Ich wollte gar keine Etüde schreiben, habe nur auf der Tastatur herumgeklimpert und dann bemerkt, dass sich die 3 Etüdenwörter völlig problemlos in meinem Text unterbringen ließen, und da sind sie jetzt.
Die ABC-Etüden
Wie immer bei Christiane
Diesmal kommen die Wörter von Berlinautor
Die 3 Begriffe sollen in einen höchstens 300 Wörter langen Text eingebaut werden
Auf keinen Fall möchte ich Busfahrerin in einer historischen Stadt wie Wien sein. Die Gassen sind eng, wären auch eng, wenn nicht auf beiden Seiten geparkt würde. Und die zahlreichen Baustellen, und die Müllabfuhr und Kanalarbeiter und Möbelpacker und die Leute, die Ampeln und Elektroleitungen reparieren und diejenigen, die nur schnell stehen bleiben um irgendwas zu erledigen und dann ewig nicht mehr zu ihrem mitten in der Landschaft parkenden Auto zurückkommen und die Überallparker und die Rollator-Fahrer und Gehstock-Schwinger, die auf abenteuerlichste Weise plötzlich mitten auf der Fahrbahn stehen und den Eindruck machen, sie könnten keinen einzigen Schritt mehr vor oder zurück machen. Nerven wie Drahtseile braucht man da und ein Reaktionsvermögen wie ein zwanzigjähriger Tennisprofi. Und dann noch die Mitmenschen, die die unglaublichsten, sperrigen Dinge im Bus transportieren. Breite Einkaufswagen mit darauf gebundenen Katzentransportkörben, industrielle Mengen von Fladenbrot und Tomatenkonserven in zahllose transparente Plastiksackerl gestopft ( ja ich weiß, die Dinger heißen in Deutschland „Tüten“, was aber ihrer besonderen Beschaffenheit nicht gerecht wird), Sporttaschen, in denen – der Größe nach zu schließen – die gesamte Ausrüstung einer Hockey-Mannschaft verstaut wurde. Manche saisonalen Erscheinungen sind auch nicht ohne. Zum Beispiel die heiligen drei Könige samt Begleitung in vollem Ornat mit vergoldeten Bischofsstäben und sonstiger Ausrüstung sind auch ohne Kamele doch recht sperrig und nur noch übertroffen von manchen Faschingskostümen, die als Schabernack gedacht sind, aber eigentlich eher in die Kategorie „öffentliches Ärgernis“ fallen. Und dann noch das Gedudel und Gedödel von Dutzenden Smartphones, deren Benutzer nichts von Kopfhörern halten und die brüllend lauten Gespräche über intimste Details in Dutzenden Sprachen und Dialekten.
Wenn dann plötzlich der Bus stehen bleibt und der Fahrer sich von seinem Sitz erhebt, breitet sich Stille aus und alle hoffen, dass sein Nervenkostüm noch eine Weile hält.
Wieso? Nein, ich wohne gerne in der Stadt.
Ich verstehe die gestresste Busfahrerin sehr wohl, habe zu Studentenzeiten als Busfahrer nachts und an Wochenenden einen Teil unseres familiären Unterhalts damit bestritten.
Allerdings haben wir schon als Kinder gelernt, dass „die Rollator-Fahrer und Gehstock-Schwinger, die auf abenteuerlichste Weise plötzlich mitten auf der Fahrbahn stehen und den Eindruck machen, sie könnten keinen einzigen Schritt mehr vor oder zurück machen“, dies nicht tun um die überaus dynamische Jugend zu ärgern. Vielleicht wird es überraschen, aber sie können es – fast immer – nicht anders. Wir wurden zu Hause und in der Schule sogar angehalten, „älteren Menschen“ beim Überqueren belebter Strassen zu helfen und sei es nur, um Sicherheit zu vermitteln, was gewiss auch manchmal übergriffig wurde.
Ich weiss, dass sich die Zeiten geändert haben, aber vielleicht könntet Ihr in Wien auch einmal über eine solche Unterrichtseinheit nachdenken? Die störenden Alten würden es euch danken.
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Wo steht etwas von „störenden Alten“ oder „dynamischer Jugend“?? Es geht um Sicherheit. Es gibt Fußgänger – Übergänge wo man sicher die Straßen überqueren kann und sollte vor allem wenn man nicht gut zu Fuß ist. Das Auftauchen hinter geparkten Autos und mitten auf der Fahrbahn stehen ist für keine Altersklasse empfehlenswert und besonders wenig empfehlenswert ist es, wenn man nur langsam unterwegs ist
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Ich erkenne erschreckend viele Parallelen zum Anforderungsprofil des Berliner Busfahrers. Sehr bildlich dargestellt 🙂
VG, René
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Ja, das ist wohl überall so und so ähnlich 🙃
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Denke auch. Und ich denke sie machen einen guten Job. Anstrengend bestimmt. Aber in der Summe super 🙂
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Ich möchte nicht mal in Hamburg Busfahrerin sein, und hier sind die Straßen gewiss breiter. Ich bekomme hier schon gelegentlich Platzangst. Allerdings ist, wenn ich mich recht erinnere, Hamburg flächenmäßig doppelt so groß wie Wien bei etwa gleicher Einwohnerzahl, da verläuft sich einiges.
Mehr Sachetüden in die Etüden! Schöner Text!
Liebe Grüße
Christiane 😁☕🥐👍
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Ja, Hamburg ist insgesamt großzügig angelegt. In Wien sind die historischen Stadtteile und auch andere mit engen Straßen gesegnet.
Ich finde den Ansatz interessant zuerst einen Text zu schreiben und dann zu versuchen die Wörter unterzubringen. Jawohl, es lebe die Sachetüde🐙🌺
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Hattest du das neulich bei fraggle gelesen? Er sprach von „ignorieren“, glaube ich. Sehr ähnlicher Ansatz wie deiner 😉
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Ich hatte das sogar geschrieben😊ja, der fraggle hat seinen eigenen Dialogstil 🎩😎
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Ups? ☺️ Sorry. 😎👍
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Du musst doch nicht auswendig wissen, wer was kommentiert hat
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Nee, aber trotzdem …
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🌺❤️🌹🌹
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Mal abgesehen davon, dass mir deine Etüde wieder einmal ausnehmend gut gefällt, möchte ich noch berichtigen, dass wir die Plastiksackerl hier entweder Palstiktüten oder Plastetüten nennen, man muss sie ja von anderen Tüten abgrenzen, wie Butterbrottüten, Papiertüten, Geschenktüten und tütütütüt 😉
Busfahrerin möchte ich auch nicht sein, auch nicht hier auf den engen Bergstraßen – ich glaube insgesamt ist dies ein Beruf für Menschen mit starken Nerven, sie tragen viel Verantwortung!
Liebe Grüße
Ulli
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Danke für den rütigen Einblick😊🙃Plaste ist ja ein Wort, das ich beim bloggen gelernt habe, an dem man die inder DDR aufgewachsenen erkennt.
Oh ja Busfahrer und noch mehr Fernfahrer sind äußerst stressige Berufe mit viel Verantwortung und keinem umwerfenden Gehalt
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Ich meinte natürlich „tütig“ 😉 🙂
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Ich sehe das beschriebene Tohuwabohu bildlich vor mir – sehr gelungen.
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Vielen Dank, der Tohuwabohu ist ziemlich realistisch 😊
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Nach dieser erheiternden Beschreibung will ich ihn Wien nicht einmal Autofahrer sein. Ich glaube wir kommen dann nächstes Jahr mit dem Zug. 😂
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Könnt ihr unbesorgt machen tatsächlich sind die Öffis in Wien ausgezeichnet sowohl was die Dichte des Netzes betrifft als auch bei der Frequenz und teuer sind sie auch nicht
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In Athen Busfahrerin sein – na meinetwegen auf den Nebenstrecken wie Maroussi – Penteli mit netten Endstationen, eine sogar im Wald, wo man mit KollegInnen plaudern kann, und ein Sandwich und einen Kaffee im Plastikbecker kriegt man da auch. Aber in der Innenstat? O weh. nee nee.
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Das kann ich bestens nachvollziehen 😉
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Schön geschrieben, beschrieben, ich habe gegrinst, den Kopf geschüttelt und zustimmend genickt. Alles kam vor 🙂
Wir sagen hier tatsächlich Tüten und unterscheiden durch die Vorsilbe. Bei meinem ersten Einkauf in Basel fragte mich die überaus nette Verkäuferin: Wolltet sie e Säckli? Es dauerte einen Moment, bis mir die Erleuchtung kam und ich habe diesen liebenswerten Satz nie vergessen. Das nur zur Tüte, die oftmals einem Sack verblüffend ähnlich sieht. 🙂
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Ein Säckli und ein Sackerl klingen ziemlich verwandt 😉
Freut mich, dass dir mein Straßenkurzbericht gefällt. Er ist nur ganz wenig übertrieben
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Ich ahne, wie es tatsächlich ist *g* 🙂
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Hihi ….
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🙂
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Danke für die kostenlose Busfahrt durch Wien. Ich war live dabei.
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Freut mich 😊🙃
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