Schlagwort: Kultur –

Die Stephanskrone

Nur leider nicht die echte sondern eine Nachbildung. Das Original wird intressanterweise im ungarischen Parlament aufbewahrt und darf nicht fotografiert werden. Ein besonderes Merkmal dieser Insignie des ungarischen Königtums ist das schiefe Kreuz, für das es verschiedene Interpretationen gibt.

Freitag 15. Mai 2020 – Von Flaggen, Stühlen und der Gastronomie

Ob Themen wirklich in der Luft liegen, ob sie nur von Medien hochgepusht werden, oder ob die Medien sie aufgreifen, weil sie eben in der Luft liegen, ist sehr schwer zu beurteilen. In Österreich ist jedenfalls gerade das Thema „Auferstehung der Kulturveranstaltungen nach dem Lockdown“in aller Munde. Die zuständige Staatssekretärin wird von allen Seiten scharf kritisiert und man munkelt, dass sie bald zurücktreten wird.

Gestern bin ich an der Oper vorbeigefahren. Sie ist schwarz beflaggt. Ob es sich dabei um ein Symbol der Trauer um einen verstorbenen Menschen aus dem Opernmilieu handelt oder um die allgemeine Trauer um den Kulturbetrieb? „Kulturbetrieb bedeutet ja nicht, ein paar Stühle aufstellen und dann trägt jemand ein Gedicht vor“ sagte ich weiß nicht mehr wer. Ich hoffe sehr, dass sich zumindest bis Herbst alles einigermaßen normalisiert, vor allem natürlich wegen der finanziellen Lage so vieler Menschen, aber auch weil ich große Lust habe wieder regelmäßiger ins Theater und zu sonstigen Veranstaltungen zu gehen. Zeit werde ich dann ja haben. In dem Zusammenhang fällt mir ein Satz ein, der derzeit in aller Munde ist, wer immer ihn auch erfunden haben möge. Es gäbe derzeit schon mehr Virologen als Kranke.

Ein anderer Pfeiler österreichischen Selbstverständnisses nämlich die Lokale sperren ab heute wieder auf, wenn auch unter recht ungemütlichen Bedingungen: Tische ziemlich weit auseinander, vier Personen pro Tisch, das Servierpersonal muss Masken tragen. Völlig absurd finde ich, dass Gäste beim Betreten des Lokals Masken tragen sollen, die sie erst an ihrem Tisch abnehmen dürfen. Eine Augenauswischerei ist das. Entweder ist es gut und sinnvoll Masken zu tragen oder eben nicht. Dass es auf ein paar Metern Entfernung  Sinn machen soll, beim Sitzen am Tisch aber nicht, hat doch einen sehr schildbürgerlichen Anstrich. Ursprünglich hieß es ja, in den Lokalen müssen auch von den Gästen Masken getragen werden. Dass das Einschieben fester und flüssiger Nahrung dadurch doch sehr erschwert worden wäre, hat man beim Krisenstab dann auch eingesehen. Zwar würde ich sehr gerne endlich wieder einmal in einem Lokal sitzen und mit Leuten plaudern, die ich lange nicht gesehen habe, aber unter diesen Bedingungen werde ich noch eine Weile darauf verzichten.

Im Nebenzimmer brummt der Staubsauger, der bald einen besseren Nachfolger finden wird. Frau S. ist am Werk, was für mich ein sehr großer und wichtiger Schritt in die Vor-Corona Normalität ist.

Ich hasse ja das Putzen, obwohl ich derzeit eventuell doch lieber putzen würde als Schuldirektorin zu sein. Aus dem Unterrichtsministerium strömen jede Menge recht widersprüchlicher und unvollständiger Anweisungen aber nur sehr wenige Resssourcen. Man hat auch plötzlich zur Kenntnis genommen, dass viele Schulen in bedauernswertem baulichen und empörendem hygienischen Zustand sind. Es soll gebaut werden, „auch zum Ankurbeln der Bauwirtschaft“ sprach der Kanzler. Für seine Verhältnisse ist das eine der Wahrheit verpflichtete Aussage.

 

Ewig Menschliches

Auch vor 10.000 Jahren war es den Menschen schon ein Bedürfnis , ihre handwerklichen Erzeugnisse über die Notwendigkeiten der Funktion hinaus zu gestalten und zu dekorieren.

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Samstag in Wien

Wenn ich wochenlang nicht abends durch die Stadt gehe und an keiner Veranstaltung teilnehme, vergesse ich oft, in was für einer attraktiven Stadt ich lebe, wie viele vielfältige Möglichkeiten zum Erleben und Genießen es täglich gibt.

Gestern habe ich mich aufgerafft. Zuerst war ich bei einer Veranstaltung in der es – unter anderem – Improvisations- und Ausdruckstanz vor an die Wand projezierten Fotos zu sehen gab. Das Publikum konnte auch mitmachen. Die ursprünglichen Tänzerinnen sind ganz in weiß, die Leute aus dem Publikum nicht, oder nur zufällig.

img_0259 img_0262 img_0264Dann bin ich nachhause gebummelt und habe unterwegs Feste hinter erleuchteten Fenstern und  viel Aktion auf der Straße gesehen.

img_0273Die Stimmung war insgesamt sehr, sehr angenehm, heiter, aber nicht laut, mit Sommernachtstemperaturen. Die Mariahilferstraße ist eine der Haupteinkaufsstraßen Wiens, die früher immer die blanke Hölle war zwischen Verkehr und drängenden Menschenmassen auf den Gehsteigen. Vor ein paar Jahren wurde sie gegen massivsten Widerstand großer Teile der Bevölkerung zur Fußgänger- und Begegnungszone gemacht.

Eine Begegnungszone – also einen Bereich in dem Autos, Busse, Fahrräder und Fußgänger einander ohne besondere Regeln sondern nur nach dem Prinzip der gegenseitigen Rücksichtsnahme begegnen –  gab es in Wien bisher nicht und die nicht gerade innovationsfreundlichen Wiener waren sehr skeptisch. Aber, siehe da, es funktioniert großartig. Weder hatten die Geschäftsleute große Umsatzeinbrüche, noch gab es nennenswerte Unfälle, noch haben sich an jedem Eck Jugendbanden  eingenistet. Es ist richtig gemütlich geworden, mit vielen Lokalen, vom Eissalon bis zum gediegenen Restaurant und vielen Straßenveranstaltungen.

Am Ende der Mariahilferstraße befindet sich das Museumsquartier, dort sind in den ehemaligen Stallungen der Hofburg und in einigen modernen Bauten verschiedene Museen und Veranstaltungsorte untergebracht. An der Ecke zwischen Mariahilferstraße und Museumsquartier gab es gestern abend ein „open piano“. Offenbar sollte da spielen wer immer wollte und konnte. Die Zuhörer saßen rundherum am Boden oder auf den dort stehenden Bänken. Dazwischen sind kleine, beleuchtete Wasserfontänen. Sehr idyllisch.

img_0278Ich habe mir vorgenommen unbedingt wieder öfter in der Stadt zu flanieren. Zeit muss ich mir eben nehmen.

Bei mir bist du scheen …..

Mein erster Programmpunkt für den Sommer war ein dreitägiger Zeichenkurs in einem Atelier, das für mich eine ganz besondere Bedeutung hat. Dort bin ich das erste mal vor einer Staffelei gestanden mit einem ernstzunehmenden Pinsel in der Hand. Ich habe die drei Tage sehr genossen, obwohl der Kurs selbst nicht besonders war. Aber ich bin so gerne in dieser Werkstätte.

Objektiv betrachtet ist es ein sehr großes aber ziemlich schäbiges Atelier. Wann haben Künstler auch schon viel Geld übrig für Einrichtung und Innendekoration ? Immerhin lebt dieses Atelier seit Jahrzehnten von Kunstkursen, Kunstreisen, Ausstellungen, Lesungen, philosophischen und literarischen Debatten …

Es herrscht hier auch der Geist des „Alles-kann-man-noch-für-irgendetwas brauchen“

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Das räumlich sehr großzügige Atelier entstand durch die Zusammenlegung einer Wohnung mit einem Gassenlokal

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Daher gibt es hier auch einen Hinterhof zur vielfältigen Nutzung. Eine unendlich wacklige, selbstgebaute Stiege führt hinunter.

IMG_8162Nicht besonders schön das Ganze? Mag sein, aber es handelt sich um Leidenschaft, um Begeisterung, um Liebe, was machen da solche Oberflächlichkeiten wie die räumliche Umgebung, die Einrichtung aus ! Das Klima ist auf jeden Fall ein weites, offenes, kreativitätsförderndes ….