Seit Dienstag stürmt es gewaltig, mit kurzen Unterbrechungen. Heute Nacht war besonders unangenehm, es hörte sich an, als würde das Dach gegenüber herunterkommen. Es waren zum Glück aber nur ein paar Dachziegel. Nach dem letzten Ungarischkurs des Wintersemesters getraute ich mich nicht über die Brücke, denn sie war aus Sturmgründen so gut wie ausgestorben und ich konnte auch eine Frau sehen, die vom Sturm regelrecht gegen das Brückengeländer gedrückt wurde und Mühe hatte auf der anderen Seite anzukommen. Ich verzichtete also auf den nächtlichen Spaziergang in Regen und Wind, der mir gefallen hätte, wenn der Wind kein Sturm gewesen wäre, und ging zur Station der Straßenbahn, die über die Brücke fährt.
Meine bisherige Ungarischlehrerin ist für ein halbes Jahr in Brasilien, wo sie ihre Masterarbeit schreibt. Vertreten oder abgelöst wird sie von einer Frau, die zufällig in der gleichen Straße wohnt wie ich. Interessante Zufälle gibt es! Diese Frau jedenfalls traf ich an der Straßenbahnhaltestelle und wir fuhren gemeinsam nachhause. Lustig fand ich, dass sie meinte, dass sie, wenn Ungarisch nicht ihre Muttersprache wäre, niemals auf die Idee käme, diese extrem schwierige Sprache lernen zu wollen. Was das extrem schwierige betrifft, stimme ich ihr voll zu, bin aber nach wie vor von dieser Sprache total fasziniert und motiviert. An dem Punkt, von dem an das Lernen vielleicht etwas einfacher wird, bin ich aber leider noch nicht angekommen.
Bei heftigen Windböen und auch noch strömendem Regen fuhren wir zum Mistplatz. Mit den Überresten des Christbaums, etlichen kaputten Geräten, darunter meine kürzlich verstorbene Schreibtischlampe, einem Schwung unnötiger Kabel und gefühlten Kilos an alten Druckerpatronen. Ich war ganz beschwingt den Krempl nicht mehr herumstehen zu haben. Der F offenbar auch, denn er blieb an einer gelinde gesagt nicht sehr günstigen Stelle stehen um in ein Blumengeschäft hinein zu huschen und den Besitzern mitzuteilen, dass ihre auf dem Gehsteig ausgestellten Pflanzen auf der anderen Straßenseite gegen eine Wand gedrückt, gelandet wären. So edel dass er beim Aufsammeln geholfen hätte, war er dann doch nicht, er war aber ohnehin schon klitschnass.
Hier hat es die letzten Tage über auch ganz ordentlich gestürmt. Am Donnerstag war es so heftig, und es hat auch dermaßen stark geregnet, dass ich den ganzen Tag über keinen Fuß vor die Tür gesetzt habe. Nun soll sich das Wetter allerdings zum Glück bessern, es gibt sogar Hoffnung auf Sonne in der nächsten Woche.
LikeGefällt 2 Personen
Es dürfte so mehr oder weniger über ganz Europa stürmen. Die einzige Wetterlage, die ich wirklich ganz und gar nicht leiden kann.
LikeGefällt 2 Personen
Ich mag dieses Sturmgebraus auch überhaupt nicht.
LikeGefällt 2 Personen
Obwohl mit Fotos unbebildert, kann ich mir die wilden Brücken- und Blumenladen-Szenen gut vorstellen. Bei uns wurden über Nacht Sturm und Regen gegen Frost und nahezu Windstille ausgetauscht, was in dieser Abruptheit zwar angenehm verblüfft, aber auch misstrauisch macht, mit wievielen anschliessenden frostgrauen Tagen wohl dafür zu bezahlen wäre – die Wetter-App zeigt bereits eine ganze Reihe an, soweit wie sie vorausschaut.
LikeGefällt 2 Personen
Wetter-apps sind glücklicherweise nicht besonders verlässlich, zumindest ist das bei meiner so. 😉 Wobei mir Frost und eigentlich alles lieber ist als Sturm …
LikeGefällt 1 Person
Sturm zerschlägt.
Ich wundere mich, daß kaum Keramik dabei kaputt geht.
Gerhard, der Keramiker.
LikeGefällt 2 Personen
In deinem Garten oder überhaupt?
LikeGefällt 1 Person
In meinem Garten. Anderswo kann ich keine Angaben machen.
LikeGefällt 2 Personen
Es klang so allgemein 😉 Freut mich, dass deine schöne Keramik auch sturmbeständig ist
LikeGefällt 2 Personen
Nicht jedwedes Stück.
LikeGefällt 1 Person
Ich hab 2004 angefangen, Finnisch zu lernen. Das fällt ja in die selbe Schwierigkeitsklasse. Der Anlass war damals eine Kurzreise nach Finnland, das Land hat mich genauso fasziniert wie die Sprache. Bis etwa 2017 hab ich durchgehalten, auch wegen einer finnischen Freundin, mit der ich regelmäßig gelernt habe. Es hat die ganze Zeit Spaß gemacht, und ich bin stolz, dass ich immer noch finnische Ferienhausseiten und Ähnliches lesen kann. Und mich bei Finnlandreisen auch ein bissl auf Finnisch unterhalten konnte, was die Finnen sehr freut – auch wenn sie (fast) alle zehnmal besser Englisch können als ich Finnisch. Leichter ist das Lernen allerdings im Lauf der Zeit nicht geworden …
Viel Spaß beim Abenteuer des Ungarisch Lernens!
LikeGefällt 2 Personen
Ah, interessant. Ja klar, Finnisch ist eng verwandt und sicherlich genauso schwer zu erlernen. Wobei eine Freundin, mit der man üben kann toll ist. Genauso so eine Person hätte ich auch gerne, denn abgesehen von dem Kurs habe ich gar kein ungarisches Umfeld und wenn ich üben möchte, muss ich mich eine Stunde in den Zug setzen und in einem grenznahen ungarischen Ort an den Einheimischen üben. Die sind allerdings – ebenso wie die Finnen- begeistert wenn jemand freiwillig ihre ungemein komplizierte Sprache lernt und stehen zum extra-minimal Smalltalk gerne zur Verfügung.
Wie weit bist du denn in 13 Jahren gekommen? Ich finde ja vor allem das Hör- Verstehen sehr schwierig.
Danke für den Kommentar!
LikeGefällt 1 Person
Ja, wie weit bin ich gekommen?? Ich kann mit Finnen einfache Gespräche führen, wenn der Gesprächspartner sich auch Mühe gibt und langsam spricht, was die Finnen aber eh gerne tun. 🙂 Ich kann finnische Texte lesen, brauche aber ein Wörterbuch dazu. Zeitung ist immer noch schwierig. Mit meiner finnischen Freundin habe ich mehrere Bücher gelesen, angefangen von „ Pikku prinssi“ über die „Muumin“-Bücher von Tove Jansson bis hin zu langen finnischen Romanen. Einfacher waren aber oft Bücher, die aus einer anderen Sprache übersetzt waren, z.B. von Haruki Murakami.
Ich habe das Ganze mehr unter dem Gesichtspunkt „Der Weg ist das Ziel“ gesehen und viel über die finnische Kultur und Lebensweise gelernt. Meine Freundin hat sehr gern über ihre Kindheit in Lappland und ihre Jugend in Helsinki erzählt. Ohne sie wäre mir irgendwann die Motivation abhanden gekommen. In Wien leben doch sicher sehr viele Ungarn, vielleicht lässt sich da etwas anbahnen!?
LikeGefällt 1 Person
Nun, so weit bin ich noch lange nicht, ich habe gerade erst ein Jahr und ein bissl hinter mir. In Wien leben tatsächlich sehr viele Ungarn bzw Ungarischstämmige der zweiten und dritten Generation und eine/n ungarischen/n Gesprächspartner*in strebe ich unbedingt an, bin aber einfach noch nicht weit genug. Meine derzeitigen Möglichkeiten der Konversation wären in ein paar Minuten erschöpft 😉
Derzeit suche ich nach dem Punkt , von dem aus eine Beschleunigung des Lernens stattfindet, weil man genügend Strukturen und Vokabel beherrscht um sich an Kommunikation zu wagen.
Etwas in der Fremdsprache zu lesen, was man schon kennt, wie den kleinen Prinzen, der wohl auf ungarisch A kis herceg heißen müsste, ist eine gute Methode. Es gibt ja in Sprachen, die von vielen gelernt werden unendlich viele Lernmittel darunter auch einfache Texte in zweisprachiger Version, haufenweise Lernvideos auf verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Aber für Ungarisch gibt es nur ganz wenig und für Finnisch wird das ähnlich sein. Weder in Ungarn noch in Finnland wird man von der unrealistischen Annahme ausgehen, dass es plötzlich zu einem Lernboom in ihren Sprachen kommen wird 🙂
LikeLike
O português também é difícil e você vai bem. Quem me dera ter esse talento.
LikeGefällt 1 Person
Nao, para alguém que tenha aprendido latim, francês e espanhol, o português não é nada difícil de aprender. Mas o húngaro está numa liga diferente 🙂
LikeGefällt 1 Person
Ah não sabia que você já sabia outras línguas latinas.
LikeGefällt 1 Person
Dranbleiben, liebe Myriade! Denn Übung macht die Meisterin 🙂
Und ja: Ungarisch IST – wie Finnisch – eine eher schwer zu erlernende Sprache, weshalb ich froh bin, als Kind doch eine „Ahnung“ davon erhalten zu haben: das betrifft etwa die richtige Betonung oder Aussprache.
Mir aber fehlen viele Vokabeln, ich lernte als Kleinkind bzw. bekam damals eben nur das „Alltags- und Küchen-Ungarisch“ mit, wofür ich allerdings sehr dankbar bin.
Verkaufen könnte man mich in Ungarn aber sicher nicht 😉 (wenn ich denn hinführe..; das mache ich erst, erst wenn ein gewisser O. dort nicht mehr das Sagen hat…)
Herzliche Grüße
E.
LikeGefällt 1 Person
Hallo Elena ! Gewisse Fortschritte habe ich ja schon gemacht, aber wenn man rein strukturell an die Sache herangehen muss, ist das halt ein ganz anderer Zugang, als wenn man eine Sprache als Kind lernt. Zusätzliche Vokabel zu lernen, ist dann ein geringer Aufwand 🙂
Schön wärs, wenn der gute Viktor bald Geschiche wäre, es sieht aber gar nicht danach aus.
LikeLike
Ich taste mich auch gerade wieder ans Ungarische heran und versuche mit der Neuauflage von „Die Jungen aus der Paulstraße“ parallel in beiden Sprachen zu lesen – es geht so viel verloren, wenn man nicht häufig damit zu tun hat.
Viele Grüße
Jana
LikeLike
Ach, ich habe deinen Kommentar gerade aus dem Spam gefischt. Ja, Bücher in zwei Sprachen nebeneinander sind ein sehr gutes Hilfsmittel zum Lernen.
LikeGefällt 1 Person