Eine weitere Station meiner Literaturweltreise
Olive Schreiber „Die Geschichte einer afrikanischen Farm“ Manesse Verlag *)
Olive Schreiner (* 24. März 1855 in Wittebergen, heute Südafrika; † 11. Dezember 1920 in Wynberg, Südafrika) war eine südafrikanische Schriftstellerin und eine frühe Feministin. Lange Betrachtungen über die Situation von Frauen gehören zu diesem Roman, der in dieser Ausgabe auch ein Nachwort von Doris Lessing enthält.
„Die Geschichte einer afrikanischen Farm“ erschien 1883. Das Buch, seinerzeit ein Welterfolg, erscheint anlässlich des 100. Todestags der Autorin am 11.12.2020 in einer Neuübersetzung von Viola Siegemund im Manesse Verlag. Es ist ein sehr schön verarbeitetes, kleines Buch, das gut in der Hand liegt.
Der Titel des Buchs hat mich angezogen, ich wollte gerne mehr über eine afrikanische Farm erfahren. Tatsächlich bleibt die afrikanische Farm der eher verschwommene Hintergrund der Geschichte. Es kommen „Kaffern“ und „Hottentotten“ vor, von denen die Leserin annimmt, dass sie auf dieser Farm arbeiten, aber wie ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen aussehen, bleibt völlig im Hintergrund. Das Kolonialthema kommt auch nur in kleinen nebensächlichen Szenen vor. Man erfährt auch kaum etwas über die Produkte und die Art der Produktion auf dieser Farm.
Im Mittelpunkt der Erzählung stehen drei Hauptfiguren: Waldo, der Sohn eines verstorbenen Aufsehers, Em, die Tochter des ebenfalls verstorbenen Besitzers der Farm und Lyndall, deren Cousine. Die Schicksale dieser drei Menschen werden erzählt, gut erzählt, aber öfter hat man den Eindruck sich in einem Thesenroman zu befinden, denn es wird – meist in Form von Monologen – etwas langatmig über Religion und Frauenrechte doziert.
Vom Standpunkt des 21. Jahrhunderts aus, müsste man die Erzählung etwas straffen und die Beschreibung der äußeren Umstände etwas erweitern. Die Geschichte selbst fand ich interessant, schon als Blick in völlig andere Zeiten. Wenn sie auch Unglaubwürdiges enthält: wie sich etwa ein verschmähter Verehrer einer Hauptperson als Frau verkleidet und sich als Pflegerin der kranken Geliebten bewährt. Mir kam dies wie eine seltsam unpassende Slapstick-Einlage vor.
Ein interessantes Buch für das man sich aber Zeit nehmen muss.
*) Der Manesse Verlag ist ein deutscher Verlag für klassische Literatur, der 1944 in Zürich gegründet wurde und heute zur Penguin Random House Verlagsgruppe gehört.
Ojeh …
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Nein, es hat mir eh ganz gut gefallen. Es liegen halt 140 Jahre zwischen Leserin und Autorin und das Buch trägt wenig bis nix zum Verständnis des heutigen Südafrika bei …
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Deine Beschreibung klingt nach einem Buch, dass einem gefällt obwohl vieles darin ist was einem nicht ganz so gut gefällt. Ich kann leider nicht genau beschreiben was ich meine, aber das Buch klingt für mich interessant.
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Das hast du sehr gut formuliert, ja so ist es, eigentlich hat es mir gefallen, aber …. Danke für die Zusammenfassung.
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Danke, ich glaub, das brauch ich dann doch nicht lesen…
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Als historisches Dokument, die Gedanken einer Proto-Feministin schon, als Roman nicht so unbedingt ….
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genau so verstand ich Deine feine Rezension
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Es klingt etwas papieren. Kann durchaus klug sein, aber wäre mir zu wenig lebendig, vielleicht, nach deiner Beschreibung.
Von einem Buch, das vor mehr als 100 Jahren geschrieben wurde, Verständnis für die heutige Situation zu erwarten, halte ich nicht für unrealistisch, sofern es sich zufällig auf die Wurzeln heute fortdauernder Probleme richtet.
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Tut es aber nicht. Es ist ziemlich langatmig, wegen der Thesenmonologe, aber nicht uninteressant …
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