Es gibt auch schöne Dinge zu erledigen, etwa das Einlösen der Gutscheine, die wir für die nicht stattgefundene Sonnwendfahrt auf der Donau vor drei Jahren bekommen haben. Das war ein Weihnachtsgeschenk von 2019. Ich denke, ich werde etwas Ähnliches buchen aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten. Wir könnten etwa nach Passau fahren oder einfach nur durch die Wachau. Mag ich alles, nur nicht eine Schifffahrt mit Essen und Musik, das ist nichts für mich.

Eigentlich habe ich nicht den Eindruck, in der akuten Coronazeit besonders eingeschränkt gewesen zu sein. Im Rückblick zumindest waren die Lockdowns ganz gemütlich. Weder der F noch ich haben Corona gehabt, weder in den Alpha bis Delta-Varianten noch in irgendeiner Omicron-Form. Wir sind immer in der Stadt und außerhalb herumgekommen, wir sind gemeinsam gereist und ich auch allein. Wahrscheinlich habe ich eine Menge Leute seltener als sonst getroffen und ein paar Theaterabende und sonstige Veranstaltungen haben nicht stattgefunden. Aber die Zweitwohnung in PB, mit der ich viel Freude habe, habe ich während der Coronazeit gekauft. Das Atelier haben wir wenige Tage vor einem langen Lockdown bezogen. Alles in allem habe ich wirklich nicht den Eindruck Zeit verloren oder nicht gelebt zu haben.

Nachdem ich gestern bei Mafalda gelandet bin. Auf Spanisch ist es netter, weil Libertad (Freiheit) tatsächlich als Name verwendet wird. Quino hat diesen Streifen aber lange vor Corona gezeichnet und es gibt und gab in Lateinamerika genügend Situationen auf die er anwendbar ist.

Sonntag, 15. Jänner 2023 – Papier, Bots und Rechnungen und am Ende ein kleines Salatblatt.

Lebensverwaltung nenne ich alles, was man so organisieren muss. Dieser Papierkram liegt bei mir auf einem immer höher werdenden Stoß. Nein, man kann die Lage nicht als Chaos bezeichnen, es ist alles sortiert und beschriftet und das Zusammengehörige in Folien verpackt und mit Info-Zetteln versehen. Aber man muss es nun einmal abarbeiten und tunlichst fristgerecht, weil, wenn nicht, bringt das nur noch mehr Aufwand.

Ich bin gerade am Abarbeiten. Rechnungen bezahlen, Rechnungen einreichen, Bankgeschäfte. Ah, das ist die Seite der Wien-Energie, auf der man angeblich seinen Stromverbrauch fast in Echtzeit verfolgen kann. Kundennummer, Passwörter, Eingangscode, alles gefunden. Eine wunderbare Plattform, über die man zu sämtlichen Service-Leistungen der Stadt Wien kommt, zum Beispiel zur Bestattungsplanung. Wir sind in Wien, da sind Begräbnisse wichtig. Na hoffentlich brauche ich diese Serviceleistung nicht allzu bald.

Alles wunderbar, die Stromseite ist sehr übersichtlich aufgebaut, es fehlt nur ein kleines Detail: die Verbrauchsdaten. Die wunderbare Tabelle, die vorgibt den Stromverbrauch und dessen Preis für jeden einzelnen Tag anzugeben ist übersichtlich nur leider völlig leer. Gut, kommt auf die Anrufsliste für morgen, neben einem halben Dutzend anderer Dinge, die sich nur theoretisch per Internet lösen lassen.

Wenn man genügend Zeit hat, lassen sich so manche Dinge besser persönlich erledigen als per Telefon oder per Internet. Manchmal ist es allerdings schwierig, an einen lebenden Menschen heranzukommen, man muss erst Bots und Plattformen hinter sich bringen …

Mafaldas Schildkröte heißt „Bürokratie“ und bekommt, sobald sie angekommen ist, ihren Salat.

Mittwoch 21. Dezember 2022 – Banalitäten

Heute findet wieder ein Zahnarzttermin statt um zu sehen, ob der Eiterherd „besiegt“ ist. Kriegerisch geht es bei mir überhaupt zu. Das Immunsystem ist generalmobilisiert. Die Makrophagen sind hungrig und aggressiv, die T-Zellen dagegen marschieren diszipliniert in Reih und Glied: und schwenk nach links, und Schildkröte und zuschlagen, die Coronaviren haben eine Rundum-Niederlage erlitten. So stelle ich mir die inneren Kämpfe vor, dank bildhafter Phantasie sehe ich die Legionen plastisch vor mir.

Der Vorweihnachtsstress legt sich langsam, der letzte Meditationsabend des Jahres, der letzte Ungarischkurs vor Anfang Jänner. Tatsächlich wird natürlich gar nichts abgeschlossen und neu begonnen, es sind nur Pausen. Meine Geschenksterminverlegung auf Neujahr bewährt sich auch, ich bin entspannt. Der arme F muss sich durch drei Firmenweihnachtsfeiern arbeiten, zwei hat er schon.

Heftiger Themenwechsel. Blätter sind doch in allen Jahreszeiten schön. Allein schon die Oberflächenstrukturen

Montag 19.Dezember 2022 – Schmetterlinge, Geschenke und Corona

Von mir gibt es heuer nur Neujahrsgeschenke, zu Weihnachten werden sie nicht fertig, auch wenn wir erst am 26. feiern. Einwerfen kann man, dass ich ja schon im August mit dem Thema hätte beginnen können, habe ich aber nunmal nicht. Der Dezember ist schließlich mein Horrormonat, weil ich immer schon darauf warte, dass irgendwelche gröberem gesundheitlichen Probleme hereinbrechen. Der vorige Dezember hat meinen Pereneus-Nerv in die Luft gesprengt, im Jahr davor hat sich der F einen sehr großen Nierenstein zugelegt, den er dann auch so günstig platziert hat, dass die Chirurgin sich genötigt sah ihn um 1Uhr früh zu operieren. Und so weiter und so fort, es lässt sich weit zurückblicken.

Aber vielleicht wurde die Serie heuer unterbrochen, denn – Juhuuuuuu – es sieht so aus als hätte ich mich nicht bei Martha angesteckt, obwohl wir gemeinsam in Museen und auf Weihnachtsmärkten unterwegs waren und einander in voll besetzten Lokalen gegenüber gesessen sind. Sowohl der PCR-Test, den ich aus ganz anderen Gründen gemacht habe, als auch der „Wohnzimmertest“ sind negativ. Ich werde jetzt die Illusion kultivieren, dass ich immun gegen Corona im Allgemeinen und Omicron im Besonderen bin. Hochmut kommt vor dem Fall, es muss aber nicht immer so sein.

Zukünftige Schmetterlinge hängen hier einträchtig nebeneinander. Sie werden bald schlüpfen und dann zwischen den Zuschauern herumfliegen. Das Foto ist leider miserabel, weil die Kamera die extrem feuchte Luft nicht vertragen hat und in den Streik getreten ist.

Montag 12. Dezember 2022

Schneegestöber aus teilweise blauem Himmel. Ein wunderbarer Vorwand sich einen Schal vors Gesicht zu binden. Meine Zahnärztin ist immer sehr optimistisch. Bei mittleren Problemen sagt sie meist „eine Kleinigkeit, überhaupt nicht tragisch“. Heute hat sie „das ist nicht ohne“ gesagt und ich bin einigermaßen beunruhigt. Außerdem ist in wenigen Tagen Weihnachten und wenn das Problem bis dahin nicht im Griff ist, muss ich womöglich über die Feiertage in eine Zahnambulanz pilgern.

Zusätzlich zu den ohnehin in dieser Woche geplanten und begonnenen Bauarbeiten hat sie einen Eiterherd im Knochen entdeckt und sofort bearbeitet. Aufgeschnitten, Eiter geputzt, Abflussstreifchen gelegt. Eine völlig unerwartete, höchst blutige Sache war das. Anästhesie auf beiden Seiten bis zu den Augen hinauf, das hasse ich besonders, weil ich ständig den Eindruck habe, irgendetwas im Aug zu haben. Das Antibiotikum soll ich gleich in der Apotheke einwerfen. So eine Dringlichkeit von meiner sonst immer höchst gelassenen Zahnärztin beunruhigt mich jetzt aber wirklich. Das Einwerfen und hinunterspülen eines Medikaments oder sonstwas mit weitgehend gelähmtem Gesicht ist auch nicht gerade ein ästhetischer Höhepunkt für die Zuschauer.

Inzwischen bin ich zuhause und habe in einer Küchenschublade Strohhalme gefunden. Damit kann ich wenigstens trinken. Bis zur Möglichkeit etwas zu essen, wird es noch ein paar Stunden dauern. Antibiotikum auf leeren Magen ohne Magenschutz ist auch nicht gerade toll. Immerhin spüre ich langsam wieder, dass da irgend etwas in der Mitte des Gesichts ist, das ich aber nicht selbst bewegen kann. Wird wohl die Nase sein.

Jetzt werde ich mich mit Rezepten für Weihnachtsbäckerei beschäftigen. Von Eiterherden lasse ich mich nicht tyrannisieren!

Freitag 18.November 2022

Meine Netzkarte für sämtliche Öffis in Wien, Niederösterreich und Burgenland bekommt eine weitere Chance sich zu amortisieren. Ich fahre zunächst einmal zur Hausversammlung in PB, wo die Beratung über die zukünftige Energieversorgung des Hauses in die zweite Runde geht. Die Hausverwaltung ist effizient und ich bin gespannt, wie viel die geplanten Sonnenkollektoren samt Wärmepumpe kosten werden und ob es zu einem Mehrheitsbeschluss kommt. Die Lösung ist ja ziemlich alternativlos, aber es gibt immer wieder Leute, die gegen alles sind, selbst aber keine anderen Ideen beizusteuern haben.

Energie und deren Preise sind ja derzeit ein Thema in aller Munde und es werden Sonnenkollektoren, Photovoltaikanlagen ohne Ende bestellt. Es gibt zwei sehr gute Ansätze: man speichert die in der eigenen Anlage produzierte Energie in einer Batterie, die man im Bedarfsfall verwenden kann. Das ist die in der Anschaffung teurere Lösung. Oder man speist die selbsterzeugte Energie ins allgemeine Netz und wird dafür bezahlt. Auch nicht schlecht. Das sind aber natürlich sehr kleine Beträge und auch diese Anlage ist nicht billig und es braucht auch lange bis sie sich amortisiert. Billig ist ja aber derzeit ohnehin gar nichts.

Ich bin richtig im Blätter-Fotografier-Modus. Meine Miksang-Gruppe hat allerdings beschlossen beim nächsten Treffen nicht Natur sondern Stadt zu fotografieren, zur Abwechslung. Also noch schnell ein Blätterbild.


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Mittwoch 5. Oktober 2022 – Fortbewegung

Die kleinen Wunder vor der Tür. Gestern bin ich mit einem wasserstoffbetriebenen Bus gefahren. Was mir nur aufgefallen ist, weil er rein äußerlich ganz anders aussieht als die üblichen roten Busse, er ist weiß und sehr klobig und wenn man sucht, findet man den Hinweis, dass er mit Wasserstoff betrieben wird. Die Wiener Verkehrsbetriebe sind gerne innovativ. Eine Zeit lang gab es selbstfahrende Busse, die aber aus mir unbekannten Gründen wieder verschwunden sind.

Verblüfft hat mich, dass man mit dem Zug in gerade sechs Stunden nach Bregenz fahren kann. Vor noch gar nicht langer Zeit, war es toll in sechs Stunden nach Innsbruck zu kommen. Ich habe ohnehin schon diverse Klima- und Vorteilskarten erworben und damit kommt man schnell und zu relativ günstigen Preisen im Land herum. So habe ich eine kleine Probereise geplant.

„Probe“ deswegen, weil ich während der letzten Jahre viel mit dem F unterwegs war, der das Fahren und Kofferschleppen großteils übernommen hat. Im Vorjahr um die Zeit war ich in Portugal, aber mit dem Flugzeug unterwegs, was die Schlepperei sehr reduziert und ich war an einem Ort, wo ich mich sehr gut auskenne. Jetzt habe ich das Bedürfnis wieder einmal allein zu reisen, in eine mir unbekannte Gegend. Vielleicht macht es mir ja dann gar keine Freude, aber das glaube ich nicht und es wird sich ja herausstellen. Es ist noch nicht soweit, denn ich habe so geplant, dass ich zwischen zwei Ungarischkursen weg bin, woran meine Motivation sichtbar wird.

Montag 5.September – Diktatoren und Spiegelungen

Wie viele Diktatoren schon daran gescheitert sind, dass ihre Berater – wahrscheinlich aus guten Gründen – nicht wagten, ihnen anderes zu sagen, als das, was sie hören wollten. Oft war und ist aber, das was sie hören wollen sehr weit entfernt von der Realität und so führen falsche Einschätzungen über kurz oder lang zum Fall der Diktatoren. Ausnahmen gibt es natürlich auch, etwa die kommunistische Erbmonarchie in Nord-Korea, die ja an sich schon ein wahnwitziges Konstrukt ist, nun aber schon in der dritten Generation funktioniert.

Doch, es gibt Tatsachen und Wahrheiten. Man kann sie aber so verdrehen und verknoten und durch Spiegelungen und Verschleierungen so verändern, dass sie kaum mehr erkenntlich sind. Dennoch sind die Wolkenkuckucksheime der Diktatoren meist nicht stabil genug gebaut um lange zu halten. Freilich kann man auch in kurzer Zeit sehr viel Schaden anrichten …

Supermarktgeflüster

Sehr bemerkenswert finde ich, dass auf dem Gurkensalat „vegetarisch“ draufsteht. Ob es auch eine fleischige Variante davon gibt?

An der Wursttheke sagt der freundliche junge Mann wie alle seine Kolleginnen und Kollegen „noch was, Dame?“ Langsam gewöhne ich mich an diesen Spruch, zumal am Tonfall erkenntlich ist, dass es nicht unhöflich gemeint ist. Allerdings gibt es neuerdings auch einen einzigen einheimischen Angestellten, der das klassische „noch einen Wunsch?“ benützt. Es wird spannend, wie sich die Wursttheke sprachlich orientieren wird.

An diesem Supermarkt dessen einziger Vorzug es ist, in der Nähe meiner Wohnung zu sein, sieht man die großen Personalprobleme, die es nicht nur in der Lebensmittelbranche gibt. Wenn ich irgendetwas suche und jemanden danach frage, ist es mir noch kaum jemals passiert, dass der/die angesprochene Angestellte die Antwort gewusst hätte. Es werden dann noch eine/r, zwei, drei …. andere herbeigerufen, die dann miteinander rätseln, ob sie das gesuchte Produkt wohl haben könnten und wenn ja wo. Oft kommt die Filialleiterin dazu und kann das Problem lösen …

Aber alle diese fachlich völlig unbeleckten, jungen Menschen (man muss ihnen einmal dabei zusehen, wie unglaublich ungeschickt und langsam sie sich dabei anstellen zB ein Stück Kuchen in eine Box zu befördern oder ein Stück Fleisch abzuschneiden) sind überdurchschnittlich freundlich und nett. Irgendwann werde ich mich hoffentlich dazu durchringen können, diese Freundlichkeit höher einzustufen als den Mangel an Geschicklichkeit, Geschwindigkeit und Wissen über die einzelnen Produkte.

Montag 29.August 2022- Geselligkeiten

In letzter Zeit habe ich eine für meine Verhältnisse extrem gesellige Phase. Wenn ich in einer Woche viermal weggehe, so ist mir das fast zuviel. Aber am Montag Abend mit einer Gruppe ehemaliger Kolleginnen abends im Museumsquartier zu sitzen, neben dem Leopoldmuseum war doch entspannt und informativ. In Wien gibt es ja schon wieder einen gewaltigen Aufreger über unseren lokalen Energieversorger und auch sonst hat es an Themen nicht gefehlt.