Das Leben plätschert dahin. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es so mag oder nicht. Es fließt in einem sehr angenehmen, hübschen, abwechslungsreichen Flussbett. Auch der Hochwasserschutz ist bestmöglich. Es gibt aber mehrere Dinge, die ich tun würde, wenn nicht überall das widerwärtige Virus gegenwärtig wäre. Wenn ich also normal leben könnte, würde mir das Plätschern wahrscheinlich noch besser gefallen.
Ein in Österreich lebender Mann aus Weißrussland sagte bei einem Interview über die Situation in seinem Land: „die Wahrheit stimmt nicht“. Ein denkwürdiger Satz, auch wenn man berücksichtigt, dass er sich vielleicht auf Deutsch nicht ganz so ausdrücken kann, wie er gerne möchte.
Nachdem der F und ich beide Jahreskarten für den Schönbrunner Tiergarten haben, fanden wir es gestern an der Zeit wieder einmal vorbeizuschauen und die Amortisierung des Preises voranzutreiben. Bei dieser Gelegenheit haben wir erfahren, dass die Jahreskarten um 65 Tage verlängert werden, wegen des Lockdowns und dass sie wesentlich teurer geworden sind.
Etwas grimmig schaut der Pelikan drein. Tatsächlich war es auch schon wieder ziemlich voll im Tiergarten. Ich konnte bei dieser Gelegenheit gut beobachten, dass der F, der immer gegen überzogene Corona-Hysterie wettert, durchaus verinnerlicht hat, Abstand zu Menschengruppen zu halten.
Im Schlosspark wurden die letzten Teile der Aufbauten für das alljährlich stattfindende Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker abgebaut. Bei dieser Gelegenheit wird immer das Schloss, der Neptunbrunnen, diverse Skulpturen und auch die Blumenrabatten mit für diese Gelegenheit montierten starken Scheinwerfern beleuchtet. In den letzten Jahren haben wir uns das Konzert öfter im Park selbst angehört. Heuer war der Park aber gesperrt, nur etwa 1000 Sitzplätze in einem abgesperrten Areal wurden vergeben. Dafür wurde das Konzert am vergangenen Freitag aber im Fernsehen übertragen. Etwas Wien-lastig war das Programm schon „Wiener Blut“ und „Wien, Wien nur du allein“ und so weiter aber in Philharmoniker Qualität.
Dieses Plätschernde empfinde ich auch, bin auch unsicher ob ich es mag oder nicht. Vielleicht würde eich es mögen können, wenn da nicht so eine klitzekleine Ängstlichkeit wäre, dass dem Plätschern Ungemütliches folgen könnte…
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Ja, irgendwie hat das Plätschern auch einen leicht bedrohlichen Aspekt …. sehr zwiespältig
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Die Wahrheit stimmt nicht… Das ist ein wirklich interessanter Satz.
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Das ist schwierig, so doppelt entwurzelt zu sein: beruflich und pandemisch. Ein Gefühl von Ziellosigkeit und Leere ist da schwierig zu vermeiden. Ein Zoobesuch hilft da nicht viel weiter, wahrscheinlich. Aber der Pelikan ist fein getroffen!
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Ich habe meine aktuelle Gefühlslage noch nicht so wirklich definieren können. Aber entwurzelt fühle ich mich nicht, das kommt mir zu dramatisch vor
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Das unterschreibe ich. Ich weiß auch nicht recht, wie ich die Plätscherei finde und ich fürchte das Plätschern wird noch verdichtet, wenn das draußen Leben ein kaltes Ende findet…
Aber was soll’s: müssen wir durch…
LG Nicole
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So ist es
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