Mein Atelierskollege der D ist Dauergast auf Flohmärkten und bei Altwarenhändlern in Wien und in seiner irischen Wohnumgebung. Er hat einen sehr guten Blick dafür, wo und wie ein altes Teil eingebaut werden könnte. Zum Leidwesen seiner Frau wirft er diesen kundigen Blick auf sehr, sehr viele Objekte. Manche davon gefallen mir sehr gut, etwa dieser Kopf, der auf dem Brunnen im irischen Garten montiert wurde
Schlagwort: Irland –
Impulswerkstatt – irisches Rosa


Beim Archivtieftauchen sah ich ein rosa Blubbern und fand dort diese ur-irischen Haut- und Haarfarben umflattert von Rosa.
Als Zugabe, ein Eindruck von demselben Feldfest: die irische Dorfmusik mit Nachwuchsmusiker und sehr grimmig dreinblickendem Bandleader. Einen Tartan mit Rosa-Anteil habe ich auch noch nie gesehen. Hier befinden wir uns im County Wexford, dessen typischer Tartan eher grün ist.

Mittwoch 28.Juli 2021 – Die Sonne der Freundlichkeit
Ein sehr gutes Gefühl ist es, wenn ich den Impuls mich zynisch bis abwertend zu äußern im Flug abfange und so lange mit ihm jongliere bis er aufgibt und verpufft. Der nächste Schritt wäre dann, das was ich sagen möchte freundlich oder zumindest neutral zu formulieren. Nun ja, daran arbeite ich wahrscheinlich noch die nächsten zwanzig Jahre. Ich kenne tatsächlich Leute, die das wirklich gut beherrschen: freundlich aber klar. Ich kenne aber auch solche, die überhaupt keine Impulskontrolle zu haben scheinen und eine Toleranzschwelle, die irgendwo unter dem Bodenniveau liegt. Solche schätze ich auch, weil sie mir vor Augen führen, wie absurd bis lächerlich man sich verhalten kann und wie wenig Wertschätzung und Sympathie man sich damit erwirbt.
9. November 2020
Heute kommt zu der allgemein wunderbar heiteren Stimmung bedingt durch Pandemie und Attentat noch der Faktor des Gedenktages an das Novemberpogrom 1938 hinzu. 82 Jahre ist das her und noch immer stehen überall auf der Welt aus gegebenem Anlass Polizei und Soldaten vor Synagogen und sonstigen jüdischen Einrichtungen. Bis vor wenigen Jahren sprach man noch in reinstem Nazijargon von der „Reichskristallnacht“. Ich werfe das niemandem vor, ich habe den eigentlich unsäglichen Begriff auch verwendet.
Inselromance ganz anderer Art – ABC-Extraetüde
Bei Christiane gibt es diese Woche eine Extra – ABC- Etüde
Die 6 Wörter der letzten 4 Wochen verpackt in einen 5oo Wörter-Text
Hätte ich mehr Zeit, würde ich daraus einen wesentlich längeren Text machen, aber es geht eben nicht. So hat es auch Spaß gemacht.
Es ist noch gar nicht so lange her, da fühlte sich die Insel Madeira einsam und beschloss nach einer anderen Insel zu suchen, mit der sie sich geistig und emotional austauschen könnte. Über die Möglichkeiten einer physischen Annäherung wollte sie noch nachdenken.
Wegen sprachlicher Gemeinsamkeiten und kultureller Ähnlichkeiten streckte sie – im übertragenen Sinn – ihre Fühler zunächst in Richtung der Azoren. Wunderbare Landschaften, ja, aber für das heitere, lebenslustige Madeira war da alles ein bisschen zu ernst und ein bisschen zu getragen, andererseits wiederum auch zu ähnlich. Man kennt das ja: es ist nicht ganz klar, warum es nicht passt, aber darüber, dass es nicht passt, besteht kein Zweifel.
Es gab ja noch andere Kandidaten, die Kapverdischen Inseln wurden als nächstes in Betracht gezogen. Die Kontaktaufnahme mit Cabo Verde fiel leider in die Zeit der Salazar-Diktatur in Portugal und so lernte Madeira zunächst das Konzentrationslager Tarrafal kennen, in dem der Diktator seine Feinde und Kritiker gefangen hielt. Entsetzt wandte sie sich ab und verhielt sich in den folgenden Jahren ganz still vor Angst, dass womöglich auch auf ihrem Gebiet solch verdorbene Krebsgeschwüre auftauchen könnten.
Als sie sich von ihrem Schreck erholt hatte, im Fall von Inseln kann das Jahre und Jahrzehnte dauern, war die Diktatur endlich beendet, nicht nur in Portugal auch im Nachbarland Spanien und so begann Madeira an die Kanarischen Inseln zu denken. Dass diese Inselgruppe nicht nach Vögeln sondern nach Hunden benannt worden war, wusste sie natürlich, auch dass es dort einen gewaltigen Vulkan und große Lavafelder gab, was ihr nicht so gut gefiel. Es war nun aber schon der dritte Anlauf für eine Inselbekanntschaft und daher beschloss Madeira alles gründlich zu prüfen bevor sie eine Entscheidung treffen würde.
Ein Café neben dem anderen, bevölkert mit Kohorten von lauten, schenkelklopfend-lustigen, Socken in Sandalen tragenden, militärisch brüllenden Menschen. Heuschreckenschwarmartig irrten und torkelten Betrunkene herum. Tenerife war offenbar besetzt worden und von militärisch besetzten Gebieten wollte Madeira auch nichts wissen. Wie sollte der Austausch mit so einer Insel auch aussehen …
Diesmal brauchte sie gut 20 Jahre um einen weiteren Versuch in Betracht zu ziehen. Sie wollte sich diesmal in den Norden orientieren. Island war ihr erstes Ziel. Doch, wie schrecklich, ihre zahlreichen und wunderschönen Blumen, die in einem ganzjährigen Frühlingsklima lebten, gründeten eine Gewerkschaft und riefen den Widerstand aus gegen Eis und Schnee und stürmische Winde.
Seufzend wollte Madeira resignieren, da fiel ihr Inselauge auf eine nicht ganz nördliche und nicht ganz südliche große Insel. Sanfter Nieselregen begoss gerade ihre üppige Vegetation. Malerische Klippen gab es überall dort, wo der Atlantik in die Küste hineinbiß. Die Bewohner waren freundlich, die Musik weich und schmiegsam. Die sanfte Melancholie, die über der Insel lag, kontrastierte auf das Angenehmste mit Madeiras Fröhlichkeit, die ja auch nicht frei war von portugiesischer Schwermut.
Als die Blumengewerkschaft den ersten heftigen Sturm vom Nordatlantik entdecken musste, war es zu spät: Madeira war heftig verliebt und ließ sich nicht mehr umstimmen. Den Traum von physischer Annäherung musste sie zwar aufgeben, aber seit Jahren führen nun Madeira und Irland eine romantische, gegenseitig in fast jeder Hinsicht befruchtende und sehr glücklich machende Fernbeziehung.