Ich bin heute zum Frühstück um die Schachtel Cortison-Tabletten herumgeschlichen, habe sie beäugt und begrapscht und einmal da und einmal dorthin gelegt, die Nebenwirkungen memoriert, Anstieg des Blutzuckers, Anstieg des Blutdrucks und weiteres, das ich gar nicht wissen wollte. Eigentlich ist das aber alles nur Show für mich selbst. Tatsächlich habe ich mich schon gestern entschlossen, sie zu nehmen, heute gleich nach dem Aufwachen den Magenschoner eingeworfen. Aus der Gehirnforschung weiß man, dass Entscheidungen emotional getroffen und anschließend logisch begründet werden. Das erlebe ich an mir selbst jedes Mal. Wenn ich beginne Für und Wider abzuwägen, habe ich die Entscheidung längst getroffen.
Zur Beruhigung erinnere ich mich an meine gute Erfahrung mit Cortison. Ich hatte einmal ein Virus erwischt, das an einem Hörnerv knabberte und war auf dem einen Ohr bei einer Hörleistung von 25% angelangt. Leider hatte ich da auch auf den ersten Griff einen sehr schwindligen HNO-Arzt erwischt, der sich ausschließlich dafür interessierte, dass er am nächsten Tag einen Urlaub antreten wollte. Er sagte, da gäbe es nichts als Abwarten, ob der Nerv das überlebt. Früher hätte man in solchen Fällen eine barbarische Methode angewendet: Perforieren des Trommelfells. Selbstverständlich würde er so etwas Steinzeitliches aber niemals durchführen. Panik meinerseits. Einfach warten?
Ich rief meinen ärztlichen Bruder an und fragte, ob er mir einen HNO empfehlen könnte. Konnte er. Wie das halt so ist in Österreich wurde ich in eine eigentlich schon geschlossene Ambulanz bestellt. Der Arzt meinte, dass das einzige, was man machen könnte, was aber auch sehr effizient wäre, die Durchstechung des Trommelfells wäre. Die Steinzeitlichkeit dieser Methode war also Ansichtssache. Es war ein sehr seltsames Gefühl zu hören, wie die Flüssigkeit aus dem durchlöcherten Trommelfell floss, so etwa als würde ich hinter einem Wasserfall stehen und das Rauschen im eigenen Kopf hören. Die angestrebte Wirkung wäre eben, dass die Flüssigkeit, die die Hauptlast des Virus trug, entfernt und der Nerv dadurch entlastet würde. Außerdem empfahl er mir Cortison, einen Stoß mit einer Ross-Dosis, noch um einiges mehr als dieses Mal.
Und gut war´s. Das Trommelfell ist problemlos wieder zusammengewachsen, die Hörleistung kam wieder auf dasselbe Niveau wie zuvor. Glück gehabt und einen von den guten Ärzten.
Ich könnte mich auf das Schreiben von Ärzte-Texten spezialisieren. An Stoff würde es mir nicht fehlen.
Bei Fragen zu Risiken und ärztlichen Nebenwirkungen fragen Sie bitte Myriade.
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Sprechstunden täglich von 00:00 bis 01:00 🙂
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Hahaha, oder von 00:00 bis 00:01. 😉
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Das wäre auch eine Überlegung wert 😄😇
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😂Sehr effizient.
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Ja, das Cortison und das Hören … Fluch und Segen …
Dieses Foto allerdings gehört zu den wenigen, von denen ich mir spontan wünsche, mir wäre das gelungen. Ganz großes Kino!
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Von Hören könnte ich auch ne story erzählen… aber das lasse ich lieber! Tolles Mückenbein! Hat es Ähnlichkeiten mit deinem?
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Was? Siehst du mich als Insekt 😄
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nein, aber ein Bein ist ein Bein ist ein Bein, oder?
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Naja, von der funkjtion her teilweise, aber Insekten haben schon eine ganz andere Physiologie als Menschen 😉
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Sicher? Mir scheint zB die Staatenbildung eine gemeinsame Leidenschaft zu sein
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Hehe, aber gerade dich Gerda kann ich mir wirklich nicht in einer Gesellschaft vorstellen, die organisiert ist, wie ein Insektenstaat 🙂
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Richtig. Dann schon eher wie die Holzbiene, die unsere Gartenbank bezogen hat.
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Ja, die muss sich weder mit einer Königin noch mit einem Volk herumärgern 😎😀
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*lach*
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Estou com medo dos médicos austríacos. (Risos)
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Hehe, no caso de alguns é muito comprehensivel 🙂
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Tenho um filho que estuda medicina, então conversamos sobre empatia e sobre a seriedade no estudo.
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É uma decisão importante para um estudante de medicina ser um médico em contato com os pacientes ou trabalhar em pesquisa.
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Ja, Cortison kann Fluch und Segen zugleich sein. Ich bekomme das Zeug nicht in Tablettenform, sondern alle zwei Wochen direkt „vor Ort“ an die Nervenwurzeln gespritzt.
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Wenn es hilft ist es wohl eher ein Segen…
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Dein Mückenbeinfoto ist spitzenklasse.
Könnten wir Dich nun Myri Mückenbein nennen? 🙂 Hilfe, nur ein Scherzelein *g*)
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Ach nein, so einen Mückenscherz
Nehme ich mir sehr zu Herz
Bleib immer doch am Boden liegen
Und kann überhaupt nicht fliegen 😇
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🙂
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Cortison als Kurzzeitkur ist ok, Probleme entstehen mehr, wenn es über einen längeren Zeitraum verabreicht werden muss. Und nun frag mich nicht, ab wann es von Kurzzeit zum längeren Zeitraum wird – frag deinen medizinisch gebildeten Bruder. Ich hatte einen Top-Allgemeinmediziner (der gerade noch rechtzeitig vor Corona die Praxis schloß, um sich in den Ruhestand zu begeben). Der war recht entspannt, wenn es um kürzere Zeiträume ging, weil es nun mal sehr gut anschlägt.
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Ja, alle medizinisch kompetenten Leute, die ich gefragt habe, waren sich einig, dass ein kurzer Stoß auf jeden Fall einer Langzeitbehandlung vorzuziehen wäre. Mein Internist meinte auch, dass die geplanten 4 Tage hochdosiert kein Problem wären und gute Wirkungen bringen könnten.
Dein Ex-Doktor hat den Zeitpunkt seiner Pensionierung echt gut getroffen. Ich hoffe es hat sich für dich ein angenehmer Nachfolger gefunden.
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Der Nachfolger hat diverse Nachteile. Aber man lebt damit .. immerhin ist es noch nicht soweit, dass ich jetzt einen Hausarzt hätte, der jünger ist als ich.
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Ich fände es super, wenn alle meine Ärzte deutlich jünger wären als ich, so als Zukunfstperspektive 😉
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Dann möchte ich dir Dr Mike vorstellen:
Das wäre für mich der Alptraum. Nicht, weil ich Dr. Mike für einen schlechten Arzt halte, Dr. Varshavsky ist ein guter Arzt nach allem, was er so von sich gibt. Unterhaltsam ist er außerdem auf Youtube. Aber er würde mich daran erinnern, wie alt ich bin – allein durch seine Jugendlichkeit.
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Oh, und er kommentiert hier The Onion Artikel über medizinische Themen – The Onion ist eine amerikanische Satirezeitschrift, ähnlich dem Postillion.
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Ich mag lieber die, die sich selbst weiterbilden, statt ihren Senf überall dazu zu geben …
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Du meinst, dass er das nicht täte? Aber stimmt schon, er gibt wohl eher einen Dr. von Hirschhausen in Amerika – weil er nämlich Shows angekündigt hat. Eckart von Hirschhausen. Deutscher Arzt – aber auch Entertainer. Setzt seine Popularität u.a. dafür ein, dass Leute sich impfen lassen. Hat aber auch eine Diät-App draußen … und das ist wieder mein NoNo …
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Naja, diesen muss ich denn dann doch nicht haben 😉 🙂
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