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Mittwoch 28. Februar – Blüten und Magyaren

Dass alles keimt und blüht finde ich eher bedrückend als erfreulich, weil die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass es nochmal kalt wird und dann alles abfriert. Das Pfirsichbäumchen vor meinem Fenster hat schon ein paar Blüten geöffnet und viele andere sind nah daran. Gerne würde ich ihm sagen „warte doch noch“ , es schaut aber stur in die andere Richtung und will mir ganz offensichtlich nicht zuhören.

Morgen endet der intensive Ungarischkurs, der ordentlich anstrengend war aber doch auch einiges weitergebracht hat. Wir fahren demnächst ein paar Tage nach Héviz, zum Entspannen für den F, zum Ungarisch üben für mich. Letzteres wird allerdings nicht einfach sein, weil es normalerweise so ist, dass viele Ungarn Deutsch können und potentielle Unterhaltungen mit Österreichern ihrerseits als Übungsgelegenheit nutzen wollen, oder es ist ihnen zu mühsam mit Leuten zu kommunizieren, die Ungarisch radebrechen. Wer außer den Muttersprachlern kann schon wirklich gut Ungarisch? Das heißt, dass man üblicherweise wenn man Einheimische auf Ungarisch anspricht eine Antwort auf Deutsch bekommt und sehr beharrlich sein muss um es eventuell zu einer kurzen ungarischen Unterhaltung zu bringen.

Eine besonders nette Anekdote dazu hat eine Kurskollegin gestern erzählt. Sie hätte – ihrer Meinung nach in leidlich korrektem Ungarisch – jemanden etwas gefragt und dieser Ungar hätte ihr mit „no english“ geantwortet. Wir haben sehr gelacht.

Montag 27.November, polyglotte Sonnen und Monde am 66.Herbsttag

Der Mond sieht diesig aus und sehr weit entfernt als ich abends über die Brücke in Richtung U-Bahn gehe. Ich erinnere mich an den August-Vollmond, der groß und hellleuchtend von derselben Brücke aus gesehen direkt über der Sternwarte zu stehen schien und direkt über dem großen Café gleich am Wasser. Die Stimmung im Sommer war heiter, heute ist sie herbstlich-nachdenklich.

Im Deutschen ist der Mond männlich und die Sonne weiblich, in allen romanischen Sprachen ist das gerade umgekehrt. Auch bei den Griechen gibt es sogar mehrere Mondgöttinnen und Helios den Sonnengott.
Das Ungarische hat keine grammatischen Geschlechter, die Frage ob Sonne und Mond männlich oder weiblich sind, stellt sich somit nicht. Insbesondere auch deswegen weil „Tag“ und „Sonne“ mit dem gleichen Wort bezeichnet werden. Ich habe gerade einen ersten Blick auf das Thema „ungarische Mythologie“ geworfen. Klingt interessant und ich werde es weiter verfolgen, aber nicht gerade jetzt.

Kompliziert genug ist die ungarische Sprache an sich. Wir haben gerade die verschiedenen Arten kennengelernt, wie man auf ungarisch „mögen“, „wollen“, „lieben“ ausdrückt. Sieht ziemlich subtil aus. Warum auch nicht, das Thema ist schließlich im Leben auch nicht ganz unkompliziert.

Dienstag 10. Oktober 2023 – gegen Osten am 16. Herbsttag

Bisher ist immer irgendetwas dazwischen gekommen, aber heute habe ich endlich einmal einen Nachmittag in Ungarn verbracht. Es ist wirklich nicht weit: etwas mehr als eine Stunde mit dem Zug bis Sopron. Zwar war es ein trüber regnerischer Tag, aber das habe ich nicht als Hindernis betrachtet und praktisch jede Tafel, jedes Plakat, jede Inschrift die mir untergekommen sind gelesen und dies und das verstanden und sprachlich eine Menge gelernt.

Sopron ist auch eine hübsche Stadt. Hier zum Beispiel ihr Wahrzeichen, der Feuerturm. Er steht auf römischem Fundament, sein walzenförmiger Teil stammt aus dem Mittelalter, sein Balkon und Uhrturm aus der Renaissance, und seine Kuppel aus dem Barock. Der perfekte Stilmix.

Die Altstadt ist insgesamt sehr sehenswert. Einzelheiten bleiben mir für noch viele Ausflüge ins Nachbarland.

Aber ich war ja nicht zwecks Stadtbesichtigung unterwegs sondern zur Sprachimmersion. Dafür ist ein Nachmittag sehr wenig, aber immerhin hat es mich gefreut, wenn ich immer wieder etwas verstanden habe. Zum Beispiel habe ich mich in einem Café zwischen zwei Gruppen von Ungarinnen gesetzt, die lebhafte Unterhaltungen führten. Immer wieder habe ich Teile davon verstanden. Ich habe mich auch bemüht in Geschäften, Lokalen, am Bahnhof, auf der Straße kleine Unterhaltungen zu führen. Die Ungarn haben ihrem Ruf alle Ehre gemacht und waren durchwegs äußerst freundlich und offen. Und so war die Wirkung von einem kurzen Nachmittag gar nicht schlecht.

Wichtig beim Sprachenlernen ist es einerseits ein Strukturnetz aufzubauen, in das man neu gelernte Grammatik „einhängen“ und mit schon vorhandenen Teilen vernetzen kann und andererseits Vokabel ins Langzeitgedächtnis zu befördern. Beim Strukturnetzbau habe ich gar keine Probleme, aber das Festigen der Vokabelkenntnisse gelingt umso besser je jünger man ist, am besten lernt man Fremdsprachen vor dem maximal 15. Lebensjahr, am besten noch viel früher. Das geht nun nicht mehr und so erfordert das Lernen einer so schwierigen Sprache als Erwachsene doch einiges an Energie und Motivation.

Samstag 2.9.2023 – Schleusen und Albanistik am fünfundsiebzigsten Sommertag

Sehr viele Schiffe fahren täglich durch die Schleuse am Donaukraftwerk, auch sehr lange. Aus der Nähe betrachtet sehen die Tore gar nicht so solid aus, was sie aber natürlich sein müssen um die enormen Mengen an Wasser zu halten, die in die Schleusenkammer hineingepumpt werden.

Ganz dicht sind sie auch nicht, aber auf die kleinen Rinnsale, die man herunterspritzen sieht, wird es wohl insgesamt nicht ankommen.

Eigentlich ist es zu heiß zum Radeln entlang der Donau, aber ich war schon so lange nicht mehr in PB, dass das heute unbedingt sein musste. Es hat noch richtig sommerliche Temperaturen um die 29 Grad, aber auf dem Land kann man sich ja darauf verlassen, dass es abends kühl wird.

Das ungarische Kulturinstitut hat ein herausragendes Talent dafür Verantaltungen jeder Art anzubieten, die bestenfalls eine winzige Gruppe von Interessenten finden kann, wenn überhaupt. Kürzlich gab es einen Vortrag über die Forschungsbereiche ungarischer Albanistik.Ich interessiere mich wirklich für sehr viel, aber die ungarische Albanistikforschung gehört nicht dazu. Nun gibt es eine Ausstellung von Werbeplakaten für Urlaub am Balaton aus den Jahren 1930 bis 1936. Auch diese werde ich mir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht anschauen.

Donnerstag 24. August, sechsundsechzigster Sommertag, ohne Abkühlung aber mit Flugzeugabsturz

Von meinen Kurskollegen kommen fünf direkt von der Arbeit. Hut ab! Nach acht oder mehr Stunden Arbeit noch fast vier Stunden Ungarischlernen und das zwei Wochen lang ist keine Kleinigkeit. Auch das Institut ist zu loben: es wurden sogar zwei Klimageräte aufgestellt in dem großen Raum, in dem der Kurs stattfindet. Wahrscheinlich ein Ergebnis der Erkenntnis, dass sich bis Kursende vielleicht nichts an der Lage ändern wird. Die Abkühlung, die zuerst für Donnerstag vorhergesagt war, wurde dann für Samstag vermutet, dann für Sonntag und nun sind wir bei Dienstag angelangt. Langsam entsteht der Eindruck, dass es nie wieder aufhören wird.
Für Leute, die ohnehin Kurse an dem Institut absolvieren, sind die sommerlichen Intensivkurse gratis bzw durch die Minderheitenförderung finanziert. Es gibt ja im Burgenland, das erst 1921 ein Teil Österreichs wurde, eine ungarische Minderheit, die Schulen und sonstige Bildungseinrichtungen betreibt und darunter fällt auch diese Sprachschule.

Was habe ich gerade gehört: Prigoschin ist nicht wie andere Oligarchen aus dem Fenster gefallen oder vergiftet worden, nein, er starb offenbar bei einem Flugzeugabsturz. Darüber, dass sein Ableben nur eine Frage der Zeit war, waren sich alle einig, politische Beobachter, Journalisten von der seriösen Seite und vom Boulevard, auch die große Politik. Wenn Biden meint, er wäre nicht überrascht von der Nachricht, so trifft das wohl auf ziemlich alle zu. Aber wer weiß, vielleicht war es auch ein Manöver Prigoschins, der dann irgendwann als strahlender Held wieder auftauchen will und sicher keine Skrupel hätte, andere für sich in den Tod zu schicken. Skrupel sind in dieser Weltgegend derzeit ohnehin ein so rares Gut, dass erst gar niemand versucht es zu erwerben.

Mittwoch 23. August – am fünfundsechzigsten Sommertag mit geschwungener Esche, Hundstagen und neun Ungarischlernenwollenden im Hitzeturm

Von einem gewaltigen Donnerschlag wache ich auf und vom Regen der gegen die metallenen Außenjalousien schlägt. Wunderbare Geräusche zumal es kein Unwetter sondern nur das Ergebnis von ein paar Gewitterwölkchen ist. Die Mini-Abkühlung wird nicht halten, es sind für heute 35 Grad angesagt, aber immerhin einmal unter Tags so richtig durchlüften. Auch wenn am Sonntag hoffentlich die ganz große Hitze gebrochen sein wird, dauert es ja wieder ewig bis die heiße Luft aus der Wohnung draußen ist.
Dabei fällt mir ein, dass heute der 23. August ist, der Tag an dem traditionellerweise die Hundstage zu Ende sind. Naja, diese Erfahrungswerte kann man alle einstampfen.

Neun Teilnehmer hat mein Ungarisch-Intensivkurs. Könnte gut sein, dass die alle bleiben. Wer bei schwülen 36 Grad mitten in der Stadt an einem zweiwöchigen Kurs teilnehmen möchte, ist ganz bestimmt hochmotiviert. Zwar beginnt der Kurs bei einem Thema, von dem ich noch nichts gelernt habe, aber das macht gar nichts, auf ein weiteres kleines Hindernis kommt es nicht an.
Das Drumherum war heftig. Zur heißesten Zeit zu Fuss zur U-Bahn, in der U-Bahn selbst angenehme Kühle, dann raus und rein mitten in die Stadt, wo es gut noch ein Grad mehr hat als in meiner Wohngegend, noch ein Stück zufuss, grauenhafte Hitze auch im Gebäude des Ungarisch-Instituts, aber dann die angenehme Entdeckung: sie haben ein Klimagerät angeschafft. So eines bei dem man einen Schlauch aus dem Fenster hängt. Es ist aber erstaunlich effizient worüber alle sehr froh waren. Ohne wäre es sehr schwer zu ertragen gewesen: das Gebäude ist hoch, hat große Glasflächen und man muss ja auch sein Hirn aus der Matschigkeit heraus zum Funktionieren zwingen.

Ganz verliebt bin ich in meine neuen schwungvollen Esstischsessel. Geölte Esche und mir gefällt nicht nur der Schwung sondern auch die Holzstruktur sehr gut. Überhaupt ist Holz ein wunderbares Material zum Ansehen, zum Angreifen … Am Montag sind sie endlich geliefert worden. Die Sessel konnten im Aufzug reisen, die Tischplatte auch, aber den Unterbau des Tischs mussten die beiden Monteure die sechs Stockwerke durch den glühenden Gang hinaufschleppen. Bei dem Anblick habe ich im Geist das Trinkgeld verdoppelt. Es ist der gleiche Tischler bei dem wir die Möbel für PB gekauft haben und auch die beiden Tischler/Monteure kannte ich schon.

Warum die hellgrauen Fliesen hier blau aussehen ist mir ein Rätsel, aber die Farbkomposition gefällt mir gut.

Dienstag 7. März 2023- Der Wechsel des Bootes könnte die Überfahrt ermöglichen

Ich habe den Ungarischkurs gewechselt. Und ja, mit großem Erfolg. Alles, was mich an der früheren Lehrerin gestört hat, fällt bei dieser weg.

Sie verbringt nicht einen viel zu langen Teil der Kurszeit mit dem Erzählen von privaten G´schichtln auf Deutsch, sie hat einen eindeutigen roten Faden in ihrem Unterricht, sie schweift nicht vom Hundertsten ins Tausendste ab (wenn es zB darum geht ein Wort zu vermitteln, so schreibt sie nicht 25 weitere daraus abgeleitete Wörter auf und unterlässt die Schleife über die seltenen Ausnahmen bei der Bildung des 17. Konjunktivs)

Neue Grammatik wird auch geübt und nicht ausschließlich mit unbekannten Vokabeln (was ein absolutes no go im Sprachunterricht ist) Es ist nicht mehr so wie bei der Vorgängerin, dass irgendwelche komplizierten Grammatikkapitel mit tausenden Ausnahmen besprochen wurden und nachdem sie einmal besprochen worden waren nie wieder vorkamen.

Dadurch war es extrem schwer bis unmöglich so etwas wie ein Übersichtsbild zu gewinnen. Wenn man ein Puzzle fertig bringen möchte, ist es sinnvoll zuerst den Rahmen zu legen und dann zu versuchen neue kleine Teile an ihren Platz zu legen und mit dem Rand zu verbinden. Im Unterricht der verflossenen Ungarischlehrerin wurden prinzipiell einzelne Steine irgendwo hingelegt und das Suchen der Verbindungen war ihr nicht einmal ein Anliegen. Der Anblick eines 10.000 Teile Puzzles zerlegt in einzelne Teile ohne Anhaltspunkte, was wo hingehören könnte, ist nicht eben motivierend.

Beim Lernen einer Sprache ist es auch eine recht vorsintflutliche Methode zu jedem neuen Grammatikpunkt auch alle denkbaren Ausnahmen zu lernen, anstatt erst einmal die regelmäßige Form zu verinnerlichen, die man dann erst wenn man sie beherrscht mit Ausnahmen dekorieren kann.

Äußerst positiv ist auch, dass das Sprechen geübt wird, was die frühere Lehrerin selten getan hat, weil aufgrund ihres fragmentierten Unterrichts kaum jemand in der Lage war, mehr als ein paar wenige auswendig gelernte Standardsätze von sich zu geben.

Also, ich bin kurz gesagt, sehr zufrieden. Die neue Gruppe besteht – mit mir – aus vier Leuten, was die unterste Grenze in diesem Institut ist. Die frühere Gruppe war auch nur wenig größer und ebenfalls sehr nett. Es ist aber nicht konstruktiv eine Lerngruppe zu wählen, die als einzigen Pluspunkt die nette Gruppe und auch die durchaus nette Lehrerin hat, die aber einen miserablen Unterricht macht.

Einfach so

Auf ungarisch CSAK ÚGY. Das „gy“ gehört zu den sehr schwer aussprechbaren Lauten des Ungarischen. Erinnert mich an einen portugiesischen Freund, der einmal meinte, dass die Ausländer es nie schaffen würden MAGALHÃES richtig auszusprechen. Mein Einwurf, dass es sich bei den Ausländern um 90% der Weltbevölkerung handelt, hat ihn nicht beeindruckt. Sämtliche Ungarn und Ungarinnen, die mir bis jetzt untergekommen sind, hatten aber allergrößtes Verständnis dafür, dass ihre Sprache, die schönste und melodischte der Welt eben auch schwer zu lernen sei.

Mittwoch 7. Juli 2022

Es trifft sich gut, dass mein ungarischer Sommerintensivkurs zwischen den Hitzewellen stattfindet. Es wäre sonst sehr beschwerlich, dreimal in der Woche bei glühender Hitze dort hinzufahren. Aber es ist temperaturmäßig richtig angenehm. Nicht nur temperaturmäßig, auch der Kurs als solcher ist gut. Er wird von einer routinierten Sprachlehrerin abgehalten, der es gelingt, Ungarisch so zu unterrichten, dass man den Eindruck gewinnt, dass diese Sprache erlernt werden kann und nicht nur von Kleinkindern. Ich habe bisher in zwei Abenden mehr geredet als in den zwei Semestern davor.

Es ist auch eine nette Gruppe, die aber wie alle solche Gruppen einer starken Schrumpfung ausgesetzt ist. Am ersten Abend waren es zwölf Leute, am zweiten neun. Ich bin gespannt, wie viele nach zwei Wochen übrigbleiben werden. Die Motive zum Ungarischlernen sind nicht vielfältig. Die einen haben Freunde, Freundinnen, Partner, Partnerinnen, die Ungarn sind. Die andere Gruppe besitzt Häuser in Ungarn, die meisten in Sopron. Außer mir gibt es noch einen zweiten Lernenden, dessen Motivation auch nur die Freude an der Sache ist.

Die Lehrerin ist Ungarin mit einem nahezu perfekten Deutsch. Zu Beginn des ersten Kurses war ich mir nicht sicher, ob sie wirklich Ungarin ist, aber nach über drei Stunden guten Unterrichts mit viel Einsatz ihrerseits, konnte man gelegentlich einen klitzekleinen Akzent durchblitzen hören, aber mir ist kein einziger Deutsch-Fehler aufgefallen. Und ich bin eine sehr kritische Hörerin.

Mit anderen Worten hat sich meine Ungarischlernsituation wesentlich verbessert und ich überlege schon, wann ich einen Abstecher ins Nachbarland mache um ein wenig zu üben, falls mir das gelingt, denn nahe der Grenze gibt es recht viele Ungarn und Ungarinnen, die ausgezeichnet Deutsch können und es als Freundlichkeit ihrerseits betrachten, kein Wort Ungarisch von sich zu geben.



Mittwoch, 29.Juni 2022 – Gedankenfetzen

Den letzten Ungarischkurs in diesem Semester habe ich absolviert. In letzter Zeit habe ich etwas geschwächelt, weil anderweitig gar so viel los war, aber ich habe mich schon für zwei Intensivwochen im Juli angemeldet um die Grundpfeiler besser einzuzementieren. Hoffentlich werde ich das nicht bereuen, denn die Stadt glüht jetzt schon und es ist erst Ende Juni. Aber wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe…

Ich überlege, mir im Herbst jemanden zur Konversation zu engagieren. Sehr viel geht da noch nicht, aber man muss ja irgendwie damit anfangen, die Grammatik und Vokabel zusammenzusetzen und ins Leben zu bringen.

Aus gegebenem Anlass rätsle ich gerade über „schlagen“, „vorschlagen“, „zuschlagen“, „beschlagen“. Deutsch ist nicht ganz so schwierig wie ungarisch, aber auch ziemlich furchtbar.

Auch im Atelier hätte ich sturmfreie Bude, der D ist in Irland und kommt erst gegen Ende August zurück, aber zum Malen fehlt s mir gerade an Motivation, kommt auch nicht oft vor. Heute um 11h hat es bereits 30 Grad, da kann man sich auf den Nachmittag richtig freuen ! Der F sagt, im Sommer wäre die Hitze mein vorrangiges Thema. Das ist nicht falsch, aber wenigstens findet er nicht, dass sie mein einziges Thema ist. Wenn er heute nachhause kommt und unter der Hitze stöhnt, es werden wahrscheinlich mehr als 36 Grad, werde ich bedeutungsschwer die Stirn runzeln oder so

Echtes Lángos

Lángos gibt es in Wien seit Jahrhunderten. Es gehört zum Besuch des Wurstlpraters unbedingt dazu. Das Lángos, das im Prater verkauft wird, ist ein dünnes, knuspriges Fladenbrot. Das Lángos, das bei einem ungarischen Stand verkauft wurde, dem Original also näher, war völlig anders, mit allem Möglichen gefüllt. Es gab sogar eine süße Variante mit Schoko und Zimt.

Die Version mit Rahm und Käse
Die Version mit Schinken und Käse

Ungarn in Wien

Ein kleines ungarisches Festival gab es an diesem Wochenende im Prater. Es war nicht umwerfend, aber doch ganz nett. Zum Abschluss wurde ein Musical aufgeführt. Ich war ziemlich begeistert, dass ich doch hin und wieder ein Wort verstanden habe, solche, die auf der Bühne gesprochen oder gesungen wurden und solche, die von den anwesenden Ungarn gesagt wurden. Ein paar Monate bei so intensiver Berieselung und ich könnte die Sprache einigermaßen fließend. Das schönste, was ich verstanden habe war „Gulyaskommunismusban“, das -ban ist eine Ortsangabe

Mittwoch 11. Mai 2022 – Napló

An der Ungarischfront geht es gerade hoch her. Wir haben einen ersten Test gemacht mit dessen Ergebnis ich ganz zufrieden bin, nur bei den Vokabeln hapert es noch etwas. Wenn man aber bedenkt, wie schwierig sie zu merken sind, weil es kaum jemals irgendeine Ähnlichkeit mit einer mir bekannten Sprache gibt, dann sieht es damit auch nicht so schlecht aus. Als kleine Kostprobe die Wochentage, besonders der Donnerstag hat es mir angetan.


hetfő – kedd – szerda – csütörtök – péntek – szombat – vasárnap

Ich habe eine sehr brauchbare ungarische Tastatur gefunden, die auch vorliest. Die Akzente sind ja leicht zu setzten, Umlaute gibt es auf einer deutschen Tastatur auch, aber im Ungarischen unterscheidet man zwischen langen und kurzen Umlauten:
őőőőő   ööööö
űűűűű    üüüüü

Meine Begeisterung für die Sprache ist ungebrochen. Einer meiner Mitlernenden meinte, dass seine Motivation durch die Wiederwahl von Orbán doch deutlich beeinträchtigt wäre. Für mich ist das nicht so. Weder hat Orbán die Sprache erfunden noch beeinflusst er sie und ewig wird er auch nicht an der Macht bleiben.

Auf bis zu dreißig Grad soll die Temperatur heute ansteigen. Ich verstehe wirklich nicht, was es denn da zu jubeln gibt. Dreißig im Mai, fünfundvierzig im Juli ?

Neues aus der Puszta

Langsam, langsam, noch langsamer gelingen mir meine ersten selbstständigen ungarischen Sätze wie „zum Frühstück trinke ich Tee“ oder „ich lerne gerne Sprachen“ . Ganz einfache Sätze, wenn nicht im Ungarischen alles kompliziert wäre. Aber ich sehe schon Fortschritte. Allerdings habe ich auch noch in keine der Sprachen, die ich gelernt habe auch nur annähernd so viel Zeit und Energie hineingesteckt..

A propos „hineingesteckt“: es gibt im Ungarischen abgesehen von gefühlt tausenden Suffixen auch noch eine Menge Verbalpräfixe. Diese sind im Deutschen auch sehr kompliziert. Trennbare und untrennbare Verbalsuffixe gibt es da. Man erkläre einmal einem Deutschlernenden warum es „Ich entdecke es“, aber „ich decke es auf“ heißt und „ich bedecke es“ aber „ich decke es zu“. Wobei ich es beim letzten Beispiel auch geradezu unmöglich finde, jemandem den Unterschied in der Bedeutung zu erklären. Ich habe aber auch keine Erfahrung dabei, jemandem Deutsch beizubringen.

Nachdem ich mich intensiv über das einsprachige Ungarisch-Lehrbuch und den unendlich langweiligen Kurs beschwert habe, ja siehe da ….. es gibt deutsche Erklärungen für das einsprachige Buch, nur wusste unsere Kursleiterin das nicht. Sie wusste auch nicht, dass es eine sehr hilfreiche Grammatik zu dem Buch auf Deutsch gibt und auch noch jede Menge Unterrichtsmaterialien für Lehrende, die man natürlich auch als Lernende verwenden kann. Mir kommt vor, ihre Chefin hat ein paar klärende Sätze zu ihr gesprochen (ich will mir gar nicht vorstellen, wie das auf ungarisch klingen mag).
Das Ergebnis ist hocherfreulich: der Kurs ist um 100% besser, aktiver, interessanter geworden. Ich fürchte daraus schließe ich, dass noble Zurückhaltung nicht immer die zielführendste Verhaltensweise ist.

Unmöglich ist gar nix

Kleine Einblicke in das Ungarische. Das Wort „vagy“ ist entweder die dritte Person Singular vom Verb „sein“, also „er/sie ist“ oder es bedeutet „oder“. Wenn ich also sagen möchte „oder er ist“ ? Langsam wundert es mich nicht mehr, dass die ungarische Sprachschule für jedes Niveau auch immer einen Wiederholungskurs anbietet. lch werde aber (noch) keinen solchen besuchen sondern einen zweiten Teil A1. Meine Mitlernenden sind weder schneller noch besser unterwegs als ich obwohl sie alle einiges an Vorkenntnissen hatten. Ich liebe es, wenn ich in einem Kurs – worüber auch immer – anfangs die schwächste bin. So eine Situation motiviert mich und ich lerne. Dabei bin ich sonst nicht besonders ehrgeizig, in so einem Fall dann schon.

Der F ist auf ein „Visuelles Wörterbuch – ungarisch“ gestoßen. Früher hieß so etwas „Bildwörterbuch“. Es ist genau dasselbe Konzept: Vokabular verschiedener Lebensbereiche wird bebildert. Es ist sehr hübsch gemacht und durchaus nützlich. Ein paar Vokabel-Gustostücke:
természettudomány – die Naturwissenschaften ohne jedes Suffix. Das ist nur die Grundform des Wortes an die man allerhand anhängen kann
mozgáskorlátozottparkolóhely – der Behindertenparkplatz, auch dieses Wort kann noch beträchtlich verlängert werden.

Kurz gesagt, die Herausforderung ist beträchtlich. wenn ich mir eine andere Sprache ausgesucht hätte, auch eine schwierigere wie zB. Russisch könnte ich wahrscheinlich schon elementaren Smalltalk. Davon ist auf Ungarisch noch nicht die Rede.