Wie immer bei Christiane
3 vorgegebene Wörter in einem 300 Wörter-Text unterbringen
Die Wörter stammen diesmal von der Fledermaus Donka
Erstaunlicherweise erinnerte ich mich an mein letztes Leben als Mensch. Offenbar hatte ich die Chance gleich im Nirvana zu landen vertan und musste nochmals zu einer neuen Wiedergeburt antreten. Hmmm, vier Säulenbeine, ein Panzer und der Drang ganz, ganz schnell ins Wasser zu rennen. Was man in diesem Körper so „rennen“ nennen konnte. Ich war aber eine der wenigen unter meinen Geschwistern, die erst als Ei im Sand überlebt hatten und dann das Rennen gegen die gierigen Vögel ins Meer geschafft hatte.
Im Meer angekommen, war mir von dem Rennen auf Leben und Tod, dem vermutlich einzigen Stressmoment in meinem neuen Leben noch etwas blümerant zumute, doch dann überkam mich die große Gelassenheit der Schildkröte. Ich hatte nun also über hundert Jahre Leben vor mir, mit Organen, die kaum alterten, mit dem absoluten Zen-Geist dieser uralten Species. Es hätte schlimmer kommen können. Nach dem Nirvana könnte dies durchaus die zweitbeste Möglichkeit sein.
Probehalber paddelte ich ein wenig herum, linkes Vorderbein, rechtes Hinterbein, rechtes Vorderbein, linkes Hinterbein. Ja, das war die richtige Reisegeschwindigkeit in diesem Universum. Und eine Reise wollte ich antreten, so bald wie möglich, also sofort. Denn am Ufer hatte ich ein Gebäude entdeckt, dessen Aufschrift mir mit meinen verbliebenen menschlichen Lesekünsten sofort aufgefallen war. Da kam gerade eine Person angetanzt, in der ich den Besitzer dieses ominösen Betriebs zu erkennen glaubte. Er sprach mit der Besatzung eines mittelgroßen Bootes, das am Ufer lag, aber nicht so wirkte als wolle es sofort auslaufen.
Uff, da hatte ich ja noch genügend Zeit um meine Reise anzutreten. Ich war immer noch ziemlich gelassen, dachte aber, dass das Leben einer Schildkröte doch nicht so perfekt war, wie ich gedacht hatte. Ich paddelte los, mit angemessener Achtsamkeit aber nicht zu langsam. Die Aufschrift auf dem Gebäude wurde merklich immer kleiner. “ Wildschildkrötensuppenerzeugung – Pablo Escobar“
300 Wörter
Auweia. Das werden mit Pech doch deutlich weniger als 100 Jahre. Hoffen wir, dass die Schildkröte entkommt.
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Ich bin zuversichtlich 😉
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Toll. Ich habe mich kurz wirklich gefühlt wie eine Schildkörte, und es war gar nicht schlecht! Gruß aus dem hitzebesessenen Berlin.
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Danke dir! Ob sie tatsächlich so gelassen sind, wie sie uns erscheinen sei dahingestellt. Aber das Nicht-Altern einer Schildkröte ist eine Tatsache und schon sehr erstrebenswert 😉
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Gut wenn man als Schildkröte lesen kann. 😉
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Hihi, eindeutig !
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Für kurze Zeit habe ich tatsächlich die Schildkröte beneidet … bis die Sache mit der Suppe sich andeutete.
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Nunja, aber abgesehen von Suppenfabrikanten ist die Welt einer Schildkröte schon sehr gemächlich, kommt mir vor.
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Dann wünsche ich dem Neugeborenen eine gute Reise und viel Glück auf seinem weiteren Lebensweg.
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Haha, danke, danke. Im Idealfall ist es ein sehr langer Weg 🙂
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oh, oh, nochmal davongekommen… juchhu! 🙂
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Sehr fein geschrieben!
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Danke! Ich mag Schildkröten
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Ach, die Wiedergeburt als Tier, aber mit menschlichem Bewusstsein funktioniert? Echt jetzt? 😎😉
Na, dann freue ich mich auf die nächsten zwei Wochen, mit so einem Setting könntest du ja in deinem Element sein 😉
Müde Sonntagabendkaffeegrüße ☁️🌳☕🍪🌼👍
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Ich habe noch nicht davon gehört, dass das so stattfinden soll, weder bei den Buddhisten, noch bei den Hinduisten noch sonstwo 🙂 Vielleicht in einem der privaten Mystikweltbilder, die es ja bei den Etüden auch gibt *lach*
Schildkröten sind aber Wesen, die von der Natur eindeutig bevorzugt wurden …
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Ach, schade, dorthin würde ich konvertieren 😉
Na, egal. 😎👍
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Ja, ja, wer nicht 🙂
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Von „Lücken im Vergessen“ hat man früher schon immer mal wieder gelesen, wenn es Berichte von Menschen gab, die sich an Dinge aus mutmasslchen „früheren Leben“ erinnerten, die sie unmöglich wissen konnten. Du hast es artübergreifend schön nachvollziehbar imaginiert und ich habe es gern gelesen.
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Danke! Auf „imaginiert“ lege ich großen Wert, ich bin weder Mystikerin noch besonders romantisch veranlagt 🙂
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Passt. 🙂
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🙂
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In meinem „früheren Leben“ in Mittelamerika haben wir das live miterlebt, wenn die Schildkröten an Land kamen und ihre Eier abgelegt und verbuddelt haben. Das waren bewegende Momente.
Das Ausschlüpfen haben wir jedoch leider niemals erleben dürfen.
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Das würde ich auch gerne erleben. Und ein paar kleine Schildkröten mehr retten. Aber man soll der Natur nicht ins Handwerk pfuschen. Mittelamerika? Aus irgendwelchen Gründen dachte ich, dass du ihm arabischen Raum gearbeitet hast
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Sowohl als auch. Angefangen hat es in El Salvador und Nicaragua und später war ich dann im Irak und Iran.
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Wie viele Erfahrungen du da auch im interkulturellen Bereich gesammelt haben musst!!
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Das am tiefsten gehende Erlebnis hatte ich allerdings in China, 1981. Damals gab es noch keine Touristen im Lande und man kam nur auf besondere Einladung eine Einreisegenehmigung. Auf dem Weg zur Chinesischen Mauer machten wir kurz halt in einem total abgeschiedenen Dorf, in dem vor uns offensichtlich noch nie ein Fremder war. Ein altes Mütterchen kam mit großen Augen auf mich zu und kniff mir in den Arm. So ein Wesen wie mich hatte sie noch nie gesehen und wollte sich vergewissern, ob ich aus Fleisch war oder doch nur ein Geist.
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Genau solche Erlebnisse sind absolut unbezahlbar und tiefgehend …
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Bestimmt ist sie noch zu klein, um Suppenmaterial zu sein. 😅 Tolle Geschichte.
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Hoffentlich. Sie ist mir irgendwie ans Herz gewachsen 😉
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