Wie immer bei Christiane
Drei Begriffe (siehe unten) sollen in einen Text von 300 Wörtern verpackt werden
Die Wörter stammen diesmal von Werner Kastens
In Zeitlupe und sehr behäbig setzte er die letzten Jetons auf die Null. Mit den drei letzten würde er alles zurückgewinnen, die Hypotheken und die Kredite bezahlen, die Verzweiflung im Gesicht seiner Frau würde sich in ein bewunderndes Lächeln auflösen, mit dem ehemaligen Geschäftspartner, der ihm das Verprassen des Stammkapitals vorgeworfen hatte, würde er nie wieder ein Wort wechseln und schon gar kein bettelndes. Nie wieder würde er tagelang nur Kartoffeln essen. Der Moment war gekommen für eine absolute, glorreiche Glückssträhne. Er wusste es einfach, hatte es immer schon gewusst. Eine von denen erfundene Lüge, dass immer nur die Bank gewann. Heute war der Tag, an dem er das Gegenteil beweisen würde. Er hatte seiner Frau versprochen, dass er sich im Casino freiwillig sperren lassen würde. Lächerlich, nie würde er sich selbst so schaden und der großen Chance berauben.
Er kannte viele der Gesichter rund um den Spieltisch. Die Frau, die umfangreiche Aufzeichnungen führte aufgrund derer sie die nächsten Zahlen erraten wollte, das junge Mädchen mit dem starren Blick, das immer nur ein paar Jetons hatte, die sie in wenigen Minuten verlor und die dann stundenlang nur da stand und dem Spiel zusah, den Mann in seinem Alter, der seine teuren Uhren und Ringe längst nicht mehr trug, wahrscheinlich werteten sie das Sortiment eines Pfandleihers auf. Er kannte auch die meisten Croupiers und ihre Eigenheiten. Dass der Croupier, der sonst wie alle anderen weiße Hemden trug heute ein Hemd mit einem leichten Blauton anhatte, wertete er als eindeutiges Glückszeichen.
Rien ne va plus – Elektrisiert drückte er den Rücken durch und umklammerte die Tischkante. Konzentriert starrte er auf die rollende Kugel, sein Blick kreiste mit, folgte der Kugel, die immer kleinere Kreise zog und schließlich klickend in einem des Roulettes liegen blieb.
Dreiundzwanzig, rot. Und die Welt verschwand im Abgrund.
300 Wörter
Mist. Meine Idee ist deiner so ähnlich, dass ich jetzt jetzt deutlich umbauen muss 😎 Vielleicht sollte ich ihn einfach gewinnen lassen?
Tragödie in 300 Wörtern. Liest sich so, als ob es so passiert sein könnte, und imponiert mir sehr. Vielen Dank dafür! 👍
Mittagskaffeegrüße ⛅🌻🍃☕🍪👍
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Oje, vielleicht sprengt deiner die Bank 😉
Spielsucht ist ein sehr unbekanntes Thema mit vielen Tragödien nicht nur in Casinos, vor allem bei den Sportwetten, wo Leute unterwegs sind, die nichts zu verlieren haben.
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Bitte gewinnen lassen. Verlierer gibt es schon genug!
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Och, ich habe richtig Mitleid mit ihm bekommen!
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Zu Recht, würde ich sagen. Spielsucht ist eine Sucht wie jede andere und bedeutet mit ziemlicher Sicherheit den finanziellen Ruin und die Vernichtung so ziemlicher aller sozialen Beziehungen …
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Klasse!
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Danke dir !
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Der Text hat mich total verunsichert. 301 Wörter sind 1 zuviel. Und das Wort „verprassen“ hab ich wohl verpasst, hab mehrmals nachgelesen. Text gefällt mir daher überhaupt nicht.😫😎😉
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Nun, er wird danach geschasst 😉
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Na, ihr seid ja heute richtig nett zu mir 😉
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Der Gamer wird geschasst, da er zuviel verprasst‘
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Der ist in jeder Hinsicht erledigt. Leider auch viele andere um ihn herum ..
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So, so 🥴😃
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Na ja 😏😌
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Schön, mit gefühlter Geschwindigkeit geschrieben und dann das Aus.
Musste ja so kommen. Grins…
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Zu Deiner „Offenbarung“ auf Christianes Seite: ist mir tatsächlich nicht aufgefallen, dass VERPRASSEN nicht verwendet war. Hat sich einfach so flüssig gelesen.
Hinsichtlich der Kürzung auf 300 Worte: wie wäre es mit
leichtem Blauton anstelle von leicht blauen Ton? Dann würde es passen.
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Das nenne ich einen konstruktiven Vorschlag, lieber Werner. Werde ich gleich umsetzen, danke!
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Ich denke, das steckt auch ein wenig in den Etüden, dass man sich gegenseitig unterstützt.
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Auf jeden Fall ein positiver Gedanke
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Übrigens wollte ich deine vernünftigen Worte bei Maren liken, was mir aber nicht gelungen ist, wahrscheinlich bin ich gesperrt.
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Rechthaber wollen auch immer Rechte haben, so schreibt es das Leben.
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🙂 🙂
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Das Thema Sucht geht mir immer Nahe, weil daran selten nur ein Leben hängt. Wirklich toll geschrieben, auch wenn ich jetzt einen Kloß im Hals habe.
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Vielen Dank! Ja, Süchte zerstören nicht nur die betroffene Person sondern meistens auch die soziale Umgebung. Es werden Existenzen vernichtet, psychologisch und materiell. Sehr viele schaffen es nie herauszukommen, ob es sich nun um Alkohol, diverse Drogen, Internet oder Spielen handelt. Es ist ein sehr trauriges Thema
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Großartig, wie du in so kurzem Text den exemplarischen Seelenzustand eines Spielsüchtigen zeichnest und eine Typologie von Spielern auch noch unterbringst. Sehr anschauliches Kopfkino.
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Danke dir! Ja, ich habe letztendlich die kurzen Texte, mit 300 oder 100 Wörtern doch ins Herz geschlossen, obwohl es mir eigentlich widerstrebt Wörter zu zählen …
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Dass es mit der Wortanzahl so genau genommen wird, war mir gar nicht bewusst.
Es war jedenfalls packend, Deinen Text zu lesen: Der Spielsüchtige kann wahrlich gefühlt werden, er wird zum Menschen, den man fast ein wenig zu kennen vermeint!
Ganz liebe Grüße,
C Stern
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Vielen Dank! Ich gestehe, ich finde das Texterl auch recht gelungen 😉 Die Sache mit der genauen Wortanzahl mag ich manchmal, weil es eine Herausforderung ist, manchmal nicht.
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Nachdem hier um ein Wort gefeilscht wird und eines offenbar nicht vorhanden sein soll, habe ich den Text mal kurz kopiert – mir werden nur 299 angezeigt und „verprassen“ ist ziemlich weit vorn enthalten.
Ich finde ihn exzellent – die Mutter einer guten Bekannten war spielsüchtig – das muss wirklich richtig schlimm sein, so wie alle Süchte.
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Ich denke auch oft, dass die Zählungen der Wörter vielleicht nicht ganz so exakt sind, aber ich habe nun verprasst eingebaut und sollte ein Wort zu wenig sein, macht das ja nichts, es darf nur keines zu viel sein ….
Ja, es ist eine ruinöse Sucht, die die ganze Familie betrifft. Gut, das tun andere Süchte genauso. Danke für das Lob, mir gefällt der Text auch recht gut …
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Mir gefällt es sehr, wie du die Sucht-Dramatik so schlicht verpackt hast, dass sie noch stärker wirkt.
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Danke dir. Wie das halt so ist mit den 3oo Wörtern 🙂
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Das hast Du wirklich sehr gut beschrieben!
Hoffentlich, nach dem sehr sehr tiefen Fall, findet er am Ende Hilfe. Der Weg, der vor ihm liegt ist lang.
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Ich weiß gar nicht wie die Chancen für Spielsüchtige stehen. Aus manchen Süchten kommt man ja leichter raus als aus anderen
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Genau kenne ich mich da auch nicht aus (zum Glück!), aber leicht wird es keinesfalls sein.
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