Wupperdrabble – Lottogewinn

Ein Drabble ist ein Mini-Text bestehend aus genau 100 Wörtern.
Bei Reiners Projekt werden zusätzlich drei Wörter zum Einbauen vorgegeben
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Diesmal: Familienzusammenkunft – verkneifen – reserviert

„Den großen Saal hat er reserviert und ein Buffet für fünfzig Leute. Fünfzig! Für ein Familientreffen hat er gesagt und im voraus bezahlt. Im Voraus! Brücken-Edi! Sonst hätte ich die Bestellung natürlich nicht angenommen.“ Der Wirt konnte es sich nicht verkneifen, die Geschehnisse laufend zu kommentieren.

Im Gastsaal ging ein alter Mann gerade zum Fenster um nach seinen Gästen auszuschauen. Er war sich gar nicht sicher, ob jemand kommen würde.

Der Wirt wartete auch. Da sah er Brücken-Edi zur Tür eilen um seine Gäste zu begrüßen. Die Obdachlosen der halben Stadt waren der Einladung gefolgt. „Die Familie“ rief Brücken-Edi.

Drabble Nr. 45

32 Gedanken zu “Wupperdrabble – Lottogewinn

  1. Sehr schön! Ja, das ist wie eine Familie, so hab ich das seinerzeit auch empfunden (obgleich es so etwas wie Stabilität dort nicht mehr gibt, nicht geben kann).

    Und der Wirt hat ja sein Geld voraus gekriegt, nun musz er damit leben –

    LG Mascha

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    1. Ja, der Wirt kann ruhig alle zahlenden Gäste gleich behandeln. Ich denke nur, dass in der Realität sehr viele Obdachlose so einer Einladung nicht folgen würden, aus verschiedenen Gründen …

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      1. Ja, das weisz ich auch. Und jetzt fällt mir grad eine Aktion ein, die ich Mitte 90er mal gemacht habe: da hatte sich hier ein Verein konstituiert, der angeblich für Obdachlose da sein wollte. Die boten preiswerten Mittagstisch an. Die Gäste waren dann jedoch ganz normale Rentner:innen und selbst einige stadtbekannte Arbeitslose waren dort gar nicht erwünscht. Wie das immer so läuft hier, wo überall nur Cliquen agieren… Die Chefin wollte nie wirklich etwas mit „Pennern“ zu tun haben. Nur eben die angebliche Absicht total zur Schau gestellt und in der Zeitung groszartig drüber geschrieben

        Da hab ich mal paar echte Berber zusammengesucht, die Spasz an sowas hatten… und wir sind da hin. Groszes Erschrecken, als wir durch die Tür kamen und dann wurden wir sofort umgeleitet auf den Hinterhof. Es war ziemlich kalt den Tag, aber da wurde dann schön diskret und eilig ein Gartentisch für uns aufgestellt. Essen gab es natürlich auch nur gegen Vorkasse(!).

        Ich hab den Fall in Form eines Märchens beschrieben a la „Es waren einmal ein paar hungrige Tippelbrüder… und: vielleicht kommen sie ja mal wieder vorbei. Bei so viel Gastfreundschaft – – – „

        Und das erschien dann in derselben Zeitung.

        Das Ganze hatte natürlich ein Nachspiel, ich wurde zur Aussprache zur Amtsleiterin für Soziales bestellt. Das Ergebnis: wir sind eine Touristenstadt, wir können es uns gar nicht leisten, hier eine Suppenküche/Tagestreff mit Hygieneangebot zu schaffen, denn das zieht ja nur noch mehr „solcher Leute“ an. Die sollen mal lieber drüben in Niedersachsen bleiben, da gibt es solche Angebote schon (ich kannte die „Zille“ in Goslar sehr gut, nicht nur vom Hörensagen!).

        Sowas sagt eine Amtsleiterin. Wortwörtlich. Leider besasz ich kein kleines Aufnahmegerät für die Hosentasche…

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          1. Dieselbe hat seinerzeit auch mehrfach versucht, die Tafel hier vor Ort zu verbieten, da die Besucher „das Stadtbild verschandeln“… – so läuft das in diesem Kaff. Hier zu leben macht nicht immer Freude…

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  2. Mega Idee erinnert mich an eine Verlobung von Jemandem mit Livemukke der Band meines Ex-Mannes.
    Später meinte der Verlobte er war nie verlobt mit IHR.
    Die Party in dem Laden war klasse auch ohne Buffet.
    Drogen on Mass und Livemukke und Bier brachten die Gäste selber mit.
    Alle vom Platz waren dabei.
    Damals fand ich es schlimm.
    Heute weiß ich es war meine Familie.
    Man hat mich so genommen wie ich war.
    ♥️❣️💝🧡💗

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