Die ABC-Etüden
Wie immer bei Christiane
Diesmal stammen die Wörter von Olpo Olponator
Die untenstehenden 3 Begriffe sollen in einem höchstens 300 Wörter langen Text vorkommen
Anfangs leckten nur kleine Wellen über die rot gestrichenen Planken. Gefällige Wasserschnörkel mit Gischt verziert, Abwechslung fürs Auge und Abkühlung an einem glühend heißen Tag. Jede Meile, die wir uns vom Ufer entfernten, erfüllte mich gleichermaßen mit Schrecken und Genugtuung. Mit welcher Arroganz ich damals erklärt hatte, dass ich der Sache wegen zu allem bereit wäre und alles auf mich nehmen würde um der Gerechtigkeit zum Durchbruch zu verhelfen. Sogar als ich meinen Verrat nicht mehr totschweigen konnte, nach dem Entschluss zur Flucht, hatte ich noch großspurig erklärt, dass keines der Weltmeere mir Angst machen könnte. Als ob nicht die gesamte Mannschaft wüsste, dass ich alle Schwüre gebrochen und alle Verbündeten verraten hatte. Nur noch um mein nacktes Leben ging es mir.
Die freundlichen, kleinen Wellen wurden zusehends energischer, Wolken zogen auf, das Meer hatte das Schiff bemerkt und wollte es in seinem Reich nicht dulden. Noch war es windstill, bedrohlich die Ruhe und Eleganz des schwarzgrauen Himmels. Das rote Schiff leuchtete wie ein Fremdkörper, der vernichtet werden musste. Immer höher nun die Wellen, immer näher der Ausbruch des Sturms.
Götter wurden angerufen, so viele an der Zahl, dass einer uns hätte retten müssen, wäre ich nicht an Bord gewesen. Die Mannschaft brüllte um ihr Leben, hasste wohl den todbringenden Verräter an Bord. Immer größere Wellen brachen über das Schiff herein, rissen Ruder, Takelage, Vorräte und Menschen von Bord. Der archaische Überlebensinstinkt ließ uns nach allem greifen, was noch solide schien, befahl uns das Anklammern. Wir hörten alle das Brausen des Wassers über uns, sahen die Welle weit oben, grauweiß, mächtig, einen Augenblick lang festgefroren in absoluter Schönheit und Stille.
Dann stürzte der Katamaran über den Rand der Welt.
Wenn sie den Protagonisten wirklich gehasst und verantwortlich gemacht hätten, hätten sie ihn dann nicht über Bord geschmissen, um sich selbst zu retten? Zumindest die klassischen Geschichten sind sich da einig.
Boah, dieser Schlusssatz! Ich mag sehr, dass keine Rettung in letzter Sekunde geschieht!
Liebe Grüße, schönen Sonntag
Christiane 😁☕🍪🌞👍
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Mit den happy ends habe ich es ja nicht so 🙂 Ja, der Einwand, dass er eigentlich bei Beginn des Sturms hätte über Bord gehen sollen, ist berechtigt.Aber es freut mich sehr, dass du beim Lesen gedanklich in der Antike gelandet bist und hoffe, dass das an der Sprache liegt und nicht nur an den angerufenen Göttern und der flachen Welt 🙂
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Durchaus die Sprache. Wobei die Götter aber dazu beigetragen haben, ich habs mit Göttern … 😉
Und die flache Welt erinnert mich erst mal an Pratchetts Scheibenwelt, was das angeht, bin ich wohl verdorben.
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Und ich habe ganz bewusst die Elefanten und Schildkröten verschwiegen 🙂
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SchildkrötE! Das freut mich jetzt, dass du auch gedanklich bei Groß A’Tuin warst … 😉
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Mir leuchtet das Konstruktionsprinzip der Scheibenwelt durchaus ein 🙂
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„Auf der Flucht gekentert und in den Weltraum gestürzt“. Endlich eine glaubhafte Alternative zum „…erschossen“ oder „…in den Abgrund…“.
Geschmeidig wie immer, sehr fein, solche Geschichten liest man doch gerne..
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„Auf der Flucht gekentert und in den Weltraum gestürzt“. wäre der ideale Titel, nur wollte ich nicht gleich alles verraten 😉 Danke schön fürs „geschmeidig“. Mir ist es ja wichtig, dass die Wörter nicht gleich herausstechen
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Die Geschichte mit dem passenden Titel, der sich nicht auf das Ende der Posse bezieht, kennen wir wohl alle <;-) … hatte ich eben auch – erledigt. Mal seh'n, was die Welt auf der Scheibe oben dazu meint … 😉
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Einen Versuch war’s auf jeden Fall wert. Die Welt hätte doch genausogut wirklich eine Kugel sein, oder Amerika hätte sich rechtzeitig querlegen können!
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Das Querlegen von Amerika als Kontinent ist eine überaus verlockende Vorstellung.! Womöglich mit Schwung und der Boss wäre dabei runtergefallen 😉 🙂
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Also doch eine Scheibe. Ich wusste es doch 🙂
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Du hast doch hoffentlich nicht einen Augenblick an diesen Schwachsinn mit der abgeflachten Kugel geglaubt 😉
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Kann ja gar nicht sein, was Du uns da vorgaukelst!
Nach dem britischen Autoren Samuel Rowbotham ist die Erde tatsächlich eine Scheibe. Der der Nordpol bildet das Zentrum der Welt, die Antarktika die Ränder. Sie verhindere mit riesigen Eiswänden, dass Schiffe und Menschen am Ende des Horizonts von der Erde fallen.
Also: da hast Du es schwarz auf weiß!
https://www.welt.de/vermischtes/article167349511/Die-Erde-ist-eine-Scheibe-und-der-Rand-wird-schwer-bewacht.html
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Erschütternd. Es wundert mich zusehends weniger, dass ein ******** wie Trump es zum Präsidenten gebracht hat.
Besonders „nett“ finde ich, dass die Antarktis als Rand der Scheibe, schwer bewacht wird. Warum eigentlich?`Man (wer immer das sein soll) könnte ja die Gegner der Wahrheit über de Rand fallen lassen.
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wunderbare kleine feine Geschichte! gefällt mir wirklich sehr gut!
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Danke schön !
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Der Satz am Ende ist einfach eine Wucht. Er reißt die Geschichte aus allen Niederungen und über den Verräter denkt keiner mehr nach…
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Ich mag solche Donnersätze 🙂
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