Héviz – ein vielschichtiges Erlebnis

Wir haben ja nur ein paar Tage dort verbracht und sind mit dem Autoproblem schlecht eingestiegen. Der Aufenthalt war aber sehr angenehm, Unterkunft und Verpflegung erstklassig. Der riesige Thermalsee von Héviz, der obendrein ganz in der Nähe des Balaton liegt, war der Magnet für unseren Kurzurlaub in Ungarn

Der Heilsee in Hévíz ist mit einer Fläche von rund 4,4 Hektar der größte natürliche und biologisch aktive Thermalsee der Welt, in dem man im ganzen Jahr baden kann. Dieser wird durch eine Thermalquelle aus einem Krater in 38 Metern Tiefe gespeist. Die Quelle ist mit 410 Litern pro Sekunde derart ergiebig, dass sich das Wasser innerhalb von etwa 84 Stunden komplett austauscht. *)

Ein seltsames Gefühl war es doch über einer Quelle in 38 Metern Tiefe zu schwimmen, in Begleitung von Seerosen und Enten übrigens. Die besonders heißen Bereiche“ sind unter dem Gebäude in der Mitte.

Ein etwas kleines Foto und obendrein gefladert, aber so sieht der See von oben aus.

Das Wasser enthält Schwefel, Kohlendioxid, Kalzium, Magnesium sowie Hydrogenkarbonat und es besitzt leicht radioaktive Eigenschaften. Das Thermalwasser soll dadurch zur Entspannung des Körpers und damit zum Erfolg bei der Behandlung von rheumatischen und motorischen Beschwerden beitragen. Ferner wird im Winter der Bereich über dem Wasserspiegel zu einem riesigen Freiluft-Inhalatorium, da es zu einer starken Dampfentwicklung kommt. Diese Dämpfe sollen sich wohltuend auf die Stimmbänder auswirken. *)

Die Sache mit dem Freiluft-Inhalatorium hat sich zumindest an dem Tag, an dem wir dort waren, nicht bestätigt. Ich hatte mir den See riesenkochtopfartig mit ausgiebigem Wasserdampf vorgestellt. Es war aber gar kein Dampf zu sehen, obwohl die Außentemperatur im einstelligen Bereich lag. Das Wasser war aber doch so warm, dass man angenehm im Freien schwimmen konnte.
Tatsächlich sind wir eine gute Stunde im Wasser gewesen, was doppelt so lange ist wie empfohlen aber wir waren auch nur einmal im Seebad.

Es gab auch in unserem Hotel – neben mehreren Becken mit Normalwasser – zwei kleine Thermalbecken, die in manchen Teilen des Gebäudes einen schwefligen Geruch erzeugt haben. Leise Anklänge an die Hölle, aber nur geruchlich.

Auch der Schlamm vom Grund des Sees wird für physiotherapeutische Maßnahmen angewandt. Er enthält sowohl organische als auch anorganische Bestandteile, wobei die wichtigsten davon Schwefellösungen und Radiumsalze sind.

Die Wassertemperaturen des Sees betragen im Sommer etwa 33 bis 36 °C, im Winter rund 23 bis 25 °C. Dadurch ist ein ganzjähriger Badebetrieb unter freiem Himmel möglich. *)

So sieht der Eingang zum Thermalbad aus. Zu Lande und gespiegelt im Wasser

Zu den beiden Drachen, die den Eingang bewachen, meinte der F das wären wohl durch das radioaktive Wasser mutierte Miezekatzen. Eine natürlich völlig aus der Luft gegriffene Theorie. Als ob Katzen – mutiert oder nicht – ruhig herumsitzen und ein Wappen halten würden.

Der See ist riesig, das Badgebäude ist auch sehr groß. gut organisiert, bis auf die Tatsache, dass man nur in Forinth bezahlen kann. An den Kassen wird nicht gewechselt und man muss, wenn man nicht genug Forinth hat, an einem Bankomaten mit Gebühren wechseln. Nicht besonders kundenfreundlich, aber als Bürgerin eines Tourismuslandes verstehe ich vollkommen, wie sehr einem die vielen Touristen, die alle das gleiche wollen und nur als Ausnahme für sich selbst, auf die Nerven fallen können. Die Angestellten an der Kasse waren auch sehr freundlich, sie haben nur nicht gewechselt. Forinth werden übrigens mit HUF abgekürzt, was für ein Reitervolk wie die Ungarn doch eine sehr passende Abkürzung ist.

Von HTME – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=519215

Wer immer dieses Foto aufgenommen hat, hatte dabei dasselbe Problem wie ich mit der Metallstange vom Zaun (links unten), die man wegen der Spiegelungen nicht wegschneiden kann, die aber verhindert, dass die Türmchen ganz zu sehen sind.

Man kann im See baden oder im Untergeschoß des Badegebäudes. Dort unten herrscht der Charme einer etwas verwahrlosten Fabrikshalle: die zahlreichen Metallsäulen sind von Schwefelablagerungen bedeckt. Jedes verwendete Material sieht irgendwie extrem beansprucht und halb verrottet aus. Also die Instandhaltung der inneren Schwimmbecken, wo das Wasser noch wärmer ist als draußen und vielleicht die Mineralien besonders konzentriert, kommt mir etwas vernachlässigt vor. Die letzte Renovierung fand 2006 statt, es sieht aber alles um einiges älter aus.

Insgesamt war es aber ein wirklich schönes Erlebnis und wie man auf dem historischen Foto sehen kann, waren die baulichen Gegebenheiten früher schlimmer

Héviz hat eine lange Geschichte:

Funde römischer Münzen aus dem See weisen darauf hin, dass die Gegend vor knapp 2000 Jahren bereits besiedelt war.
Forschungen belegen, dass germanische und slawische Stämme zur Zeit der Völkerwanderungen ebenfalls das Gewässer nutzten.
Hévíz wird erstmals im Jahr 1328 als Locus vulgariter Hewyz dictus (im Volk Hewyz genannter Ort) urkundlich erwähnt.
Die Kur in ihrer heutigen Form mit dem Badebetrieb besteht mittlerweile seit über 200 Jahren. Im Jahr 1795 ließ Graf Feštetićs den Ort zum Heilbad ausbauen, indem er Badehäuser und Kureinrichtungen errichten ließ. Das Thermalbad wurde in den Jahren von 1964 bis 1968 erbaut und im Jahr 1987 durch einen Brand beschädigt. Zuletzt wurde es im Jahr 2006 baulich erneuert. *)

*) Quelle: Wikipedia

Der Familie Festetics gehört in der Gegend sehr viel. Das ist ähnlich wie bei den Esterházys im Burgenland. Wir haben ein Festetics-Schloss besichtigt mit einem sehr schönen Park mit verschiedensten, alten Bäumen und mit bestens bestückten Gewächshäusern mit Dutzenden verschiedenen blühenden Kakteen in allen formen und Farben. Die Fotos davon sind im Nirvana gelandet. Ebenso jene von der schönen Balatonpromenade . Die Theorie mit der defekten Speicherkarte der Kamera hat sich übrigens bestätigt. Einen internen Speicher hat die Kamera leider nicht und somit sind die Bilder eben pfutsch. Ärgerlich, aber es gibt wahrhaftig Schlimmeres.

23 Gedanken zu “Héviz – ein vielschichtiges Erlebnis

  1. Guten Morgen 🙂
    Oh das klingt wirklich gut – schön, dasz die Reise dann doch nicht ganz und gar im Eimer war! Genau solch ein Bad täte mir jetzt auch bestimmt gut mit all meinen Schmerzen und jetzt noch einer akuten Hüftgelenksentzündung dazu (wieder auf Selbsthilfe angewiesen, aber das geht – )
    Das alte Foto erinnert mich baulich gesehen an ein wunderbares Schwimmbad meiner Kinderzeit – natürlich mit anderer Mode – ich bedauere heute noch, dasz es nach der Wende verkam und dann abgerissen wurde 😦
    Aprilschauergrüsze mit Hoffnung auf baldige Wärme
    Mascha

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  2. Bilder, die futsch sind…dazu gibt es mehrere Varianten, etwa die, die karte zu löschen bevor man die bilder übertragen hat.
    In Marienbad zahlten wir auch mit tschechischen Kronen.
    Die Renovierangelegenheiten fallen meist soooo schnell an, dass man oft darauf verzichtet.

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    1. Ja leider, aber es war trotzdem schön. Héviz gehört zu den Kurorten, die schon in Zeiten der österreisch-ungarischen Monarchie sehr beliebt waren, aber dass der See so groß ist, wusste ich auch nicht

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