Drei Geschlechter – Impulswerkstatt + Etüde

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Man lese die Figuren von rechts nach links. Das ist ungewöhnlich, üblicherweise lesen wir Bilder von links nach rechts, aber in diesem Fall würde das nicht passen

Der Mensch war geschaffen und sollte auch nicht gleich wieder vernichtet und durch anderes ersetzt werden, wie es unter den Göttern sonst Brauch war. Vorläufig keine Sintflut, keine Brände, keine Erdbeben. Doch schon in diesen uralten Zeiten zweifelte die Göttin Afglapia, die die Verantwortung für diesen Teil der Schöpfung trug an ihrem Werk.

Die erste Version dieses etwas missglückten aber doch voller Potential steckenden Wesens schien ihr noch unausgegoren. „Abgrundtiefer Misserfolg“ murmelten die anderen Götter hinter ihrem Rücken. Vor allem
der Schöpfer von Ameisen und Bienen tat sich bei der Kritik der Kollegin sehr hervor.

Afglapia erschuf daher eine zweite Version. Nachdem sie die ursprünglichen Menschen etwas zu passiv fand, eingeigelt in ihre jeweiligen eigenen Angelegenheiten, schenkte sie ihnen die aus der Sexualität kommenden Energien. Sie hatte allerdings die damit verbundenen wild lodernden Aggressionen nicht bedacht. Die Geschöpfe des zweiten Menschengeschlechts rotteten einander systematisch aus. Es dauerte zwar relativ lange, aber nur weil die geringe Reichweite der damaligen Waffen das Morden etwas langsamer gestaltete als in späteren Zeiten.

Die unglückliche Göttin machte sich nochmals ans Werk. Die rotglühende Sexualenergie drosselte sie, verstärkte die Funktion des Gehirns und schraubte etwas an den Hormonsystemen herum. Die Mitgötter verdrehten höhnisch die Augen und murmelten „hoffnungslos“. Und tatsächlich gab es wohl eine kleine Verbesserung, aber auch eine enorme Verschlechterung, denn in der dritten Version des Menschen traten durch die etwas subtilere Gehirnschaltung heftige Emotionen auf: Neid, Gier, Eifersucht, Arroganz, Habsucht. Alle ihre Versuche, den positiven Emotionen wie Liebe und Empathie mehr Kraft zu verschaffen scheiterten.

So beschloss sie schließlich, die Menschen doch zu vernichten, aber noch nicht gleich. Aus auch ihr selbst unverständlichen Gründen, hatte sie ihre desaströse Schöpfung lieb gewonnen. Ein paar Vorboten des Untergangs wollte sie ihnen schicken und so eine Umkehr ermöglichen, aber sie glaubte selbst nicht an
ein positives Ende.

(300 Wörter)

24 Gedanken zu “Drei Geschlechter – Impulswerkstatt + Etüde

  1. Eigentlich finde ich das eine ziemlich traurige Geschichte, deine Etüde. Geschaffen von einer Tölpelin, ausprobiert und die 3rd Edition irgendwann wieder vom Markt genommen, weil fehlerhaft. Och nö 🤔😒
    Aber danke für die Etüde! Ich mag das Bild übrigens 😉
    Morgenkaffeegrüße ⛅🌳🌻☕🍪

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    1. Heiter ist das Texterl nicht, nein, aber das passt doch durchaus zum Thema. Wenn ich uns auch nicht für ganz so hoffnungslos halte …
      Freut mich, dass dir das Bild gefällt. Je öfter ich es anschaue umso inspirierender finde ich es.
      Hast du Randoms Beitrag mit der fantastischen Musik zum Thema Nornen gesehen bzw gehört? Schade, dass es schwierig ist eine Übersetzung aus dem Altisländischen aufzutreiben …

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  2. Was diese Göttin nicht schaffte, wird der heutige ‚homo idioticus‘ vielleicht in naher Zukunft vollenden, Boten dieser Götterdämmerung sind schon überall auf der weiten blauen Erde fleißig heute und hier am Werkeln in diese sehr düstere und chaotische Richtung. Aber noch ist nichts endgültig so entschieden.

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  3. Vielleicht geht es auch hier nicht um ein entweder – oder, sondern um ein sowohl als auch?
    Die Träger=innen der Hoffnung bleiben, die anderen verdunkeln sich gegenseitig das Leben und können ohne Licht auf Dauer nicht überleben … oder so 😉
    Liebe Grüße –

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  4. Warum um Himmels Willen bildet sich diese zweifelnde (überforderte?) Göttin ausgerechnet den Menschen ein? Eine Erzählung zum Nachdenken, insbesondere in Verbindung zu dem Triptychon.

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