Wie man den Kindern das Theater madig macht – ABC-Etüde

Die ABC-Etüden
Wie immer bei Christiane
Drei vorgegebene Wörter sollen in einem höchstens 300 Wörter langen Text untergebracht werden
Die Wörter kommen diesmal von Heide Puzzleblume

Ursprünglich wollte ich einen Text über Biedermeier- Biedermann – und die Brandstifter schreiben. So eine Art Assoziationskette, aber Christiane ist mir zuvorgekommen und so habe ich umdisponiert und habe mich in wohl bekannte Bereiche begeben.

Ihr habt ja jetzt auch die Novotny in Deutsch. Herzliches Beileid!

Ach, die ist doch ganz nett.

Solange du noch nicht weißt, dass sie jeden Satz von jeder Hausübung und jeder Schularbeit durch ein Programm jagt, das sofort entdeckt, was du wo abgeschrieben hast. Da schau dir an, was sie mir einfach durchgestrichen hat. „Der einzige namhafte Dramatiker des Biedermeiers ist Grillparzer ; er setzte vor allem durch die geschlossene Form das Dr. der Klassik fort, nahm aber auch österreichisch-barocke Elemente auf und schuf eine auf feinnervigen Charakteren beruhende Tr. „

Was heißt denn Dr. und Tr ?

Das weiß ich doch nicht, aber die Novotny als Deuschlehrerin könnte das schon wissen. Das Ärgste ist ihr Spezialtheaterabo. Das ist richtig niederträchtig! Bei einem normalen Abo ist wenigstens manchmal irgendwas dabei, was man sich anschauen kann. Beim Novotny-Abo gibt´s nur Biedermeier und Romantik, Grillparzer und Novalis.

Aha, klingt übel. Mit dem Haupthausen haben wir voriges Jahr eine Jelinek gesehen, einen Bernhard und einen Schnitzler. Ah ja und „ein Käfig voller Narren“. Hat mir eigentlich alles ganz gut gefallen.

Seufz.

Die Professoren Novotny und Haupthausen stehen gemeinsam am Kaffeeautomaten.

Ich gehe nächste Woche mit meinen Schülern in die wunderbare Neu-Inszenierung der „Ahnfrau“. Wenn du magst, kannst du als Begleitperson mitkommen.

Ahnfrau? mit den 16jährigen?

Ewige Worte, außerdem muss man nicht ständig neue Stücke lesen, mein lieber Kollege. Mir wäre es sehr recht, wenn du mitkommen würdest, flötete die Novotny. Manchmal sind die Kinder doch nicht sooo begeistert und dann muss man sie ruhig halten.

Oh nein, ich nicht, sagte Haupthausen, ich gehe selbst freiwillig in keine Ahnfrau-Vorstellung. Aber wie wärs mit „Der Untergang des Hauses Usher“ von E.A.Poe im Burgtheater. Das würde den kids gefallen und mir auch. Keine Lust?

Ich gehe doch nicht zum Vergnügen ins Theater sondern um meinen Lehrstoff zu vermitteln!!

Seufz

25 Gedanken zu “Wie man den Kindern das Theater madig macht – ABC-Etüde

  1. Novotny stelle ich mir im klassischen Kostüm vor und Haupthausen in Cordsakko und Jeans. Da kommen tatsächlich Erinnerungen auf an Lehrkräfte, bei denen man das Gefühl hatte, sie wollten einem etwas zumuten, um eine Auslese zu forcieren und andere, die zu interessieren versuchten.

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  2. Das Zitat ist so geil! Abschreiben, nicht wissen, was es heißt, aber gegen die Lehrer pöbeln. Die wird es weit bringen 😉👍
    In „The Fall of the House of Usher“ würde ich auch gehen. Ist der Typ auch noch Englischlehrer? 🤔😉
    Dein „hinterhältig“ sollte vermutlich „niederträchtig“ heißen, ja? 😁
    Danke, hab mich sehr amüsiert. Seufz. 😂
    Abendgrüße 😁✨🍷🍲👍

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    1. Von der Sorte gibt es schon die eine oder den anderen 🙂
      Gell, das Zitat ist schön. Es erinnert mich an den netten Spruch, dass sich Literaturwissenschaft zur Literatur so verhält wie die Gynäkologie zur Liebe.
      Oops, ja, niederträchtig nicht hinterhältig. Ist hier ja aber ein absolutes Synonym.

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    2. Der Untergang des Hauses Usher wird tatsächlich im Burgtheater gespielt. Erstaunlich ! Ich überlege schon, mir das Stück anzusehen. Die Geschichte mag ich sehr und es ist wohl eine interessante Inszenierung

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      1. Ich habe dazu mehr als alles andere Alan Parsons Project im Ohr, dürfte ein Rest aus meiner Schulzeit sein – wobei ich beides sehr beeindruckend fand, Musik und Werk.
        Mach doch, wenn du Lust hast! 😁👍

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  3. Bei mir kommen gar keine Erinnerungen, denn mit der Klasse in eine Theatervorstellung zu gehen, war etwas ganz und gar unwahrscheinliches und kam also auch nicht vor. Mir wäre ja alles lieb gewesen, um überhaupt mal ein Theater von Innen zu sehen. Ich war nämlich absolut fasziniert vom Theater, und sowie ich selbst entscheiden konnte, ein ständiger Theatergänger. Dafür musste ich freilich die norddeutsche Provinz hinter mir lassen.

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    1. In einer Stadt ist es halt leicht in ein Theater zu gehen. Aber du konntest ja später alles nachholen. Viele der Schüler*innen meiner früheren Schule wären ohne Schule auch noch nie im Theater gewesen.

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  4. Ich glaube etwas anderes als das Weihnachtsmärchen im Gemeindehaus habe ich mit der Schule auch nie gesehen.
    Neulich (naja vor Corona) war ich mit dem Großen Fundevogel in einer wirklich tollen Inzenierung für Jugendliche. Ihr hat es auch gut gefallen. Aber wir saßen hinter einer Schulklasse,ey, die hätte ich am liebsten alle mit einer glatten „Sechs“ nach Hause geschickt. Ich meine man kann ja still am Handy daddeln, wenn man partout kein Interesse hat.

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    1. Manchmal ist es wirklich kein Vergnügen für die Begleitung sogar, wenn das Stück etwas passender ist als „die Ahnfrau“ 🙂 Aber man muss eh oft nach dem Prinzip vorgehen „wenn nur eine/r etwas mitnimmt, hat es sich gelohnt

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  5. und ich dachte immer, der Besuch von Theaterstücken sei dazu da, seinen Horizont zu erweitern oder in eine andere Welt einzutauchen. Aber nur, um Lehrstoff zu vermitteln? Da wundert mich gar nicht, wenn die Schüler nur unwillig dabei mitmachen.

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