ABC-Etüden – zurück zu den Wurzeln

Die ABC-Etüden bei Christiane

Die drei Wörter in einem Text von 300 Wörtern unterzubringen

„Ich bin an der ganzen Sache völlig unschuldig“ rief er pathetisch aus und schlug sich an die Brust. „In dieser staubtrockenen Provinz voll von religiösen Fanatikern …….. “

„… und obendrein mit dir als Präfekten kann Tiberius sich wahrhaftig beglückwünschen, sagte Claudia mit der schneidenden Stimme, die sie immer nur hervorholte wenn sie mit ihrem Mann allein war.

„Ich hätte mir die Ehre einer Ehe mit einer Kaiserstochter auch anders vorgestellt“ murmelte Pontius ziemlich laut.

Zu diesem Zeitpunkt begannen die Bediensteten sich aus der Schusslinie zurückzuziehen. Sie hatten dabei eine gewisse Routine entwickelt: der Koch verschwand in Richtung Markt, der Gärtner, ein visionärer Mensch, träumte von Tulpenzwiebeln und Claudias persönliche Sklavinnen hatten dringend am anderen Ende des Hauses zu tun. Nur der Lieblingsarchitekt des Hausherrn war unersetzbar und konnte es sich  daher erlauben vom Nebenraum aus die Streitereien mit anzuhören. Manchmal fand er sie durchaus kurzweilig, manchmal hörte er nur mit um seinen sonstigen Auftraggebern zu berichten, welche Themen im Hause des Präfekten gerade aktuell waren.

„Einen verurteilten Mörder freizulassen, quasi als Vorbild für die Jugend und dafür einen unbedeutenden, friedlichen Wanderprediger hinzurichten und dadurch zum Helden zu machen. Zwei derartige politische Glanzleistungen gleichzeitig hat noch keiner zuwege gebracht.“ Er hasste diese glasklare Stimme und nachdem ihm keine irgendwie passende Erwiderung zum ersten Vorwurf einfiel, konzentrierte er sich auf den zweiten und versuchte seine übliche Strategie des Leugnens und Vernebelns anzuwenden „Du hast die Zusammenhänge einfach nicht begriffen“ Er bemühte sich, wenn auch erfolglos, eine gehörige Dosis männlicher, geistiger Überlegenheit in seine Stimme zu legen. „Das Problem ist gelöst, der Prediger ist tot und wie lästig seine Anhänger auch noch eine Weile sein mögen, es wird wohl keiner auf die Idee kommen zu behaupten, dass ihr Anführer von den Toten auferstanden ist.“

Doch hier wie in anderen Fragen irrte Pontius Pilatus.

17 Gedanken zu “ABC-Etüden – zurück zu den Wurzeln

  1. Lustig!
    …erlebe gerade das Kernland von Kastilien – Leon in der Semanasantenvorfreude (Übungsprozessionen, Kukluxklan-Verkleidungen, Krukenkreuz …)
    … Angenommen, die hätten den Nazarener damals laufen lassen … wär alles nicht einmal der halbe Spaß (mit Isis oder Sol Invictus)!
    Herzlichst
    Resi

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    1. Ja, ja, um die spanischen Prozessionen wär´s schade. Obwohl ich gehört habe, dass sich die Unsitte einbürgert die Altäre auf irgendwelche elektrisch betriebenen Transportdinger zu laden, statt sie bei schaurigem Fackelleuchten und Getrommel durch die Gegend zu schleppen.
      Zuhause versäumst du aber einiges !!

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  2. Die Geschichte beweist, dass sich zu irren sehr menschlich ist 😀
    Ja, schöne Szene. Sehr realistisch, sehr nachvollziehbar. Wenn man mit dem heutigen Verständnis an derartige Themen herangeht, versteht man vieles überhaupt nicht mehr.
    Liebe Grüße
    Christiane

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    1. *Freu* über realistisch und nachvollziehbar. Ich frage mich, wie Ehepaare damals tatsächlich miteinander umgingen. Ob Claudia Procula, Kaiserstochter oder nicht ihren Ehemann abkanzeln konnte. Sogar wenn er so grobe Fehlentscheidungen getroffen hatte.
      Einen wunderschönen Tag wünsche ich dir

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      1. Wir sind auf Spekulationen angewiesen, glaube ich. Ebenso glaube ich aber, dass Frauen schon immer selbst gedacht und es auch laut gesagt haben. Wie gesagt, wir wissen nur nichts über die Form.
        Auch dir einen guten und leichten Tag!
        Christiane 😀

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  3. Gefällt mir sehr. Ich überlege mir ja auch immer, wie das im praktischen Leben wirklich abgelaufen sein könnte. Pontius hat seine Hände in Unschuld gewaschen, das römische Reich ist längst untergegangen und die Auferstehung ist immer noch zentrales Thema in einer Weltreligion.
    Nachdenklich grüßt dich
    Veronika

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    1. Ja, zwar waren Menschen immer nur Menschen, also im wesentlichen nicht anders als wir heute, aber die Gesellschaftsstrukturen waren schon ganz andere und so können wir halt vieles sicher nicht nachvollziehen ….
      Herzliche Grüße ins blühende Waldviertel

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  4. Gut verpackt, liebe Mayriade
    Es erinnert mich ein wenig an das Gespräch Pontius Pilatus mit dem zu verurteilenden Jesus aus dem Buch Der Meister und Margarita von Bulgakow

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  5. Die andere Seite der Geschichte, schön! Wäre aber schon echt spannend zu wissen, wie das damals wirklich abgelaufen ist. Ohne Zeitreise kaum realisierbar, aber deine Version hätte schon was für sich. 😉
    Grüße, Katharina

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