Entkommen ! – ABC-Etüde

Die ABC-Etüden

Wie immer bei Christiane

Die drei vorgegebenen Wörter in einen Text von maximal 300 Wörtern verpackt.

Wir hatten einander einfach nichts mehr zu sagen und füllten die immer mehr Platz greifende Stille mit nichtssagendem Geplapper. Das Gericht mit dem kuriosen Namen, das wir beide bestellt hatten um dieser Begegnung etwas Pepp zu verleihen, wurde serviert und schmeckte ähnlich schal wie unsere Unterhaltung.

Ich starrte in seine umwerfenden Katzenaugen. Die Gefühle, die mich beim Blick in diese Augen überwältigt hatten, konnte ich noch rekonstruieren, wie man eingestaubte, etwas verzogene alte Kleidungsstücke zurecht zieht um sich vorstellen zu können, wie sie einmal gewirkt haben. Seine Bemerkungen hatte ich als brilliant und witzig in Erinnerung, als leicht, prägnant und sachkundig. Und nun diese Banalität, diese Selbstverliebtheit. Die einmaligen Katzenaugen konnten doch auch nicht immer so leer geblickt haben.

Wie konnte sich denn mein Traummann in diesen hohlen, eitlen Popanz verwandelt haben ? In diesen langweiligen, gockelnden Macho mit den immer noch umwerfenden Augen, die zum restlichen Mann nicht mehr passten. War ich so blind gewesen oder war ich jetzt blind oder hatte es nie irgendetwas Bemerkenswertes zu sehen gegeben? Waren seine vor Esprit sprühenden Geschichten immer nur plumpe Angeberei gewesen?

Trotzdem waren meine Gefühle groß gewesen und tief und  ……. vielleicht doch nicht. Vielleicht hatte ich die Weltmeisterschaft im Schönreden gewonnen ohne zu wissen, dass ich an ihr teilgenommen hatte. Egal, es war doch eine schöne Zeit. Und während der Ex-Traummann den gestrigen Wetterbericht paraphrasierte, ließ ich ihn mit der Rechnung für das ungenießbare, exotische Schleimgemüse sitzen.

Draußen atmete ich tief durch und balancierte dann über die bunten Pflastersteine, mit ausgebreiteten Armen und einem ungeheuer erleichterten Lächeln. „Bon débarras“ und auf zu neuen Ufern, die Erde ist ein Wasserplanet.

7 Gedanken zu “Entkommen ! – ABC-Etüde

  1. Ja, Schlussstriche sind manchmal schmerzlich, aber auch ungeheuer befreiend. Und zuzugeben, dass man sich geirrt hat, sogar nur vor sich selbst, kann auch ungeheuer peinlich sein.
    Tja, kommt vor.
    Nächstes Mal besser.
    Liebe Grüße
    Christiane 😁👍

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