Mein erster Beitrag zum November in der Impulswerkstatt. Wie sich zeigt, bin ich gerade sehr unromantisch unterwegs. Eigentlich meistens. Ich hatte einen völlig anderen Text im Sinn, aber dieser hat sich mit Erfolg vorgedrängt.
Das Meer streckt die Finger aus nach dem Land. Die Steine hat es schon zu Sand zerrieben, nun nähert es sich wieder, streicht den Sand glatt und hinterlässt Luftblasen. Mit Luftblasen kenne ich mich aus.
„Et la mer efface sur le sable les pas des amants désunis” mein heutiger Ohrwurm, nachdenklich, melancholisch… Mich aber stimmt es heiter, das Lied von den im Sand verwischten Spuren der Liebenden. Das Bedauern über den Verlust so mancher Geliebter hält sich in Grenzen.
Was bin ich froh, dass ich dich los bin mit deinem romantischen Getue vom „immer und ewig“ und „den verwandten Seelen“ und von „Liebe besiegt alles“ und dem ganzen Geschwurbel und Geschlabber.
Wenn es darum ging einen Dichtungsring auszuwechseln, wolltest du dir deine edlen Pianistenhände nicht schmutzig machen. Füreinander geschaffen waren wir, du für die Freuden des Lebens, ich für alles andere. Das Begießen der blauen Blumen der Romantik war dein maximaler Beitrag zu den Niederungen des Alltags.
Du konntest unmöglich selbst das Auto zum Mechaniker bringen, du musstest dir ja Liebesschwüre ausdenken, die du dann deklamieren konntest wenn ich vom Mechaniker zurück war und in aller Eile das Abendessen kochte. Ein paar Butterbrote wären eines in ewiger Liebe verbundenen Paars wie uns beiden nicht würdig gewesen. Und dass du selbst etwas gekocht hättest, entsprach nicht deinem Image als romantischer Liebhaber.
Als Liebhaber warst du allerdings wirklich gut, das muss ich dir lassen. Perfekt wäre es gewesen, hättest du dabei gelegentlich auch den Mund gehalten und nichts Gereimtes rezitiert. Auch auf die ausgewählten Passagen aus Romeo und Julia hätte ich in dem Zusammenhang gerne verzichtet. Dagegen hätte es meine Libido sicher noch gesteigert, wenn du es einmal geschafft hättest die Waschmaschine in Gang zu setzen oder den Staubsauger zu schwingen.
Die Welt wolltest du mir zu Füßen legen und dem ganzen Universum von unserer Liebe künden, die so hell leuchtete wie das Firnament. Deine Metaphern waren eher durchschnittlich. Es musste aber jemand den Rasen mähen und neue Glühbirnen besorgen. Du warst es nie, warst immer ausgelastet mit Künden, Jubilieren oder Dichten während ich den Zaun strich oder die Steuererklärung machte.
Ich wählte und kaufte das neue Sofa, dein Beitrag dazu war es, dekorativ darauf herumzuliegen. Das Dekorative kann man dir ja nicht absprechen. Dein reizender Engel war ich. Wahrscheinlich deswegen, weil Engel mit Flügeln ausgestattet sind und somit sehr schnell gewünschte Dinge herbeischaffen können.
Zugehört hast du mir nie, du musstest ja von den ewigen Bindungen des Fleisches und der Seele labern, die über viele Leben hinaus andauern. In diesem Leben musstest du dich wohl von den vorhergegangenen ausruhen und für die zukünftigen stärken.
Such dir doch einen anderen bezaubernden Arbeitsengel !
„Et la mer efface sur le sable les pas des amants désunis”
Endlich!
Grande :-)!!!!!!!!!
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muchas gracias 🙂 🙂
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Wow, diese Kombination hätte ich nocht vermutet.
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🙂 🙂
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Ich bin sehr begeistert 😊🌊🌊🌊
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Die Luftblasen sind eben vielseitig 🙂
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Ich habe hier schallend gelacht. So göttlich.
Echt aus dem Leben gegriffen und ganz wunderbar in Worte gefasst.
Bei solchen Erfahrungen geht wirklich die Romantik flöten.
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Herzlichen Dank ! Solche Typen gibts ja leider wirklich 😉 🙂
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Ja, allerdings!
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„Such dir doch einen anderen bezaubernden Arbeitsengel !“
Einfach nur köstlich und so lebensecht – aber es soll Leute geben, die es in der Beziehung glücklicher treffen.
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Oja, es soll keine allgemeine Verunglimpfung Der Männer sein 🙂
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Dachte ich mir, wo doch dein F. offenbar in die bessere Kategorie zählt.
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Nein, der F hat mit dem beschriebenen dichtenden Parasiten gar nichts gemeinsam
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Ein toller Beitrag aus der Impulswerkstatt, liebe Myriade!
Voller Ironie und feinem Humor.
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Kennen möchte ich so einen „reizenden“ Typen allerdings nicht 😉
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Ich würde ihn vermutlich gar nicht erst kennenlernen 😐
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Der grosse Jacques Prévert. Engel obgleich geschlechtslos, werden zu Männern oder Frauen auf Erden. Wo die Flügel abhanden gekommen sind, bewegt man sich in den Niederungen.
Mir gefällt Ihr Text.
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Oh, vielen Dank, das freut mich sehr !
Tatsächlich kann es ja in den Niederungen auch recht vergnüglich und lehrreich zugehen 🙂
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😄
Liebe Myriade, das ist dir herrlich gelungen!
Kommt mir gar nicht so unbekannt vor! Luftblasen also! Klasse!
Und „Les feuilles mortes” habe ich früher sehr gern gehört und voll vergessen! Ein Fundstück also auch noch darinnen.
Ich werde auch gleich einen Beitrag für die Werkstatt veröffentlichen. LG Petra
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Danke schön! Ich finde solche kleinen, heiteren Texte viel einfacher zu schreiben als ernstere. Allerdings liebe ich melancholische Chansons. Komisch eigentlich.
Ah, du hast auch einen Beitrag geschrieben ? Muss ich mir gleich ansehen.
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Vielleicht weil Humor ja oft doch etwas ist, dass man trotzdem lacht?
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Ja, unbedingt.
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Hört sich sehr authentisch an, wie selbst erlebt.
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Haha, ja in Ansätzen. Ganz so schlimm war es nie
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Und hier findest du meinen neuen Beitrag: https://pawlo.wordpress.com/2020/11/16/ganz-schon-farnig-quite-ferny/ Herzlich, Petra
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Danke schön, liebe Petra. Schon bewundert. Farne gehören zu den besonders attraktiven Pflanzen
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Und zu den anpassungsfähigen, zähen und „mutigen“ Pflanzen wie dein kleiner Halm.😉
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Großes Kino, Myriade! Der witzigste Post-Kündigungsbrief, den ich seit sehr langer Zeit gelesen habe. Danke für das breite Grinsen in meinem Gesicht.
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Ja, ächz, und nie vergessen: Zumindest am Anfang hat der Arbeitsengel noch freiwillig mitgemacht … Wer alleine auf einem Podest rumsteht, -sitzt oder oder -liegt, braucht Bewunderer, die Kissen sowie Speis und Trank heranschleppen, sonst wärs ja langweilig.
Danke, hab sehr gegrinst, bloß DIE Assoziation hätte ich niiiie gehabt …
Abendgrüße, müde 😉🥱🍷👍
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Das deprimierende an solchen Paaren ist die Freiwilligkeit der Engel.
Tja, Assoziationen finden doch über viele Ecken statt und sind oft nicht einmal von einem selbst nachvollziehbar. Das ist ja das Schöne am Schreiben nach Bildern…
Einen guten Schlaf !
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Mein Opa meinte mal, dass man Frauen, die Welt zu Füßen legen sollte, woraufhin meine Ona erwiderte: „Ja, ubd die dürfen die Scheiße dann wegräumen.“ 😅 Musdte ich gerade einfach spontan dran denken.
Toller Text, ich musste sehr grinsen.
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Hihi, deine Oma gefällt mir! solche Texte machen mehr Spaß als Mühe. Was ja nicht unbedingt immer so ist 🙂
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Vieles Verdprochen wenig gehalten. Tolle Klage.
Michael.
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Zum Glück reine Fiktion 🙂
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