Liebe und Tod – Mittwoch 11.12.19

Eine unglaubliche Geschichte ! https://www.nytimes.com/2019/12/08/nyregion/auschwitz-love-story.html Und was für eine Frau !

Und eine meiner freundlichsten und sozialsten Kolleginnen hat wohl nicht mehr lange zu leben. Beidseitiger Lungeninfarkt, die anschließenden Untersuchungen zeigten Bauchspeicheldrüsenkrebs, der bereits in die Leber und wahrscheinlich auch in die Lunge gestreut hat. Inoperabel. Ab morgen versucht man mit einer Chemotherapie die Tumore zu verkleinern um vielleicht doch noch operieren zu können. Mir kommt vor, niemand glaubt daran, dass das möglich sein wird. Sie ist gerade 60 geworden, alleinstehend, ihre Geschwister leben in der Schweiz. Sie hat ihre große Müdigkeit für eine Alterserscheinung gehalten, über die ohne ersichtlichen Grund abgenommenen Kilos hat sie sich gewundert. Einladungen zu Weihnachten hat sie abgelehnt, sie will auch nicht im Spital besucht werden.

So viele sind es.

Oh, ich begriff alles, begriff Pablo, begriff Mozart, hörte irgendwo hinter mir sein furchtbares Lachen, wusste alle hunderttausend Figuren des Lebensspiels in meiner Tasche, ahnte erschüttert den Sinn, war gewillt, das Spiel nochmals zu beginnen, seine Qualen nochmals zu kosten, vor seinem Unsinn nochmals zu schaudern, die Hölle meines Inneren nochmals und noch oft zu durchwandern.

Hermann Hesse „Der Steppenwolf“ vorletzter Absatz

18 Gedanken zu “Liebe und Tod – Mittwoch 11.12.19

  1. Die Geschichte mit deiner Kollegin schnürt mir die Kehle zu. Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine extrem schlechte Nachricht.
    Da meckere ich doch lieber darüber, dass ich den Artikel in der NYT nicht ohne Anmeldung lesen kann.
    Liebe Grüße
    Christiane ☕🍩🎄🕯️🕯️

    Gefällt 1 Person

    1. Ich denke, es ist de facto ein Todesurteil, weil es eine besonders aggressive Krebsform ist und in ihrem Fall inoperabel. Bestrahlen kann man auch nicht. Da ist halt auch die große Kunst der modernen Medizin am Ende.
      .
      Komisch, dass du nicht in die NYT hineinkommst. Ich bin auch nicht angemeldet und komme problemlos hinein.
      .
      Du hast beim Redigieren der heutigen Adventgeschichte den Titel übersehen.

      Gefällt 1 Person

      1. 1. Ja, ich weiß, wollte ich nicht so krass schreiben.
        2. Die NYT macht anscheinend einen Unterschied zwischen Handy und Laptop, wie ich gerade feststelle. Ich gehe also gleich lesen.
        3. Nein, wieso? Rina schreibt ihren Blog genauso?

        Like

        1. 3. Ich habe mich gerade selbst in einem Rechtschreibkurs angemeldet *schäm* Ich war für „seelig“. Ich bin derzeit etwas durch den Wind und obendrein ist das ein Wort, das ich kaum jemals verwende, trotzdem sehr peinlich. 😦

          Gefällt 1 Person

          1. 3. Wenn „seelig“ von „Seele“ käme, wäre es eine ganz korrekte Ableitung. Der Duden lehrt allerdings, dass es auf „das althochdeutsche Wort sälig („gut, glücklich, gesegnet, heilig“) zurückgeht.“
            Es ist ein ziemlich verbreiteter Fehler, tröstet dich das irgendwie?

            Gefällt 1 Person

  2. Ach ja. Habe auch gerade, unabhängig von deinen Blogeintrag über die Endlichkeit des,Lebens nachgedacht … Überfällt mich manchmal …

    Like

  3. Die beiden Eckpunkte des Lebens sind:: es wird geboren und es wird gestorben. Was dazwischen kommt, weiss niemand. Als Arzt, der Jahrzehnte Krebspatienten begleitet hat, habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Betroffenen damit oft besser klarkommen, als das emotionale Umfeld

    Gefällt 5 Personen

    1. Das ist mir vor Jahren auf der Kinderkrebsstation in Berlin-Buch auch so aufgefallen. Die Kinder waren relativ ruhig, sowohl die kleinen als auch die schon etwas größeren. Besonders aufgelöst waren die Mütter, was ich aber auch verstehen kann und konnte. Nur haben sie so oft damit die Arbeit der Schwestern erschwert.

      Gefällt 4 Personen

      1. Es erschwert nicht nur die Arbeit des Personals, es verunsichert, weil die meist allgegenwärtige Betroffenheit für die Kranken keineswegs hilfreich, sondern oft im wahrsten Sinne motivationstötend ist. Besonders drastisch erlebe ich das bei Konstellationen aus dem islamischen Kreis, wenn zuweilen an die 20 Personen jammernd und wehklagend die Zimmer in den Zeiten fluten, in denen eigentlich Ruhe notwendig ist, etwa nach Chemotherapien.

        Gefällt 3 Personen

Hinterlasse einen Kommentar