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Zentralfriedhof – 1-

Zu Zeiten als in Wien die Schweizer-Witze aktuell waren (mittlerweile macht man über die Schweizer keine Witze mehr sondern bewundert sie) jedenfalls hieß es damals, dass der Zentralfriedhof nur halb so groß sei wie Bern aber dafür doppelt so lustig. Wie dem auch immer sein möge, der Zentralfriedhof ist gigantisch groß, 2,5 Quadratkilometer. Er wurde 1874 gegründet in der Absicht alle anderen Wiener Friedhöfe nach Möglichkeit aufzulassen. Daher wurden Gräber, Grabsteine, Mausoleen auf den Zentralfriedhof verlegt und es herrscht dort heute eine enorme Dichte an wirklich berühmten Persönlichkeiten und solchen, die sich durch besonders auffällige und meist höchst geschmacklose Denkmäler zu solchen machen wollten.

Wir waren gar nicht besinnlich unterwegs. Kein Wunder, die Sonne strahlte, das Wahlergebnis drohte. Auf dem Zentralfriedhof herrschte Urlaubsstimmung. Radfahrer, Spaziergänger, Touristen. Dennoch gab es Gräber, die auch bei dieser Stimmung sehr beeindruckend waren.

Dorothea Neff, eine Schauspielerin, die im letzten Drittel ihres Lebens erblindete, versteckte eine Freundin, Lili Wolff, 4 Jahre lang vor den Nazis. In diesem Grab ist sie gemeinsam mit ihrer langjährigen Lebensgefährtin Eva Zilcher begraben.

Mir haben die Schattenspiele über der Totenmaske einer Blinden sehr gut gefallen. Der Spruch ist meines Wissens aus der Tora.

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Klein, kleiner, am kleinsten

Oft sprechen Menschen von „meiner kleinen Welt“, „meinem kleinen Eckchen“ und ähnlichem. Aber kann es denn kleine oder auch größere Welten geben, die von allem anderen getrennt sind ? Das Leben bläst doch überall durch und verbindet alles mit allem. Man betrügt und beschränkt sich nur selbst, wenn man meint, sich in eine von der Umwelt abgegrenzte Idylle (oder Privathölle) zurückziehen zu können .

Der Geist weht überall …

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Daggi 9 – das Evangelium nach Pilatus

Eric-Emmanuel Schmitt „Das Evangelium nach Pilatus“

Fischer Taschenbuch 2007

Originalausgabe : „L´Evangile selon Pilate“ Editions Albin Michel: Paris 2000, 2005IMG_7563

Aufgabe 10: ein Buch mit einem Tier oder einer Pflanze auf dem Cover

Mein dritter Schmitt ist ausgelesen. Es wird nicht der letzte bleiben, da gibt es noch mindestens einen Titel, der mich interessiert.

Auch dieser Text war ebenso flüssig wie interessant zu lesen. Der erste Teil spricht aus der Perspektive von Jesus als Ich-Erzähler, der zweite aus jener von Pilatus. Beide Erzähler haben – aus meiner Sicht – überraschende Züge und beide machen innerhalb des geschilderten Zeitraums erstaunliche Entwicklungen durch. Abschließend  gibt es noch einen kurzen dritten Teil, in dem die Gechichte des Romans und seiner Veröffentlichung erzählt wird.

Ich finde den Text ganz hervorragend geschrieben. Er hält die Balance zwischen der Erzählung der Handlung und spirituellen, mystischen und philosophischen Schleifen, die Schmitt die beiden Ich-Erzähler machen läßt.

Das verblüffende an Eric-Emmanuel Schmitt ist das von ihm so genannte „Gotteserlebnis“, das er in einer in der Wüste verbrachten Nacht  hatte und das ihn zum Gläubigen machte. Dieses Erlebnis finde ich beunruhigend, seltsam, unglaubwürdig, aber ich halte es nicht für einen Publicity-Gag. Schließlich hat das offenbar ganz besonders spirituelle Ambiente der Wüste schon vieles hervorgebracht

Das nicht geschriebene Posting

Ich bin froh das, was ich schreiben wollte, nicht geschrieben zu haben. Muss man alles, was man sich zu einem bestimmten Thema so denkt, gleich in die Welt hinausposaunen ? Nein, muss man nicht, sollte man vielleicht auch gar nicht. Und das Kundtun des Ärgers über manche Gruppen von Menschen und deren Einstellung zum Leben und zu anderen, trägt auch nix zur Verbesserung der Dinge bei.

Nein, ich wollte nicht über Dschihadisten und Terror schreiben. Höchstens über subtilere Formen des (Meinungs)terrors. Aber ich tu´s ja nicht und bin damit sehr zufrieden. Aber ein paar Fotos …… Unglaublich, die sind von April und ganz zufällig entstanden, aber die Körpersprache und das Mienenspiel der Damen passen hervorragend zu  meinem nichtgeschriebenen Text.

Vom Gleichgewicht zwischen Virtuellem und Realem

Kürzlich habe ich mich bei dem Gedanken überrascht, dass es gar nicht der Mühe wert wäre, an einem bestimmten Ereignis teilzunehmen, wenn ich meine Kamera nicht mitnehmen würde.

Das hat mich erschreckt.

Niemals möchte ich dazu kommen die Qualität von gelebter, erlebter Zeit danach zu beurteilen, wie gut die Bilder davon geworden sind. Eine wirklich schlimme Vorstellung …

Fazit ? weniger fotografieren ? weniger bloggen ? Bewußter mit der Frage umgehen ? Wohl letzteres …

Verschwinden …..

Wie das wohl sein muss, wenn sie keinen Sinn mehr ergeben die Linien, Wellen, Kringeln aus denen Schrift besteht, die Punkte an verschiedenen Stellen, die Auf- und Abstriche. Wenn man auf das Schriftbild schaut und keine Bedeutung mehr darin finden kann, wenn man die Fähigkeit verloren hat den Code zu entschlüsseln, der die gesamte innere und äußere Menschenwelt im Großen und in allen ihren Details widergeben kann.

Oder wenn die Linien zwar noch als Buchstaben und Wörter erkenntlich sind, die Worte aber keinen Sinn mehr ergeben, wenn der Begriff mit den Neuronen, die ihn gepeichert hatten untergegangen ist.