Daggi 30 –

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Laura Restrepo

„Die dunkle Braut“

Europa Verlag 2003

Aufgabe Nr. 52: Es gibt in der Bücherei, in die ich öfter gehe eine Aktion mit verpackten Büchern von denen man sich eines nehmen kann. So ist dieses Buch in meine Hände gefallen.

Eigentlich wollte ich nach den ersten paar Seiten gar nicht weiterlesen. So eine südamerikanische Huren-Heiligen Geschichte dachte ich mir. War es auch. Auf den ersten paar Seiten wurde so eine Art Bordellstadt im kolumbianischen Urwald in der Nähe eines Ölförderungsbetriebes beschrieben und das Zimmer einer der dort arbeitenden Prostituierten. Natürlich gab es dort eine besonders verehrte Christusfigur und alle dort arbeitenden Prostituierten waren nicht nur fleißig bei der Arbeit sondern auch fromm. Dutzende Bücher ähnlicher Thematik haben mir die südamerikanische Literatur ziemlich verleidet.

Ich habe dann doch weitergelesen, weil mir die Beschreibung der Lebensumstände der Arbeiter in der Ölförderung ganz interessant erschienen ist. Alle Lieblingsthemen dieses Literatursegments sind aufgetaucht: die gutherzigen Huren, die verlassenen Kinder, die Damen der Gesellschaft und deren Männer, die einen nicht geringen Anteil an den Kunden der Bordelle ausmachen. Es gab sogar einen an Toulouse-Lautrec erinnernden spanischen Adeligen, der sich in einer dieser  „Freudenhütten“ eingemietet hatte. Religiöse Feste und Heiligenverehrung, die verführerischen Indio-Frauen, das permanente schlechte Gewissen in alle Richtungen, die Autorin hat nichts ausgelassen inklusive eines ins Surreale übergehenden Endes: die handelnden Personen wissen nicht und die Leser erfahren nicht, ob die Hauptperson am Ende mit ihrem Lieblingsgeliebten weggeht oder ob das nur eine kollektive Illusion ist …

Es ist ein bunter Bilderbogen des Lebens in den kolumbianischen Urwäldern und Kleinstädten; gut geschrieben. Wenn ich nicht so eine Abneigung gegen die Huren-Heiligen-Geschichten hätte ….. Immerhin habe ich das Buch aber zu Ende gelesen und könnte mich jetzt damit befassen, die Einflüsse auf die Autorin und ihre Stellung in der kolumbianischen bzw Lateinamerikanischen Literatur zu analysieren aber dazu habe ich schlicht und einfach keine Lust.

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