Glas – Impulswerkstatt

Hier gehts zur Einladung zur Impulswerkstatt November-Dezember

Wir waren im Rahmen der Venedigwoche auch auf der Insel Murano, berühmt für ihre Glasproduktion. Ja, es ist auf den ersten Blick idyllisch und bunt , hat aber schon auch einen gewissen Disneyland-Charakter. In fast jedem Haus gibt es ein Souvenirgeschäft, in dem alle Arten von Glasprodukten verkauft werden.

Abgesehen von den größten Scheußlichkeiten wie riesige Disneyfiguren in neonfarbigem Glas und sonstigen Dingen, die ich nicht einmal gegen Bezahlung haben wollte, habe ich auch Dinge gesehen, die mir gefallen haben wie diese Schale, die wunderbar geeignet ist zum Ablegen von Schmuck, den man am nächsten Tag wieder finden möchte. Der F hat mich erfolgreich davon angehalten, gleich mehrere Schalen zu kaufen. Es hätte noch etliche gegeben, die mir gefallen haben, aber mit dieser habe ich viel Freude. Vermutlich mehr als wenn ich gleich eine halbe Kollektion erworben hätte. Das Orange ist übrigens ein Reflex und zeigt, dass das Muster auf dieser Seite der Schale transparent ist.

Glas ist nicht so filigran formbar wie etwa Keramik, trotzdem gibt es schon sehr feine Stücke. Bei manchen – wie dieser Schale – bekommt man ein Ursprungs-Zertifikat der Firma. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass sehr vieles, das dort verkauft wird nicht aus Murano ist. So viel wie angeboten wird, könnte auf so einer kleinen Insel auch gar nicht hergestellt werden.

Eine kleine Vorführung der Glaserzeugung haben wir auch gesehen. War interessant, aber im Vergleich zu einer ähnlichen Vorführung, die ich einmal in Waterford in Irland gesehen habe, war das ganze etwas lieblos gemacht.

Wir waren am selben Tag auch in Burano. In den Reiseführern – wir hatten mehrere davon – ist von einer Fischerinsel die Rede, wo auf den Straßen alte Frauen sitzen und klöppeln. Das hatten wir natürlich nicht geglaubt, aber dass es so gar nichts in die Richtung zu sehen gab, war doch etwas enttäuschend. Ich bin ja eine begeisterte Handarbeiterin und hätte gerne beim professionellen Klöppeln zugesehen. Zwar findet man auch in Burano unendlich viele Souvenirgeschäfte und -Stände, aber das meiste, was da angeboten wird, ist made in China. Zum Beispiel kleine Spitzensonnenschirme, wie ich sie bei asiatischen Touristinnen in Wien schon oft gesehen habe.

Man lebt auf diesen Inseln offenbar ziemlich ausschließlich vom Verkauf teilweise heimischer Produkte an Touristen. Ein in vieler Hinsicht unerfreuliches Leben, was auch an der gekünstelten oder gar nicht vorhandenen Freundlichkeit der Geschäftsleute zu bemerken ist. Irgendwo im Hintergrund wird es schon auch Fischer geben, aber wahrscheinlich ist die wirtschaftliche Bedeutung des Fischfangs nur mehr sehr gering und die vor ihren Häusern sitzenden Klöpplerinnen sind wohl längst von Maschinen ersetzt worden

Das klingt jetzt so, als hätten mir die beiden Inseln gar nicht gefallen. Doch haben sie durchaus. Allein schon der Blick vom Meer aus und die wirklich malerischen Kanäle und Häuschen. Es ist halt alles vom Schleim des Massentourismus überzogen.

32 Gedanken zu “Glas – Impulswerkstatt

  1. Bei einem nur kurzen Besuch in Venedig kaufte ich in einem relativ kleinen Geschäft eine sehr schöne rote Zuckerdose aus Muranoglas für die Oma meines Mannes als Geschenk. Wobei uns unter anderem auch erklärt wurde, dass in dem roten Glas Gold verarbeitet wurde. Aber für einen Besuch in Murano war die Zeit einfach zu kurz und augenscheinlich hatte ich damit auch nichts verpasst und inzwischen steht diese hübsche hochwertige Zuckerdose längst in unserer Vitrine mit schönen Erinnerungen darin.

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    1. Ja, Disneyland breitet sich immer mehr aus.
      Gell, die Schale ist hübsch. Mich würde wirklich interessieren, ob sowas in Keramik einfacher herzustellen ist als in Glas, aber nachdem kaum jemand beide Techniken beherrschen wird, kann ich nur theoretische Antworten bekommen

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  2. Ich bin vor einigen Jahren im Glasmuseum auf Murano gewesen, das war sehr interessant. Gestaunt habe ich vor allem darüber, wie zeitlos gestaltet die mehr als 2.000 Jahre alten römischen Glasobjekte sind. Das Design wirkte so modern…
    Als Hobbyfotografin haben mir die knallbunten Häuser von Burano natürlich viel Freude bereitet. 😉 Und ich durfte zufällig die älteste Spitzenstickerin der Welt kennenlernen, über hundert Jahre soll sie alt gewesen sein, war noch ganz hell im Kopf, und sehr witzig und schlagfertig.

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    1. Ja, tatsächlich lasse ich mir von Menschenmassen leicht die Freude verderben. Das ist kurzsichtig, weil sich diese Situation nur zum noch Schlechteren verändern kann und es daher nur zwei kluge Reaktionen geben kann: sich anzupassen oder fern zu bleiben ……
      Diese Frau ist mir leider nicht untergekommen …

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      1. Diese uralte Spitzenstickerin besieht sich höchstwahrscheinlich mittlerweile schon seit Jahren die Radieschen von unten. Ich habe sie während einer Woche in Venedig im Frühherbst 2016 getroffen…
        Wenn man Orte wie Venedig besucht, muss man halt immer damit rechnen, dass diese Idee auch sehr, sehr viele Andere hatten. 😉 Und versuchen, damit zurecht zu kommen. Was nicht immer einfach ist. Ich weiß noch, wie entsetzt ich im Juni über die Touri-Massen in meiner Heimat war. An einer Stelle nahe des Königssees, die ich aus längst vergangenen Bergwandertagen als einsamen und idyllischen Ort in Erinnerung hatte, muss man mittlerweile vor lauter Menschenmassen und Instagram-Fans sogar eine Weile anstehen, um ein Foto machen zu können.

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          1. Die filigranen Spitzen von Burano werden in der Tat nicht geklöppelt, sondern zuerst in etwa netzartig genäht und dann quasi gestickt. Zuerst legt man mit Hilfsfäden nähenderweise die Konturen der Spitze auf einer teilweise uralten Papiervorlage fest. Und dann werden mit Nadel und Faden feinste Knoten und Verschlingungen gemacht, die dann durch Sticken mit verschiedensten Mustern gefüllt werden. Ist die Spitze fertig, entfernt man die Hilfsfäden. 😉

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  3. Ich denke, so ist für jeden etwas dabei. Handwerkskunst kann sich nicht jeder leisten. Und Geschmack ist relativ. 😉🙃 So ist es im Grunde überall, wo Touristen auftauchen.

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    1. Es kommt ja auch immer drauf an, wie man selbst reagiert. In Murano waren weniger Menschen als in Venedig allein schon deswegen, weil man nur mit dem Schiff hinkommt. Auch in Venedig waren es abseits von Markusplatz und Rialto-Brücke nicht so schlimm. Ich hatte halt die Massen nicht erwartet …

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