Hier geht es zur Einladung zur Impulswerkstatt
Eine Lesung. Ich kenne den Autor nicht, bin nur auf gut Glück vorbeigekommen. Die Veranstaltung findet in einer großen, mehrstöckigen Buchhandlung statt, Ein Teil eines Stockwerks ist mit einer kleinen Bühne und Sesseln ausgestattet. Als ich komme, ist alles gerammelt voll, inklusive Stehplätze rundherum. Ich denke mir, dass ich eine Weile bleibe, wenn mir das Gelesene gefällt, ansonsten hat der Stehplatz im hintersten Eck den Vorteil, dass man ohne großes Aufsehen zu erregen, jederzeit verschwinden kann.
Die Veranstaltung ist als Gespräch zwischen einer – wahrscheinlich – Journalistin und dem Autor aufgebaut. Die – wahrscheinlich – Journalistin stellt zunächst sich selbst vor. Sie hieße Anna und würde einen sehr bekannten Podcast betreiben. Sie fragt doch tatsächlich ins Publikum wer denn ihren Podcast kennen würde. Nachdem nur ein paar Leute aufzeigen, murmelt sie in ihr Micro, dass das doch viel zu wenig wäre. Naja, Größenwahn ist in der virtuellen Welt ja sehr verbreitet. Dann stellt sie den Autor vor. Er hätte einen sehr witzigen Instagram-Auftritt und fragt, ob ihn jemand nicht kennt, das finde ich schon etwas seltsam. Ein Anwesender im Bereich der Sitzenden zeigt auf. Ein mutiger Mensch. „Aber was Instagram ist, muss ich nicht erklären ?“ sagt der Autor mit etwas giftigem Unterton. Offenbar kann er nicht damit umgehen, dass unter den 80 bis 90 Teilnehmern einer ist, der ihn und seinen Instagram-Account nicht kennt. Es werden sicher mehr als einer sein. Ich zum Beispiel. Aber ich habe ja keinen Sitzplatz und da fühle ich mich zu Auskünften nicht verpflichtet.
Die Situation wird zunehmend bizarrer je klischeehafter und seichter die Ausführungen des Autors werden. Hinter ihm stehen zwei Männer, die wie bodyguards oder Anführer von eher brutal orientierten Jugendgangs gelesen werden können. Vielleicht lassen sich auch beide Tätigkeiten miteinander vereinbaren. Die beiden finster blickenden Männer verteilen Fragebogen. Auf der Bühne wird eine Tafel hochgehalten auf der steht „ausgefüllte Fragebogen fotografieren und an C.R@mail schicken“.
Ein kleiner Auszug aus dem Fragebogen:
1. Wie lange verbringst du täglich auf C.Rs Insta-Seite? bei weniger als drei Stunden weiter zu Frage 5
5. Wie viel Zeit verbringst du täglich insgesamt auf sozialen Medien ? bei jeder Antwort außer „normalerweise den ganzen Tag“ weiter zu Frage 15
15. Ist dir klar, wie unsozial du dich verhältst ? wenn ja, weiter zu „zurückindiegeschlossenenReihen.org“ wenn nein werden wir uns näher mit dir beschäftigen. Stell dich auf die linke Seite zu den Security-Leuten in dunkelgrau, die dich entsprechend empfangen werden.
Leicht überzeichnet, zugegeben.
Tatsächlich ist es oft besser, sich nicht niederzulassen, sondern am Rand zu stehen und erst einmal abzuwarten. Und je sonderbarer einem eine Situation vorkommt, umso besser ist das. Insofern ist dieser Text real (nicht überzeichnet).
Liebe Grüße, Andrea
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Eine interessante Sichtweise! Ja, zum Schreiben inspirierend sind etwas skurrile Situationen eigentlich immer …
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Wenn das nur leicht überzeichnet ist, dann stelle ich mir die Veranstaltung schon dermassen absurd vor, um sie für ein Zimmertheaterstück zu halten, in dem dem Publikum verschwiegen wurde, dass es Teil der Vorstellung ist.
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Das stimmt, unfreiwillige Publikumsbeteiligung für eine Aufführung der Selbstbeweihräucherung …
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💜
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Äh, wie bitte? Nicht dein Ernst, oder? 🤔
Aber gut gemacht.
Morgenkaffeegrüße ☁️🌧️🎶☕🍪
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Der Fragebogen und die Securitys sind erfunden, aber sonst war das eine Veranstaltung, die meine geringe Begeisterung für „soziale Medien“ unterstützt hat
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Kaum zu fassen! Manchmal wäre es gut, mittendrin zu sitzen und einen Aufbruch mit Getöse zu veranstalten. Da würden sich manche Mitgefangene eher trauen mitzugehen. Das zu trainieren wäre vielleicht lohnend.
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Ja wirklich, das sollte man trainieren. Höflichkeit ist nicht unbedingt in allen Situationen gefragt. „Mitgefangene“ ist hübsch, aber es waren wohl auch eine Menge Leute dabei, die diesen „Autor“ tatsächlich gut fanden
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Die Zerstörungen, die „SocialMedia“ bei exzessivem Konsum in der Urteilsfähigkeit anrichten, sind beklagenswert.
Ich war übrigens unsicher, ob es sich bei deinem Text um komplette Fiktion oder reales Erlebnis handelt.
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Beklagenswert und gefährlich, das finde ich auch..
Naja, es ist eine Mischung. Ich habe den fabulierten Teil schräg geschrieben. Wenn du aber nicht sicher warst, ob das womöglich ein reales Erlebnis war, sagt das auch vieles aus über den Zustand der Welt.
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Aber mehr als unterzeichnet, oder?
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überzeichnet….🙄
(Wollte nicht mal die Tastatur glauben. Lach….)
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Haha, deine Tastatur ist eigenwillig. Es ist natürlich überzeichnet, aber immerhin hat mich die Situation zu diesem Text gebracht
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Da denke ich sofort an ‚Qualityland‘ von Marc Uwe Kling: Bewerte mich, bewerte mich …
Auch wenn du überzeichnet hast, so ist der Narzismus nicht zu übersehen.
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Ja, auf jeden Fall, die Stimmung ist ja durchaus echt. „Hier bin ich. Sicher kennen mich eh alle, oder??“ und dann aber nur eine sehr schwache Darbietung …
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Ja, so weit kommt es noch! Ganz sicher.
Ich führe jetzt schon eine Art Steinzeitleben ohne Mobilgeräte und soziale Medien, nur mit der aussterbenden Gattung Blog „sichtbar“.
Aber mir reicht das. Wobei ich mich oft frage, wer denn all diese Podcasts eigentlich anhört – mir ist das zuviel Gerede allerorten…
Schönen Sonntag 🙂
Mascha
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Naja, viele Menschen, nicht nur Jugendliche, hängen buchstäblich den ganzen Tag in irgendwelchen Plattformen …
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PS: Hä, wieso steht das plötzlich mein email-name statt Mascha??? – Aber ich musz wohl nicht alles verstehn – – –
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Du hast offenbar irgendwann einen WP-Blog beginnen wollen, das dann aber nicht getan. Ein schönes Beispiel dafür, dass das Internet nichts vergisst …
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Und jetzt wirds ganz und gar verrückt – das ist ja mein uralter WordPress-Nick, das war mal ein experimenteller Blog, den ich damals eingestellt habe, weil ich mit WordPress nicht klar kam.
Das, zumindest, scheint heute auch wieder der Fall zu sein. Kannst meine Kommentare gern löschen, denn sie haben nix mit Deinem Beitrag zu tun. Ich bin nur gerade sehr am wundern.
LG Mascha
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Oh nein, das ist doch ein interessanter Fall. Man kommt über deinen Kommentar zu diesem leeren Blog …
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Der Blog ist nicht leer, er hat 2 Einträge. Ich zumindest sehe sie noch und ich komme von dem Namen komischerweise aber zu meinem Dashboard – Du etwa auch???
Hier ist der Blog, wie er für Leser:innen sichtbar sein sollte
https://rudolfinevonbettingerodeblog.wordpress.com/
Die ganze Vorgeschichte war wohl, dasz ich heut früh auf einem WP-Blog kommentieren wollte und – zig von mir verlangte Logins nicht funktionierten. Dort ging nix und jetzt ist dafür bei Dir alles durcheinander – ach nee, son Trödel mag ich nicht!
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Ich habe ihn abonniert. Über diesen link sehe ich die beiden Beiträge mit den wunderschönen Fotos. Wenn ich aber über deinen Kommentarnamen hingehe, gibt es da weder Beiträge noch Fotos, nicht einmal den header mit den Sukkulenten. Seltsam !
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Den brauchst Du nicht abonnieren, da schreibe ich nix mehr! Es war seinerzeit ein Experiment, irgendwie zur Sprache des 19.Jh. zurückzukehren – mein Schatz stellte immer wieder fest, dasz ich einen sehr alten ungebräuchlichen Wortschatz habe und ganz selbstverständlich im Alltag Begriffe gebrauche, die fast niemand mehr kennt. Da sagte ich mir: warum nicht die Sprache aus der Zeit von Karoline von Günderode etc. wieder beleben (daher der Name und Bettingerode ist hier in der Nähe)? Aber ich hab es dann doch nicht fortgeführt – mit WordPress war es für mich zu mühsam… und: wozu überhaupt? Gewollt antiquiert ist ja doch niemals echt –
Ich glaub, ich hab das Loginproblem nun gelöst durch Cookielöschung und andere email – nun erscheine ich hier wieder als Mascha, das ist mir lieber und das ist das jeweils Aktuelle.
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Ja, jetzt ist alles wie vorher. Also ich finde WP eigentlich sehr einfach zu bedienen. Ich hatte einmal einen Blog auf blogspot, das ist allerdings schon eine Weile her, aber ich habe nicht in Erinnerung, dass blogspot irgendwie einfacher oder angenehmer gewesen wäre.
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PS: das Spannende für mich an diesem Sprach-Experiment war eigentlich die Frage, ob man, wenn man bewuszt eine Sprache vergangener Zeiten verwendet und darin denkt, damit dieJetzt-Zeit und die Sicht auf die Dinge, das eigene Erleben ein wenig verändern und entschleunigen kann - ich kann nur sagen: das ging schon etwas! Wenn ich spazieren gehe und dabei daran denke, wie ich das Gesehene in einem „Brief“ an meinen Liebsten dann niederschreiben will…dann schaue und fühle ich schon ein klein wenig anders, als wenn ganz einfach mein heutiges Ich da langspaziert…
Ach ja, das ist so das ganze Gegenteil von dem, was Du oben schreibst. Ich hatte es für Fiktion gehalten, aber leider für eine sehr reale. Und dann gab es diese Veranstaltung also wirklich! Wenn auch (noch) ohne Fragebögen – –
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Naja, es gibt ja auch in der heutigen Sprache sehr viele verschiedene Sprachniveaus. wenn jemand normalerweise eine sehr einfache Sprache benützt, kann ihm eine kompliziertere Sprache antiquiert erscheinen …
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Mich verwundern oft die Starallüren der Social Media Stars. Viele haben wirklich nicht viel zu bieten.☺️
PS: Ich habe mich köstlich amüsiert.😁
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Mir ist eigentlich noch keine/r untergekommen, der/die etwas zu bieten hätte. Gerne ließe ich mich vom Gegenteil überzeugen …
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Das ist nur eine gut geschriebene Fiktion, oder ?
Mit leichter Übertreibung ?!
Falls nicht, ohweiha …
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Nein, keine Angst, das schräg Gedruckte ist erfunden. Mir hat aber schon die reale Veranstaltung gereicht. Ein solches Missverhältnis zwischen Selbstbegeisterung und Leere des Produkts …
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Beim Lesen hat mich grad das Gefühl beschlichen, dass dieses Szenario wahrscheinlich gar nicht so weit weg von der Realität ist…
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Ich könnte mir gut vorstellen, dass diese beiden Heldengestalten wirklich gerne so eine Art Fragebogen verteilt hätten, der alle Anwesenden zum Konsum ihrer „Produkte“ verpflichtet hätte 🙂
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Die Figur erinnert mich irgendwie an einen Moai, eine der rätselhaften Statuen auf der Osterinsel. Nebenbei – wenn du auf deiner Literaturreise noch immer in Polynesien weilst, dann möchte ich dir die Bücher „Aku Aku“, „Kon Tiki“ und „Fatu Hiva“ von Thor Heyerdahl empfehlen. 😉
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Ja, danke für die Erinnerung, an Heyerdahl habe ich auch schon gedacht. Der war ja auf vielen polynesischen Inseln. Ich hatte ihn schon im Visier, habe aber dann nicht mehr daran gedacht. Passt !
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Und für heiße Tage hätte ich schon einen Lesevorschlag: Das Buch über die österreichisch-ungarische Nordpolar-Expedition 1873 😉 : https://www.amazon.de/Expedition-Franz-Josef-Land-Entdecker/dp/3894054999
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Ah ja, das war die Expedition von der auch „die Schrecken des Eises und der Finsternis“ handelt. Ja ein guter Tipp für die Schrecken der Hitze 😉
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Klingt in meinen Augen nur fürchterlich, diese seltsame Lesung.
Da ich die Sozialen Netzwerke meide wie die Pest, hätte ich vermutlich ziemlich schnell die Flucht ergriffen, bei all dem, was ich hier von Dir höre…
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Ich war auch nicht lange dort, ein kurzer Einblick hat schon gereicht …
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Das kann ich mir gut vorstellen *g*
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Ich habe mich zu Recherchezwecken bei Threads angemeldet und denke immer öfter: Die Faszination des Grauens. Dass man heutzutage bei Instagram trommeln muss, um besser zu verkaufen, geschenkt. Andere Zeiten, andere Werbung.
Aber die Hybris, die bei manchen Sternchen und (Möchtegern-)Influencern mitunter dahintersteht, ist teilweise grotesk. Und allen, die (noch) anders sozialisiert wurden, wird die Kompetenz abgesprochen. Ist aber nicht unbedingt altersabhängig, habe ich festgestellt.
Dieser eingeschränkte Kosmos, das unablässige Kreisen um sich selbst, das ist abtörnend.
Danke trotzdem für diese Milieustudie.
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