Ein zurückgehender Gletscher in Norwegen. Vergänglichkeit, Veränderung, nichts ist ewig, alles verändert sich und vergeht.
Zwischen mir und der Gletscherzunge liegt ein See bis in den der Gletscher noch ein paar Jahre davor hineinreichte.

Dieser Baum hat es verstanden: es gibt Jahre, die produzieren heitere, bunte, beschwingte Jahresringe und andere, die bleiben grau in grau. Geholfen hat dem Baum diese Erkenntnis nicht, er wurde gefällt. Aber als weiser Baum hat er sicher auch die graue Periode genossen. Schließlich war es seine Lebenszeit.
Rosen werden im Alter nicht wirklich so interessant wie Tulpen. Während Tulpen sich öffnen und in verschiedene Richtungen ihre Form verändern, bewahren Rosen weitgehend ihre Form, sie bleichen und trocknen aus und schließen sich in sich selbst. Vielleicht gibt es auch beim Menschen Tulpen-Alte und Rosen-Alte?
Das Leitmotiv Tod zog sich durch die Woche. Ich habe auf einem Friedhof einen überaus ungewöhnlichen Grabstein fotografiert. Leider musste ich das Foto schneiden, was ihm nicht gut tut, aber im Hintergrund sah man jemanden mit einer quietschbunten Jacke und dieser Farbfleck hätte den Gesamteindruck noch mehr gestört, als das Schneiden.
Jedenfalls habe ich noch nie so einen Grabstein gesehen, finde ihn aber ganz faszinierend mit seinen Blumen und Kerzen in den natürlich entstandenen Löchern. Auf der unten liegenden Steinplatte steht der Name der dort begrabenen Person.
Bei Buchalow wird in dieser Woche das Thema Transformation von vielen Seiten aus betrachtet.
Hier findet die Transformation durch Wasser und Licht statt, auf der Basis Asphalt. Es ist eine Zwischenstufe zwischen Leben und Tod, zwischen Licht und Dunkelheit zwischen Stadt und Natur.
Aber ich halte nicht allzuviel von der Erklärung von Bildern. Wenn ein Bild zu jemandem spricht, erklärt es sich selbst. Wenn es keine Kommunikation zwischen Betrachter*in und Bild gibt, dann sind es eben Partner, die nicht zusammenpassen.
Der braune Hintergrund weist in die Zukunft. Ich bin immer noch mit dem Thema Vergänglichkeit beschäftigt.
Bevor Schönbrunn wieder geöffnet wurde, sind wir öfters auf einem nahe gelegenen Friedhof spazieren gegangen. Ruhe, viel Platz, jede Menge Pflanzen und Grabsteine. Viele Grabsteine erzählen Geschichten oder regen zumindest dazu an, sich welche auszudenken. Der älteste Grabstein, den wir finden konnten, wurde für jemanden gesetzt, der 1790 geboren wurde. Dieser Friedhof wurde 1862 eingeweiht als Weiterführung mehrerer kleinerer Friedhöfe, die als Folge einer großen Choleraseuche und der Bevölkerungsentwicklung zu klein geworden waren.
Es erstaunt mich immer wieder, welche Informationen über die Verstorbenen als relevant erachtet und auf den Grabsteinen eingraviert werden. Abgesehen von der österreichischen Titelsucht, die praktisch von jedem Grabstein herunterlacht, werden auch die Besitztümer aufgeführt. „Hausbesitzer“ gibt es viele und „Hausbesitzersgattinen“ aber eine „Hausbesitzerin“ ist mir noch nicht untergekommen.
Man sieht hier die verschiedenartigsten Gräber, vom Mausoleum bis zum kleinen Holzkreuz ohne irgendeine Grabplatte. Auch Menschen mit Vorliebe für … Jugendstil sind nicht unsterblich.
Das ist das Krematorium am Wiener Zentralfriedhof, „Feuerhalle“ genannt, „Krematorium“ ist wohl ein zu stark belastetes Wort. Das Foto ist zwei Jahre alt, von dem Tag an dem mein Vater hier verabschiedet wurde.
Heute wurde hier meine kürzlich verstorbene Kollegin verabschiedet, allerdings mit einer religiösen Zeremonie, womit ich nicht gerechnet hatte, viele andere auch nicht. Aber man geht zu so einer Veranstaltung um sich zu verabschieden und Präsenz zu zeigen und nicht um seine Weltanschauung zu bekunden. Niemand hatte jemals davon gehört, dass die Verstorbene irgendwie religiös gewesen wäre und viele waren sehr befremdet einen Priester auftauchen zu sehen. Das wird wohl ein Wunsch der Familie gewesen sein. Ich fand es sehr schade, dass niemand aus der Familie, dem Freundeskreis oder der Kollegenschaft ein paar Worte gesprochen hat. Ob das innerhalb einer religiösen Zeremonie nicht möglich oder nicht üblich ist, weiß ich nicht. Es war dann wohl für den Priester auch etwas schwierig, weil weit über die Hälfte der Anwesenden sich nicht bekreuzigten und die Gebete nicht mitsprachen. Es herrschte also eine etwas seltsame Atmosphäre, als wären zwei Welten ohne Vorbereitung aufeinander getroffen. Der Saal war voll, es waren auch viele Schüler*innen da. Viel wurde geweint und viel umarmt. Innerhalb eines halben Jahres ist es die zweite Kollegin, die eine Krebserkrankung nicht überlebt hat.
Auf dem Heimweg wurden Anekdoten erzählt. So finde ich es richtig, Trauer, Verabschiedung, der Horror vor der eigenen Sterblichkeit mit der man angesichts des Todes unausweichlich konfrontiert wird und dann wieder zurück ins Leben.
Das Haus ist verkauft und an die Käufer übergeben, wir haben jedes kleinste Detail besprochen, sämtliche bürokratischen Formalitäten erledigt, bis zum Fragebogen über Geldwäsche und Finanzierung von Terroraktivitäten. Gerade, dass da nicht drinsteht „Welche Terrorgruppe gedenken Sie zu finanzieren ? Mehrfachnennungen möglich“ Der Kaufpreis liegt auf einem Treuhandkonto der Anwaltskanzlei und wird uns ausbezahlt sobald die Käufer im Grundbuch stehen. Soweit alles in Ordnung.
Ich habe in diesem Haus nie gelebt, gerade ein paarmal übernachtet und dachte es würde eine recht unemotionale Angelegenheit werden, im Vergleich zum Ausräumen des Hauses. Naja, man kann sich täuschen, meine Nerven sind leicht eingekringelt. Daher begebe ich mich jetzt ins Bett mit einem recht spannenden Buch über die Beziehung von Cicero und Caesar und morgen sieht die Welt wieder anders aus.
Emotionen muss man ein bisschen toben lassen und sie weder eindämmen noch befeuern, keine Entscheidungen treffen und mit niemandem Streit anfangen, dann kann man solche Phasen gut durchqueren.
Wir hatten heute Notenkonferenz und schon von weitem war die schwarze Fahne am Schuleingang nicht zu übersehen. Die Kollegin mit dem Bauchspeicheldrüsenkrebs ist heute in der Früh gestorben. Knapp drei Monate nach der Diagnose. Die dritte Extrem-Chemo wurde abgebrochen, weil sie überhaupt keine Kraft mehr hatte und wahrscheinlich sollte sie in Ruhe sterben können. Mehr wissen wir nicht, weil sie schon seit einer Woche auf Nachrichten nicht mehr geantwortet hat. Mehr gibt es auch nicht zu wissen, die conditio humana liegt jenseits der Kommentare. Sie war eine überdurchschnittlich freundliche und wohlwollende Frau …
Eine Schweigeminute von 150 Menschen …
Gerade von einem Krankenhausbesuch gekommen und heilfroh, dass ich nicht selbst dort einquartiert bin und wieder hinaus konnte, kam mir jeder kleine Ansatz zur Erheiterung sehr gelegen.
Dabei war es ein modernes, patientengerecht ausgestattetes Krankenhaus mit freundlicher Belegschaft. Trotzdem, wenn es irgend geht, umschiffe ich Krankenhäuser großflächig. Schließlich habe ich in den letzten achtzehn Monaten zwei große OPs gut überstanden und das würde für die nächsten Jahre vollkommen ausreichen, eigentlich – wenn ich es genau bedenke – für den Rest dieses Lebens.
Einer der naiv-arroganten Sprüche von Karl Lagerfeld fällt mir dazu ein. „Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“ Als hätte ein Mensch zu irgendeinem Zeitpunkt tatsächlich die Kontrolle über sein Leben, in welcher Kleidung auch immer.