Donnerstag 7. September 2023, Röhre und Eisberge, am achtzigsten Sommertag

In der Röhre war ich heute, kawuuuummmmm … und mit Kontrastmittel . Jetzt nuckle ich schon am dritten Liter Wasser um das Zeug wieder auszuspülen. Die Magnetresonanzdiagnostik ist übrigens eine Art Abfallprodukt der Forschung bei CERN, ein wirklich sehr nützliches Abfallprodukt.

Den Bericht über die Shakleton-Expedition in die Antarktis habe ich im Rekordtempo ausgelesen. Von allen bisher gelesenen Polexpeditionsbüchern hat mir dieses am besten gefallen. Es ist nicht zu viel, es ist nicht zu wenig und es ist nach Originaltagebüchern und Zeitzeugenberichten geschrieben. Der einzige Fehler, den die Ausgabe hat, die ich von der Bücherei entlehnt habe, ist, dass sie keine Karten beinhaltet, die einen Eindruck von den Entfernungen und Hindernissen vermitteln würde, die die Mitglieder dieser Expedition gemeistert haben.

Wenn man liest mit welch schlechter oder fehlender Ausrüstung und wie lange diese Gruppe aus 28 Männern unterwegs war, zu Fuss über Packeis, in winzigen offenen Booten über extrem gefährliche Strecken kann man gar nicht glauben, dass tatsächlich alle überlebt haben. Einer von ihnen erlitt einen Herzanfall, von dem er sich aber unterwegs wieder erholte, einem weiteren, der ursprünglich als blinder Passagier des Expeditionsschiffs Endurance an Bord gekommen war, mussten die Zehen eines Fußes amputiert werden, aber abgesehen davon, kamen alle in erstaunlich gutem gesundheitlichen Zustand zurück zur Insel Südgeorgien, von wo sie weggefahren waren.

In Klammer: die arktische Insel Südgeorgien ist nicht nach dem Land Georgien sondern nach dem britischen König George III benannt worden

Die Endurance, das Schiff der Shakleton-Expedition, das vom Eis zerdrückt wurde, hat man übrigens vor einem Jahr gefunden, auf etwa 3000 Meter Tiefe im Weddell-Meer. Für wen es interessiert.

Lustige Zufälle gibt es: in der Buchhandlung, wo ich heute ein Buch zu einem ganz anderen Thema abgeholt habe, sah ich auf dem Regal der bestellten Bücher „Erebus“ von Michael Palin, das sich jemand bestellt hat. Wäre nett gewesen mit ihm oder ihr einen Plausch über Polexpeditionen zu machen.

15 Gedanken zu “Donnerstag 7. September 2023, Röhre und Eisberge, am achtzigsten Sommertag

  1. In Klammern: Uranus ist von seinem Entdecker auch zuerst nach diesem Georg benannt worden, bis man sich auf ursprünglich „Uranos“ einigte. Viele Könige hinterlassen weniger Spuren.
    Morgenkaffeegrüße 🌞🌳🌻☕🍪

    Gefällt 2 Personen

  2. Vor wenigen Tagen habe ich das Buch auch beendet, am Schluss konnte ich es gar nicht mehr aus der Hand legen, so spannend fand ich es. Besonders begeistert haben mich Natur- und Wetterbeschreibungen darin. Verglichen mit dem Buch „Terror“ von Dan Simmons allerdings regelrecht harmlos, da die Antarktis im Gegensatz zur Arktis offenbar zu fast jeder Jahreszeit jagbares Getier bietet. Mich hat auch gewundert, wie „gesund“ die Männer geblieben sind mit der reinen Fleischnahrung der letzten Monate.

    Gefällt 1 Person

    1. Sie haben ja die reinsten Pinguin-Massaker abgehalten ! Dazu fällt mir ein, dass sich Inuit-Völker ja auch so gut wie ausschließlich von Fleisch ernähr(t)en.
      Was ich auch so unglaublich finde, ist, dass sie einigermaßen „gesund“ blieben obwohl sie eigentlich ständig nass waren und dass bei Minusgraden und aus ihren einzigen Kleidungsstücken nie herausgekommen sind. Die faulenden Schlafsäcke sind auch ganz heftig. Den Geruch darf man sich gar nicht vorstellen.

      Gefällt 1 Person

      1. Eigentlich müssten sie alle an Lungenentzündung gestorben sein … aber vielleicht sind mehr der uns bekannten Krankheiten doch von Bakterien verursacht, die in der Antarktis nicht überleben können.
        Ob man sich an solchen Gestank, wie er im Umfeld der Menschen geherrscht hat, gewöhnen kann, habe ich mich bei der Lektüre oft gefragt. Toll, dass Lansing auf solche Sinneswahrnehmungen immer wieder so ausführlich eingegangen ist.

        Gefällt 1 Person

        1. Ja, das ist doch sehr interessant, wie das tatsächliche Verhältnis von „Verkühlen“ und Bakterienzugriff wohl ist.
          Genau die Beschreibung so vieler Sinneswahrnehmungen und die detaillierten Schilderungen zB des Essens haben mir ganz besonders gut gefallen.

          Gefällt 1 Person

  3. „635 Tage im Eis“ ist definitiv mein Lieblingsbuch über Polar-Expeditionen. Ich kann mich auch an mindestens eine schlaflose Nacht erinnern, die ich vergangenes Jahr hatte, weil mich das Buch so fesselte, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte. 😉
    Und es wirkt in der Tat wundersam, dass damals alle Expeditionsteilnehmer diese unsäglichen Strapazen überlebt haben.
    Ich hoffe sehr, es ist nix Schlimmes, weswegen du in die Röhre musstest.

    Gefällt 1 Person

    1. Ja, es ist gut geschrieben und wirklich spannend!
      Es ist insofern schlimm, als es eine sehr unangenehme Sache an der Hand ist, aber nicht gefährlich. Der Befund lässt noch auf sich warten.

      Like

Hinterlasse einen Kommentar