Donnerstag 1. Juni 2023 – Ateliersgeflüster über Strohhüte und Übersinnliche

Der D trägt einen Strohhut. Genauso einen habe ich mir auf dem Weg zu Schloss Tirol gekauft, weil die Sonne so gebrannt hat. Stroh, geflochten und mit einem Band versehen. Meiner hängt jetzt an einer Tür in PB als Deko, seiner darf mitgehen ein Fischlokal ausprobieren. Ob der eine auf den anderen eifersüchtig ist? Über die Gefühlswelt von Strohhüten habe ich mir bislang noch nicht viele Gedanken gemacht, sonst wohl auch niemand. Andererseits, wenn ich mir so manche Überzeugungen anhöre, denke ich, dass es vielleicht auch eine Richtung gibt, die sich mit den Gefühlen von Strohhüten befasst und deren geheimnisvolle Wirkung auf die Menschheit.

Andere, für mich ebenfalls äußerst bizarre Gefühlswelten gehen mir im Kopf herum. Immer wieder, anlässlich verschiedener Situationen denke ich an den klugen Gedanken, den ich in einer Diskussion kürzlich gehört habe. Es ging wieder einmal um den Graben quer durch die Gesellschaft. Einer der diskutierenden Philosophen meinte, dass die Situation so verfahren sei, weil es eben nicht um verschiedene Denkwelten ginge. Wenn es um Gedanken ginge, könnte man argumentieren. Es wären vielmehr die „Andersfühlenden“ mit denen ein Austausch kaum möglich sei, weil Gefühle irrational sind und man darüber nicht diskutieren kann. An einer irrationalen Überzeugung perlt jedes noch so gut untermauerte Argument ab wie Flüssigkeiten von einer Teflonpfanne.
Am unmöglichsten ist meiner Meinung nach der Austausch mit überzeugten Esoterikern. Wie soll man mit jemandem diskutieren, der als Prämisse in die Diskussion einbringt ein Medium zu sein, das von Außerirdischen Weisungen erhält, wie die Welt zu retten sei. Ein Gespräch sollte ja beiden Beteiligten neue Gesichtspunkte näherbringen. Was aber sollte bei einem Austausch mit jemandem dieser Überzeugung herauskommen außer Frust auf beiden Seiten?
Alle Sekten und esoterischen Gedankensysteme arbeiten bezüglich kritischer Einwände auf dieselbe Art. Wer kritisiert, hat eben die großen Wahrheiten, die sie verkünden noch nicht verstanden. Punkt. Damit werden jegliche Einwände abgeschmettert. Manche Vereine wie zB Scientology gehen weiter und tyrannisieren Kritiker und Abtrünnige auf heftigste Art.
Auch bei Einzelpersonen, die sich selbst für Lichtgestalten halten, kommt es zu Aggression, zu maßloser Selbstüberschätzung und Unverständnis dafür, dass sich niemand zur Verfügung stellen will um belehrt und gerettet zu werden durch Weisungen höherer Wesen, die durch ihre Vertreterin sprechen.
Nein, nein, ich lasse mich auf solche Debatten nicht mehr ein. Wenn jemand glauben möchte, selbst übermenschlich zu sein und gemeinsam mit alten Seelen in neue Dimensionen einzutreten, bitte sehr, nur zu.



29 Gedanken zu “Donnerstag 1. Juni 2023 – Ateliersgeflüster über Strohhüte und Übersinnliche

  1. Das sehe ich genauso wie du. Ich gehe Unterhaltungen, egal, ob real oder virtuell, mit Esoterikern mittlerweile auch gezielt aus dem Weg.
    Ob Hüte Gedanken und Gefühle haben? Hm! Das ist eine interessante Frage. Ich werde sogleich versuchen, mich darüber mit dem kleinen Stoffhut, den ich vor einem Jahr auf dem Naschmarkt gekauft habe, in Verbindung zu setzen. 😉 Ich hoffe, der schlappe Eindruck, den er beständig macht, kommt vom verwendeten Material, und nicht von seiner Seele. 😉

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  2. Dann doch lieber über eifersüchtige Strohhüte sinnieren.
    Meiner muss ja ausrasten vor Eifersucht, nie getragen fristet er ein Schubladenleben im Gartenhäuschen. Lach…

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      1. Habe halt keinen Hutkopf. 😉
        Auch wenn er in der Hoffnung gekauft wurde, mein Haupt vor Sonnenbrand im Garten zu schützen.
        Aber die platten Haare danach ….*seufz*
        Vielleicht setzt sich die Vernunft irgendwann durch.

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  3. Es gibt einen Impuls im kreativen Schreiben (witzigerweise gestern Abend im Kurs angewendet), dass man einen Alltagsgegenstand zu Wort kommen lässt. Was hat dieser erlebt, was denkt, fühlt er, was erträumt er sich… vielleicht eine Möglichkeit, um deinen Hut mal sprechen zu lassen? 🙃😁

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    1. Ja, das ist ein sehr netter Impuls. Bei mir sprechen öfters die verschiedensten Dinge. ein Hut war allerdings noch nicht dabei. Was habt ihr den gestern für Dinge zu Wort kommen lassen ?

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  4. Nach der Devise „nichts und niemanden ausschließen“ oder meinetwegen „jeder nach seiner Facon“ lese ich mit einer Mischung aus Amüsement und Unbehagen eure aufeinander bezogenen statements. Inhaltlich mag ich mich nicht einmischen.

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    1. Gerade du, Gerda bist immer meine Referenzperson dafür, dass auch bei sehr unterschiedlichen Meinungen und Weltanschauungen eine gute Kommunikation möglich ist. Manchmal kracht man zusammen, dann findet man wieder eine Gemeinsamkeit. Das ist für mich eine bereichernde Kommunikation bei der sich niemand verbiegen muss. Gelegentliches Schweigen zu dem einen oder anderen finde ich dabei unproblematisch.
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      Wenn aber jemand in überbordenden Großbuchstaben und Rufzeichen die eigene Großartigkeit verkündet, sich als selbsternannte Lichtgestalt profilieren möchte und sich dann über die fehlende Anhängerschaft beklagt… Wo bleibt da die Meinungsfreiheit und das Lob der Kritik?
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      In solchen Fällen ist die mangelnde Begeisterung der potentiellen Leserschaft oft nicht einmal auf die vertretenen Meinungen und Weltanschauungen zurückzuführen sondern auf Aspekte der Persönlichkeit. Die wenigsten finden Eigenlobhudelei und das Aufzwingenwollen von selbstgestrickten Heilsbotschaften besonders anziehend und sympathisch.
      Und überhaupt „ausschließen wovon?“
      Die Etüden sind ein allgemein zugängliches Schreibprojekt. Man kann aber kaum die daran teilnehmenden und lesenden Personen zwingen Kommentare abzugeben, wenn sie nicht wollen. Schon gar nicht, wenn man doch den Respekt aller anderen proklamiert.

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  5. Danke schön für die Blumen, liebe Myriade. Ich fühle mich im Austausch mit dir immer als Mensch wahrgenommen. Wenn du mich gelegentlich in Töpfe wirfst, in denen ich keineswegs mitköcheln möchte, echauffiere ich mich, rege mich dann aber auch wieder ab, denn schließlich ist es dein gutes Recht, deine Ansichten über meine Ansichten auszubreiten. Solange der Mensch hinter den Ansichten noch gesehen und respektiert wird, und Ansichten nicht mit Kriegserklärungen verwechselt werden, ist nicht alles verloren. Das hat bei uns beiden immer geklappt. Allmählich ist mir der Austausch mit dir wichtig geworden, gerade weil du in vielem so ganz anders tickst als ich – in manchem aber auch ganz ähnlich.

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  6. Die einen erhalten Ihre Weisungen von Außerirdischen andere von der Familie oder von einer Räuberfamilie. Manche glauben den sozialen Medien oder profilierten Wissenden. Ich versuche aus meinen Erfahrungen zu schöpfen…. Grüße tom

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  7. Mein Strohhut ist zu vielem nützlich, vielleicht sollte ich mich mal dankbar zeigen und ihn nach seiner Befindlichkeit fragen. Das mache ich morgen, wenn wir wieder unseren Rundgang durch den Garten machen. Wer mit Pflanzen spricht (wie ich), kann das auch mit Hüten. Hoffentlich stellt er sich nicht als überheblicher Esoteriker heraus.

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    1. Ach, sicher nicht Strohhüte sind so erfreulich rational und erdverbunden. Nicht einmal die britischen Riesenhüte sind so überheblich wie so manche Lichtgestalt von eigenen Gnaden 😇

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