Klein-Labersdorf – ABC Etüde

Wie immer bei Christiane
3 vorgegebene Wörter in einem 300 Wörter-Text unterbringen
Die Wörter stammen diesmal von der Puzzleblume





Martin war ein Stubenhocker, immer schon gewesen, ein ganz besonders gelungenes Exemplar dieser Gattung. Die Gesellschaft seiner Laptops genügte ihm vollkommen. Die Familiengeschichte wusste zu berichten, dass er als Baby jämmerlich zu weinen begann, wenn ihn jemand in den Garten brachte. Solche Berichte sind im Normalfall ordentlich übertrieben, aber in Martins Fall könnte es tatsächlich so gewesen sein.

An einem Frühsommertag stürmte Martins Bruder Konrad ins Haus der gemeinsamen Eltern und rief „Ich habe Martin im Park gesehen! Er saß auf einer Bank, in der Sonne, neben dem Ententeich !“ Fassungslos starrten ihn alle an. Es wurde beschlossen, die Sache nicht zu erwähnen um nicht womöglich eine positive Entwicklung zu unterbrechen. In den nächsten Tagen und Wochen konnte Martins Veränderung aber nicht mehr übersehen werden. Nicht nur verbrachte er jeden freien Moment irgendwo draußen, er kaufte sich auch Sportgeräte wie ein Rad und ein Skateboard. Obendrein wurde Martin immer fröhlicher und freundlicher.

Nach langem Überlegen wagte Konrad sich vor und fragte Martin nach der tiefgreifenden Veränderung in seinem Leben.
“ Die regionale Wetterkarte. Ist dir da nichts aufgefallen?“
„Äh ….. nein“ sagte Konrad „ich sehe den Wetterbericht auch nicht so oft ….“
„Komm, ich zeige es dir“ Martin fuhr seinen Laptop hoch (allein schon die Tatsache, dass der Laptop ausgeschaltet war! ) und suchte den regionalen Wetterbericht vom Vortag“ Da, da“ zeigte er seinem Bruder „siehst du wie die Karte rund um Klein-Labersdorf irisiert? “ Konrad sah nichts dergleichen, fragte aber, was dieser Effekt zu bedeuten hätte. „Na, das ist doch klar“ sagte Martin „Dorthin muss man fahren. Ich habe es jetzt schon über zwanzigmal ausprobiert. Es macht richtig glücklich sich dann dort aufzuhalten.“

Konrad war überzeugt, dass sein Bruder übergeschnappt war. Nachdem dies aber so positive Wirkungen auf sein Verhalten und sein Befinden hatte, nickte er begeistert und versicherte, dass er demnächst einmal mitkommen würde.

300 Wörter

25 Gedanken zu “Klein-Labersdorf – ABC Etüde

  1. Hm. Fazit: Einbildung macht glücklich? 😉 Ich meine, es ist eine sehr harmlose Einbildung, solange das Phänomen ortsfest ist, und hat positive Auswirkungen, da der Betroffene sein Leben zum Aktiven hin ändert. Und als Krönung wird er noch von seinem Umfeld unterstützt! Fast zu schön, um wahr zu sein! 😎
    Herzliche Morgenkaffeegrüße ⛅🌳☕🍪🌼👍

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      1. Vielen Dank für Deine Antwort:

        Zitat google zu „irisieren“:

        BILDUNGSSPRACHLICH
        wechseln, tauschen, verändern

        (von Stoffen) [verschiedenfarbig] schillern
        „der Stoff changiert [grün und blau]“

        in Regenbogenfarben schillern
        „die Glaskugel irisiert in verschiedensten Farben“

        Irisieren bezeichnet in der Gemmologie das Schillern von Edelsteinen in den Farben des Regenbogens. Der Begriff leitet sich von dem altgriechischen Wort iris (dt.: Regenbogen) ab; in der griechischen Mythologie war Iris zudem der Name der Personifikation des Regenbogens, die zugleich als Götterbotin fungierte.

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  2. Die Idee ist gut. Schade, dass die Wortbeschränkung auch das wunderbare Phänomen eingeschränkt hat, ich hätte gerne noch weitergelesen, wie sich Klein-Labersdorf unter dessen Einfluss verhalten hätte.

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    1. Ja, in vielen Fällen sind 300 Wörter einfach zu wenig. Aber gerade fällt mir ein, ich habe doch in der derzeit laufenden Impulswerkstatt ein Foto zum Thema Tourismus, da könnte ich ja ….. hmmm…… *grübel*

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    1. Eventuell ergatterst du noch einen Schlafsack im Dachboden des Hofs vom Huber-Bauer, der gerade ein Instagram-Konto eröffnet hat, um sich in Szene zu setzen 🙂 🙂

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