Ich kenne den Baum, der mit seinem Harz mein Leben um Jahrmillionen verlängert hat. Es heißt, die Wissenschaft forscht dazu noch, aber was schert das mich. Ich kannte ihn persönlich, ebenso wie seine Familie. Plötzlich tropfte er Harz über mich. Ich weiß nicht warum das geschah, kann es nicht einmal vermuten. Aber auch wenn mich der schwere Tropfen leicht verformt hat, so hat er mich doch andererseits auch konserviert und durch viele Leben reisen lassen. Ich bin doch noch dieselbe und komme vielleicht irgendwann hinaus aus diesem goldenen Käfig. Meine Beine werden sich erneuern und gerade richten und ich werde wieder zu einer Königin des Waldes.
Viel Zeit verbringe ich mit Erinnerungen. Ich träume von den Wäldern, vom Schwingen und Kriechen, von den großen Sechsbeinigen in meinen Netzen. Manchmal verfingen und verwickelten sie sich in meine Fäden. Dann sah ich ihnen beim Sterben zu und lernte daraus. Oft konnten sie sich losreißen und die Arbeit vieler Stunden hing in Fetzen. Doch ich war damals noch jung und meine Spinndrüse produzierte ununterbrochen.
Vielleicht wollte der Baum mir beim Sterben zusehen, weil er die fliegenden Sechsbeinigen doch lieber mochte. Schön waren einige von ihnen, schillernd und bunt. Sie waren aber auch wohlschmeckend und haben mich und meine Kinder gut ernährt.
Wo ich diesmal gelandet bin, verstehe ich nicht ganz. Vor kurzem sah ich eine Schwester, die an einem Netz arbeitete und sich gerade an einem Faden herunter fallen ließ. Wie gerne würde ich auch wieder einmal an einem Faden schaukeln und seine Kraft und Elastizität spüren. Ich kann mich nicht bewegen, aber meine Hülle bewegt sich, wärmt sich von außen auf und seltsame facettenlose Augen sehen mich an.
Das ist ein wundervoller Text. es ist alles so spürbar was die Spinne „sagt!“ Da muss ich direkt weinen. Danke und schönen Sonntag. M.M.
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Oh, vielen Dank. Es freut mich, dass der Text so emotional rüberkommt. Schönen Sonntag im Schnee !
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Oh wie nachdenklich und melancholisch. Schön, wenn man sich mal so tief reinversetzt!
Schönen Sonntag!
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Habe ich gerne geschrieben, ja. Vielen Dank und ebenfalls einen schönen Sonntag!
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Eine spannende Sichtweise. Irgendwie ist die vorstellung auch gruselig, also dass für einen selbst die Zeit stehen bleibt, für alle anderen aber weitergeht.
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Ja, total. Das gehört ja auch nicht zufällig zu den klassischen Sci-Fi Motiven
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Wir finden es spannend, weil das ein Teil von DIS ist, dass für abgespaltene Kinder innen die Zeit stehen blieb mit dem Erlebten und sie für andere Innenwesen weiterging und sie erwachsen wurden. …. Wir bedauern, das wir deinen schönen Text mit unserem Thema verknüpfen, aber es ist einfach so. Und nachdem Katherina schrieb, dass es gruselig ist, ….. ja, das ist alles gruselig. Danke für deinen so schönen Text, der sich nicht gruselig liest.
Herzliche Grüße
„Benita“
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Auf diese Assoziation wäre ich nicht gekommen. Aber nach deiner Beschreibung muss es als innerer Zustand ziemlich schwierig sein, verschiedene Zeiten und Entwicklungsstufen zu vereinbaren…
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Ja, das ist eine der besonderen Herausforderungen in unserem Leben. ….. Schwierig ist’s in Geschäften, die auch Kinderspiele oder Kinderbücher führen, dann in einer einigermaßen kurzen Zeit wieder herauszukommen. Ist so wie mit einem Kleinkind einkaufen gehen. Das braucht Geduld und mitunter klare Grenzen. Wobei es sich bereits verbessert hat. Anscheinend sind einige Innenkinder schon nachgealtert. …. Die Babys innen sind am allerärmsten weil sie ja noch keine Sprache haben sich z.B. in Therapie auszudrücken. Da wäre viel Berührung wichtig als Trost. D.h. für die steht die Therapie seit einem Jahr komplett. ….. Dennoch geht’s uns aktuell einigermaßen gut. Wir hoffen dir auch.
Herzliche Grüße
„Benita“
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Naja, langsam habe ich wirklich, wirklich genug, aber es hilft ja nix …
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Wie wahr. Warten auf sinkende Zahlen und Kreativität im Umgang mit sich selbst. …. Solange wie es schon gedauert hat, dauerts hoffentlich nicht mehr. 😓 ….. Aber Trigger sind bei uns sehr verringert. ….. Also auch positive Aspekte.
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Die positiven Aspekte sehe ich derzeit gerade nicht. Werde ich mir notgedrungen ausdenken müssen 🙂
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💖🍀 …… Bei deiner Kreativität sind wir zuversichtlich, dass es gelingen wird. Wir wünschen dir das Beste für die kommenden Tage, Wochen ….
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Vielen Dank, ja, das ist eine ziemlich verläßliche Eigenschaft 🙂
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Schon ein gruseliger Gedanke, so eingesperrt zu sein und nichts dagegen tun zu können.
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Obendrein ist man ja dann eigentlich tot 🙂
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Ja richtig,
Nur deine wohl nicht. Grins….
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Scheintot 🙂
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Hahaha….
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Oha. Sie lebt???? Ich werde Bernstein ab sofort mit ganz anderen Augen sehen 😉
Sehr inspirierend übrigens, die Sache mit den Zeitebenen 🤔, ich gehe ja auch mit deiner Impulswerkstatt schwanger, aber es fließt noch nicht so richtig … 😢😉
Morgenkaffeegruß auch hier 😁🌥️☕🎂👍
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Schwangerschaften sollte man ja nicht unnötig verlängern 🙂
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Es dauert, solange es dauert 😉
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Sie glaubt nur, dass sie lebt, sie träumt. Ja, da wäre einiges möglich.
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Moment, man kann träumen, ohne zu leben? DAS ist also der dritte Zustand neben Leben und Tod? Hmmmmmmm …. 🤔
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Behaupte ich jetzt einmal. Ist genauso bewiesen oder unbewiesen wie alle esoterischen Behauptungen 🙂
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Auf die Idee zu kommen , sich in „Ich form“ in eine Spinne hineinzuversetzen und auch noch dazu in einem Bernstein lebendig gefangen zu sein, ist erstaunlich! Ein bisserl erinnert es mich an das Leben im goldenen Käfig. 😄 Und das verdutzend spannend beschrieben! 😃
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Ich finde „Benitas“ Kommentar hoch interessant und deute ihn für mich um: der eingeschlossene, erstarrte Persönlichkeitsanteil, der als Bewusstsein weiter lebt und sich sehnt nach Wiederbelebung.
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Dazu kann ich leider nichts sagen. Das ist Benitas Innenleben
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Ich meinte es allgemeiner, da ich „Benita“ nicht kenne. Alle Menschen haben „eingeschlossene erstarrte“ Anteile (herkömmlich spricht man von verdrängten Anteilen), die sich nach Wieder-Integration sehnen. In der Regel geschieht diese Erstarrung als Vorsichtsmaßnahme, um „gefährliche“ Inhalte aus dem Spiel zunehmen. Im Fall der Spinne ist es vor allem der Inhalt des Fressens – beim Sterben Zuschauen. Sie sind verkapselt, aber immer noch virulent, vergleichbar dem Windpocken-Virus, der sich in. den Ganglien der Nerven verkapselt, um bei starkem Stress oder sonstwie geschwächtem Immunsystem wieder in Form von Gürtelrose auszubrechen
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Zum Glück ist die Spinne ja reichlich tot, sonst könnte sie wohl ohne Nahrung nicht auskommen. 🙂 Meinst du man kann auch die grundlegenden Bedürfnisse für´s Überleben, wie etwas Nahrungsaufnahme verdrängen?
Interessant, dass das Windpocken-Virus Gürtelrose auslösen kann. Davon hatte ich noch nichts gehört.
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Ja, ohne Windpocken keine Gürtelrose. Aber 95.5 % aller Menschen hatten mal Gürtelrose…
Deine Spinne ist ja nicht wirklich tot – nur physisch ist sie Vergangenheit, aber denken, sich erinnern, träumen kann sie ja noch. Insofern ist die Analogie mit Verdrängtem naheliegend. Das sind auch vergangene Ereignisse, längst nicht mehr im „physischen Sinne“ lebendig. ZB sexueller Missbrauch in der frühen Kindheit, längst vorbei – . Diese Erlebnisse bleiben eingeschlossen und fantasieren und drängen nach oben, wollen wieder lebendig werden, schauen auf analoge Ereignisse ( „Vor kurzem sah ich eine Schwester, die an einem Netz arbeitete…“), um sich daran zu heften und ins Leben zurückzukehren.
Selbstverständlich sind solche „eingeschlossenen“ Erlebnisse nicht nur die traumatischen. Denk an Proust! Der Geschmack der Madelaine öffnet eine Tür zu Erinnerungen, die vollkommen verschüttet waren.
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Der Geruchssinn hat auch eine sehr direkte Verbindung zu unseren Gedächtnisspeichern.
95,5 % ? Na, ich weiß nicht, so häufig nehme ich das nicht wahr. Ich kenne auch nur eine einzige Person, die Gürtelrose hatte. Dafür war das besonders unangenehm, weil der Ausbruch auf der Kopfhaut stattfand.
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Du findest die Info auch im internet, zB das Schweizerische Amt für Gesundheit https://www.bag.admin.ch/bag/de/home.html, daraus:
„Praktisch die ganze erwachsene Bevölkerung (98 %) weist Antikörper gegen das Virus auf, hat also die Krankheit bereits in der Kindheit durchgemacht.“… „Rund 20 % der Menschen, welche die Windpocken durchgemacht hatten, erkranken später einmal im Leben an einer Gürtelrose“… „Da das Risiko von Krankheitskomplikationen bei Erwachsenen erhöht ist, ist es wichtig, eine Ansteckung bei allen Personen zu verhindern, welche die Windpocken nicht bereits in ihrer Kindheit durchgemacht haben.“
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Das kommt mir alles sehr plausibel vor. 20% sind aber nicht 95,5 ! Und wenn man Windpocken nicht als Kind gehabt hat, scheint es doch klug sich impfen zu lassen.
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Wer hat was von fast 100 % gesagt? Das betrifft nur die Durchseuchung mit Windpocken-Viren.
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Na du, Gerda
„Ja, ohne Windpocken keine Gürtelrose. Aber 95.5 % aller Menschen hatten mal Gürtelrose…“
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Sieh mal an, ja, hab ich geschrieben. Und ich dachte, ich hätte geschrieben, 95.5% hätten Windpocken gehabt. Denn das WOLLTE ich schreiben. Ts ts ts. Pardon wegen der daraus sich ergebenden Missverständnisse.
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„Es soll nichts schlimmeres passieren !“ sagen wir in Wien bei solchen Kleinigkeiten 😉
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Ich weiß natürlich nicht, wie/ob die Impfung gegen Windpocken in der Schweiz allgemein durchgeführt wurde nach dem WW II. Ich jedenfalls wurde als Kleinkind dagegen geimpft, das war Usus in Österreich, ich glaube, sogar Pflicht – bist du denn nicht geimpft worden ? Ob ich danach ein Krankheitsbild gezeigt habe, kann ich mich nicht erinnern 😉 … Gürtelrose hab ich auch noch nicht gehabt soweit mir das bewußt ist, trotz fallweise großem Streß über längere Zeitabschnitte … vllt kommts ja noch.
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Ein guter Text, einschlossen im Bernstein und nach Millionen von Jahren vom Meer angespült, so reiste Deine Spinne zu uns und schreibend hast Du ihre Gedanken/Träume lebendig gemacht.
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Ja, das ist einmal eine ganz andere Art von Protagonistin 🙂
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Ich fand es hochinteressant, was sie uns zu berichten hatte *lächel*
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Ja, die Arme ist recht gesprächig 😉
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🙂
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Ahh, gefunden … 😉
Kein Wunder, daß die arme so viel zu erzählen hat nach dem schockierenden Unfall, der ihr passiert ist. Wie man lesen kann, sind Spinnen weder bösartig noch nachtragend, es ist eine Erfindung der Archaen ! Sie hatte, wahrlich, ich sage euch, natürlich genug Zeit zum Überlegen, wie die Sache mit dem Leben, der Schöpfung samt Urknall und den schwarzen Löchern ist – schade, daß sie (wahrscheinlich) nicht mit telepathischen Fähigkeiten aufwarten kann und so unsere Spekulationen erfährt, die wir zu ihrem Vorhandensein und Vorliebnehmenmüssen im goldenen Käfig haben; ihre Meinung dazu wäre bestimmt interessant zu hören…
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Wieso der Archaen? was haben die im makrobiologischen Bereich verloren ?
Ja, ja, sie hat vieles gesehen, die Gute. Leider mangelt es auch mir völlig an telepathischen Fähigkeiten und so können wir nur hin- und herstarren 🙂
Ich habe mich bemüht, sie abwechselnd sympathisch und unsympathisch zu gestalten….
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Die Archaen haben mir die Urangst in die Wiege gelegt, wie eben daß Spinnen giftige Stacheln haben und daher gefährlich sind (von der Tarantel geSTOCHEN ;-)), also insgesamt zu den wenig streichelbereiten Tierchen gehören – wie natürlich auch Schlangen 😉 …
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Schlangen finde ich sehr schön, es muss natürlich nicht gleich eine Boa constrictor sein 🙂
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Ja, schön sind sie natürlich, keine Frage, bis auf die otterartigen. Ich fing auch schon schwachgiftige mit der Hand – doch die Scheu, ihnen vor allem nicht nahezu’treten‘ ist nicht zu leugnen; und beim Klettern liegen Vipern manchmal ausgerechnet in jenen Mulden, in welche man, haltsuchend, hineingreift … 😉 Skorpione wiederum sitzen häufig gerade unter jenen Steinen, die man nicht gewendet hat *kicher* … aber das ist trotzdem ein anderes Gefühl – lediglich reale Gefahr wie ein Löwe, ein Büffel oder ein Keiler.
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