Ungarisches Geflüster in hell und dunkel

In meiner allerersten Ungarisch-Stunde fragte ich mich wieso ein Thema wie „Vokalharmonie“ gleich ganz am Anfang abgehandelt werden müsste. Das konnte doch wohl nicht so wichtig sein, dass es noch vor allem anderen kommen sollte. Was für ein Irrtum!

Diese Vokalharmonie zieht sich durch absolut alles. Es gibt Wörter mit dunklen Vokalen, Wörter mit hellen Vokalen und solche mit gemischten. Sämtliche Suffixe und Verbalendungen folgen diesem Prinzip Ich bin gerade bei den allerersten Verben angelangt und auch bei den regelmäßigen Verben im Präsens gibt es je nach Vokalen, die im Stamm vorkommen eine dunkle und zwei helle Endungen. Zum Beispiel kann die Endung für die zweite Person Plural bei einer Gruppe regelmäßiger Verben -tok, -tek oder -tök lauten. Ich bin immer noch fasziniert.

Leider zeigt sich immer deutlicher, dass unsere Lehrerin ihre Muttersprache zwar natürlich beherrscht, aber vieles nicht erklären kann. Auch Dinge, die mir nicht besonders kompliziert erscheinen wie etwa der Unterschied zwischen zwei verschiedenen Fragewörtern. Aber vielleicht tue ich ihr unrecht und es handelt sich um Unterscheidungen von großer Komplexität.

Jedenfalls war die Gute aber auf die online-Stunde schlecht vorbereitet. Übungszettel zum Bearbeiten sollte man vorher per e-mail verschicken ebenso wie Grammatikerklärungen, die im zoom-chat getipselt sehr unzufriedenstellend sind. Aber ich weiß eh, was für eine Horrorteilnehmerin eines Sprachkurses ich bin ….

4 Gedanken zu “Ungarisches Geflüster in hell und dunkel

  1. Solche Gedanken zur Vokalharmonie hatte ich genau so am Anfang meines Türkischlernens, sehr spannend finde ich diese Parallelität.
    Zum Glück denkt man bald nicht mehr über die Vokalharmonie nach, wenn man sie einmal verinnerlicht hat, funktioniert sie automatisch.
    Sie bleibt aber ein Phänomen von seltsamer visueller und akustischer Schönheit für mich.

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    1. Es gab ja auch einmal die Theorie, dass Türkisch und Ungarisch verwandt wären, die ist aber – glaube ich – veraltet.
      Dass man die Vokalharmonie verinnerlicht, kann ich mir gut vorstellen, aber da bin ich leider noch lange nicht ….

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  2. Die Erfahrungen mit Lehrern, die wegen der fehlenden Distanz zu ihrer Materie deshalb schlechte Erklärer sind, habe ich auch schon gemacht. Unsere zeitweilige Pariser Französischlehrerin sagte oft nur „das fühlt man doch, wenn … „. Aber da muss man erst einmal hinkommen, genau wie beim Fahrradfahren keiner mehr über die Balance nachdenken muss, wenn er sie einmal gefunden hat.
    Eine Distanz zum zu vermittelnden Gegenstand scheint allgemein hilfreich. Ähnlich, wenn meine mathematikbegabte Freundin mit „pass auf, das ist ganz einfach“ anfing und nicht verstehen konnte, weshalb ich schon den angeblich so logischen Anfang eines Lösungsweges nicht erkannt habe, der ihr wie mit Lämpchen bezeichnet beim Lesen einer jeden Aufgabe sofort entgegenleuchtete.

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    1. Ja mit dem Fühlen in einer noch fremden Sprache ist das so eine Sache 🙂 Aber meine Begeisterung ist groß und deswegen bin ich optimistisch, dass sich das Fühlen irgendwann einstellen wird. Früher oder – eher – später 😉

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