Samstag 6.August 2022 – Kraken und Homeoffice

Die Nacht war eine der ärgsten Tropennächte, die ich erlebt habe, auch unter Einberechnung der sommerlichen Nächte in Sevilla, die ich in heißester Erinnerung habe, in jeder Hinsicht. Aber heute hat es gut zehn Grad weniger, hat gerade begonnen zu nieseln. Wenn sich die Hitzeschwaden aus dem Kopf verziehen, besteht wieder die Möglichkeit sich mit anderen Themen zu beschäftigen.

Zum Beispiel mit Kraken. Diese Wesen faszinieren mich ja schon lange. Die Verhaltensforschung stellt ihre Intelligenz mittlerweile auf die gleiche Stufe, wenn nicht höher, als jene von Hunden, Katzen, Rabenvögeln und kleinen Primaten. Auch von Seiten der Genetik gibt es erstaunliche Erkenntnisse über besondere Methoden und Frequenz des Umbaus der DNA durch die eigene messenger-RNA.
Eine sehr beliebte These ist , dass die Entwicklung von Intelligenz durch das Leben in der Gemeinschaft, im Rudel, durch Möglichkeit und Notwendigkeit von Interaktionen stark gefördert wird. Die Intelligenz der Kraken bestätigt diese These nicht: Kraken sind nicht im mindesten sozial sondern Einzelgänger.

Einzelgänger*in muss man nicht unbedingt sein, um gerne im Homeoffice zu arbeiten, zumindest gelegentlich. (Ich bemerke amüsiert, dass meine Überleitungen von einem Thema zum nächsten sehr an jene von Fernsehjournalisten erinnern) Während der Lockdowns wurde heftig über die Schwierigkeiten und negativen Aspekte des Arbeitens im Homeoffice geschimpft. Neuerdings aber zeigen Umfragen, dass das Arbeiten zuhause sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Zwei bis drei Tage pro Woche wird von den Befragten als optimale Situation angegeben. Das hat mit Zeitgewinn durch Einsparung von Wegen zu tun und auch damit, dass man ja – zumindest theoretisch – überall arbeiten kann und keine Rechenschaft über seinen Aufenthaltsort ablegen muss.
Beim F in der Firma sind zwei mögliche Homeoffice-Tage pro Woche die derzeitige Regelung, wobei bei allen Mitarbeitern einer dieser Tage der Freitag ist. Der F nimmt meistens Donnerstag und Freitag. Sehr oft arbeitet er den Freitag ein und hat dadurch lange Wochenenden.
Es gibt ja auch einen allgemeinen Trend, weniger arbeiten zu wollen, bzw sich die Arbeits- und Freizeiten flexibler einteilen zu können. Die 4-Tage-Woche halte ich für ein sehr positives Modell, das auch den Vorzug hätte, der Mehrzahl der Arbeitnehmer, die in Berufen arbeiten, in denen es keine Möglichkeit für Homeoffice gibt, eine Erneuerung und in den allermeisten Fällen Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen zu bieten.

15 Gedanken zu “Samstag 6.August 2022 – Kraken und Homeoffice

  1. Bei der letzten oder vorletzten Fußball-WM erstaunte eine Krake dadurch, dass sie sehr treffsichere Voraussagen machen konnte, welche Mannschaft denn welche Partie gewinnen würde. 😉
    Wir haben im Laufe der Zeit „gelernt“, die Intelligenz vieler Wesen zu unterschätzen. Ganz deutlich sieht man das an den Rabenvögeln, die ja lange verteufelt wurden, bevor sich herausstellte, dass sämtliche Unterarten dieser Gattung Federvieh erstaunlich viel Grips besitzen und sogar logisch denken können.
    Das noch in den meisten „Erste-Welt-Ländern“ vorherrschende Prinzip „Ich lebe, um zu arbeiten“ sollte endlich durch dieses „Ich arbeite, um zu leben“ ersetzt werden. Belgien hat die Vier-Tage-Woche ja bereits in der Verfassung verankert.
    Hier hat es nach furiosen Donnerwettern und Starkregen letzte Nacht gar herrlich abgefrischt. Ich habe sämtliche Türen und Fenster seit dem Morgengrauen weit offen stehen, damit die Bude auskühlen kann, bevor uns die nächste Hitzewelle überrollt.

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    1. Arbeiten um zu leben, ist die deutlich bessere Variante. Keine Frage ! Leider gibt es ja nun aber so schlecht bezahlte Tätigkeiten, dass eine Vier-Tage-Woche nicht ausreicht. Es wäre ein großartiger Fortschritt, wenn es für alle möglich wäre !
      Bei mir zieht es auch wie in einem Vogelhäusl, weil alles offen ist. Es dauert ja erstaunlich lang bis die Sauna-Luft sich abkühlt

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  2. Ich denke, die 4-Tagewoche bei gleichem Lohn ist bei Industriearbeitern, Dienstleistenden u.a. nur möglich bei weiterer Intensivierung (Produktivitätssteigerung) der Arbeit.. Die meisten Menschen möchten sicher weniger arbeiten, aber sie brauchen den Lohn, der meist so bemessen ist, dass sie grad über die Runden kommen. Außerdem fehlen schon jetzt überall Facharbeiter, man ist mit den Dienstleistungen nicht zufrieden. „Weniger arbeiten“ bei einer eh schrumpfenden arbeitenden Bevölkerung (mehr Alte, längere Jugendzeit, mehr Sozialhilfeempfänger, mehr Krankenstände) geht nur bei höherer Ausbeutung der Arbeitenden bzw. durch Wohlstandsminderung. Drum werden ja überall händeringend arbeitswillige Immigranten gesucht, Produktionen ins Ausland verlagert etc pp.

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    1. Ja, man kann natürlich nicht alle Berufe über einen Kamm scheren, aber es gibt eine Menge Ansätze zur Verbesserung der Arbeitsplatzsituation. Geht auch nicht anders, denn zB in der Gastronomie und im Tourismus, wo die Arbeitsbedingungen sehr hart und die Löhne sehr niedrig sind, finden sich immer weniger Arbeitskräfte.
      Die Lage in der Industrie ist besonders spannend. Viele Jahre lang hat man befürchtet, dass unqualifizierte Hilfsarbeiter, die Tätigkeiten ausführen, für die man genauso gut eine Maschine einsetzen kann, gar keine Arbeit mehr finden würden, nun sieht die Sache offenbar anders aus. Skurriles Beispiel: eine Gruppe oberösterreichischer Bauern, die keine Erntehelfer finden, „importieren“ Erntehelfer aus Vietnam …

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      1. Hier wird die Erdbeerernte von Bangladeshi gemacht, erbärmliche Arbeitsbedingungen und schlechte Entlohnung, sogar Kriminelle Zurückhaltung des Lohnes werden immer wieder angeprangert. Doch die Erdbeeren müssen in kurzer Zeit geerntet werden, verfaulen schnell, und der Kunde wünscht billige Ware. Da ist der Spielraum der Bauernnebennauch sehr eng.

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  3. Ja, was Du so ganz nebenbei bemerkst, diese „Überleitungen von einem Thema zum nächsten“, nerven mich auch immer, weil oft sehr oberflächlich und an den Haaren herbeigezogen. Die Gedanken über Einzelgänger und Heimarbeiter sind mir dagegen keinesfalls fremd. Schon als ich mich 1980 in Brüssel als Übersetzer selbständig machte, dachte ich daran, dass man diesen Beruf eigentlich auch an der Côte d’Azur ausüben könnte. Hat sich inzwischen soweit erledigt als man – grob gesagt – überhaupt nicht mehr übersetzen, sondern hauptsächlich maschinell angefertigte Texte korrigieren muss.

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    1. Uns Sprachenmenschen fallen solche holprigen Überleitungen halt besonders auf 😉
      Oh, oh, mit welchen Übersetzern arbeiten denn die Verlage? Google wird immer besser, aber trotzdem … DeepL finde ich in Englisch hervorragend, in romanischen Sprachen nicht schlecht, in ungarisch, naja … findest du, dass es eine Arbeitserleichterung ist, wenn der Text schon – sagen wir mal „grob“ übersetzt ist – oder nimmt das die Freude am Übersetzen ?

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  4. Ich bin seit 20 Jahren nicht mehr im Übersetzungsgeschäft tätig. In den 1980er und 1990er Jahren konnte ich am Tag 10 Seiten druckreife deutsche Texte tippen und/oder diktieren und berechnete etwa 50 € pro Seite. Das waren Texte aller Art, aus dem Französischen, Englischen oder Niederländischen, für verschiedenste Unternehmen, also keine literarischen Texte für Verlage. Ich habe Hand-, Mund- und Kopfarbeit geliefert und den Einzug und das Vordringen von Übersetzungssoftware nicht wirklich miterlebt. „Freude am Übersetzen“ hatte ich durch Freude am Schreiben und Formulieren allgemein sowie durch den Abwechslungreichtum der zu übersetzenden Vorlagen.

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    1. Grob übersetzte Texte, zum Beispiel von Holländern verfasst, die glaubten, genügend Deutsch zu können, habe ich des Öfteren abgelehnt. Das Korrigieren hätte erstens keinen Spass gemacht und zweitens wahrscheinlich genauso lange gedauert wie eine komplette Neuübersetzung.

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