Autor: Myriade

Die unvollkommene Mohnblume – Impulswerkstatt

Hier geht es zur Einladung zur Impulswerstatt für Mai.Juni

Hier finden sich alle Beiträge aus der Mai-Juni-Runde

Es wird allerhöchste Zeit, dass ich selbst wieder einmal einen Beitrag zur Impulswerkstatt beisteuere, wenn schon keinen Text, so ein Foto. In PB blüht der Mohn wild wohin man schaut, aber es gibt keine Mohnfelder wie im oberen Waldviertel, was nicht heißt, dass es hier nicht auch jede Menge Mohngebäck und Mohnkuchen gäbe. Ein Mohn-Birnen-Kuchen etwa hat heute ganz großartig geschmeckt während wir bei einer Modenschau auf dem Rathausplatz zugesehen haben. Eine sehr sympathische Veranstaltung.

ABC – Etüden – der unterschätzte Held

Bei Christiane
Die Wörter sind diesmal von Cynthia, der Querfühlerin
3 vorgegebene Wörter (siehe unten) sind in einem Text von 300 Wörtern unterzubringen

Zu meiner Impulswerkstatt ist mir immer noch nichts eingefallen, aber eine Etüde hat mich aus einem Maulwurfshügel angelächelt. Hier ist sie ;

Eigentlich hatte er es niemandem erzählen wollen, gar niemandem. Er konnte sich gut vorstellen, welche Absichten man ihm unterstellen würde. Er lag ohnehin im Krieg mit seiner Umgebung, der physischen und der digitalen und diesen bösartigen Figuren wollte er keine weiteren Angriffsflächen bieten. Nur seinen besten, eigentlich einzigen Freund wollte er einweihen, denjenigen dem er auch die Wohnungsschlüssel geben würde und das Kuvert mit der Adresse des Notars.

Doch er musste eine herbe Enttäuschung erleben. „ja, bist du denn jetzt ganz deppert geworden ! Das darf ja nicht wahr sein! Da kannst dich aber einfacher umbringen!“ Auch Leo verstand ihn also nicht. Das hätte er nicht erwartet. Dass ihn die ignoranten Banausen seines Umfelds nicht verstehen könnten, war ihm schon klar gewesen, aber dass auch Leo so ein Kleingeist war, das hätte er nicht erwartet. Sein Entschluss war doch ein heldenhafter, lobenswerter, der ihn als Mann ins richtige Licht setzte. Als Mann, der zwar nicht mehr jung war aber mutiger als drei jüngere zusammengenommen.

In zwei Tagen sollte es losgehen. Alles war bereit. Es fehlte ihm nur eines: der bewundernde Abschiedsapplaus, die weinenden Frauen, die fahnenschwenkenden Männer, die eigentlich neidisch waren und seinen Mut bewunderten, oder doch zumindest das Verständnis und die Anerkennung seines Freundes, der doch in vielen Fragen seiner Meinung war obwohl die dumpfe Masse ganz anders dachte.

Es ließ ihm keine Ruhe. Allein der Tonfall in dem Leo seinen Entschluss kommentiert hatte. Wo blieb die begeisterte Zustimmung? Er hatte sogar gehofft, dass er sich fürs Mitkommen interessieren würde, diesen Gedanken aber wieder verworfen, weil ja jemand zuhause die Stellung halten musste. Nach langer Überlegung schließlich begrub er alle Zweifel, Sein Weg war richtig, heldenhaft und eine Chance für die Allgemeinheit. Diese spießigen Deppen mit den riesigen Scheuklappen konnten es nur nicht begreifen. Jawohl, die Fremdenlegion wartete auf ihn.

(300 Wörter)

Donnerstag 9. Mai 2024 – Pflanzen, Fluss und Plakate

Die letzten von den kürzlich gekauften Blumen und Gemüsepflanzen noch eingesetzt und heftig eingewassert. Die Wohnungssitterin kann erst am Samstag gießen und die Wettervoraussage bietet so ziemlich alles. Ein paar Sachen in meinen kleinsten Koffer geworfen und ab nach PB. Es steht ein langes Wochenende bevor.Ich bin immer noch ziemlich matsch und habe mir ein Spazier- und Lesewochenende vorgenommen. Im Normalfall kommen die Dinge nicht so, wie man sie sich vornimmt, aber vielleicht ist diesmal die Ausnahme.

Das Auto war zwar seit Hèviz noch nicht in der Werkstatt, der Service-Termin ist erst nächste Woche, aber es fährt völlig problemlos. Der ungarische Mechaniker muss ein unerkanntes Genie sein.

Seit Tagen denke ich über ein paar Texte nach, aber es wird und wird nix. Ich warte darauf, dass es mir demnächst wieder gelingen wird, Worte sinnvoll aneinander zu reihen, einen kleinen Spannungsbogen einzuziehen und einen guten Schlußsatz, der über den Text hinausführt. Ich bin schon recht ungeduldig.mit mir selbst.

Endlich einmal haben wir das Fischrestaurant an der Donau offen vorgefunden. Der Blick aus dem Gastgarten ist so schön, dass ich unbedingt draußen sitzen will und gerne meine ungarische Jacke anziehe und mich auch noch in eine der roten Decken des Hauses einwickle. So kalt ist es ja nun auch wieder nicht, aber es erhöht den Gemütlichkeitsfaktor. Auf unsere Seite des Flusses scheint die Sonne nicht mehr, aber auf die andere und dort sieht es aus wie an einem Sommernachmittag mit besonders grünem Grün. Die Rechnung bringt leichte Ernüchterung, aber es hilft ja nichts.

Die Lage in der österreichischen Innenpolitik ist gerade wieder einmal hoffnungslos aber nicht ernst. Nein, ich will nicht herausfinden, von wem der Satz nun eigentlich stammt, er passt einfach hervorragend. Die Wahlplakate der FPÖ für die EU-Wahl sehen aus, als stammten sie aus der gleichen Quelle wie die Orbán -Plakate, die in Ungarn hinter Glas herumhängn.

Wupperdrabble – Lottogewinn

Ein Drabble ist ein Mini-Text bestehend aus genau 100 Wörtern.
Bei Reiners Projekt werden zusätzlich drei Wörter zum Einbauen vorgegeben
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Diesmal: Familienzusammenkunft – verkneifen – reserviert

„Den großen Saal hat er reserviert und ein Buffet für fünfzig Leute. Fünfzig! Für ein Familientreffen hat er gesagt und im voraus bezahlt. Im Voraus! Brücken-Edi! Sonst hätte ich die Bestellung natürlich nicht angenommen.“ Der Wirt konnte es sich nicht verkneifen, die Geschehnisse laufend zu kommentieren.

Im Gastsaal ging ein alter Mann gerade zum Fenster um nach seinen Gästen auszuschauen. Er war sich gar nicht sicher, ob jemand kommen würde.

Der Wirt wartete auch. Da sah er Brücken-Edi zur Tür eilen um seine Gäste zu begrüßen. Die Obdachlosen der halben Stadt waren der Einladung gefolgt. „Die Familie“ rief Brücken-Edi.

Drabble Nr. 45

Samstag 4.5. Offene Ateliers, Blumen und Gemüse.

Am Freitag versanken wir in einem Blumenmarkt, also ich zumindest. Der F musste mich wieder herausziehen und hatte große Mühe mich davon abzuhalten, von sämtlichen Pflanzen mindestens ein Exemplar zu kaufen, von der Palme bis zum Kleinkaktus. Der Jammer ist, dass bei unserem Extremklima im sechsten Stock mit knallender Sonne und strahlenden Bodenplatten sehr viel gegossen werden muss und sogar dann überlebt vieles nicht. Vernünftigerweise kann ich also gar nicht alles mitnehmen, was mich anlacht.

Etliche Gemüsepflänzchen haben wir auch gekauft. Einmal noch ein Versuch mit einer Zucchini, rote Kohlrabis weil die anderen im Vorjahr so völlig unproblematisch waren, Pflücksalat (danke für den Tipp, Andrea) , ein Paprikapflänzchen als Ersatz für die im Vorjahr von der Zucchini erstickten, eine Zitronengurke. Na, ich bin gespannt.

Auch Samstag war ein erfreulicher Tag. Es wurde ein Tag der offenen Ateliers im Bezirk veranstaltet und ich habe eine Runde gedreht. Von den Werken, die ich gesehen habe, haben mir einige auch gefallen, nicht allzu viele, aber doch und ich war sehr überrascht wie viele kleine Ateliers es doch in unmittelbarer Umgebung gibt. Leben kann man davon sicher nicht und es sind wohl hauptsächlich Hobby-Künstler mit einem Brotberuf oder eher wechselnden kleinen Jobs.

Die folgenden beiden Bilder stammen von zwei mittelalterlichen Frauen, die gemeinsam einen großen Ausstellungsraum belegt hatten. Die Landschaften sind mit einer speziellen Wachstechnik gemacht.

Dieses fand ich technisch recht gelungen, es hatte für mich aber wenig Aussage

Einen sehr skurrilen Monolog habe ich mitgehört. Eine der malenden Frauen hat lauthals verkündet, wenn sich ein Galerist bei ihr blicken ließe, würde sie ihn hochkant hinauswerfen, weil der wolle ihr doch sicher vorschreiben, wie und was sie malen solle. Bevor sie sich das antäte, würde sie lieber arbeiten gehen. Sie arbeitet nach eigenen Angaben als Fahrradbotin. Die Themen ihrer Bilder haben mich nicht angesprochen: Menschen, die auf Tische kotzen oder ohne Kopf durch Fußgängerzonen gehen. Mir schien, dass die Gefahr des Besuchs eines Galeristen nicht sehr groß wäre, zumal die Bilder technisch sehr schlecht waren, aber ich will nicht bösartig sein. Tatsächlich habe ich die Atmosphäre genossen. Diese ausgeflippten zumeist jungen Menschen, die an Tischen auf den Straßen saßen und die Bohême feierten und doch immerhin einige Werke, die mir gefallen haben oder die ich sonst irgendwie bemerkenswert fand.

Das folgende hat sicher sehr viel Arbeit gemacht. Leider sagt es mir gar nichts, aber vielleicht jemand anderem. Der Hersteller war eine sehr auffällige Erscheinung: ein junger Mann, der als Frau gelesen werden wollte und dafür ein Minirockerl trug, das nicht allzu knapp über den Po-Backen endete. Er war sehr laut und unterhielt sich in schlechtem Englisch mit zwei Amerikanern, die ihrerseits gekleidet waren wie Mormonen auf Missionierungstournee in Europa, also schwarzer Anzug und Business-Rucksäcke. Allein dieses Trio hat mir so gut gefallen, dass es mir die Tour schon wert war.

Eine sehr sympathische, junge Malerin stellte in einem kleinen Café aus, das mir noch nie aufgefallen war, obwohl es gar nicht so weit weg von meiner Wohnung ist. Erstaunt hat mich, dass ein Gemeinschaftsatelier in der Nähe, das ich kenne, wo Bilder gemalt werden, die in einer anderen Liga spielen, als alles, was ich an diesem Tag gesehen habe, nicht offen war. Dort hätte ich gerne wieder einmal hineingeschaut.

Am Sonntag habe ich dann begonnen, die erworbenen Pflanzen einzusetzen. Ich mag das Herumwühlen in der Erde gerne. Aus den beiden großen Komposttöpfen, die wir betreiben, habe ich gedüngt. Eine Menge Käfer, Würmer, Asseln leben und arbeiten in der Erde, die Natur hat den sechsten Stock erobert. Es war heiß und die Pflanzen in kleinen Töpfen, wie wir sie aus dem Blumenmarkt mitgebracht hatten, mussten auch dringend gegossen werden. Fertig bin ich noch lange nicht, aber es macht mir ja Freude.

Verwandte

Ein Bonobo, einer unserer nächsten Verwandten. Das ist jene Affenart, die den Grundsatz „make love not (irgendeine andere Tätigkeit einsetzen) so richtig verinnerlicht hat und permanent in die Praxis umsetzt.

Ein Schimpanse, auch ein Familienmitglied, aber schon um einiges weniger friedlich.Solche Vernichtungskriege wie der homo sapiens führen sie aber alle nicht.

Auftakt zur Impulswerkstatt Mai- Juni

Andrea eröffnet die Mai-Juni-Runde. Ich veröffentliche ihren Text hier einerseits als Einstieg und andererseits weil die Verlinkung von blogspot selten funktioniert, so auch diesmal nicht.

Ich habe schon eine Weile über eine andere Form der Präsentation der Impulswerkstatt nachgedacht. Eigentlich schade, dachte ich, dass sämtliche Beiträge erst ein Monat nach ihrem Erscheinen zu sehen sind. Ich finde es immer schön, wenn sich die Mitmachenden auch gegenseitig inspirieren und das ist ja mühsam, wenn die Beiträge nicht ständig an einem Ort verfügbar sind, es folgen einander ja nicht alle Beteiligten und es ist auf jeden Fall viel einfacher, wenn man alles auf einer Liste findet.

Ich werde also eine Seite in den Blog stellen, auf der der aktuelle Stand der Dinge mit sämtlichen Beiträgen zu sehen ist.

Der Weg dahin ist ganz einfach:
Auf Menü (rechts oben im Blog klicken)
Auf der rechten Seite ganz oben stehen die Seiten. Die Liste beginnt mit „about“ und endet mit „Impulswerkstatt Runde Mai-Juni“.

Für mich macht das keinen Unterschied zur aktuellen Vorgangsweise weil ich ohnehin die Listen immer (fast) aktuell halte – bisher halt im Hintergrund.

Hier nun Andreas Text, der heute früh schon eingetroffen ist. Sie ist nicht nur eine umfangreich kreative Frau, sie ist auch sehr schnell!

Elmar hinter Halmen

Die Schönheit liegt immer weiter hinten und die Erlösung erst! Hinter Feldern und Sperren aus Stroh, aber nicht -sterne – Wie schön wäre das denn!, rufe ich – , sondern die nackten Halme, die wie Gitterstäbe in die Höhe stehen, wenn Elmar ihnen zu Füßen liegt, dort, wo die Wurzeln beginnen: „Knick mich, nicht dich!“, ruft einer und Elmar testet seine Kniegelenke. Da geht noch was, denkt er. Wenn er nur wüsste, was, so verwirrt ist er. Seine Augen brennen, zu scharf gestellt ist das Gitter, braun wie die bald abgeerntete Steppe dahinter, in der Ferne wie immer: das Grauen oder die Schönheit. Diesmal die Schönheit und in der Ferne (nicht Sterne!) verschwommen und doch auf die Spitze getrieben – Richtung Himmel, immer Richtung Himmel -, die Erlösung. „Kostet dich eh nur das Leben!“, hört Elmar jemanden sagen. Er dreht den Kopf: Wer war das? Ich, empört, ich war das nicht. Ich habe geschwiegen wie ein Grab und nein, Elmar, nicht wie dein Grab. So ängstlich ist Elmar, dass es eine Schande ist. Das fährt selbst dem stärksten Strohhalm bis ins Mark. Elmar greift und greift. Begreift nichts. Liegt am Boden hinter Halmen, die seine Welt sind, singt er. Und sonst gar nichts. „Elmar“, sage ich, einen Fuß noch im Schweigen, „du kannst nicht fliegen, nur weil du singst.“

Einladung zur Impulswerkstatt Mai – Juni 2024

Liebe alle,

Die nächste Runde ist eröffnet! Mit vier Fotos und einem Mosaikstein. Es gibt dann noch eine weitere Anregung, die spätestens bei der Zwischenbilanz dazu kommt. Ich möchte dazu einen Beispielsbeitrag schreiben, habe aber noch keine Zeit dafür gefunden. Also bleibt es vorläufig spannend.

Nachdem ich einen Beitrag von Mascha auf der chronologischen Liste vergessen habe, sind es nicht 79 sondern 80 Beiträge, eine schöne, runde Zahl.

Welche Art von Beiträgen sind nun bei der Impulswerkstatt willkommen? Nun es kann so ziemlich alles sein: Texte jeder Art, Bilder, Fotos, Zeichnungen, Betrachtungen, Musik, Installationen, Kochrezepte, Bastelanleitungen usw usf. als Resonanz auf die Fotos und Mosaiksteine können beigesteuert werden. Das Feld der Kreativität ist groß und dehnbar.

Es gibt keine Beschränkungen für Länge, Kürze, Art oder Inhalt eines Beitrags. die einzige Bedingung ist, dass es einen Zusammenhang mit einem der Impulse gibt, wobei dieser Zusammenhang sehr individuell sein kann.

Die Mosaikstücke „Holz“ , „Glas“ und „Stein“ waren sehr erfolgreich. In dieser Runde probieren wir wieder einmal was anderes aus. Diesmal sind es „Abgründe“. Das zweite Mosaikstück wird durch eine neue Anregung ersetzt, die aber noch nicht ganz fertig ist. Sobald es soweit ist, stelle ich sie hier herein, oder aber sie kommt in den Zwischenstand dieser Runde, Ende Mai.

Die Teilnahme an dem Projekt ist für alle offen und natürlich können alle beliebig viele Beiträge jeder Art beisteuern. Bitte verlinkt alle eure Beiträge hierher damit ich sie finde. Ich stelle den link zur Einladung in alle meine eigenen Beiträge, die ich ziemlich regelmäßig veröffentliche damit ihr nicht lange suchen müsst um die Einladung zu finden.

Wer sich die Zusammenfassung der letzten Runde (März April 24) ansehen möchte, findet sie HIER .

Wer nicht weiß, worum es hier geht, kann klicken:
Hier die Beschreibung des Projekts KLICK

KLICK Hier könnt ihr nachlesen, wie dieses Projekt entstanden ist  

KLICK Das Archiv des Projekts in dem alle Beiträge gesammelt sind und alles noch einmal nachgelesen werden kann, befindet sich auch hier

AUF GEHTS – VIEL VERGNÜGEN 

Chronologische Liste: 

Bild 1:

Bild 2:

Bild 3 :

Bild 4:

Nachzügler:

Mehrere Bilder:

Nun noch das Mosaikstück, das ganz flexibel eingesetzt werden kann: am Anfang, in der Mitte oder am Ende eines Textes, in beliebiger Kombination mit den Bildern oder auch ohne , oder auch ganz anders …

Mosaikstück 1:
„Abgründe“

Viel Freude und viel Inspiration!

Muss es einen Titel geben …

Schritt vor Schritt auf dem Weg zur Schlachtbank. Ich gehe zu Fuß um den Kreislauf richtig anzukurbeln, als ob das in diesem Moment irgendwas Hilfreiches bewirken würde. Es ist früh am Morgen, die Menschen sind zielstrebig unterwegs, auch in dem grünen Vorort mit den Schlachtbänken. Manche stürmen in Businesskleidung voran, andere sind in Kopftücher eingeschminkt und noch andere unter Kapuzen versteckt. Keine schlechte Idee eigentlich, wenn ich mich unter einer Kapuze verkrieche, finde ich dann den Weg nicht oder sieht mich keiner? Es kostet mich schon so viel Energie meine Gedanken einigermaßen im Zaum zu halten . Muss ich da noch über weitere Synonyme für Schlachtbank nachdenken. Schafott? Nein, das passt nicht so gut, da geht es eher um den Kopf. Marie-Antoinette soll sehr gefasst zur Guillotine gegangen sein, was man ihr anscheinend nicht wirklich zugetraut hätte. Mir wiederum traut man nicht zu, dass ich so feig bin. Wenn ich jetzt rechts abbiege und einmal um diesen Häuserblog gehe, dann komme ich fünf bis zehn Minuten später zur Aufnahme. Mache ich doch glatt.

Schritt vor Schritt bin ich nun unweigerlich bei der bürokratischen Anlaufstelle gelandet. Um die zwei Stunden soll es dauern bis man vorbereitet ist für die Filmaufnahmen im Inneren und die anschließenden diagnostischen Abschabungsmaßnahmen. Unendlich lange Formulare, Fragen über Fragen, Untersuchungen, immerhin auch ein paar Informationen und dann warten. Nicht trinken dürfen macht durstig. Nicht zu wissen wie lange, macht noch durstiger. Weiter warten. Niemand weiß, ob der Zeitplan hält, es können ja immer Notfälle dazwischen kommen. Vielleicht muss ich auch Schritt vor Schritt wieder gehen und ein anderes Mal wiederkommen.

Aus meinem Zimmer Aussicht auf alte Bäume, Löwenzahnwiesen und eine Kapelle. „Mein Anwalt, Schneider, Kammerdiener, selbst meine Frau, sollen an Gott glauben. Ich glaube dann nämlich weniger beraubt und betrogen zu werden“ *) soll Voltaire geschrieben haben. Ein sehr unsympathisches Zitat, aber ich kann es gut nachvollziehen. Mit anderen Worten, ich befinde mich in einem Ordenskrankenhaus, einem sehr geschäftstüchtigen, einer Kette mit mehreren Häusern, eines davon eine orthopädische Klinik. Die Mutter Oberin soll selbst ein wichtiger Teil der Geschäftsführung sein. Seelsorge gibt es hier auch, sogar Leute mit schwarzer Seele wie ich dürfen mit sehr netten Freiwilligen plaudern. Ich habe doch auf dem Fragebogen zum Thema Seelsorge „nein“ angekreuzt. Hoffentlich werden hier sonstige Angaben etwas ernster genommen.

Zweimal habe ich schon nachgefragt, ob ich denn pünktlich drankommen werde. Die Schwestern haben freundlichst geantwortet, dass sie das auch nicht wissen und mich dann an eine Flüssigkeitsinfusion gehängt, ich vermute zur Ruhigstellung. Tropf, tropf ….. warten.

Doch, doch, doch, ich komme noch heute an die Reihe, geradezu überpünktlich. Das OP-Hemd, hinten offen, erinnert mich natürlich an ein Totenhemd, ich habe keine Ahnung wie ein Totenhemd aussieht, außer, dass es keine Taschen haben soll. Je nervöser ich bin, desto banaler werden die Assoziationen. 11:23 kommt mich der Bettenschieber abholen. Praktisch ist es, wenn die Kundschaft in diversen Fahrgelegenheiten verschoben werden kann, effizient, hygienisch, na was will man mehr. Wir flutschen durchs Haus durch lange Gänge in das untere Stockwerk mit den OP-Sälen. Die Ärztin wartet schon, vom Anästhesisten keine Spur. Ja, wo ist er denn? Die Ärztin telefoniert. „Der OP-Saal ist leer, die Dame steht schon vor der Tür“ Er ist unterwegs. Meinetwegen hätte er sich ruhig Zeit lassen können. Kalt ist es hier, hoffentlich finden das die zahlreichen hier ansässigen Bakterienstämme auch und wandern in wärmere Gefilde ab, möglichst bevor sie mich wahrgenommen haben.

Ich darf mich selbst auf die Schlachtbank legen, weil ja in der Dokumentation steht, dass meine Lendenwirbelsäule etwas angeschlagen ist, und das künstliche Hüftgelenk obendrein … Zum Glück warten wir auf den Anästhesisten und nicht auf Dr. Frankenstein. Schon wieder so ein blöder Gedanke! Ich werde angeschlossen an diverse Geräte, die ich alle nicht sehen kann, ich will sie eh nicht sehen, zugedeckt, nur die zu bearbeitenden Eingänge bleiben frei, die Arme müssen zur Seite ausgestreckt werden. Nachdem hier überall Kreuze herumhängen ist meine Assoziation dazu unpassend aber fast unvermeidlich. Schließlich, der Anästhesist ist eingetroffen und hat sich sogar vorgestellt, stülpt mir jemand ein Sauerstoffgerät übers Gesicht. Reine Ablenkungstaktik, denn die Narkoseflüssigkeit kommt über den Zugang am weit ausgestreckten Arm. „Spüren Sie schon was?“

„Die OP ist schon vorbei“ sagt jemand von rechts. Die Uhr behauptet, es wäre eine halbe Stunde vergangen. Sie wird schon recht haben. .

*) zitiert nach Yuval Noah Harari „Sapiens“ Penguin Verlag S 141

Zusammenfassung Impulswerkstatt März – April 2024

Liebe Mitmachende,

Die Einladung zur nächsten Runde kommt am Donnerstag, 2.Mai oder am Freitag, 3. Mai

Welche Art von Beiträgen sind nun bei der Impulswerkstatt willkommen? Nun es kann so ziemlich alles sein: Texte jeder Art, Bilder, Fotos, Zeichnungen, Betrachtungen, Musik, Installationen, Kochrezepte, Bastelanleitungen usw usf. als Resonanz auf die Fotos und Mosaiksteine können beigesteuert werden. Das Feld der Kreativität ist groß und dehnbar.

Es gibt keine Beschränkungen für Länge, Kürze, Art oder Inhalt eines Beitrags. die einzige Bedingung ist, dass es einen Zusammenhang mit einem der Impulse gibt, wobei dieser Zusammenhang sehr individuell sein kann.

Die Teilnahme an dem Projekt ist für alle offen und natürlich können alle beliebig viele Beiträge jeder Art beisteuern. Bitte verlinkt alle eure Beiträge hierher damit ich sie finde. Ich stelle den link zur Einladung in alle meine eigenen Beiträge, die ich ziemlich regelmäßig veröffentliche damit ihr nicht lange suchen müsst um die Einladung zu finden.

Die Beiträge dieser Runde:

Chronologische Liste: 

Bild 1:

Bild 2:

Bild 3:

Bild 4:

Nachzügler:

Mehrere Bilder:

Nun noch die Mosaiksteine, die ganz flexibel eingesetzt werden können: am Anfang, in der Mitte oder am Ende eines Textes, in beliebiger Kombination miteinander oder mit den Bildern. Oder auch ganz anders …

Mosaikstück 1:
Wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in die Grube „

Mosaikstück 2:
“ Stein(e) “